Ich stehe Studentinnen und Studenten regelmässig für Fachinterviews und Umfragen zur Verfügung.
Das ist zwar zuweilen etwas zeitaufwändig, aber meist eine Win-Win-Situation, besonders wenn daraus eine Arbeit resultiert, die Praktiker wirklich weiter bringen kann. Karin Stäehli-Seelaus hat sich in ihrer Bachelor-Thesis damit auseinandergesetzt, wie PR-Agenturen Blogs für die Gewinnung von Neukunden einsetzen können.
Gastbeitrag von Karin Stäheli-Seelaus
Alle sprechen davon, aber (fast) keiner setzt es um: Die Rede ist von Blogs in der Unternehmenskommunikation. Doch gerade B2B-Unternehmen mit investiven Dienstleistungen wie PR-Agenturen können in der Neukundengewinnung enorm von der Vertrauensvermittlung und Kompetenzdarstellung profitieren, wenn sie über einen Blog verfügen. Dies zeigen die Ergebnisse der Bachelorarbeit „Blogs in der Neukundengewinnung von PR-Agenturen“.
Vertrauen gewinnen und Kompetenz zeigen
Die Überprüfung, ob ein Themen-Blog die wichtigsten Aspekte der Neukundengewinnung abdecken kann, zeigt folgendes Bild:
Dass so viele Aspekte der Neukundengewinnung abgedeckt werden können, hängt mit den Möglichkeiten und der Kultur der Vernetzung in der Blogosphäre zusammen. Denn qualitativ hochwertige Inhalte eines Blogs, welche den Lesern Mehr- und Nutzwert bieten, werden von anderen Bloggern aufgenommen, zitiert und diskutiert. Dadurch kann das Netzwerk erweitert werden, die eigene Kompetenz wird dargestellt und gleichzeitig wird diese auch durch Dritte bestätigt, was die Glaubwürdigkeit und Reputation beeinflusst. Durch diese Vernetzung mit anderen relevanten Blogs und Artikeln können Themencluster gebaut werden, wodurch der eigene Blog zu einer Art Themen-Kompetenzzentrum wird. Gerade kleine Beratungsunternehmen können so ihre Fähigkeiten darstellen und damit Kunden ansprechen, die diese einer kleinen Agentur möglicherweise nicht zugetraut hätten. Auch die Reichweite wird durch einen Themen-Blog erweitert, da das Suchmaschinen-Ranking durch die häufige Aktualisierung und Vernetzung positiv beeinflusst wird.
Da Blogger stets persönlich Stellung beziehen, können potenzielle Neukunden die Persönlichkeit der Agentur wie auch ihre Philosophie kennenlernen. So erhält die Agentur die Möglichkeit, sich von reinen Werbeaussagen abzuheben und dem Interessenten ein authentisches Bild zu vermitteln. Dieses Bild darf aber natürlich nicht nur online gepflegt werden. Ein Themen-Blog kann seine Qualitäten vor allem dann ausspielen, wenn er in einen Mix aus verschiedenen Kommunikationsmassnahmen integriert ist, welche die offline-Ansprache der möglichen Neukunden nicht vernachlässigt.
PR-Berater = Blogger
Auch die Fähigkeiten von PR-Beratern sind ein weiterer Grund dafür, Themen-Blogs einzusetzen. Hier zeigt die Untersuchung, dass PR-Berater die nötigen Kompetenzen weitgehend mitbringen, um einen Blog zu betreuen:
Zur Zeit fehlt vielen PR-Beratern noch die Kompetenz des multimedialen Storytellings, um sämtliche Anforderungen, welche die Betreuung eines Blogs stellt, zu erfüllen. Dies könnte einer der Gründe sein, weshalb erst so wenige Agenturen Blogs einsetzen. Allerdings müssen die Berater diese Kompetenz früher oder später sowieso erwerben, da Kunden in Zukunft online Kommunikation vermehrt als Bestandteil der „normalen“ Kommunikationsdienstleistungen erwarten werden. Eignet sich eine Agentur diese Fähigkeiten bereits jetzt an und stellt sie den Kunden via Blog dar, kann dadurch ein gewisser Vorsprung auf die Konkurrenz erarbeitet werden.
Die Agenturen müssen sich allerdings bewusst sein, dass ein Themen-Blog eine Betreuung mit Leidenschaft verlangt. Ohne diese wird die Betreuung des Blogs neben der Kundenbetreuung vermutlich rasch vernachlässigt, da die personellen und zeitlichen Ressourcen in kleinen und mittleren Agenturen, die in der Schweizer PR-Branche die Mehrheit ausmachen, häufig bereits mehr als ausgelastet sind. Die Beispiele der in der Arbeit interviewten Experten zeigen jedoch, dass sich der Aufwand durch die gestärkte Positionierung der Agentur aufwiegen kann.
Für die Bachelor-Arbeit wurde die relevante Literatur ausgewertet und anhand von Experten-Interviews mit Frau Marie-Christine Schindler von www.mcschindler.com, Herrn Dominik Allemann von Bernet_PR und Herrn Adrian Rutishauser von panthrei an der Praxis überprüft. Die Autorin schloss damit ihr Studium in Multimedia Production mit Vertiefung Integrated Corporate Communications an der HTW Chur ab. Die ganze Bachelorarbeit kann hier heruntergeladen werden. (pdf, 1.2 MB).
Ich empfehle “Agentur-Menschen” die Arbeit zur Lektüre. Sie weist Tiefgang auf, ist aber dennoch sehr leichtfüssig zu lesen. Besonders gut gefällt mir die stimmige Kombination aus den Resultaten der Literaturrecherche mit den Resultaten aus der Überprüfung der Hypothesen mit ergänzende Erkenntnissen aus Experteninterviews. Ich gratuliere Karin Stäheli-Seelaus herzlich zum verdienten Erfolg.
Genau passend zum Thema hat Daniel Joerg, ab Januar 2013 digitaler Stratege bei Farner PR, in einer Studie erhoben, wie digital die grössten Schweizer PR-Agenturen und ihre PR- Berater unterwegs sind. Soviel kann man vorweg nehmen: So gut wie gar nicht: Hier gibt’s mehr zur Studie Das sind die “digitalen” Public Relations Agenturen & Berater des BPRA. Dass hier die kleineren Agenturen bislang noch die Nase vorn haben, wird eine Folgeerhebung zeigen, die Daniel Joerg bereits angekündigt hat. Darauf freue ich mich.
Ein Kommentar zu “Blogs in der Neukundengewinnung: Warum PR-Agenturen Themen-Blogs einsetzen sollten.”