Jona Hölderle versprach uns zu Beginn seiner Session: “Ich zeige euch zehn Fehler, die alle machen – auch ihr.” Ich dachte: “Die anderen sicher, ich wohl kaum” – und wurde eines Besseren belehrt. In einem kompakten und klaren Vortrag mit vielen Beispielen zeigte er uns, in welche Fallen man tappen kann. Zwar habe ich sie während des Referats getwittert, halte sie aber für genügend wertvoll, um sie hier nochmals festzuhalten:
10 Fehler in Social Media
- Wir sagen Social Media und meinen Facebook. Stimmt! Das erlebe ich allzu oft in Gesprächen und versuche dagegen zu halten.
- Wir denken in Inhalten und nicht in Communities. Erster Moment, mich an der Nase zu nehmen, zumindest in der Grundtendenz. Auf Konzeptebene ist die Community noch da. Wer ist das überhaupt, wie tickt sie? Dem Community-Gedanken inhaltlich gerecht zu werden, geht nur über ausprobieren, evaluieren, justieren.
- Wir nehmen uns selber zu wichtig, dadurch begehen wir den Fehler zu sehr aus der eigenen Perspektive zu denken. Das ist so schon ok, solange die andere Perspektive nicht fehlt. PR ist Interessensabgleich.
- Wir erwarten neue Zielgruppen. Hm ja, das denke ich auch, nicht nur, aber auch.
- wir wollen Apps – ja, leider, wird Zeit, dass dieser Unfug aufhört, responsive Design reicht mehrheitlich.
- Wir bloggen nicht, sondern kümmern uns um Kommunikation. Anspruchsvoll, diesen Fehler zu übersetzen. Ich denke, das hat was zu tun mit loslassen, aufhören um jeden Preis Botschaften zu bolzen.
- Wir gehen davon aus, dass unsere Fans Vorwissen haben, vernachlässigen, dass jeder Beitrag für sich selber sprechen muss. Geschichten sind gut, schlecht fortgesetzte Fortsetzungsgeschichten ein no Go.
- Wir interagieren nicht genug. Jede Aktion von Unterstützern ist ein Kontaktangebot: bitte darauf reagieren. Ich finde die Ratings auch immer wieder ein Armutszeugnis, die Unternehmen loben, weil sie auf Kommentare antworten. Aber hallo, das kann doch nicht so schwer sein!
- Wir verlieren unsere Ziele aus den Augen. Aha, ein Fehler für Fortgeschrittene, nämlich jene, die überhaupt welche haben.
- Nonprofits investieren online nicht. Sie scheuen sich vor Veränderungen, erst recht “wenn diese nichts bringen”. Und Skepsis wird ja gerne mit der “Was bringt’s”-Frage kaschiert.
Dass der Vortrag gut strukturiert war, zeigt dieses Werk von meinem Sitznachbarn Ralf Appelt, der mitgesketcht hat. Sketchnote nennt man diese visuelle Art Notizen zu machen und er hat mir freundlicherweise erlaubt, sein Werk in meinen Blog zu nehmen.
Und natürlich hat Jona Hölderle seine Präsentation auch schon bei Slideshare eingestellt:
Und hier noch Jona Hölderle im O-Ton:
Alles ok. Ausser Punkt Aber User verbringen 80% in Apps und wenig Zeit im (Responsive) Web: http://venturebeat.com/2013/04/03/the-mobile-war-is-over-and-the-app-has-won-80-of-mobile-time-spent-in-apps/ es gibt sinnvolle Anwendungen fürs Mobile Web wie z.B. News, Blogs, Content/Information wo auch SEO eine wichtige Rolle spielt. Sobald man aber Funktionalitäten hat, die weiter gehen sollen, Kunden binden etc. sind Apps sinnvoll, auch wenn es ein Wahnsinn ist (Kosten, Aufwand etc.).
Fast 60% machen Games, Facebook und Entertainment aus. Unternehmen bewegen sich hier im Longtail. Viele Apps rechtfertigen meiner Meinung nach den Aufwand nicht, weil sie keinen dedizierten Zweck verfolgen. Apps zieht man sich rein, wenn sie keinen Nutzen bringen, sondern nur Speicher fressen, fliegen sie wieder raus – und werden vergessen. Das ist keine grundsätzliche Absage an Apps, sondern eher ein Appell zwischen App und Responsive Design abzuwägen.
Wie oft höre ich die Zauberformel: Wir machen Facebook. Und eine App. Ausgeblendet werden die Fragen der verschiedenen Formate und Systeme (mit Kostenfolge) und die Tatsache, dass auch eine App vermarktet werden kann. Und wo? Online. Also können sie keine volle Alternative zu anderen sozialen Netzwerken sein.
Danke Marie-Christine für die tolle Zusammenfassung der 10 Fehler.
Ihr habt beide Recht, aber denkt doch bitte hier vor allem mal aus Nutzersicht. Man sollte sich bei einer Entscheidung (App, Responsive) klar am Mehrwert für den Nutzer orientieren und nicht am Mehrwert für´s Marketing. Also nicht aus purer Marketingsicht (Kundenbindung) heraus eine App anbieten, die ggf. der Nutzer gar nicht will/braucht oder aus reinen SEO Gründen Responsive machen. Wer den Kundenwunsch respektiert und dem Kunden den Mehrwert bietet, den er braucht, der gewinnt. Customer leads Marketing. Mike argumentiert mit Studienzahlen, die für Apps sprechen, Marie-Christine schreibt, dass Apps ohne Nutzen wieder vom Handy fliegen. Beides klingt für mich, als ob Marken oft einfach nur was machen ohne mal vorher ihre Kunden, Fans, Follower, zu fragen, was die überhaupt wollen. Und das in der heutigen Mitmachwelt…
Danke für diese kompakte und prompte Zusammenfassung. konnte den Vortrag nicht selbst besuchen. Großartig auch die Sketchnote Deines Nachbarn. Einen erfolgreichen 2. Tag heute!
Moin moin. Danke Marie-Christine für die Zusammenfassung!
Mike. Absolut richtig, es gibt gute und funktionierende Apps. Aber im NPO-Bereich sind die an einer Hand abzuzählen während weniger gute in rauhen Mengen vorhanden sind. Die Aussage etwas länger war, dass in der Regel vergessen wird, dass die App ja erst mal jemand finden/installieren muss und deshalb Apps zwar gut für eine Bindung sind, in den seltensten Fällen aber neue Menschen erreichen. Beste Grüße Jona