Social Media in der Schweiz: Resultate der Online Befragung

Bereits zum fünften Mal hat die Schweizer Agentur Xeit mit einer Online-Befragung erhoben, wie weit die sozialen Medien schon bei Herrn und Frau Schweizer im Alltagsgebrauch angekommen sind. Und siehe da: Facebook ist noch immer nicht tot. Das Internet spielt in der Vorbereitung von Käufen eine immer wichtigere Rolle. Und es wächst eine neue Blogger-Generation heran. Befragt wurde online, 723 Fragebogen wurden ausgewertet:

Internet-Nutzung: mobil und vor dem Einkauf

Die mobile Internet-Nutzung hat sich etabliert. Jede zweite befragte Person nutzt das Internet täglich mobil unterwegs, mit einer Zunahme von gerade mal einem Prozentpunkt  gegenüber dem Vorjahr auf 49% hat sich dieser Wert erst mal stabilisiert. Haben Sie sich auch schon gefragt, was die Leute in Tram und Bus vertieft in ihre Smartphones überhaupt tun? Gemäss Studie schauen sie bevorzugt Online-Videos oder machen Status-Updates (z.B. auf Facebook oder WhatsApp). Mehrmals pro Woche teilen sie Fotos, lesen Blogposts oder tätigen Check-ins.

Vor einer Anschaffung informieren sich 78% immer oder oft online, bevor sie den Einkauf tätigen. Das entspricht einer Zunahme von 12% zum Vorjahr. Dafür bauen sie nicht mehr allein auf Händler-Informationen, sondern auf Vergleichs- und Bewertungsportale, aber auch Blogposts und Expertenreviews schaffen es immer häufiger auf die vorderen Plätze der Suchmaschinen.

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Blogs: Private probieren aus

Erstaunt hat mich der relative hohe Anteil von 12% der Befragten, die angegeben haben, einen eigenen Blog zu führen. Auffällig gross ist die Gruppe, die in den letzten beiden Jahren mit Bloggen begonnen hat, viele Blogs sind mit 1 bis 6 Monaten noch sehr jung und müssen sich erst noch etablieren. Durchschnittlich publizieren Blogger 2.6 Posts pro Woche und investieren 45 Minuten in einen Beitrag. Dann gibt es eine Gruppe von 14% der Befragten; ich nenne sie Speed-Blogger, denn sie investieren nicht mehr in fünf Minuten pro Post. Selber zähle ich mich wohl eher zur Gruppe der 10%, die zwei Stunden für einen Beitrag aufwenden. Fakt ist: Der vormediale Raum belebt sich.

Wer nicht bloggt, führt das Zeitargument an (48%), zweiter Grund ist die Befürchtung, nichts Interessantes erzählen zu können. Technische Aspekte als Grund sind vernachlässigbar. Mit 59% klar am meisten genutzt wird WordPress, 22% posten auf der Plattform von WordPress und 37% hosten selber. 24% nutzen das Google-System Blogger und ein für mich überraschend kleiner Anteil von 15% bloggt auf tumblr.com. Überraschend darum, weil sich dieses einfache System wunderbar für die niederschwelligen Fünf-Minuten-Beiträge eignet

Bei der Nutzung überwiegen die privaten Blogs, 40% der Befragten nutzen sie einmal pro Monat oder häufiger. Die Macher der Studien merken aber richtigerweise an, dass die gestalterische und inhaltliche Entwicklung von Blogs die Abgrenzung von Magazinen und Websites schwierig macht. Viele Menschen dürften also Blogs lesen, ohne sich dessen bewusst zu sein.

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Social Networking: läuft über Facebook

Bei der regelmässigen Nutzung präsentiert sich die Reihenfolge wie folgt: Facebook (80%), YouTube (64%), Google+ (gegenüber Vorjahr rückläufig 32%), Twitter und – eher enttäuschend – Instagram (19%) auf Rang 5. Insgesamt setzt sich der Trend weg vom klassischen Fotoplattformen hin zu allgemeinen sozialen Netzwerken fort. Etablierte Grössen wie Googles Picasa oder Flickr werden gemäss Umfrage kaum noch genutzt. Dies dürfte eine Entwicklung in der privaten Nutzung sein. Für den Business-Bereich ist sie nochmals zu hinterfragen, auch wenn Instagram durch die Übernahme durch Facebook nochmals Aufwind bekommen dürfte. Bilder sind auf Instagram weniger nachhaltig aufgehoben. Die Bildqualität entspricht logischerweise dem Smartphone-Niveau, wenn auch die Kameras immer besser werden. Die Beiträge verschwinden, vergleichbar mit Posts auf Facebook vs. Beiträge auf dem Blog, im nicht endenden Strom.

Bei den Business-Netzwerken liegt Xing punkto Nutzung weiterhin vor LinkedIn. Für Firmenauftritte ist Facebook am beliebtesten: 59% der Befragten gaben an, auf Facebook einer oder mehreren Unternehmen zu folgen. Auf dem zweiten Platz folgt YouTube, wo beachtliche 22% der Umfrageteilnehmer die Channels von Unternehmen abonniert haben. Dahinter liegt Google+ mit immerhin 20%.

Gefragt nach den Institutionen folgen die Befragten Medien (50%) Unternehmen (ca. 43%) und Marken (knapp 40%). Kaum gefolgt wird Beratern, NGOs und anderen Seiten. Punkto Inhalt erwarten die Teilnehmer Infos zu Unternehmen (43%), unterhaltsame Beiträge (39%) und Themen rund um das Unternehmen (37%). Interessant ist, dass 33% angeben, bereits (indirekt) über Facebook etwas gekauft haben; einDrittel tat dies aufgrund einer Aktion und weiteres Drittel aufgrund eines Inserates.

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QR-Codes: sind noch nicht angekommen

Obschon 42% der Befragten einen QR-Code-Reader auf dem Smartphone installiert hat, scannen 80% nie oder seltener als einmal pro Monat einen Code. Das Potential scheint zwar vorhanden zu sein, die Befrager sind jedoch der Meinung, dass wohl der richtige Mechanismus noch nicht gefunden wurde. Wenn gescannt wird, dann ab Produkten oder Zeitungs-Anzeigen (je 33%), von Flyern (19%), vom Computer-Screen (10%) oder von Plakaten (5%).

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Fazit: Skepsis weicht der Neugier

Was die Durchdringung anbelangt, zeichnet sich eine Verlangsamung des Wachstums ab. Gemäss Xeit sind von den etablierten Social Networks bezüglich Nutzerzahlen keine grossen Sprünge mehr zu erwarten. Die Skepsis scheint der Neugier zu weichen. Nun ist es Sache der Unternehmen, die Mainstream-Plattformen strategisch klug zu nutzen und das Publikum für ihre Online-Präsenzen zu gewinnen. Wichtig bleibt dabei, dass die eigene (mobile und Social-Media-taugliche) Website, oder wenn vorhanden, der Corporate Blog der Hub für sämtliche Aktivitäten in den sozialen Medien bildet. Denn hier bestimmt das Unternehmen die Ausgestaltung des Auftritts. Sich punkto Aussehen und Nutzung stetig verändernde Netzwerke wie Facebook und in letzter Zeit Twitter sind als alleiniges Standbein für einen kontinuierlichen und nachhaltigen Aufbau der Online-Reputation zu riskant. Sie eigenen sich jedoch hervorragend um dahin zu gehen, wo das Zielpublikum ist, mit guten Inhalten zu überzeugen, Reichweite zu schaffen und – wo gewünscht – den Dialog aufzubauen.

Blick in die Studie

Zur Anlage der Studie

Zwischen 9. Dezember 2013 und 31. Januar 2014 hat Xeit in einer Online-Umfrage 43 Fragen in 5 Kategorien gestellt, 712 Fragebogen waren vollständig ausgefüllt und konnten ausgewertet werden. Die Teilnehmer waren je zu Hälfte weiblich (49.7%) und männlich (50.3%). Die demographische Verteilung entspricht jener der Schweizer Bevölkerung, das Gros der Teilnehmer war zwischen 20 bis 39 (35.82%) respektive 40 bis 64 (37.39%). Auch die Verteilung hinsichtlich Schulabschluss, Arbeitssituation und Haushalteinkommen entspricht gemäss den Studienmachern dem Schweizer Durchschnitt.

Korrektur: Die Zusammenfassung der Studie kann bei Xeit gratis zum Download angefordert werden. Die ganze, gedruckte Studie ist gegen eine Schutzgebühr von Fr. 300.- erhältlich.

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2 Kommentare zu “Social Media in der Schweiz: Resultate der Online Befragung

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