Communications Trend Radar 2024: Fünf Trends – Wegschauen ist keine Option!

Der Communications Trend Radar 2024 beleuchtet die Entwicklung von Trends, welche das Kommunikationsmanagement massgeblich verändern. Er gibt uns Kommunikatorinnen und Kommunikatoren auch die Chance, uns als Vordenker zu etablieren. Dazu hat ein Forscherteam der Universitäten Leipzig und Potsdam bereits zum vierten Mal fünf Trends aus Gesellschaft, Management und Technologie identifiziert. 2024 sind dies: Informationsinflation, KI-Kompetenz, Arbeitskräftewandel, Integrität von Inhalten und Entschlüsselung des Menschen.

Der im Februar 2024 publizierte Bericht wurde in Zusammenarbeit mit der Akademischen Gesellschaft für Management & Kommunikation, der Universität Potsdam, der Universität Leipzig und führenden Unternehmen erstellt. Dazu wurden Hunderte von aktuellen wissenschaftlichen und wirtschaftlichen Publikationen ausgewertet, um die relevantesten Themen und ihre Auswirkungen auf die Unternehmenskommunikation zu identifizieren.

Die fünf Trends des Communications Trend Radar 2024 wirken sich auf die drei Themenbereiche Gesellschaft, Management und Technologie aus:

Communications Trend Radar 2024
fünf Trends aus Gesellschaft, Management und Technologie: Informationsinflation, KI-Kompetenz, Arbeitskräftewandel, Integrität von Inhalten und Entschlüsselung des Menschen.

Trend #1: Informationsinflation

Gesellschafts-Trend:
Informationsinflation bedeutet: Sinkender Wert allgemeiner Informationen und steigende Kosten für die Erstellung, Ermittlung und Nutzung relevanter Informationen. Grund dafür ist die ständig wachsende Verfügbarkeit von Inhalten in modernen Gesellschaften.

Quelle: Akademische Gesellschaft für Unternehmensführung und Kommunikation
Informationsinflation
Communications Trend Radar 2024

Der Wert von Informationen sinkt wegen der ständig wachsenden Menge und leichteren Verfügbarkeit von Daten und Inhalten. Dieser gesellschaftliche Trend hat zwei Ursachen: Zum einen sinken die Produktionskosten für Inhalte, etwa durch generative Künstliche Intelligenz (KI), zum anderen gibt es technologische Fortschritte bei der Datenbeschaffung, -speicherung und -verarbeitung. Dadurch erhöht sich der Aufwand, relevante Informationen in Kommunikationsprozessen zu sammeln, bereitzustellen und zu nutzen. So steigt die Herausforderungen für Kommunikatoren in Unternehmen, relevante Informationen für die Entscheidungsfindung zu identifizieren, einzigartige Inhalte zu erstellen und diese in dieser erdrückenden Informationsflut wirksam an die Stakeholder zu kommunizieren.

Die Informationsflut erfordert einen neuen Ansatz für die unternehmensinterne Perspektive (inbound perspective) beziehungsweise unternehmensinterne Kommunikation. Um relevante Erkenntnisse zu gewinnen, die für die Beratung des Top-Managements und die Steuerung der Kommunikationsaktivitäten erforderlich sind, wird der Einsatz von intelligenten Monitoring- und Social-Listening-Tools immer wichtiger. Dabei gilt es, die Privatsphäre von Mitarbeiterinnen und Kunden zu respektieren.

Gleichzeitig sind Unternehmen gefordert, ihre Botschaften neu zu evaluieren, um sicherzustellen, dass die extern verbreiteten Angebote den Bedürfnissen der Empfänger in einer komplexen Welt entsprechen. Eine Möglichkeit dazu ist die Hyperpersonalisierung, bei der die Botschaften soweit wie möglich personalisiert werden. Durch Investitionen in digitale Technologien und Routinen können sich Kommunikationsabteilungen in der Branche abheben und Wettbewerbsvorteile im Kampf um die Aufmerksamkeit erlangen.

Weitere Informationen zu diesem Trend finden Sie auf der Website der Akademischen Gesellschaft in diesem Artikel: Information Inflation – Dealing with the declining value of information

Warum das für CorpComm wichtig ist

Die rasante Entwicklung der Informationslandschaft und die Veränderungen im Konsum von Inhalten haben tiefgreifende Auswirkungen auf die externe und interne Kommunikation:

  • Stakeholder könnten Inhalte vermeiden, indem sie diese – sei es mit Absicht oder unbeabsichtigt – ignorieren.
  • Medienlandschaften und Öffentlichkeiten sind zunehmend fragmentiert und die Digitalisierung hat den Umgang mit Daten und Inhalten sowie die Meinungsbildung verändert. Das digitale Rauschen ist immer schwerer zu durchdringen.
  • Der Druck, sich durch einzigartige und attraktive Inhalte zu differenzieren, ist gestiegen.
  • Corporate Listening und Monitoring sind für das Kommunikationsmanagement unerlässlich, um Kunden, Mitarbeitern und anderen Stakeholdern zuzuhören und zu beobachten, was für sie relevant ist. Die Skalierung dieser Bemühungen stellt jedoch eine Herausforderung dar.

Empfehlungen zur Umsetzung

Der Communications Trend Radar 2024 gibt fünf Empfehlungen zur Umsetzung auf den Weg:

  1. Priorisieren Sie relevante Inhalte: Halten Sie die Botschaften einfach, aussagekräftig und relevant für das Publikum. Konzentrieren Sie sich darauf, Inhalte zu vermitteln, die den Interessen und Anliegen Ihrer Zielgruppe entsprechen.
  2. Reduzieren Sie die Informationslast für die Empfänger: Viele Mitarbeiter, wie auch andere Stakeholder, sind von der Fülle der angebotenen Inhalte überfordert. Sie erachten es als aussichtslos, den Überblick zu behalten. Es ist daher wichtig, klare Erwartungen an einen angemessenen Informationsfluss für die wichtigsten Interessengruppen festzulegen und die Anzahl und Dichte der Kommunikationskanäle zu prüfen.
  3. Führen Sie im Unternehmen ein strategieorientiertes Zuhören und Beobachten ein: Vermeiden Sie es, sich in der Fülle von Daten zu verlieren, die von Dienstleistern angeboten werden. Definieren Sie stattdessen genau, welche Informationen Sie für die Planung von Kommunikationsaktivitäten und die Beratung des Top-Managements benötigen. Berücksichtigen Sie dabei die klare Positionierung Ihres Unternehmens und den Auftrag Ihres Teams.
  4. Pflegen Sie persönliche Beziehungen zu den fünf wichtigsten Interessengruppen: Verlassen Sie sich nicht nur auf digitale Kanäle. Fördern und pflegen Sie persönliche Beziehungen um kontinuierliches Engagement und wertvolles Feedback zu gewährleisten. Dieser Ansatz erfordert mehr Ressourcen, aber er macht es einfacher, Präferenzen zu verstehen und Botschaften anzupassen.
  5. Nutzen Sie das Potenzial von CommTech: Investieren Sie in digitale Technologien für die Informationsbeschaffung, Inhaltserstellung und Personalisierung, die Ihre Kommunikationsabteilung von der Konkurrenz abheben werden. KI-Anwendungen können besonders nützlich sein, um in der komplexen Informationslandschaft zu navigieren, Inhalte vorzufiltern und Nachrichten in grossem Umfang zu personalisieren.

Trend #2: KI Kompetenz

Management-Trend:
Bei der KI-Kompetenz geht es um die zunehmende Bedeutung von kognitiven, affektiven und soziokulturellen Fähigkeiten für den Umgang mit künstlicher Intelligenz zur Bewältigung von Aufgaben im Alltag.

Quelle: Akademische Gesellschaft für Unternehmensführung und Kommunikation
KI-Kompetenz
Communications Trend Monior 2024

Dieser Managementtrend befasst sich mit den kognitiven, affektiven und soziokulturellen Kompetenzen, die für den Umgang mit Künstlicher Intelligenz im Alltag, unter anderem in der Kommunikation, erforderlich sind. Die rasanten Fortschritte in KI-basierten Technologien revolutionieren die Kommunikationspraktiken in der Gesellschaft, in Organisationen und zwischen Individuen. Neue Kompetenzen werden auf allen Ebenen und für alle Rollen benötigt, die an Kommunikationsprozessen innerhalb von Organisationen und mit ihren Stakeholdern beteiligt sind. KI-basierte Technologien unterscheiden sich von anderen Technologien durch ihre grössere Autonomie, ihre Anpassungsfähigkeit und ihre Fähigkeit, während der Nutzung zu lernen. Zusätzliche Hindernisse sind Schwierigkeiten beim Verständnis der Funktionsweise und der Ergebnisse solcher Anwendungen sowie Skepsis und Abneigung gegenüber KI.

Für Kommunikationsverantwortliche geht es nicht nur darum, sich mit KI vertraut zu machen. Sie müssen sich auch aktiv mit den Fragen, Bedürfnissen und Bedenken interner und externer Stakeholder auseinandersetzen, welche diese in Bezug auf KI-gestützte Kommunikationspraktiken haben. Kommunikatoren müssen die aktuelle und sich entwickelnde KI-Kompetenz der Personen, welche die Organisation vertreten (z. B. professionelle Kommunikatorinnen, Topmanagement, Mitarbeiterbotschafter), und ihrer potenziellen Zielgruppen beurteilen. Kommunikationsabteilungen können die KI-Kompetenz von Führungskräften und Mitarbeitern durch Schulung verbessern. Ebenso können sie externe Stakeholder bei der Übernahme KI-gestützter Kommunikationspraktiken unterstützen, indem sie das Bewusstsein schärfen, Transparenz fördern und Beispiele liefern, um Gefühle der Überforderung und Widerstände abzubauen. Auf diese Weise können Fachkräfte die KI-Kompetenz sowohl intern als auch extern wirksam entwickeln.

Weitere Informationen zu diesem Trend finden Sie auf der Website der Akademischen Gesellschaft in diesem Artikel: AI Literacy – Fostering competencies to improve task accomplishment with artificial intelligence

Warum das für CorpComm wichtig ist

Da KI-basierte Technologien immer häufiger im Alltag und in der Arbeitswelt eingesetzt werden, ist es dringend erforderlich, Kenntnisse im Umgang mit KI zu fördern. Technologien wie ChatGPT, die auf KI basieren und sich schnell entwickeln, verändern bereits die Kommunikationspraktiken von Gesellschaften, Organisationen und Einzelpersonen. Hier sind einige Beispiele für den Einsatz von KI-basierten Technologien in der Unternehmenskommunikation:

  • Monitoring und Analyse von Stakeholder-Kommunikation: Trendanalysen, Reputationsmanagement, Stakeholder-Analyse, Krisenmonitoring (z.B. von Meltwater, Cision).
  • Editieren und Erstellen von Texten: Übersetzung, Feedback zur Grammatik und zum Schreibstil (z. B. DeepL, Grammarly).
  • Erstellen visueller Inhalte: Präsentationen, Bilder, Videos und Designs (z.B. Canva, designs.ai).
  • Allgemeine Unterstützung einholen: Ideenfindung, Erstellung von Entwürfen, Unterstützung des Projektmanagements und Schulungen (z.B. ChatGPT).

Empfehlungen zur Umsetzung

Der Communications Trend Radar 2024 gibt fünf Empfehlungen zur Umsetzung auf den Weg:

  1. Verbessern Sie Ihre Kenntnisse über Künstliche Intelligenz (KI), um strategisch über die Integration von KI-basierten Systemen in Ihre Unternehmenskommunikation zu entscheiden und sie zu unterstützen. Verabschieden Sie sich von überholten oder falschen Vorstellungen über KI und erkunden Sie die Möglichkeiten, die KI-Technologien bieten.
  2. Ermitteln Sie die Fähigkeiten im Umgang mit Künstlicher Intelligenz (KI) Ihres Teams, der Führungskräfte, potenzieller Neuzugänge und Ihrer Zielgruppen, um die digitale Unternehmenskommunikation in Ihrem Ökosystem zu verstehen und zu verbessern. Nutzen Sie diese Erkenntnisse, um Ihre Kommunikationsstrategien anzupassen und effektiver zu gestalten.
  3. Bereiten Sie Ressourcen für Ihre Mitarbeiter vor, damit sie KI-basierte Technologien erforschen und testen können, was laut einer MIT-Studie die Produktivität durch Verringerung der Zeit für Schreibaufgaben und Verbesserung der Textqualität steigern kann. Identifizieren und fördern Sie “Power-Userinnen” von KI-Technologien in Ihrem Unternehmen, um ihr Wissen und ihre Erfahrungen mit anderen Kollegen zu teilen.
  4. Starten oder fördern Sie Initiativen, um die KI-Kenntnisse wichtiger interner und externer Stakeholder zu erweitern, damit sie KI-gesteuerte Inhalte effektiv nutzen und interpretieren können. Dies trägt dazu bei, Fehlallokationen von Ressourcen zu verhindern und sicherzustellen, dass alle Beteiligten von digitalen Technologien profitieren können.
  5. Hören Sie sich die Fragen, Bedürfnisse und Bedenken von Kommunikatorinnen, anderen Mitgliedern der Organisation und externen Stakeholdern zu KI-gesteuerten Kommunikationspraktiken an.

Trend #3: Arbeitskräftewandel

Management-Trend:
Der Begriff “Workforce Shift” bezieht sich auf den grundlegenden Wandel der Belegschaft in Unternehmen, der auf bestimmte soziologische, wirtschaftliche und technologische Veränderungen zurückzuführen ist.

Quelle: Akademische Gesellschaft für Unternehmensführung und Kommunikation

Erhebliche Veränderungen in Gesellschaft, Technologie und Wirtschaft haben Auswirkungen auf die den Unternehmen zur Verfügung stehenden Arbeitskräfte. Dieser zweite Management-Trend wird zum Teil durch demografische Verschiebungen, Arbeitskräftemangel, Migration und Automatisierung vorangetrieben. Er stellt Herausforderungen an das Wissensmanagement und die Kommunikation in Unternehmen. Viele Unternehmen stehen unter Druck, weil die Verhandlungsmacht von Fachkräften zunimmt und die Ansprüche an das Arbeitsumfeld steigen, unter anderem in Bezug auf Work-Life-Balance, Diversität und Inklusion sowie sinnstiftende Arbeit.

Kommunikationsverantwortliche müssen daher die personalpolitische Ausrichtung der heutigen Arbeitsmodelle in ihren Abteilungen zukunftssicher gestalten. Sie müssen analysieren, wie sich die Veränderungen in der Belegschaft auf die Aufgaben, die bisherigen Methoden, die Teamkultur, die Prozesse, die Kompetenzen und das Wissensmanagement auswirken. Dazu gehört auch die Bewertung der Auswirkungen der sich verändernden Belegschaft auf das Kommunikationsökosystem des Unternehmens, zu dem auch die Massenmedien und andere Multiplikatoren, unterstützende Agenturen und Dienstleister sowie die Adressaten der Unternehmenskommunikation gehören. Da die globale Wirtschaft immer wettbewerbsfähiger wird, sind bahnbrechende neue Ansätze erforderlich, um die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter als kritisches Element für den Geschäftserfolg zu pflegen und sinnvoll zu nutzen.

Weitere Informationen zu diesem Trend finden Sie auf der Website der Akademischen Gesellschaft in diesem Artikel: Workforce Shift: Preparing for the inevitable transformation in labor supply

Warum das für CorpComm wichtig ist

Ein Wandel in der Belegschaft verändert die Art der Zusammenarbeit in Organisationen und beeinflusst deren Fähigkeiten- und Kompetenzspektrum. Mit mehr Generationen und Ethnien am Arbeitsplatz als je zuvor steigen die Herausforderungen durch unterschiedliche soziale, politische und wirtschaftliche Erfahrungen und Erwartungen.

  • Häufig entstehen verhaltensbedingte Konflikte durch unterschiedliche Kommunikations- und Zusammenarbeitsstile und Feedback-Erwartungen. Während die Baby-Boomer beispielsweise die persönliche Kommunikation bevorzugen, ziehen jüngere Generationen Instant Messaging, soziale Medien oder E-Mails vor.
  • Unterschiedliche Ansichten und Arbeitswerte können zu Wertkonflikten führen. Es kann zu Konflikten kommen, wenn ältere Generationen die Jüngeren als Herausforderer der gegenwärtigen Verhältnisse betrachten, während die Jüngeren die Älteren als veränderungsresistent ansehen können. Auch kulturelle Unterschiede im Arbeitsethos können ein Risikofaktor sein.
  • Identitätskonflikte treten auf, wenn generationsbedingte oder ethnische Besonderheiten zur Abwertung einer Gruppe verwendet werden, was zu Stigmatisierungen und diskriminierendem Verhalten am Arbeitsplatz führt.

Empfehlungen zur Umsetzung

Der Communications Trend Radar 2024 gibt fünf Empfehlungen zur Umsetzung auf den Weg:

  1. Passen Sie Ihre Kommunikations- und Employer-Branding-Strategien an, um qualifizierte Talente effektiv anzuziehen, zu binden und einen Wettbewerbsvorteil zu erlangen.
  2. Denken Sie über die Praktiken des Wissensmanagements nach und bereiten Sie sich auf zunehmend diverse Teams vor: Finden Sie Wege, um kritisches institutionelles Wissen zu übertragen und zu bewahren, wenn erfahrene Kommunikationsfachleute in den Ruhestand gehen oder das Unternehmen verlassen.
  3. Investieren Sie in das Arbeitsklima: Da es aufgrund des Arbeitskräftemangels schwierig ist, Stellen schnell zu besetzen, sind die verbleibenden Teammitglieder oft mit zusätzlicher Arbeit und Stress konfrontiert. Eine gesunde Feedback-Kultur ist unerlässlich, um die Effizienz des Teams zu sichern und weitere Kündigungen zu verhindern.
  4. Sichern Sie die menschlichen Kompetenzen Ihrer Kommunikationsabteilung für die Zukunft ab: Weiterbildung und die Kultivierung digitaler Fähigkeiten werden wichtiger werden als traditionelle Kriterien wie Betriebszugehörigkeit und Erfahrung.
  5. Beurteilen Sie die Folgen des Arbeitskräftewandels für das gesamte Kommunikationsökosystem des Unternehmens: Kommunikationsagenturen und -dienstleister werden ebenfalls unter dem schrumpfenden Arbeitskräfteangebot leiden – dies kann zu einer Verknappung der von den Kommunikationsabteilungen in Unternehmen benötigten Dienstleistungen führen.

Trend #4 Integrität von Inhalten

Technologie-Trend:
Die Integrität von Inhalten bezieht sich auf die zunehmende Notwendigkeit, die Echtheit von Daten und Materialien, die in Kommunikationsprozessen verwendet werden, angesichts der wachsenden Risiken im Zusammenhang mit der technologiegestützten Erstellung und Änderung von Inhalten zu gewährleisten.

Quelle: Akademische Gesellschaft für Unternehmensführung und Kommunikation

Technologiegestützte Erzeugung und Modifikation von Inhalten bergen eskalierende Risiken. Sie machen es notwendig, dass Kommunikationsabteilungen und Fachleute Texte, Daten, Bilder, Videos, Animationen und anderes Material, welches sie verarbeiten, auf Integrität prüfen. Dieser technologische Trend wird durch die Zunahme künstlich erzeugter Inhalte – sowohl im Volumen als auch in der Realitätsnähe – verstärkt. Es wird immer schwieriger, wenn nicht gar unmöglich, die Quelle und Echtheit von Inhalten zu überprüfen. Technologie kann jedoch auch Teil der Lösung sein.

Da zuverlässige Informationen und Inhalte für eine erfolgreiche Unternehmenskommunikation unerlässlich sind, ist der Schutz der Inhaltsintegrität für jedes Unternehmen von grösster Bedeutung. Es müssen Technologien und Prozesse zum Einsatz kommen, welche Informationsquellen, die von Kommunikationsfachleuten verwendet werden, verifizieren. Zusätzlich braucht es innovative Ansätze zur Entwicklung verifizierter und damit glaubwürdiger Unternehmensinhalte, um der weitverbreiteten Erstellung erfundener Inhalte, insbesondere in sozialen Medien, entgegenzuwirken.

Genauer gesagt ist es entscheidend, Schutzmassnahmen für die Validierung der Authentizität von Inhalten und Materialien einzurichten, die von Kommunikationsabteilungen für die Stakeholder-Kommunikation produziert und zur Beratung interner Entscheidungsträger verwendet werden. Dies ist zwingend erforderlich, da böswillige Akteure solche Inhalte manipulieren und damit möglicherweise vertrauenswürdige Beziehungen sowohl intern als auch extern beschädigen können.

Weitere Informationen zu diesem Trend finden Sie auf der Website der Akademischen Gesellschaft in diesem Artikel: Content Integrity: Dealing with the flood of fabricated content

Warum das für CorpComm wichtig ist

Unternehmen und ihre Kommunikationsabteilungen können durch gefälschte oder manipulierte Inhalte auf viele Weisen beeinträchtigt werden:

  • Kommunikationsstrategien und -aktivitäten basieren häufig auf der Interpretation von Informationen aus verschiedenen Quellen, um öffentliche Debatten, Erwartungen von Stakeholdern, Mediennutzung, Reichweite alternativer Kanäle usw. zu bewerten. Die Verwendung manipulierter Daten und Inhalte kann zu einer falschen Beratung des Top-Managements in Bezug auf Kommunikationsherausforderungen oder zu einer ineffektiven Kommunikation mit Stakeholdern führen.
  • Bei der Erstellung eigener Inhalte greifen Kommunikatoren auf externes und internes Material zurück (z.B. Umfragedaten, Bilder, Videos, Animationen). Die Verwendung falscher Daten und Inhalte in der Unternehmenskommunikation kann deren Wirksamkeit beeinträchtigen und zu rechtlichen und ethischen Problemen führen.
  • Dritte können Unternehmensinhalte missbrauchen, indem sie Texte oder Videos aus den unterschiedlichsten Motiven verändern. Diese Änderungen können die Positionen und Aktivitäten eines Unternehmens oder seiner Führungskräfte infrage stellen, um den Ruf des Unternehmens zu schädigen. Sie können auch den Namen und die Position eines Unternehmens missbrauchen, um falsche Informationen zu legitimieren oder die Öffentlichkeit auf schädliche Websites zu locken.

Empfehlungen zur Umsetzung

Der Communications Trend Radar 2024 gibt fünf Empfehlungen zur Umsetzung auf den Weg:

  1. Ermitteln Sie, wie die zunehmende Verbreitung gefälschter Inhalte, insbesondere in sozialen Medien, die Erwartungen und Reaktionen der Stakeholder auf Unternehmensinhalte verändert.
  2. Implementieren Sie Prüftechnologien und -routinen, um die Integrität externer und interner Inhalte zu kontrollieren, die von Kommunikatoren für die Kommunikation mit Stakeholdern und für interne Beratungen verwendet werden.
  3. Verwenden Sie Authentifizierungsverfahren bei der Produktion Ihrer eigenen Inhalte, um sicherzustellen, dass diese von den Nutzern überprüft werden können und vertrauenswürdig sind. Erwägen Sie z.B. die Übernahme von C2PA-Standards, um Inhaltsnachweise einzubinden.
  4. Stärken Sie Ihr Portfolio an vertrauenswürdigen Quellen, schulen Sie Ihre Teammitglieder und fördern Sie die Integritätsprüfung als gängige Praxis, indem Sie öffentlich machen, wie Multimedia-Inhalte von Ihren Kommunikationsexperten geprüft und geschützt werden.
  5. Entwickeln Sie Krisenpläne für verschiedene Bedrohungsszenarien. Diese können schnelle Reaktionsstrategien zur Korrektur von auf Fehlinformationen basierender Unternehmenskommunikation und präventive Warnungen vor gefälschten Unternehmensinhalten betreffen.

Trend #5: Entschlüsselung des Menschen

Technologie-Trend:
Decoding Humans befasst sich mit dem Aufkommen von Technologien, die in der Lage sind, menschliche Gedanken und Gefühle zu erfassen und darauf zu reagieren, indem sie kognitive und emotionale Zustände aufzeichnen, interpretieren, darauf reagieren und sie verändern.

Quelle: Akademische Gesellschaft für Unternehmensführung und Kommunikation
Entschlüsselung des Menschen
Communications Trend Monitor 2024

Fortschrittliche Hardware, die physiologische und Verhaltensdaten erfasst, kombiniert mit KI-basierter Software, um diese Daten zu interpretieren, eröffnet zunehmend neue Wege für die Interaktion zwischen Mensch und Technologie. Diese Technologien verbinden Körper und Geist des Menschen mit digitalen Anwendungen. Dabei geht es nicht nur um die Bedienung von Geräten, sondern auch um automatisiertes Zuhören und Kommunizieren. Kommunikationsverantwortliche sollten diesen technologischen Trend, der bereits im strategischen Management und Marketing diskutiert wird, aufmerksam verfolgen. Diese Entwicklung ist in der neurowissenschaftlichen Forschung verwurzelt, wozu auch Brain-Computer Interfaces (Gehirn-Computer-Schnittstellen) und Affective Computing (Affektive Informatik) gehören. Ursprünglich im medizinischen Bereich angesiedelt (z.B. um Patientinnen mit dem Locked-in-Syndrom die Kommunikation zu ermöglichen), führen sinkende Kosten und eine verbesserte Genauigkeit kommerzieller neurotechnologischer Lösungen zu einem raschen Wachstum bei Anwendungen für Verbraucher und in der Freizeit.

Die Vergangenheit hat gezeigt, dass sich ähnliche technologische Durchbrüche rasch auf das Kommunikationsverhalten im Allgemeinen auswirken und die Kommunikation in, durch und über Unternehmen grundlegend verändern können. Kommunikationsverantwortliche sollten versuchen, potenzielle Anwendungsfälle für die Unternehmenskommunikation zu identifizieren und zu bewerten. Dazu gehören beispielsweise die Messung der Effektivität und des Erfolgs von Messaging-Aktivitäten, die Verwendung unaufdringlichen Empfängerfeedbacks, um kontextspezifische Inhalte in Echtzeit zu erstellen und zu liefern, oder die Bereitstellung von Echtzeit-Feedback in Kommunikationstrainings. Gleichzeitig müssen die Auswirkungen dieser Technologien auf die Reputation sowie rechtliche und ethische Aspekte berücksichtigt werden.

Weitere Informationen zu diesem Trend finden Sie auf der Website der Akademischen Gesellschaft in diesem Artikel: Decoding Humans: Leveraging technology to harness physiological and behavioral data

Warum das für CorpComm wichtig ist

In der Unternehmenskommunikation könnte die Neurotechnologie wie folgt eingesetzt werden:

  • Unternehmen können Erkenntnisse darüber gewinnen, wie Rezipienten auf Unternehmensinhalte reagieren: Durch die Messung von Verhaltensreaktionen und physiologischen Reaktionen können Kommunikatorinnen die emotionale Wirkung bestimmter Kommunikationsannahmen bewerten. Dies kann zu einer effektiveren und ansprechenderen Kommunikation mit den Stakeholdern führen.
  • Kommunikationsmanagerinnen und Teammitglieder können beispielsweise von Neurofeedback profitieren, um ihre Entscheidungsfähigkeit und ihr Stressmanagement zu verbessern. Neurotechnologie kann Menschen dabei helfen, zu erkennen, wann sie zu müde oder gestresst sind, und ihnen helfen, bessere Entscheidungen zu treffen und ihre emotionalen Reaktionen zu kontrollieren.
  • Neurotech kann dabei helfen, die Effektivität von Trainingsprogrammen zu bewerten, die notwendig sind, um Kommunikationsmitarbeiter in einem sich schnell verändernden Medienumfeld zu schulen. Die Analyse von Gehirndaten hilft den Verantwortlichen, die erfolgreichsten Trainingsmethoden zu identifizieren und die Programme zur Kompetenzentwicklung in den Kommunikationsabteilungen anzupassen.

Achtung! So vielversprechend diese Einsatzmöglichkeiten auch sein mögen: Sie sollten im Unternehmen sorgfältig abgewogen, gut kommuniziert und nach ethischen Grundsätzen durchgeführt werden.

Empfehlungen zur Umsetzung

Der Communications Trend Radar 2024 gibt vier Empfehlungen zur Umsetzung auf den Weg:

  1. Verfolgen Sie die Neurotech-Debatte über künftige Anwendungen, bei denen physiologische und verhaltensbezogene Daten gemessen und interpretiert werden, um Rückschlüsse auf das zu ziehen, was eine Person sieht, hört, denkt, fühlt oder will – auch ohne ihr Bewusstsein.
  2. Identifizieren und bewerten Sie neue Möglichkeiten, um
    a) die Effektivität und den Erfolg von Kommunikationsaktivitäten zu messen (z.B. in kontrollierten Situationen wie internen oder externen Veranstaltungen, Showrooms),
    b) personalisierte und kontextspezifische Inhalte zu erstellen und zu verbreiten und
    c) Einstellungen für die automatisierte Unternehmenskommunikation vorzunehmen.
  3. Nutzen Sie fortschrittliche Methoden für die persönliche Entwicklung und das Training, indem Sie Echtzeit-Feedback auf der Grundlage von Überwachungssystemen, biometrischen Wearables und nicht-invasiven Gehirn-Computer-Schnittstellen einsetzen.
  4. Bleiben Sie skeptisch gegenüber kühnen Behauptungen, dass kommerzielle Anwendungen zuverlässig emotionale und kognitive Zustände erkennen können. Seien Sie sich der rufschädigenden, rechtlichen und ethischen Herausforderungen bewusst, die mit dem Einsatz solcher Technologien verbunden sind, insbesondere in Bezug auf Transparenz, Privatsphäre und Sicherheit.

Insbesondere die letzte Empfehlung möchte ich in dreierlei Hinsicht unterstreichen. Zum einen müssen wir die nötige Offenheit mitbringen, um mit den vielen Veränderungen und dem atemberaubenden Tempo Schritt halten zu können. Aber es gilt auch: Nicht alles, was möglich ist, ist auch richtig.

Mehr zum Communications Trend Radar 2024

Der European Communications Trend Radar 2024 ist im Februar 2024 erschienen. Er ist eine wissenschaftliche und interessenunabhängige Studie, die jährlich für die Unternehmenskommunikation relevante Trends aus den Bereichen Gesellschaft, Management und Technologie identifiziert. Das Forschungsteam der Universität Potsdam (Prof. Dr. Stefan Stieglitz, Sünje Clausen, M.Sc.) und der Universität Leipzig (Prof. Dr. Ansgar Zerfaß, Dr. Michelle Wloka) geht dabei interdisziplinär vor und wertet zahlreiche Publikationen und Beiträge aus Wissenschaft und Praxis aus.

Weiterführende Informationen zum Communications Trend Radar 2024 sowie zu früheren Trend-Erhebungen finden Sie hier:

Organisiert wird die Studienreihe von der Akademischen Gesellschaft für Unternehmensführung & Kommunikation, Europas führendem Think Tank für strategische Kommunikation, der von führenden Unternehmen und Universitäten getragen wird. Ziel der Initiative ist es, die Arbeit von Kommunikationsabteilungen durch unabhängige, wissenschaftlich fundierte Studien zu unterstützen und einen engen Erfahrungsaustausch zwischen Forschung und Praxis zu etablieren. Gegründet wurde sie 2010, die Initiative wird derzeit von vier Universitäten, sechs Professoren und 50 Unternehmenspartnern unterstützt.

In den vergangenen Jahren wurden mehr als 20 Forschungsprojekte zu Themen wie virtuelle Unternehmenskommunikation, Digitalisierung, Wertschöpfung und Diversity durchgeführt. Im Jahr 2020 hat die Akademische Gesellschaft die Forschungsreihe Kommunikations-Trend-Radar ins Leben gerufen.

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