Haben Sie schon einmal eine Sau zerlegt? Nein? Wundert mich nicht, schliesslich spreche ich mit diesem Blog weder Metzger noch Wirtsleute an. Na dann eben nochmals anders: Haben Sie schon einmal Content zerlegt? Wenn ich mit Berufskollegen und Kunden über die Möglichkeiten der PR im Social Web spreche dauert es meist nicht lange, bis seufzend die Ressourcenfrage aufs Tapet gebracht wird, dabei würde eine Grossmedia-Strategie Abhilfe schaffen. Aber dazu gleich.
Nochmals Szenenwechsel: Früher, zu Zeiten der Grossfamilien war es in ländlichen Gegenden üblich, dass man sich beim Bauer gleich eine halbe oder eine gleich ganze Sau erstanden hat. Das gab einerseits einen preiswerten Vorrat, der über den ganzen Winter hielt. Anderseits stellte sich der Hausfrau auch die Herausforderung, jedes einzelne Stück zu verwerten: Die Schulter als Schweinebraten, der Kopf in den Eintopf, Leber in Knödel usw. Und was nicht gegessen wurde, konnte man noch immer zu Salben und anderen Hausmitteln verarbeiten, denn Wegwerfen war tabu. Ein beeindruckender Umgang mit Ressourcen, finde ich.
Und was machen wir mit der Ressource Content? Wenn Sie für einen Artikel recherchieren, benötigen Sie ungefähr das Dreifache an Material, als Sie letztlich verwerten können. Wenn Sie zu einem Interview gehen, kürzen Sie das Gespräch am Arbeitsplatz auf die im Magazin erlaubte Anzahl Zeichen zurück. Und was geschieht mit dem Rest? Sie greifen sich das Filet und werfen den Rest weg.
So, und dann kommt zur Ressourcenfrage auch gewisse Ratlosigkeit, wie die immer gleiche Suppe neu gekocht werden kann hinzu. Sie soll schliesslich dem Gast mit seinen neuen Medienkonsum-Gewohnheiten munden. Dabei ist die Antwort einfach: Crossmedia ist das Salz, das in diese Suppe gehört. Im Fachjournalist-Podcast sagt Denise Peikert: „Zu jedem Thema, das wir aufbereiten, überlegen wir auch gleich, was wir medial daraus machen können … Wir denken die Darstellungsform mit“. Die Schülerin der Deutschen Journalistenschule in München und Chefredakteurin des Lehrmagazins Hive plaudert hier also buchstäblich aus der Schule.
Das Fachmagazin Fachjournalist nimmt sich in dieser Nummer hier den Auswirkungen der digitalen Entwicklungen auf den Journalismus an und kommt zum Schluss: „Die Zukunft des Journalismus gehört nicht einzelnen (neuen) Medien oder Darstellungsformen, sie gehört den Inhalten.“ Richtig! Und Content ist immer da. Wenn PR-Schaffende multimedial und in Prozessen denken, dann entstehen auch die Geschichten, erst im Kopf, dann auf dem Papier.
Begnügen Sie sich nicht mehr mit dem Filet Ihrer Geschichten:
- Verwerten Sie Tonaufzeichnungen zum Interview zu kurzen Statements, die Sie einspielen oder gar zu einem Podcast verarbeiten.
- Gehen Sie nie mehr ohne Kamera aus dem Haus und schauen Sie sich die Welt in Bildern an. Wenn Sie wie ein Fotograf an Geschichten herangehen, klappt‘s: einzoomen, auszoomen, Perspektiven wechseln, die Schärfe mal auf ein Detail einstellen usw.
- Schauen Sie nach links und nach rechts: Wer hat sich auch schon mit ihrem Thema beschäftigt? Welche Beiträge aus Blogs, YouTube oder Slideshare lockern Ihre Story auf oder reichern Sie an? Verlinken Sie und vernetzten Sie sich. So kommen Sie dem PR 2.0-Würfel näher: integriert, crossmedial, vernetzt.
- Erzählen Sie auf Twitter, Facebook, Google+ was Sie tun, stellen Sie Fragen und lassen Sie die Community bei der Recherche mithelfen und Sie werden staunen, welche neuen Facetten Sie entdecken. Und Sie vermarkten gleichzeitig Ihr Thema.
- Und geben Sie zurück: Stellen Sie Ihre Bilder (gut verschlagwortet) bei Flickr ein, das Video bei YouTube, die Präsentation bei Slideshare oder Scribd und verlinken Sie alles wieder zurück in Ihren Blog oder ins Print-Magazin. So entsteht der Daily Prophet, der schon bei Harry Potter fasziniert.
Oder um es nochmals mit Denise Peikert zu sagen: „Crossmedial kann man deutlicher ausdrücken, was man erzählen will mit Bild, Ton, Grafik und Video.“ Content is King: lassen Sie ihn in Ihren Corporate Publishing-Erzeugnissen und im Social Web regieren.
Fachjournalist: Crossmedial in die Zukunft?
In dieser Ausgabe des Magazins gibt es neben dem Thema Social Media auch weitere absolut lesenswerte Beiträge. Darum binde ich es auch gleich hier mit ein und wünsche gute Lektüre.
3 Kommentare zu “Der Weg zur Crossmedia-Strategie: Content zerlegen, nicht wegwerfen.”