Meine Überlegungen teile ich hier zum Austausch mit Kollegen, welche bereits Newsroom-Erfahrung haben. Die Thesen sind jedoch genauso wertvoll für alle, welche für ihre Organisation das Thema Newsroom evaluieren. Ich spreche jetzt bewusst nicht vom Newsroom im Sinne der räumlichen Lösung, diese Betrachtung greift zu kurz. Die Krux an der aktuellen Diskussion ist nämlich meiner Meinung nach die Folgende:
„Newsroom“ wird als Totum pro Parte verwendet und daher unterschätzt.
Facts zum Newsroom habe ich im Blog bereits bei der Vorstellung der Masterarbeit von Larissa Lauth und bei der Rezension des Buches zum Newsroom von Dr. Christoph Moss erläutert. In meiner Präsentation habe ich darum nur noch die wesentlichen Merkmale aufgearbeitet und starte gleich mit den Thesen:
These 1: Der Newsroom ist das neue „Wir sind jetzt auch auf Facebook“.
In dieser Diskussion stecken wir mitten drin und es ist ein hartes Stück Arbeit die Denke von Kanal first zu Content first zu schieben. Man stelle sich nur mal vor, der Chefredaktor müsste sein Kundenmagazin abgeben um gemeinsam mit Kollegen Themen über sämtliche Kommunikationsmittel hinweg zu konzipieren. Das wird er nicht ohne ‚wenn und aber‘ tun, hat er doch jahrelang Monat für Monat jede neue Ausgabe fein säuberlich geplant. Der Blick auf Newsletter, Website oder die sozialen Medien kam denn später schon auch, zur Vermarktung des Magazins, bitteschön.
Fun Fact: Wurden früher Medieninfos verschickt mit dem Titel „Firma Lustig ist jetzt auf Facebook“ tönt es es jetzt so „Die Clever AG startet eigenen Newsroom“ und natürlich dürfen die Fotos dazu nicht fehlen.
These 2: Zuerst müssen sich die Menschen verändern, dann folgt der Newsroom.
Es muss sich etwas im unmittelbaren Arbeitsumfeld eines Jeden ändern, damit spürbar ist: Es ändert sich wirklich etwas in der Zusammenarbeit.
Auch für den Newsroom gilt: Form follows Function. Erst muss eine Vorstellung da sein, was der Raum leisten und wie er genutzt werden soll. Nur schön ist nicht schön.
Am diesjährigen #iamlive in Winterthur hat Guido Keel seine Thesen zum Newrsoom präsentiert. Einer meiner Favoriten und passend hierzu: „Möbel sind mobiler als Menschen“.
These 3: Der Big Screen im Newsroom ist nichts mehr als ein Gagdet Gadget.
Mitarbeiter im Newsroom können nicht aus dem Stand sagen, was ihnen der Big Screen bringt. Da und dort habe ich nachgefragt: Was auf dem Big Screen gezeigt wird schauen sich die Mitarbeiter in ihrer täglichen Arbeit auch am Arbeitsplatz nicht oder nur selten an. Die Informationen sind da nicht so übersichtlich zusammengetragen und sie haben auch keine Zeit, der Druck, ihre Arbeit auf die Reihe zu bringen, ist zu gross.
Alles Quatsch oder ist da was dran? Das Thema ist für mich noch nicht geklärt, ich freue mich also über Meinungen dazu.
These 4: Die Rollenteilung in Themen und Kanäle ist das neue Vier-Augen-Prinzip.
Allerdings denke ich, dass die Schnittstelle zwischen der Aufbereitung der Inhalte durch das Themendesk zur Übergabe an die Kanäle ist noch nicht fertig gelöst ist. Es braucht schon eine gewisse Grösse, sich von seiner Schreibe zu lösen und den ans Herz gewachsenen Text für die passende Ausgestaltung für die Kanäle an die dortigen Verantwortlichen zu übergeben. Es wurde zwar auch am #iamlive bestätigt, dass der Newsroom ein Change Projekt ist, fast im gleichen Atemzug wurde aber auch betont, wie reibungslos die Zusammenarbeit im Newsroom quasi von heute auf morgen verlaufen sei. Glückwunsch allen, die das wirklich so elegant geschafft haben.
These 5: Zwischen Themen und Kanälen hat die Orientierung an Zielgruppen keinen Platz mehr.
Die Diskussion an der #cosca16 hat gezeigt, dass diese fünf Thesen nachvollzogen werden können und dass sie das erfüllen, was ich damit bezweckt habe: Sich vertiefte Fragen zu Dimension und möglichen Vorgehen zu stellen. Jetzt sind Sie an der Reihe. Wo stehen Sie zum Thema? Ist der Newsroom für Sie ein valabler Weg oder eine unnütze Kopie von dem, was Medienhäuser schon länger für sich entdeckt haben? Auf die Diskussion bin ich gespannt.
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4 Kommentare zu “Der Newsroom im Unternehmen: Eine Einführung und fünf Thesen”