Der Newsroom während der Corona Krise: Was sich bewährt und was angepasst wurde

Newsroom in der Corona Krise

Welche Rolle spielt ein Newsroom während der Corona Krise, wenn ja doch die meisten Mitarbeitenden im Homeoffice sind? Ich hatte eine vage Vorstellung von der Antwort, wollte es aber genau wissen. Darum habe ich bei einigen Newsrooms, mit denen ich schon früher im Gespräch gewesen war, angeklopft. Die Antworten kamen schnell und eindeutig und sie zeigen: Der Newsroom bewährt sich, auch jetzt während der Corona-Krise. Was unverändert gut läuft und was der Situation angepasst werden musste, lesen Sie in diesem Beitrag.

Ich habe allen Teilnehmern und der einen Teilnehmerin die gleichen fünf Fragen gestellt. Allen, die sich die Zeit genommen haben, um zu antworten, danke ich an dieser Stelle herzlich. Wir leben in sehr bewegten Zeiten, in der die Kommunikation stark gefordert ist; umso mehr schätze ich die Rückmeldungen, die ich hier mit Ihnen teilen darf. Meine Umfrage habe ich am 24. März gestartet, also eine gute Woche nach der Verordnung des Lockdown durch den Bundesrat am 16. März zur Eindämmung der Corona-Pandemie. In einer Zeit, in der sich die Rahmenbedingungen laufend verändern, können die folgenden Antworten nur eine Momentaufnahme sein.

Update vom 7. Mai 2020: Aus einem Twitter-Austausch mit Rüdiger Scharf von der DAK-Gesundheit ist eine Ergänzung zu diesem Beitrag entstanden. Das Besondere an diesem Fall: Die DAK-Gesundheit hat den Newsroom am 24. Februar 2020 eröffnet – und keinen Monat später ins Homeoffice geschickt!

Die acht Antworten sind alphabetisch geordnet und der Zufall will es, dass zuerst die Rückmeldungen aus Deutschland stehen. Die anderen fünf kommen aus der Schweiz. Bei allen Newsrooms, die ich angefragt habe, gehen die Antworten in die gleiche Richtung:

Dank dem Newsroom sind Prozesse solide etabliert und das gibt in der Krise bzw. einer ausserordentlichen Situation wie im Moment die Möglichkeit, in einem eingespielten Rahmen zu improvisieren.

Roger Baur von der Swisscom würde sogar noch einen Schritt weiter gehen: “Die Prozesse sind durch den Newsroom schon so flexibel, agil und schnell aufgesetzt, dass es so etwas wie Improvisation gar nicht braucht.”

DAK-Gesundheit

Rüdiger Scharf, PR-Chef der DAK-Gesundheit
Wieviele Mitarbeitende (prozentual aus der Kommunikation) arbeiten ganz von zu Hause aus? Seit wann? Haben Sie ein festes Team vor Ort im Newsroom?

Seit ca. 6 Wochen arbeiten 90 Prozent der Kommunikatoren im Homeoffice. Die Zusammenarbeit läuft überwiegend über Mails und Teams incl. Videokonferenzen.

Ist der Newsroom, wenn doch alle im Homeoffice sind, obsolet geworden?

Der Newsroom als Raum wird derzeit so gut wie nicht genutzt. Aber das Newsroom-Konzept lebt und ist für die Kommunikation der DAK-Gesundheit ein echter Gewinn. Es findet eine vernetzte und crossmediale Kommunikation statt – vom Vorstandsvorsitzenden über Führungskräfte bis hin zu Redakteurinnen und Redakteuren. Als Ziel des Newsrooms war eine gesamthafte Kommunikation für das Unternehmen definiert – gerade in komplexen Situationen oder zur Krisenkommunikation. Die Zeit mit dem Coronavirus war eine echte Bewährungsprobe, die aus Sicht der Kommunikation bislang sehr gut und erfolgreich läuft.

Organisieren Sie sich in dieser ausserordentlichen Lage anders? Falls ja, was mussten Sie verändern?

Wir haben unser Konzept und unsere Strukturen den Bedürfnissen angepasst. Seit dem 26. Februar eröffnet unser Vorstandsvorsitzender die morgendliche Newsroom-Lage mit einer persönlichen Einschätzung und Ausrichtung – für die interne und externe Kommunikation. Gegen 11 Uhr gibt es eine weitere Corona-Lage mit allen relevanten Fachbereichen für operative Fragen. Zusätzlich gibt es eine spezielle Runde zur Abstimmung zwischen Marketing und Unternehmenskommunikation.

Können Sie sagen, ob Sie dank der mit dem Newsroom eingeführten Organisation und den Prozesse die Situation besser bewältigen? Falls ja, warum? Falls nein, warum nicht?

Wir konnten die schwierige Corona-Situation eindeutig besser bewältigen. Das höre ich von vielen Beteiligen – auch von Personen mit einer zunächst kritischen Haltung zum Projekt. Unser Vorteil: Der Newsroom ORANGE der DAK-Gesundheit ist ganz frisch. Nach nur sechsmonatiger Vorbereitungsphase wurde der Raum erst am 24. Februar 2020 eröffnet. Am 25. Februar gab es einen Tag der offenen Tür in der Unternehmenszentrale. Und einen Tag später hatten wir Corona und konnten/mussten die gesamte Theorie und Planung sofort in die Realität umsetzen. Das war ein Newsroom-Start von 0 auf 100. Wir hatten aber von Beginn neben der Kommunikation und dem Marketing auch andere zentrale Unternehmensbereiche aktiv eingebunden – ein großer Unterschied zu anderen Firmen. Deshalb konnten wir sofort das umsetzen, was wir vorher gemeinsam besprochen und beschlossen hatten. Und das immer mit der Rückendeckung des CEO.

Richten Sie Ihre Themen an Covid19 aus? Wie stark?

Natürlich ist Corona seit Wochen das beherrschende Thema. Die interne Kommunikation hat ein viel stärkeres Gewicht bekommen. Wir haben rund 12.000 Beschäftige, die wir – wie andere Unternehmen auch – über das Virus informieren und schützen mussten. Wir haben rund 5,6 Millionen Kunden, die für sechs Wochen nicht mehr in unsere Servicezentren kommen konnten. Wir sind eine gesetzliche Krankenkasse, für die politische Entscheidungen von enormer Bedeutung sind. Und wir haben als Pressestelle das Ziel, die DAK-Gesundheit über ein erfolgreiches Agenda Setting positiv in die Öffentlichkeit zu bringen. So mussten wir geplante Pressekonferenzen absagen, weil das Thema nicht passte. Dafür haben wir andere Analysen präsentiert. Die Schlagzeile, dass in Coronazeiten die Zahl der behandelten Herzinfarkte in den Krankenhäusern um 25 Prozent zurück gegangen ist, stammt aus einer Pressemeldung der DAK-Gesundheit. Auch unser Kundenmagazin mussten wir kurz vor Redaktionsschluss stoppen und noch einmal völlig neu planen und aktualisieren.

DATEV

Datev Newsroom Christian Buggisch
Christian Buggisch, Leiter Unternehmenskommunikation
Wie viele Mitarbeitende (prozentual aus der Kommunikation) arbeiten ganz von zu Hause aus? Seit wann? Habt ihr ein festes Team vor Ort im Newsroom?

Alle Kommunikations-Mitarbeiter arbeiten im Homeoffice. Wir haben relativ früh begonnen, DATEV-Mitarbeiter ins Homeoffice zu schicken und haben die ohnehin schon vorhandenen Möglichkeiten für Remote-Arbeit in den letzten Wochen nochmal deutlich ausgeweitet. Es gibt kein Team vor Ort.

Ist der Newsroom, wenn doch alle im Homeoffice sind, obsolet geworden?

Im Gegenteil! Die mittlerweile seit Jahren etablierten Newsroom-Strukturen und -Prozesse bewähren sich in so einer Phase gravierender Veränderungen. Es gibt ja zweierlei Herausforderungen: Zum einen arbeiten wir nun unter anderen Umständen (nämlich räumlich getrennt und virtueller), zum anderen gibt es rund um Corona einen riesigen Zusatzaufwand für die interne und externe Kommunikation, um dieses Thema zu bewältigen. Was zwangsläufig vorübergehend obsolet ist, ist der Newsroom als architektonischer Raum. Ich bin mir aber sicher, dass wir nach einigen Wochen Homeoffice die Möglichkeiten der Arbeit vor Ort mit dem direkten Kontakt und Austausch wieder sehr zu schätzen wissen werden.

Organisiert ihr euch in dieser ausserordentlichen Lage anders? Falls ja, was musstet ihr verändern?

Nein, die Organisation ist dieselbe, mit Ausnahme der Meetings natürlich. Die finden komplett per Videokonferenz statt. Morgenlagen, Redaktionskonferenzen, weitere Abstimmtermine wurden komplett auf digital umgestellt und funktionieren hervorragend. Und auch dabei bewähren sich die erarbeiteten Strukturen. Wir haben zum Beispiel seit einer Weile ein Moderationsteam, das im Wechsel die Meetings und Konferenzen organisiert und moderiert. Die gleichen Kolleginnen und Kollegen machen das weiter und haben sich um die nötigen Anpassungen gekümmert, damit die virtuellen Meetings so gut funktionieren wie die bisherigen “analogen”.

Kannst du sagen, ob ihr dank der mit dem Newsroom eingeführten Organisation und den Prozessen die Situation besser bewältigt? Falls ja, warum? Falls nein, warum nicht?

Ein klares Ja, wie oben schon angedeutet. Die Strukturen und Prozesse lassen sich 1:1 auch virtuell leben. Und die sehr grosse Menge an Corona-Kommunikation in sehr schneller Taktung lässt sich durch die eingespielten Verantwortlichen für Themen und Medien gut umsetzen. Ein weiterer Vorteil des Newsrooms in solchen Situationen: Ich kann schnell und gut skalieren und Themenverantwortliche von anderen Desks abziehen und vorübergehend einem Thema wie Corona zuordnen; genau so haben wir das auch gemacht.

Richtet ihr eure Themen an Covid19 aus? Wie stark?

Natürlich war das Thema Corona in den letzten zwei Wochen sehr dominant, weil es gravierende Implikationen für Mitarbeiter und Kunden gibt. Dennoch gab und gibt es natürlich auch andere Themen, die weiter gespielt, und Content, der weiter produziert wird. Ich gehe davon aus, dass Corona und die Folgen uns auch in der Kommunikation noch lange beschäftigen werden, dass nun aber nach und nach auch andere Themen wieder stärker in den Fokus rücken.

Stand: 25. März 2020

Weitere Beiträge zum Newsroom von Datev in diesem Blog: Erfahrungen Februar 2019Update von April 2019, Newsrooms im Check Mai 2019 

GDV Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft

Christoph Hardt, Leiter Kommunikation

Jetzt kommt es extrem und ganz besonders darauf an, dass der Newsroom im Kopf stattfindet. Alle Kollegen sind im Homeoffice, physische Post wird zwei Mal pro Woche abgeholt und überprüft.

Da die räumliche Krisen-Vorwarnkomponente im NR wegfällt, ist die mentale Komponente umso wichtiger: Denke ich an alle, sind die richtigen Instrumente am Start, wie gestalte ich den Informationsfluss, wen binde ich wann wo ein?.

Ganz wichtig: Disziplinierte Meetings sowie transparente und offene, mutige  Kommunikation: Immer auch die heiklen Themen ansprechen.

Wir haben Prozesse angepasst: Einen Krisenstab eingerichtet, das Leitungsmeeting Kommunikation kürzer getaktet und halten es auch kürzer, möglichst straff.

Newsroom-Kultur hilft uns, auch im Homeoffice schneller zu agieren, wir sind es einfach gewohnt, die Themen direkt anzugehen.

Corona ist ein beherrschendes Thema, aber wir versuchen, auch andere Themen noch zu spielen, wie zum Beispiel heute die Einbruchsbilanz.

Stand: 25. März 2020

Weitere Beiträge zum Newsroom des GDV in diesem Blog: Zu Gast beim GDV November 2018Newsrooms im Check Mai 2019 

Katholisches Medienzentrum

Charles Martig, Direktor
Wie viele Mitarbeitende (prozentual aus der Kommunikation) arbeiten ganz von zu Hause aus? Seit wann? Habt ihr ein festes Team vor Ort im Newsroom?

Wir haben am Freitag, 13. März 2020, entschieden, dass wir auf einen Newsroom light umsteigen. Ab diesem Datum wurden die Mitarbeitenden ins Homeoffice verlegt. Von 11 FTE sind derzeit 8 FTE vollständig im Homeoffice. Von den 16 Mitarbeitenden sind nur noch diejenigen im Newsroom, die mit Auto, Fahrrad oder zu Fuss ins Büro kommen können. Von 16 Mitarbeitenden sind dies 3 bis 4 Personen, die die Stellung im Newsroom halten. Der Redaktionsleiter ist fest vor Ort im Newsroom. Alle anderen Funktionen wechseln im Verlauf der Woche.

Ist der Newsroom, wenn doch (fast) alle im Homeoffice sind, obsolet geworden?

Nein. Wir benötigen einen festen Kern zur Organisation der Redaktion. Die digitale Infrastruktur ist im Newsroom am besten ausgebaut.

Organisiert ihr euch in dieser ausserordentlichen Lage anders? Falls ja, was musstet ihr verändern?

Wir haben vor der Corona Krise den Montag als Wocheneröffnung genutzt. Hier gab es am Morgen Auswertungen der Wochenend-Produktion und Planung für die kommende Woche. Es waren meist 80% des Teams im Newsroom anwesend. Dies hat für die soziale Interaktion ein wichtige Bedeutung.

Neu sind wir vollständig auf MS Teams, auf Trello (Planung) und aufs CMS (Produktion und Veröffentlichung) umgestiegen. Der Übergang ist relativ leicht gefallen, weil die Organisation bereits sehr stark digitalisiert war. Innerhalb einer Woche haben die Mitarbeitenden ihre Rolle gefunden.

Aussergewöhnlich war der Start des neuen Redaktionsleiters, Raphael Rauch, der am 9. März seine Stelle bei kath.ch angetreten hat. Wir haben bereits im Februar evaluiert, welche Lösung die Beste wäre. Wir entschieden uns, den Newsroom im Vollbetrieb weiterzuführen bis Ostern 2020. Die Einarbeitung des neuen Redaktionsleiters und die Neuorientierung des Teams sollte im Newsroom geschehen. Eine Woche später war die Lage völlig neu: Der Entscheid des Bundesrats und des BAG hatte ein neues Setting gefordert (Verordnung zum Lockdown am 16. März, Anm. d. Red.). Wir mussten den Wechsel ins Homeoffice vollziehen, waren jedoch auf diesen Schritt gut vorbereitet.

Für die journalistische Arbeit gibt es Weisungen, keinen Begegnungen und direkte Interviews mit Risikogruppen durchzuführen. Davon gibt es in der katholischen Kirche relativ viele. Wir haben auf Telefoninterviews und Videokonferenzen umgestellt.

Kannst du sagen, ob ihr dank der mit dem Newsroom eingeführten Organisation und den Prozessen die Situation besser bewältigt? Falls ja, warum? Falls nein, warum nicht?

Wir waren bereits im Newsroom digital vernetzt. Die Tools sind installiert und erprobt. Alle hatten bereits Erfahrungen mit Homeoffice bzw. mit dem Upload von Content ins CMS von unterwegs, bevor die Corona Krise ausbrach. Das hat uns den Übergang enorm erleichtert.

Wir sehen den Übergang in die Corona Krise als Chance für Lernerfahrungen unserer Redaktion. Es geht ein digitaler Ruck durch das Team. Alle sind gefordert und zeigen eine relativ steile Lernkurve. Wir sind jetzt auch mit den Themen «Storytelling» und «Mobile first» einen grossen Schritt vorangekommen.

Zudem haben wir seit Anfang März namhafte Steigerungen bei den Userzahlen von 200 % bis 300 %. Die Aufmerksamkeit für die Inhalte von kath.ch ist sehr hoch. Wir nutzen diese Lage, um News, Orientierungswissen und Dienstleistungen zum Leben der Kirchen und Religionen in der Schweiz zu publizieren und unsere Community in den Sozialen Medien aufzubauen, insbesondere auf Facebook und Instagram. Auf diesen beiden Plattformen haben wir eine Interaktions-Strategie. Insbesondere nehmen wir vermehrt auch Glaubensthemen auf, die stark gefragt sind. Unsere User erwarten Dienstleistungen wie Live-Streams von Gottesdiensten und Gebeten. Auf dieses Bedürfnis haben die Pfarreien, Bistümer und Klöster in der Schweiz sehr schnell und agil reagiert. Das Angebot haben wir auf kath.ch dargestellt. Insbesondere FAQs zu Corona und Listicles wurden in den letzten drei Wochen als neue Form entwickelt und gepflegt:. Im plötzlich explodierenden Angebot an Live-Streams und neuen digitalen Gebetsformen versuchen wir einen Überblick über das multimediale Angebot zu schaffen.

Richtet ihr eure Themen an Covid19 aus? Wie stark?

Wir sind zu 80% auf das Leben in Zeiten des Corona-Virus ausgerichtet. Dies nicht nur in der Schweizer Berichterstattung, sondern vor allem auch bei den Nachrichten aus dem Vatikan. Italien ist von Covid19 besonders betroffen und deshalb ist auch die Kommunikation aus der Unternehmenszentrale sehr stark daran ausgerichtet.

Wir pflegen aber auch zu 20% andere Themen, zum Beispiel, wenn es im Bistum Chur wieder einmal eine regelrechten Knall gibt. Die plötzliche Absetzung von Generalvikar Martin Kopp hat im März 2020 für Entsetzen und Aufruhr gesorgt. Wir haben diese Entwicklung publizistisch eng begleitet.

Stand: 31. März 2020

Weitere Beiträge zum Newsroom des Katholischen Medienzentrums in diesem Blog: Zu Gast September 2018Newsrooms im Check Mai 2019 

Die Mobiliar

Alice Chalupny, Leiterin Unternehmenskommunikation
Wieviele Mitarbeitende (prozentual aus der Kommunikation) arbeiten ganz von zu Hause aus? Seit wann? Haben Sie ein festes Team vor Ort im Newsroom?

Gegen 90% der Mitarbeitenden der Unternehmenskommunikation arbeitet ganz von zu Hause aus. Die Umstellung erfolgte auf den 17. März 2020, quasi über Nacht. Der Hauptsitz ist für das Publikum geschlossen, die Büros sind verwaist, auch der Newsroom ist nahezu leer.

Ist der Newsroom, wenn doch alle im Homeoffice sind, obsolet geworden?

Nein – unser Newsroom besteht nicht nur aus Stehtisch und Display an der Wand, sondern ist ein Modell, mit dem wir uns organisieren und arbeiten. Insofern funktioniert der Newsroom auch im Homeoffice. Die üblichen Newsroom-Besprechungen finden täglich als Telefonkonferenzen statt.

Organisieren Sie sich in dieser ausserordentlichen Lage anders? Falls ja, was mussten Sie verändern?

In den ersten Tagen im Homeoffice ist die Zahl der E-Mails und auch die Anzahl Telefongespräche angestiegen. Als Antwort darauf fördern und pflegen wir nun noch konsequenter unsere Collaboration-Plattformen und achten auf die Qualität der dort verfügbaren Informationen, um den Abstimmungsaufwand zu senken.

Können Sie sagen, ob Sie dank der mit dem Newsroom eingeführten Organisation und den Prozesse die Situation besser bewältigen? Falls ja, warum? Falls nein, warum nicht?

Das Newsroom-Modell der Mobiliar bewährt sich auch in der Krise. Es wurde 2016 eingeführt und ist in den Köpfen der Mitarbeitenden verankert.

Richten Sie Ihre Themen an Covid19 aus? Wie stark?

Die aktuelle Situation ist ausserordentlich, die Mobiliar befindet sich nicht im Courant normal. Die Unternehmenskommunikation bewältigt derzeit anspruchsvolle Herausforderungen an verschiedenen Fronten: Intern gilt es, die Mitarbeitenden konstant mit allen relevanten Informationen zu beliefern und gleichzeitig die Feedbacks zurück in die Organisation zu spielen. Extern erwarten unsere Stakeholder zeitnahe, transparente und relevante Informationen rund um Corona und die Folgen – insbesondere unsere Kundinnen und Kunden. Auch die Medienschaffenden zeigen grosses Interesse.

Stand: 24. März 2020

Weitere Beiträge zum Newsroom des Mobiliar in diesem Blog: Best Practice Mai 2016, 3 Jahre später April 2019Newsrooms im Check Mai 2019 

Schweiz Tourismus

Markus Berger, Leiter Unternehmenskommunikation / Mediensprecher
Wie viele Mitarbeitende (prozentual aus der Kommunikation) arbeiten ganz von zu Hause aus? Seit wann? Habt ihr ein festes Team vor Ort im Newsroom?

Ganz ST arbeitet weltweit (ausser im Büro Shanghai) im Homeoffice, also auch das ganze Kommunikationsteam am Hauptsitz in Zürich. Diese Regelung gilt seit dem 16. März. Da der Newsroom bei uns sowieso keine physische Räumlichkeit ist, sondern ein Gremium, macht es keinen grossen Unterschied, wo die Leute „normal“ arbeiten. Am Hauptsitz arbeitet niemand.

Ist der Newsroom, wenn doch alle im Homeoffice sind, obsolet geworden?

Unser „Newsroom“, also das Gremium, ist in dieser Zeit wichtiger denn je. Denn man kann sich nicht kurz im Haus austauschen und neue Ideen rasch miteinander entwickeln. Wir brauchen daher die Struktur eines regelmässigen, geführten Austauschs.

Organisiert ihr euch in dieser ausserordentlichen Lage anders? Falls ja, was musstet ihr verändern?

Es gibt zwei Änderungen: Einerseits die logistische: Wir tauschen uns als Newsroom-Gremium weiterhin ein Mal pro Woche direkt im Plenum aus, jetzt halt via MS Teams. Zudem täglich in Teil-Teams (Social Media, Marketing Units, CorpCom), ebenfalls via MS Teams.

Andererseits die inhaltliche: Wir haben Kommunikationsguidelines erlassen, die beispielsweise sagen, dass die proaktive Kommunikation sehr zurückhaltend erfolgt, und stets ohne konkrete Reiseangebote/-tipps und ohne werberische oder verkaufsorientierte Inhalte. Im Vordergrund stehen Reisealternativen und Themen, die in der Zukunft liegen. Das macht die Arbeit im Newsroom doppelt relevant: es geht darum, die möglichen Alternativen zu finden und zu erarbeiten und dabei auch jederzeit gegenseitig zu spiegeln, wie weit wir in Übereinstimmung mit den Kommunikationsguidelines sind.

Kannst du sagen, ob ihr dank der mit dem Newsroom eingeführten Organisation und den Prozessen die Situation besser bewältigt? Falls ja, warum? Falls nein, warum nicht?

Wir profitieren vom Newsroom-Gremium, indem wir uns so viel effizienter abstimmen und nachhaltig mehrkanalig kommunizieren können, was in dieser schwierigen Situation wichtiger denn je ist. Dank den bestehenden Content-Tools und dem etablierten Austausch sind wir in der Lage, die Kommunikationsguidelines (auch international) total stringent durchzusetzen und einzuhalten.

Richtet ihr eure Themen an Covid19 aus? Wie stark?

Wie bereits oben erwähnt, hat Covid-19 einen zentralen Einfluss auf unsere Arbeit. Ausserhalb des Newsrooms laufen die intensivierte interne Kommunikation, dann auch die umfassende Branchenkommunikation. Zudem die reaktive Kommunikation mit sehr zahlreichen Medienanfragen rund um die Auswirkungen und wirtschaftlichen Konsequenzen. Im Newsroom versuchen wir damit umzugehen, dass unser gesamter „normaler“ Content im Moment nicht publiziert werden kann. Wir suchen und diskutieren Alternativen und spielen diese auf verschiedenen Kanälen aus, wobei Social Media dabei eine zentrale Bedeutung haben. Die Pandemiesituation wird dagegen vom Newsroom-Team weder kommuniziert noch kommentiert.

Stand: 30. März 2020

Weitere Beiträge zum Newsroom des Mobiliar in diesem Blog: Sommer, Winter und Städte an einem Tisch April 2018Newsrooms im Check Mai 2019 

SVV Schweizerischer Versicherungsverband

Jan Mühlethaler, Leiter Public Affairs und Kommunikation und Mitglied der Geschäftsleitung des Schweizerischen Versicherungsverbandes SVV
Wie viele Mitarbeitende (prozentual aus der Kommunikation) arbeiten ganz von zu Hause aus? Seit wann? Habt ihr ein festes Team vor Ort im Newsroom?

Mit Ausnahme des Chefs (meine Wenigkeit), der jeden zweiten Tag im Büro arbeitet, arbeiten alle Mitarbeitenden aus Politik und Kommunikation von zu Hause aus. Das ist seit Beginn der letzten Woche (16. März, Anm. d. Red.) der Fall. Der Newsroom findet weiterhin täglich statt, immer um 09.15 Uhr, er wird jetzt einfach über «Microsoft Teams» vom Chef vom Dienst geleitet. Die Struktur haben wir leicht umgestellt, im Moment ist es primär ein Krisenmanagement-Desk, das sich schwergewichtig mit der allgemeinen Lage Schweiz, der allgemeinen Lage International und der allgemeinen Lage betreffend Versicherungswirtschaft auseinandersetzt. Zugleich ist der Newsroom zum täglichen Begegnungsmittelpunkt für alle Mitarbeitenden zu Hause geworden, in dem auch HR und der Chefarzt des Verbandes ein- bis zweimal die Woche zu Wort kommen.

Ist der Newsroom, wenn doch alle im Homeoffice sind, obsolet geworden?

Im Gegenteil (vgl. oben)

Organisiert ihr euch in dieser ausserordentlichen Lage anders? Falls ja, was musstet ihr verändern?

An der Organisation hat sich wenig geändert, der Chef vom Dienst leitet das Gefäss, die inhaltlichen Schwerpunkte haben sich verschoben. Das politische Issues Management Meeting (immer montags) haben wir bis auf weiteres in den Newsroom integriert.

Kannst du sagen, ob ihr dank der mit dem Newsroom eingeführten Organisation und den Prozessen die Situation besser bewältigt? Falls ja, warum? Falls nein, warum nicht?

Eindeutig bewältigen wir die Situation besser. Wir sind ein eingespieltes Team, das sich jetzt einfach im Krisenkommunikationsmodus befindet. Ich muss selber etwas mehr die Zügel in die Hand nehmen, wir mussten schnell auf Modus Homeoffice und Microsoft Teams umstellen – und wir haben ein zusätzliches Gefäss innerhalb der Geschäftsleitung geschaffen, das sich in der Regel unmittelbar vor dem Newsroom austauscht und Vorabsprachen trifft.

Richtet ihr eure Themen an Covid19 aus? Wie stark?

Der Fokus ist ein anderer; es geht noch immer darum, die tägliche Kommunikation zu steuern, aber wir haben den Blickwinkel schon sehr stark eingeschränkt, da wir als Branche stark gefordert sind – und wir zusammen mit Bund und Kantonen unseren Beitrag leisten wollen und auch müssen, ohne die Grundprinzipien einer Versicherung über Bord zu werfen.

Stand: 25. März 2020

Swisscom

Roger Baur, Chef vom Dienst
Wie viele Mitarbeitende (prozentual aus der Kommunikation) arbeiten ganz von zu Hause aus? Seit wann? Habt ihr ein festes Team vor Ort im Newsroom?

Seit 2 Wochen arbeiten alle primär zu Hause. Ein festes Team vor Ort haben wir nicht.

Ist der Newsroom, wenn doch alle im Homeoffice sind, obsolet geworden?

Der Raum an sich war ohnehin nie der entscheidende Faktor. Entscheidend ist der Austausch, die Kreativität einer Gruppe, ein kurzer Informationsfluss und schnelle Involvierung von Personen mit unterschiedlichen Rollen und Skills. Das geht in einem zentralen Raum besser – funktioniert aber in solchen Situationen auch auf Distanz. Wir versuchen den Mehrwert eines physischen Newsrooms mit vermehrt virtuellem Austausch zu kompensieren, was erstaunlich gut klappt.

Organisiert ihr euch in dieser ausserordentlichen Lage anders? Falls ja, was musstet ihr verändern?

Swisscom hat eine Taskforce eingesetzt, die alle Massnahmen rund um Corona koordiniert. Sie ist logischerweise Dreh- und Angelpunkt und entsprechend verändert sich für diese Zeit auch der Prozess.

Wie ist die Taskforce mit dem Newsroom verbunden bzw. welche Rolle spielt der Newsroom in der Taskforce?

Die Kommunikation ist dort wie in Projekten, Programmen oder Bereichsleitungen auch durch einen Themenowner vertreten. Die Themenowner bilden unser Schwesterteam innerhalb der Unternehmenskommunikation – und das ist auch hier nicht anders. Nur halt mit dem Unterschied, dass es hier keine fixe Person ist, sondern eine, die wöchentlich wechselt. Und dieser Themenowner wiederum hält Kontakt zum CvD (Chef vom Dienst). Was übrigens auch meine Funktionsbezeichnung ist.

Kannst du sagen, ob ihr dank der mit dem Newsroom eingeführten Organisation und den Prozessen die Situation besser bewältigt? Falls ja, warum? Falls nein, warum nicht?

Wir sahen den Newsroom ja immer als physische Manifestation eines Mindchanges, der sich gerade in schwer berechenbaren Situationen besonders gut bewährt. Denn dann ist reale Agilität gefragt und schnelle Umsetzungsprozesse; sowas geht nur in der Struktur eines Newsrooms.

Richtet ihr eure Themen an Covid19 aus? Wie stark?

Im Moment befassen sich so gut wie alle Themen mit Covid19 oder sind zumindest davon beeinflusst. Das liegt aber auch am Tätigkeitsgebiet von Swisscom.

Stand: 25. März 2020

Weitere Beiträge zum Newsroom des Mobiliar in diesem Blog: Der Swisscom Newsroom Juli 2019

Mit diesen Rückmeldungen bestätigt sich meine These: Wer in guten Zeiten sinnvolle Prozesse etabliert, kommt in der Krise auch nicht ins Schleudern. Der Newsroom ist so gesehen ein ideales Modell, um die Hausaufgaben diszipliniert zu erledigen und dauerhaft zu üben. Auch ist jetzt definitiv Schluss dem Hype um den Newsroom, denn die Antworten zeigen, dass der Newsroom sich etabliert hat und jetzt mit der Corona Krise die Nagelprobe besteht.

Auch wenn dank Newsroom-Strukturen für Krisenzeiten einiges besser vorgespurt ist und deshalb eingespielter läuft – alles lässt sich nicht vorbereiten. Die neue Art der Zusammenarbeit, wie ich von verschiedenen Interviewpartnerinnen und -partnern mitgenommen habe, fordert trotz allem. Telefon- und Videokonferenzen erfordern eine höhere Konzentration als persönliche Meetings, nicht zuletzt weil – besonders in Telefonkonferenzen – physische Signale weitgehend fehlen. Diese zu lesen ist aber in einer Zeit, in der alle etwas dünnhäutiger durchs Leben gehen, besonders wichtig. Zudem entfallen das Zurufen im gemeinsamen Büro und der Flurfunk, dafür häufen sich Mails und Botschaften über alle möglichen Kanäle und fordern eine Daueraufmerksamkeit ein.

Lernen Sie aus dieser Krise und machen Sie sich Gedanken, was sie für die Zukunft verbessern können. Wie Sie jetzt wissen, ist der Newsroom eine valide Lösung für die Kommunikation, auch für ausserordentliche Zeiten.

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2 Kommentare zu “Der Newsroom während der Corona Krise: Was sich bewährt und was angepasst wurde

  1. > Welche Rolle spielt ein Newsroom während der Corona Krise, wenn ja doch die meisten Mitarbeitenden im Homeoffice sind?

    Ah so, es geht also um Gender-Idioten.

    > Ich habe allen Teilnehmern die gleichen fünf Fragen gestellt.

    Teilnehmern? Jetzt nicht Gender-Idioten sondern alle? Oder nach Gender-Doktrin nur Männer? Der eine Mann sieht ganz schön weibisch aus.

    Da haben wir es mal wieder, Gender-Wahn und Intelligenz sind negativ korreliert.

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