Heute bin ich auf einen Beitrag von Martin Weigert gestossen, den ich übrigens sehr gerne lese. Er denkt laut darüber nach, wie ein neues Linkverhalten die Blogosphäre beleben könnte.
Damit greift er ein Thema auf, das mich auch schon in anderem Zusammenhang beschäftigt hat. Ich stelle fest, dass viele Blogs nicht nur ohne Links auskommen, sondern oft auch auf eine Blogroll verzichten. Nach meiner Auffassung gehören zu einem Blog der Kerntext wahlweise mit Bildern und Videos, Outbound Links, eine Kommentar-Funktion, Tags, eventuell die Zuordnung zu Kategorien und eine Blogroll.
Gerade die Verlinkungen auf andere Blogs, die Blogroll und die Kommentare (die normalerweise nicht fehlen, weil sie einfach schon im CMS mit dabei sind) geben dem Blog die soziale Komponente. Mit Ihnen bekommt der Blog die Metaebene, die ihn ja auch spannend macht. Wir erfahren nämlich über den Artikel hinaus, mit wem sich der Schreiber identifiziert, auf welche Quellen er zurückgreift und in welchem Umfeld er sich bewegt. Mit der Verlinkung streckt der Blogger seine Arme aus und bietet Hand zum Austausch. Fehlen einem Blog diese sozialen Elemente, Verbindungen, Verknüpfungen, wird er zu einem einsamen Wesen. Wo ist, so frage ich mich dann, noch der Unterschied auszumachen zwischen einem Blog und einer sorgfältig aktualisierten Website?
Martin Weigert versucht auch die Gründe zu finden, warum vielen Blogs die soziale Komponente fehlt. Ich füge hier drei weitere Gründe an:
- Wenn ich einen Blogpost – so wie diesen hier – schreibe, dann muss ich die Links zu den verschiedenen Schlüsselbegriffen vorsehen. Ich schreibe diesen Post in Word, weil ich hier die bessere Rechtschreibeprüfung habe. So setze ich die Links erst mal hinter dem Schlüsselbegriff in Klammern. Wenn ich dann meinen Beitrag nochmals durchlese, ist es mit diesen Unterbrechungen durch die teils sehr langen Links, ziemlich mühsam abzuschätzen, ob der logische Aufbau und der präzise Ausdruck gewährleistet sind. Klingt stupid, ich weiss, ist aber wahr.
- Derjenige, der einen Blogpost schreibt, fühlt sich von einem Thema getrieben und hat das Bedürfnis es „runter zu schreiben“. Möglicherweise wurde er dazu animiert – so wie ich jetzt hier – und dann sieht so ein Post auch aus, wie dieser hier: Am Anfang ist da noch ein Link und dann dünnen sie aus. Dann will der Autor seinen Schreibfluss nicht unterbrechen indem er da und dort nach passenden Links sucht. Und wenn er nachträglich versucht, passende Links einzubauen, funktioniert unter Umständen der Artikel nicht mehr. Ertappt! Ich nehme mir vor meine künftigen Blogposts nicht nur impulsiv herunterschreiben, sondern mich rechts und links mit anderen verbinden, was ich ja an und für sich sehr gerne tue.
- Zur Blogroll habe ich in mich umgehört und ich habe verschiedene Begründungen gehört. Die Blogroll verschwindet dann ganz oder auf eine hintere Ebene, wenn der Platz dazu einfach fehlt. Das ist besonders dann der Fall, wenn sie lang und immer länger wird. Das ist auch gleich der zweite Punkt: Ein Berufskollege sagte mir, dass seine Agentur mit der Blogroll aufgehört hat, weil sie sich nicht auf den Handel: „Ich nehme Dich auf und Du solltest mich demnach auch aufnehmen“, nicht mehr einlassen wollten. Gerade bei einem Corporate Blog kann es heikel werden dem Gegenüber zu erklären, warum man das Gegenrecht nicht ohne weiteres gelten lassen will.
Ich schliesse mich dem Aufruf von Martin Weigert an. Beleben wir die Blogosphäre, indem wir uns wieder vernetzen. Und zwar nicht nur mit Promi-Blogs, sondern mit Blogs von unseres gleichen.
Eine interessante Beobachtung und Diskussion, die man allerdings auch schon vor über einem Jahr und mehr in der Blogosphäre der privatgeführten Blogs miterleben konnte. Damals hat der Stylespion-Blogger Kai Müller mit der “Ein Herz für Blogs”-Aktion (http://stylespion.de/ein-fuer-blogs/3889/) eine sehr nette und vor allem auch erfolgreiche Wiederbelebung unternommen, als er zum verstärkten Vernetzen aufrief.
Eine wunderbare Aktion, die auch in ihrer Wiederholung meiner Meinung nach in dieser Form allerdings nur funktionieren konnte, weil Privatblogger sich weniger schwer damit tun auf andere interessante Inhalte zu verweisen/vernetzen und damit die “Konkurrenz” zu stärken. Schließlich profitiert doch jeder davon, wenn er auf neue, ihm zusagende Blogs trifft, nicht wahr?
Und so funktionieren auch die Blogrolls bestens. Wobei man auch sagen muss, dass sich nur wenige Blogger im Privaten darum Sorgen machen, ob die Liste zu lang werden und ein Layout damit gestreckt/zerschossen wird – Qualität (und gerne und oft auch Bekanntschaft untereinander) verbindet und diese wird nicht der Optik zu Liebe, die ja auch Teil der Visitenkarte von professionellen Blogs ist, weggekürzt.
Im Gegensatz dazu verlinken die meisten Agenturblogs aus meiner Warte betrachtet gefühlt seltener auf Kollegen aus konkurrierenden Agenturen, dafür aber bevorzugt auf Unternehmensblogs, die in die eigene, zu bedienende Sparte passen.
Und nochmals ganz anders verhält es sich bei den agenturunabhängigen, personenbezogenen Blogs, hinter denen trotz allem gerne die einzelnen Köpfe der Agenturen stecken, aber mit Vorliebe auf Kollegen verweisen, die man gut kennt und schätzt.
In so fern kann man deinem und Martins Aufruf wieder mehr und stärker zu vernetzen nur begrüßen und hoffen, dass sich die Verlinkungen wieder durchsetzen und wir einander wieder die Perlen der kommunikations- und PR-orientierten Blogosphäre näher bringen können ;)
Dazu ein Nachgedanke. Ich empfehle meinen Kunden auch Blogs zur Lektüre. Die Idee ist aber, dass diese lediglich als Ausgangspunkt gedacht sind. Im nächsten Schritt geht es darum aufgrund von Links und Blogroll herauszufinden, wo ein Thema noch weiter besprochen wird. Fehlen diese Verlinkungen sind die Seile gekappt. Eine verpasste Chance für alle.