Ob Sie für Ihr Unternehmen einen Podcast evaluieren, selber einen starten wollen oder einfach nur mal ins Feld reinschmökern möchten: dieser Beitrag öffnet Ihnen die Tür. Treten Sie ein! Viel Spass bei der Lektüre. Und ganz besonders wünsche ich das natürlich Daniel, dem ich diesen Beitrag versprochen habe.
Es ist jetzt schon einige Jahre her, dass mich Alex Wunschel, bekannt als „der Podpimp“, mit seinem „kleinen Freunderadio“ wachgeküsst hat. Podpimp ist eine Wortkreation seiner Nichte Lara, entstanden aus „Podcast“ und „Pimp your Brain“. Alex hat sie zu seiner Marke gemacht: unverwechselbar, mit markiger Stimme und saftigem Wortschatz. Schön, bist du nach einer Sendepause wieder da, Alex! Ich grüsse dich!
Kriterien für einen guten Podcast
Einen Podcast zu produzieren ist mittlerweile ein Kinderspiel, würde man meinen. Die Technik ist erschwinglich geworden, Gespräche können auch „on the go“ aufgezeichnet werden. So hat mich zum Beispiel Jens Stoewhase für den Medienrot Swiss Podcast zum Newsroom in Hamburg in der Sonne auf der grünen Wiese interviewt. Wenn die Technik stimmt, läuft schon vieles gut, aber das reicht nicht. Ein Podcast ist mit einem Klick abonniert, und wenn er nervt, fliegt er genauso schnell wieder raus.
Was sind also die Qualitätsmerkmale eines Podcasts? Dazu gibt es einige Kriterien, die ich im Folgenden mit Beispielen verdeutliche. Alle erwähnten Podcasts sind am Ende des Beitrags verlinkt. Schlechte Beispiele zeige ich hier nicht, die finden Sie schon selber, keine Sorge!
Passende Länge
Eine der zentralen Fragen ist sicherlich jene nach der idealen Länge. Dafür gibt es keine pauschale Empfehlung. Kurz gesagt: „Es kommt darauf an“. Wie viel Zeit, wie viele Stimmen und wie viele Quellen benötigen Inhalte, damit sie anschaulich und verständlich vermittelt werden können? In welcher Konsumsituation befinden sich die Hörerinnen und Hörer? Beim Wandern, Reisen oder Gärtnern dürfen die Episoden gerne etwas länger sein. Für Überbrückungs- und Wartezeiten in Tram und Bus oder bis das nächste Treffen losgeht sind Episoden bis zu 15 Minuten ideal. Kurze Beiträge vermitteln das Thema in aller Regel fokussierter, längere Beiträge schaffen Atmosphäre und nutzen den Raum für Hintergründe.
Direkter Einstieg
Nichts ist nerviger als belangloses Vorgeplänkel. Ich schätze Podcasts, die schnell zum Punkt kommen und mir zeigen, was mich erwartet. Denn auch bei Podcasts, die ich sehr gerne mag, spricht mich nicht jede Episode an. Tijen Onaran setzt im Business Punk Schlüsselzitate an den Anfang, ebenso Philipp Westermeyer vom OMR-Podcast. Jochen Witte führt im TripleM-Podcast zu Medien, Menschen, Meinungen seine Gesprächspartnerinnen ein, genauso wie Jens Stoewhase, der zusätzlich gleich zu Beginn auch das Thema der Episode und den Kontext umreisst. Bei allen fühle ich mich schon einmal gut abgeholt und eingeführt.
Freundliches Intro
Es gibt die Podcasts, bei denen der Jingle schon Laune macht. Ich weiss, das ist natürlich Geschmacksache. Wenn ich den ada-Podcast starte, das Modem-Verbindungsgeräusch des Medienrot Podcasts höre oder die Begrüssung von Alex im Blick über den Tellerrand, dann habe ich schon Lust dabei zu bleiben.
Da gibt es auch anderes: Mühe habe ich zum Beispiel mit Heavy-Metal-Einspielungen. Gut, darüber lässt sich streiten. Nicht aber, dass für den Jingle die Musik aufgedreht wird, bis fast das Trommelfell platzt, die Episode dann aber deutlich leiser gesprochen wird. Der Griff zum Smartphone zum Anpassen der Lautstärke nervt völlig unnötig – vor allem wenn man, wie ich, Podcasts bei der Gartenarbeit hört.
Aufmerksame Gastgeber
Es gibt Hosts, die schaffen es fachlich und mit viel Empathie auf ihre Gesprächspartner einzugehen. Aus aufmerksamem Zuhören, sich nicht selber ins Szene setzen und interessanten Fragen entstehen tolle Episoden, die ein Thema vertiefen und wirklich zum Kern der Sache vordringen. Tijen Onaran von Business Punk, aber auch Andrea Montua von Auf einen Tee mit Andrea Montua positionieren sich mit klugen Fragen in ihrem Thema als Expertinnen.
Leider gibt es immer wieder Hosts, die sich allzu sehr mit sich selber beschäftigen, sich ihre überlangen Fragen gleich selber beantworten oder den Co-Host mit den ewig gleichen Zoten aufs Korn nehmen. Ich verstehe, dass es nicht einfach ist, sich das im isolierten Studio vorzustellen: Aber auf der anderen Seite des Podcasts sitzt eine Hörerin, vergessen Sie das bitte nicht!
Klare Aussprache und passendes Tempo
Nein, ich bin nicht der Meinung, dass jeder Podcaster über eine professionelle Sprecherausbildung verfügen muss. Der persönliche Stil macht die Episoden authentisch und verleiht ihnen das gewisse Etwas. Allerdings gibt es auch hier eine Schmerzgrenze: Ein zu hohes Sprechtempo, undeutliche Sprache oder verschluckte Vokale sind Hürden, die vom Inhalt ablenken. Da muss das Thema dann schon sehr interessant und inhaltlich gut aufbereitet sein, dass ich trotzdem dran bleibe – und ja, auch solche Podcasts gibt es.
Saubere Akustik
Ich habe es eingangs erwähnt: Man kann Gespräche „auf der grünen Wiese“ führen, wenn man die richtige Ausrüstung dabei hat: diskrete Stimmen im Hintergrund können durchaus zum Ambiente beitragen. Gespräche hingegen, die über schlechte Telefonverbindungen aufgezeichnet werden oder Episoden, in denen der Barista im Hintergrund die Hauptrolle spielt, verfehlen ihren Zweck.
Stimulation und Struktur
Gerade längere Beiträge leben von der Abwechslung und von Unterbrechungen. Das können wechselnde Gesprächspartner, Rubriken oder Anthems sein. Alex Wunschel ist ein Meister der Stimulation und bringt in jeder Episode ein wahres Feuerwerk an Soundeffekten. Etwas sachlicher geht es bei Computer und Kommunikation zu, der Podcast arbeitet mit Rubriken wie dem Info-Update, dem Digitalen Logbuch und Themenschwerpunkten.
Werbung mit Augenmass
Podcasts sind kostenlos, darum ist es verständlich, wenn es nicht immer ohne Werbung geht. Wird diese vom Host eingesprochen und trägt den Charakter einer Empfehlung, ist sie tolerierbar. Philipp Westermeyer löst das zum Beispiel im OMR-Podcast gut.
Was definitiv nervt, ist Werbung, die vor jeder Episode mit der identischen Ankündigung lockt: „Hey, Marketing-School-Listeners, I have interesting stuff for you …“ Von den durchschnittlich acht Minuten Podcast ist damit eine Minute weg. Hört man sich mehrere Episoden an, fühlt man sich veräppelt.
Also bitte: Wenn Werbung, dann auch den Text und idealerweise die Produkte variieren. Dass immer mehr Podcasts Werbung einspielen, beobachtet auch Pokipsie, ein Podcaster der ersten Stunde. Er hat sich mit mir am Rande der Connecta 19 in Bern übrigens für eine Episode im Geektalk (einer seiner 12 Podcasts!) über das Thema Mitarbeiter als Botschafter unterhalten.
Tipps für die Podcast-App
Ich habe schon einige Podcast-Apps ausprobiert und sie immer wieder verworfen. Dann war ich jeweils froh, die Export-Funktion nutzen zu können, weil ich am neuen Ort nicht jeden Podcast wieder neu suchen und erfassen wollte. Schnell aufgesprungen bin ich bei Swoot, weil ich es reizvoll finde zu sehen, was andere aus meinem Netzwerk hören. Davon lasse ich mich noch heute inspirieren, meist durch die Info über den Newsletter, denn auf der App bin ich inzwischen selten.
Denselben Effekt bietet Spotify, allerdings entwickelt der Musikstreaming-Dienst das Segment erst noch, die Funktionen sind daher etwas basic. Aber das dürfte sich bald ändern, Spotify hängt sich derzeit ins Thema rein. Wer dazu mehr hören will, hört sich diese Episode von Eine Stunde was mit Medien von Daniel Fiene und Herrn Pähler an.
Aktuell ist die App meiner Wahl Castbox, hier leiste ich mir die Premiumfunktion. Die App nutze ich vor allem auf dem Smartphone, schätze aber auch die Möglichkeit, Podcasts auch auf dem Desktop zu verwalten. Das sind die Funktionen, auf die ich Wert lege:
- Zuverlässiges Laden von neuen Episoden (Nicht alle Podcasts sind tot: wenn mal länger nichts kommt, könnte das auch an der App liegen)
- Übersichtliche Darstellung des Kanals mit Name, Bild, Beschreibung und Shownotes
- Ordnen in Kategorien / Playlists wahlweise nach Themen (Kommunikation, Digitalisierung, Gesellschaft) oder Hörgewohnheiten (Kochen, Joggen, Reisen)
- Möglichkeit für einfaches Vor- und Rückspulen
- Beschleunigtes oder verlangsamtes Abspielen
- Ruhe unterdrücken
- Möglichkeit, Podcasts auch offline zu hören
- Benachrichtigung für neue Podcasts frei wählbar
- Regelmässige Updates der App und schnelle Reaktion im App Store
- Inspiration durch Entdecken von ähnliche Podcasts, die vorgeschlagen werden
- Zuverlässige Suche und Autovervollständigung
- Keine Werbung in der App (gegen Bezahlung)
Fortgeschrittene, Geeks und Freaks wünschen sich sicher auch die Kompatibilität mit Amazon Alexa, Apple Watch, CarPlay, Google Home, Android Auto usw.
Tipp: Bei Apps melde ich mich übrigens, wenn immer möglich, mit Mail-Login an und nicht über Facebook, Twitter oder Google. So bewahre ich meine Unabhängigkeit und vermeide den unnötigen Austausch von Nutzungsinformationen.
Das PCMag bringt hier die 10 besten Podcast Player-Apps für 2019. Empfehlungen dürfen gerne in den Kommentaren ergänzt werden.
Meine Podcast-Empfehlungen
Die folgenden Podcasts höre ich regelmässig. Die Beschreibungen habe ich bei Castbox geholt, in Klammer sind die Podcasts (wo vorhanden) zum direkten Abonnieren verlinkt. Es lohnt sich übrigens verschiedene Podcatcher zu vergleichen, denn nicht immer sind alle gleich aktuell.
Spotify – Apple Podcasts – Soundcloud – Castbox
Spotify – Apple Podcasts – Castbox
Spotify – Apple Podcasts – Soundcloud – Castbox
Spotify – Apple Podcasts – Soundcloud – Castbox
Spotify – Apple Podcasts – Castbox
Spotify – Apple Podcasts – Castbox
Spotify – Apple Podcasts – Soundcloud – Castbox
Spotify – Apple Podcasts – Soundcloud – Castbox
Spotify – Apple Podcasts – Castbox
Spotify – Apple Podcasts – Soundcloud – Castbox
Spotify – Apple Podcasts – Soundcloud – Castbox
Spotify – Apple Podcasts – Soundcloud – Castbox
Spotify – Apple Podcasts – Soundcloud – Castbox
Spotify – Apple Podcasts – Soundcloud – Castbox
Als Bonus obendrauf:
Noch ziemlich neu, aber gut gemacht im Migros-Nachhaltigkeitsprogramm Generation M:
Spotify – Apple Podcasts – Soundcloud – Castbox
Soweit meine Tipps. Im Zuge meiner Recherchen habe ich noch einige weitere vielversprechende Podcasts entdeckt, aber die wollen erst einmal gehört werden, bevor ich sie empfehlen kann. Was sind Ihre Favoriten und Neuentdeckungen? Schreiben Sie Ihre Tipps unten ins Kommentarfeld, dann haben alle etwas davon.
Liebe Marie-Christine,
Dein Beitrag deckt sich prima mit den Erfahrungen aus einem Podcast-Pilot während der letztjährigen Tour de Suisse (nur als Labording produziert). Und jetzt lesen meine Kolleginnen und Kollegen im internen Blog interessiert mit.
Danke, Ueli. Wie geht es nach dem Pilot weiter? Werden wir euch bald einmal ausserhalb des Labors hören können?
Das war bis vor wenigen Tagen für die Tour 2020 angedacht. Nun wissen wir, dass unser Podcast Leader genau in der Zeit Vater wird. Keine Ahnung, ob/was dann möglich sein wird. The fantastic kind of bad news ;)
Danke für deine Empfehlungen. Einige kenne ich bereits, in die Anderen werde ich sehr gerne reinhören. Nach der anfänglichen Euphorie als Podcasts aufgekommen sind, habe ich das Thema total vernachlässigt und bin erst seid ein paar Wochen wieder aktive Podcast-Hörerin. Der Podcast der es in dieser kurzen Zeit bereits fix in mein Wochenprogramm geschafft hat ist „Lästerschwestern“ von zwei deutschen Youtubern. Damit bin ich up to date und bekomme Tratsch und Klatsch mit aus der YouTuber und Streamer-Szene. https://podtail.com/de/podcast/lasterschwestern-podcast/
Das sind ja Brüder ;-) Nein, im Ernst, danke für den Tipp. Der ist auch für meine Leserinnen und Leser sicher auch wertvoll.
Du bist ein Herzblatt ;-)
Aber gerne doch. Das ist doch eine prima Gelegenheit, um einfach einmal Danke zu sagen. :-)
Hi Marie-Christine. Tolle Übersicht, die mir viele gute Anregungen für unseren Podcast gegeben hat. Danke!
Aber gerne doch, magst du deinen Podcast hier vermerken? Was ist das Thema?
Sehr geehrte Frau Schindler,
Ihr Beitrag bietet wertvolle Inhalte zu einem hochaktuellen Thema: Wie beeinflusst die Digitalisierung unseren gesellschaftlichen Wandel. Ich freue mich über die breite Auswahl und werde in jedem Fall in den ein oder anderen mal reinhören.
Auch wir behandeln ähnliche Themen in unserem Podcast Business Class: Das Gespräch mit den Köpfen der Digitalwirtschaft. Das wäre in jedem Fall meine Ergänzung.
Herzliche Grüße
Liebe Frau Schlensak, vielen Dank für diese Ergänzung, den Podcast habe ich abonniert und höre gerne rein.
Danke Marie-Christine für diesen wertvollen Beitrag! Toll ist auch, dass ich alle Favoriten der von dir genannten Podcasts in einem Gefäss vereint habe: Pocket Casts (das du mir ja auch empfohlen hattest :-) Herzliche Grüsse
Danke, Daniel, das ist so. Ich finde die App erlaubt eine sehr gute Verwaltung der Podcasts.
Super Beitrag. Da kann ich nur unseren Podcast noch empfehlen (Ton-Qualität wird nach der ersten Folge besser.) :-)
Digital Palaver auf allen Kanälen:
https://www.podcast.de/podcast/666296/
Danke für den Tipp, habe ich sogleich abonniert und bin gespannt, was mich erwartet. :-)