Sie beschäftigen sich mit dem Thema Newsroom, sehen aber vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr? Hier kommt Hilfe: Die 4 Handlungsfelder des Newsrooms sind Denkmodell und Werkzeug für alle, die sich in das Thema einarbeiten, einen eigenen Newsroom aufbauen oder ihren Newsroom auf den Prüfstand stellen. Sie helfen, Themen und Gedanken zu ordnen. Dabei arbeiten Sie entlang der vier Dimensionen Menschen, Output, Organisation und Infrastruktur.
Kein Newsroom ist wie der andere, doch vor dem Start müssen sich alle die gleichen Fragen stellen. Ich empfehle, mit einem klaren Konzept an das Projekt Newsroom heranzugehen; dazu ist es aber notwendig, sich zunächst einen sinnvollen Überblick zu verschaffen. Dazu habe ich für meine Kunden das Modell der ‘4 Handlungsfelder’ entwickelt und setze es erfolgreich ein. Denn egal, wo man steht: Mit den vier Feldern lassen sich die vielen Fragen bündeln und der Handlungsbedarf systematisch und umfassend klären und priorisieren. Lesen Sie hier, wie mein Kunde BLS aus den Handlungsfeldern Arbeitspakete abgeleitet und das Projektmanagement für den Aufbau des Newsrooms gestaltet hat.
Dieser Beitrag ist umfassend, darum bietet Ihnen Inhaltsverzeichnis Orientierung. Es bringt Sie mit einem Klick in jenes Thema, mit dem Sie sich gerade beschäftigen möchten. Wenn Sie zurück ins Inhaltsverzeichnis gelangen wollen, klicken Sie einfach den Zurück-Pfeil in Ihrem Browser. Ganz am Ende dieses Beitrags habe ich die wesentlichen Punkte in einer Präsentation zusammengefasst.
Mit der ausführlichen Beschreibung der 4 Handlungsfelder des Newsrooms teile ich sehr viel Wissen und Erfahrung aus meiner Kundenarbeit, zahlreichen Besuchen von Newsrooms, Fachdiskussion und Lektüre. Sie können sich mit dem Beitrag direkt an die Arbeit machen. Es kann aber auch Sinn ergeben, eine externe Beratung beizuziehen, die Ihnen hilft, den Analyseprozess zu steuern, die Konzeptionsphase begleitet und Ihnen bei der Umsetzung zur Seite steht.
Das Newsroom Modell
Wenn Sie nach dem Newsroom-Modell arbeiten wollen, benötigen Sie Grundlagen, nach denen Sie Ihre Themen aufbauen und entwickeln. Doch gerade, weil sich der Begriff Raum im Wort verbirgt, wird nur allzu gerne zuerst über die physisch-räumliche Umsetzung diskutiert. Der Newsroom ist jedoch alles andere als ein Einrichtungsprojekt. Er ist vielmehr die Einlösung des Versprechens der integrierten Kommunikation.
Das bedeutet auch, dass er seinen Auftrag aus der Kommunikationsstrategie holt, welche aus der Unternehmensstrategie und den Zielen abgeleitet wurde. Möglicherweise liegt auch eine Content-Strategie vor. Content-Strategin Kristina Halvorson hat das so formuliert: Die Content-Strategie umfasst die Planung der Erstellung, Veröffentlichung und Verwaltung von usable und useful Content. Liegt bereits eine solche Strategie vor, haben Sie für den Newsroom wertvolle Vorarbeit geleistet, weil neben den strategischen Themen auch Prozesse und Governance, aber auch zum Beispiel SEO festgelegt sind. Trotzdem werden Sie nicht darum herumkommen, für den Newsroom ein Konzept zu erarbeiten. Sie werden in der Folge sehen, wie viele Fragen es zu klären gilt, das Konzept gibt Ihnen die Chance für ein Probehandeln.
Damit Sie meinen Ausführungen besser folgen können, habe ich für Sie den Newsroom mit seinen wichtigsten Elementen als Modell aufgezeichnet.
Der Newsroom kennt zwei Kernbereiche:
- Auf strategischer Ebene das Strategieteam (Strategieboard, Steuerungsteam), dazu lesen Sie mehr im Handlungsfeld Organisation.
- Auf operativer Ebene den Newsroom an und für sich (blaues Rechteck mit gelbem Rahmen).
Zur DNA des Newsrooms gehört die Trennung nach Themen und Kanälen. Die Vertiefung folgt im Handlungsfeld Output.
- Themen (grün) entstehen aus dem Unternehmen selbst, aber auch aus dem Unternehmensumfeld. Der Weg dazu ist die interne Vernetzung und das organisationale Zuhören nach aussen mit Monitoring. Koordiniert werden sie am Themendesk.
- Kanäle (rotbraun) umfassen sämtliche Touchpoints des Unternehmens, insbesondere die internen Kanäle, aber auch alle externen digitalen und analogen Präsenzen. Koordiniert werden sie am Mediendesk.
Nicht alle Stakeholder sind gleichermassen in den Newsroom eingebunden. Es erfolgt vielmehr ein Aufbau von innen nach aussen:
- Am Newsdesk (gelbes Quadrat) sind im Minimum der Chef vom Dienst, die Vertretung für die Themen und die Vertretung für die Kanäle vertreten, die Abstimmung erfolgt engmaschig, in der Regel täglich.
- Der Newsroom (blaues Feld mit gelbem Rahmen) umfasst als Raum, aber auch als Prozess das gesamte Kommunikationsteam, je nach Organisation ist auch die Marketingkommunikation vertreten.
- Der erweiterte Newsroom (blaues Feld mit grüner Schrift) begrüsst die Abteilungen, die internen Stakeholder und sichert die Schnittstellen.
Es ist wenig effizient, immer alle zur Abstimmung versammeln zu wollen. Wie die Prozesse aufgebaut sind, lesen Sie im Handlungsfeld Organisation in den Prozessen. Dazu gehört auch die Abstimmung mit dem Strategieteam, welches darauf achtet, dass der Newsroom sich im vorgegebenen Themenkorridor bewegt (blauer Pfeil mit gelbem Rand).
Soweit so gut, doch wie sollen Sie nun starten?
Einführung: Newsroom Schritt-für-Schritt?
Es wäre eigentlich logisch sich entlang von Meilensteinen durchzuarbeiten, ausgehend von der Analyse werden dann – eine nach der anderen und aufeinander aufbauend – alle Fragen durchgearbeitet. Dagegen spricht, dass sich viele Unternehmen, aus Kapazitätsgründen oder weil sie intern noch Überzeugungsarbeit leisten müssen, an Opportunitäten ausrichten. Sie starten vielleicht erst einmal mit einem Newsroom als Denkhaltung und orientieren sich nach Themen und Kanälen. Damit möchten sie erste Erfahrungen sammeln, bevor sie einen Schritt weitergehen. In einem solchen Fall ergibt es Sinn, für die Weiterentwicklung die Fragen und Herausforderungen entlang der 4 Handlungsfelder des Newsrooms zu bündeln.
Das Gute daran? Je nach Kultur, Organisation und Ressourcen entscheiden Sie selbst, wie tief Sie bei den verschiedenen Handlungsfeldern gehen wollen. Sie machen allfällige ‘Quick-Wins’ aus und planen umfassende Massnahmen und Veränderungen umsichtig. Und falls Sie bereits mit einem Newsroom arbeiten, helfen Ihnen die vier Handlungsfelder zu prüfen, wo Sie heute stehen und was Sie im nächsten Schritt weiter professionalisieren können.
Der Newsroom wird in jeder Organisation Bewegung auslösen, weil Corporate Communications damit über ihre eigene Abteilung hinausgehen. “Das ist nichts Neues”, werden Sie vielleicht denken, “schliesslich musste die Kommunikation – zum Beispiel bei Medienanfragen – schon immer im Unternehmen nach passenden Gesprächspartnern suchen und Auskünfte einholen.” Stimmt, aber es ist ein himmelweiter Unterschied, ob punktuell Expertinnen an den Tisch geholt, oder ob dafür Prozesse geschaffen werden. Darum darf die Kommunikation den Newsroom nicht als isoliertes Projekt entwickeln. Die Verantwortlichen müssen verstehen, wie er einerseits sinnvoll auf bestehende Strukturen aufgebaut werden kann, aber auch wo Veränderungen und Erweiterungen für ein Gelingen unabdingbar sind.
Definition und Ziele: Klären Sie, wovon Sie sprechen
Wenn ich hier festhalte, dass kein Newsroom wie der andere ist, bedeutet das nicht, dass es nicht ganz klare Merkmale gibt; egal ob man nun von Newsroom, Content Factory oder Content Board spricht.
Was versteht man unter einem Newsroom?
Der Newsroom ist eine Organisationsform der Unternehmenskommunikation mit räumlich und inhaltlich integrierten Untereinheiten, die sich an Themen orientiert und bei der die Zuständigkeiten der Mitarbeitenden transparent kommuniziert wird.
Der Newsroom ist keine Aufbau-, sondern eine Ablauforganisation, in der Rollen und Prozesse so definiert sind, dass im Unternehmen jene Kommunikatoren zusammengeschlossen werden, die für die Erreichung der Kommunikationsziele gebraucht werden, unabhängig davon, wo sie organisatorisch verortet sind.
(angelehnt an Larissa Lauth und Christian Buggisch von DATEV)
Das gibt Ihnen, zusammen mit dem oben beschriebenen Modell, einen ersten Eindruck, was ein Newsroom ist. Sie werden aber nicht darum herumkommen zu klären, was ein Newsroom für Ihr Unternehmen ist. Kürzen Sie hier nicht ab, wenn Sie diesen Schritt auslassen, fällt Ihnen das später auf die Füsse. Darum die Frage:
Was ist ein Newsroom für unser Unternehmen?
Die Grundlagen hat Larissa Lauth in ihrer ausgezeichneten Masterarbeit zum Newsroom aufgearbeitet. Auch Prof. Christoph Moss hat mit seinem Fachbuch “Der Newsroom im Unternehmen: Wie sich Themen effizient steuern lassen” eine gute Hilfestellung vorgelegt.
Trotzdem ufern die Diskussionen zum Newsroom mitunter etwas gar abenteuerlich aus. Weil ich davon ausgehe, dass nicht alle, die vom Newsroom sprechen, auch das Gleiche meinen, habe ich vor einiger Zeit fünf Thesen entwickelt und mit einem Fachpublikum diskutiert. Auf jeden Fall und vor allen anderen Schritten aber rate ich Ihnen:
Klären Sie am Anfang unmissverständlich, was Ihre Organisation unter einem Newsroom versteht und was sie sich davon verspricht.
Nicht ist gefährlicher als an einem Projekt zu arbeiten, von dem alle eine Vorstellung haben, aber niemand die gleiche. Fragen Sie also nicht einfach pauschal, ob alle wissen, was ein Newsroom ist. Kopfnicken reicht nicht, lassen Sie die Leute selbst formulieren, was sie darunter verstehen und diskutieren Sie die Vorschläge ausgiebig. Auch hier helfen übrigens die 4 Handlungsfelder des Newsrooms.
Dass es in der Wahrnehmung Diskrepanzen gibt, zeigt übrigens auch die Befragung, die das IAM Institut für angewandte Medienwissenschaft an der ZHAW in Unternehmen und Verwaltungen 2016 durchgeführt hat. Die einen Teilnehmenden gingen davon aus, dass sie einen Newsroom betreiben, liessen in ihren Ausführungen aber wesentliche Elemente vermissen. Andere wiederum sagten, dass sie noch keinen Newsroom hätten, waren in Tat und Wahrheit aber schon sehr weit fortgeschritten.
Es gibt nicht den einen Newsroom, wohl gibt es Merkmale, die Ausgestaltung wird jedoch durch die Organisation und die Kultur geprägt. Begnügen Sie sich darum nicht mit einer Definition aus dem Lehrbuch, sondern suchen Sie eine Beschreibung, die zu Ihrem Unternehmen passt!
Genauso wichtig ist es, die Erwartungen zu klären: Warum braucht es einen Newsroom? Welche Ziele verfolgt er?
Warum? Was soll der Newsroom verbessern? Welche Ziele verfolgen wir?
Hören Sie bei dieser Gelegenheit auch genau auf die Motivation des Managements, versuchen Sie zu verstehen, warum es den Newsroom unterstützt – was es tun sollte, damit er auf Dauer zuverlässig funktionieren kann. Geht es um ein verstecktes Sparprogramm? Denn es liegt auf der Hand, dass Sie mit einem Newsroom den Output steigern können, das wird von vielen Seiten bestätigt.
Oder soll die Kommunikation mehr Wirkung erzielen und agiler werden? Steuern Sie mit den drei Zielen agile Zusammenarbeit, Aktualität und Agenda Setting das Triple A und damit grösstmögliche Relevanz Ihrer Kommunikation an.
Effizienz ist immer ein Thema, wenn ein Newsroom konzipiert wird. Hier sollten Sie aber klären, was gemeint ist. Was erwarten Sie?
- Transparenz über Zuständigkeiten und Prozesse?
- Durchlässigere und schnellere Abläufe?
- Überblick über die Auslastung der verschiedenen Teammitglieder?
- Klarheit, wo die verschiedenen Content-Projekte stehen?
- Sichtbarkeit von Synergien in Themen über verschiedene Kanäle?
- Kürzere Durchlaufzeiten für Content mit weniger Ressourcen?
- Mehr Aktualität Ihrer Inhalte?
- Freiraum für Agenda Setting?
- Agilität für Agenda Surfing?
Was treibt Sie, den Newsroom aufzubauen? Möchten Sie die Quantität Ihres Outputs erhöhen oder doch eher durch das Vier-Augen-Prinzip von Themen und Kanälen die Qualität verbessern?
Wollen Sie lieber mit Agenda Setting ihre strategischen Themen platzieren oder an der Aktualität dran bleiben und mit Agenda Surfing die Outside-in Perspektive sichern?
Manche Ziele ergänzen sich, manche schliessen sich auch aus. Darum ist es wichtig, dass Sie diese Vorarbeit – auch wenn sie etwas Zeit und allenfalls Nerven kostet, im Team klären, bevor Sie mit der Planung weiterfahren.
Ein Newsroom-Konzept ist – im Journalismus wie in der Unternehmenskommunikation – ein Change-Projekt, bei dem alle dasselbe suchen: “Eine effiziente Lösung, mit der das Produkt als Ganzes gesehen wird und in Teams themenübergreifend und konvergent gearbeitet wird.”
Lernen Sie von anderen Corporate Newsrooms
Der Newsroom ist ein Thema, das uns auch 2020 begleitet. Zahlreiche Unternehmen haben schon vor Jahren damit begonnen, nach Themen und Kanälen zu arbeiten und sich dafür regelmässig und breit in der Organisation abzustimmen. Damit haben sie Pionierarbeit geleistet. Doch hier hören die Gemeinsamkeiten schon bald auf, wie die teils sehr unterschiedlichen Beispiele zeigen, die ich in diesem Blog bereits vorgestellt habe. Zur Erinnerung hier in alphabetischer Reihenfolge:
- AXA Winterthur
- BKW Energie AG (Update BKW Newsroom-Update zu Budgeteinsatz, Smart Data, Onboarding und Rollen)
- BLS-Newsroom vom Kick-off bis zum Start: Einblick ins Projektmanagement
- Datev (Fortsetzung: 8 Monate nach dem Start)
- DieMobiliar (Fortsetzung: Mobiliar-Newsroom nach drei Jahren, Mobiliar-Update 2022)
- Dutch Police (Niederländische Polizei, ein Hub für 10 weitere Newsrooms)
- Economiesuisse
- Erzbistum Köln
- GDV Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (mit Update)
- Geberit
- Heilsarmee Schweiz (Content Command Center)
- Implenia
- Katholisches Medienzentrum
- Krebsliga Schweiz mit Schwerpunkt Themenhaus
- PostFinance (Aufbau, Tools und Organisation, Fortsetzung mit Governance, Medienarbeit und Krisenkommunikation, mit Update)
- SBB Newsroom mit Themenhaus
- Schweiz Tourismus (mit Update)
- Schweizer Paraplegiker-Stiftung
- Siemens (Content-Planung und Abläufe, Fortsetzung mit Content-Planung und Abläufe, weiter mit dem Aufbau und Einbezug der Mitarbeitenden)
- Swisscom (mit Update zu CommTech und Community Building)
- Telekom Content Factory Entwicklungen seit dem Start
- Zürcher Kantonalbank
Übrigens: Vier Jahre nach dem Besuch des Siemens Newsrooms in München habe ich das Thema mit der Leiterin Corporate Communications, Clarissa Haller, weiter vertieft. Daraus ist dieser Beitrag entstanden, der im Blog bis heute sehr stark abgerufen wird: Der Siemens Newsroom ist weit mehr als ein Content-Hub.
Sie sehen also, dass ich bei verschiedenen Newsrooms einige Zeit später nochmals nach dem Stand der Dinge gefragt habe. Denn, und das ist trotz der Einzigartigkeit jedes Newsrooms eine weitere Gemeinsamkeit: Ein Newsroom ist ein Transformationsprojekt, das nie vollständig abgeschlossen ist. Das haben alle meine Gespräche und auch mein umfassender Newsroom-Check ergeben. Diese Umfrage bei leitenden Personen von Newsrooms hat nicht nur gezeigt, was Newsrooms verändern und wie sie sich auszahlen, sondern eben, dass sie ständig in Bewegung bleiben.
Dass der Newsroom schon lange kein Hype mehr ist, sondern sich auch in der Krise bewährt, haben uns die Erfahrungen aus der Coronakrise gezeigt. Ich habe in acht verschiedenen Newsrooms nachgefragt: Welche Rolle spielt ein Newsroom während der Corona-Krise, wenn doch die meisten Mitarbeitenden im Homeoffice sind? Die Antworten waren für mich wenig überraschend und trotzdem höchst interessant.
Der Newsroom ist nicht einfach eine weitere Abteilung, sondern er übernimmt eine Querschnittfunktion. Darum startet der Rundgang durch die vier Handlungsfelder des Newsrooms mit der Organisation.
Handlungsfeld Organisation
Strukturen
Wer schon einmal einer fachfremden Person zu erklären versucht hat, welche Rolle die PR im Unternehmen spielt, weiss, wie schwierig das ist. Der Kreis der Bezugsgruppen- und Kontaktfelder einer Organisation zeigt, wie unterschiedlich Kommunikation im Unternehmen gewichtet werden kann. Das hat auch einen direkten Einfluss auf die viel diskutierte Frage, wo die Unternehmenskommunikation, und daraus folgend auch der Newsroom, anzusiedeln ist. Diesem Thema bin ich in einem der ersten Beiträge in diesem Blog nachgegangen und habe zur Einordnung von PR im Unternehmen ein Haus gezeichnet und in einer Präsentation nachvollziehbar gemacht. Dass sie bis Mai 2020 gegen 11’000 Mal aufgerufen wurde, zeigt das Bedürfnis, dieses Thema verständlich zu machen.
Natürlich sitzt die Kommunikation nicht im Lift, wie ich das in meinem Haus eingezeichnet hatte, aber sie muss im Unternehmen gut verankert und stark vernetzt sein. In der Praxis gibt es zur Einordnung in der Organisation verschiedene Lösungen:
- Entweder in einer Stabsstelle, angesiedelt bei der Unternehmensleitung oder in der Linie, mit Weisungsbefugnis
- Entweder zentral in einer Abteilung oder dezentral mit verteilten Funktionen in verschiedenen Abteilungen
- Entweder in Zusammenarbeit mit internen Businesspartnern oder mit eigenständigen Kommunikations-Units
- Entweder mit getrennten Abteilungen für Unternehmenskommunikation und Marketing oder integriert im gleichen Unternehmensbereich
Wenn Sie das Thema vertiefen wollen, empfehle ich Ihnen die Studie Kommunikationsmanagement 2018 (im PDF ab Seite 19) des Bundesverbands deutscher Pressesprecher BdP.
Die Forderung nach integrierter Kommunikation
Ein Beispiel für einen Newsroom, in dem Public Affairs eine wichtige Rolle spielen, ist die Zürcher Kantonalbank ZKB.
Daraus ergibt sich die Frage, wo der Newsroom organisatorisch im Unternehmen angesiedelt werden soll. Der Newsroom ist ein interdisziplinäres Arbeitsmodell, bei dem im Minimum die Kommunikationsdisziplinen enger zusammenrücken. Je nach Ausrichtung des Unternehmens können weitere Bereiche wie HR, Finanzen, Public Affairs oder Digital Experiences dazukommen.
Meist ist der Newsroom entweder in der Unternehmenskommunikation oder im Marketing angesiedelt. Während die Unternehmenskommunikation Positionierungs- und Reputationsthemen bespielt und den Durchblick im Unternehmen und den Rundum-Blick auf sein Umfeld hat, fokussiert die andere Abteilung auf den Markt und verwaltet normalerweise das grössere Budget. Die Marktkommunikation misst entlang des Mitteleinsatzes die Resultate und wertet Daten aus, in der Absicht zum Kauf zu bewegen. Die Unternehmenskommunikation setzt auf die möglichst grosse Übereinstimmung von Interessen, versucht, mit spannend formulierten Botschaften und Stories Aufmerksamkeit zu wecken, Vertrauen aufzubauen und Verständnis zu erhalten. Das allein zeigt, wie unterschiedlich die beiden Kulturen sind, ein Dilemma, das es zu lösen gilt und wohl auch ein Grund, warum in der Vergangenheit beide Disziplinen eigene Wege gegangen sind. Der Newsroom soll das lösen und die integrierte Kommunikation in den Prozessen Analyse, Planung, Umsetzung und Kontrolle sicherstellen.
Paradigmenwechsel mit Folgen für die Organisation
Die Digitalisierung hat die Kommunikation nachhaltig verändert und der Newsroom versucht diesen Veränderungen Rechnung zu tragen. Früher galten die ‘One-Voice-Policy’, der ‘Single-Point-of-Contact’ (SPoC) für Medien und die Kontrolle über Botschaften als das Mass aller Dinge. Die Digitalisierung und Social Media haben die Kommunikation auch in Unternehmen demokratisiert: PR-Verantwortliche sind von Umsetzern zunehmend zu Beraterinnen und Enablern geworden. Kommunikation war zwar schon immer eine Querschnittfunktion, sie hat aber deutlich an Gewicht gewonnen. Schon das Cluetrain-Manifest hat 1999 in 95 Thesen einiges formuliert, was zum Paradigmenwechsel für die Kommunikation geführt hat. Ich greife drei Thesen heraus:
- These Nummer 2: “Die Märkte bestehen aus Menschen, nicht aus demografischen Segmenten.” Sie finden sich nach Interessen zusammen, diese gilt es auszumachen und mit relevantem Content kontinuierlich und konsistent zu befriedigen. – Das schafft keine Kommunikationsabteilung für sich allein.
- These Nummer 6: “Das Internet ermöglicht Gespräche zwischen Menschen, die im Zeitalter der Massenmedien unmöglich waren.” Es bilden sich Teilöffentlichkeiten, die sich für Anliegen über eigene Kanäle und Social Media Gehör verschaffen können.
- These Nummer 23: “Unternehmen, die sich positionieren möchten, sollten dazu auch eine Position einnehmen. Im Idealfall sollte diese Position dann auch etwas mit dem zu tun haben, was den Markt interessiert.” Diese These zahlt auf die Wertediskussion ein, die heute geführt wird. Sie fordert aber auch den dringenden Wechsel von der heutigen Inside-Out zur Outside-In-Perspektive.
Sie werden im Rahmen der 4 Handlungsfelder des Newsrooms im Abschnitt zum Change Management sehen: Der Newsroom verändert die Kommunikationsstrukturen, um sich an Themen auszurichten und den sich verändernden Rahmenbedingungen gerecht zu werden. Dies bezieht sich nicht nur auf die Abteilung selbst, sondern auch auf die Kommunikationswege im Unternehmen. Darum ist es zwingend, dass das Management Aufgaben und Nutzen des Newsrooms versteht und dessen Entwicklung und den Betrieb unterstützt. Idealerweise wird der Newsroom sogar aus der Geschäftsleitung angestossen.
Veränderungen in der Kommunikationsabteilung
Schauen wir uns zunächst den Innenbereich an: In der Kommunikationsabteilung gibt es zwei grundlegende Veränderungen, auf die Sie sich einstellen sollten:
- Unternehmenskommunikation und Marketing rücken näher zusammen und verbessern die integrierte Kommunikation. Natürlich gibt es hier eine Bandbreite von Optionen, die von häufigeren Koordinationsmeetings über das räumliche Zusammenrücken bis hin zur organisatorischen Zusammenlegung gehen kann.
- Die Orientierung an Themen (funktionale Orientierung) und Kanälen (Objektorientierung) führt zu einer Matrixorganisation, mit Folgen für die Aufgaben der Mitarbeitenden und der Notwendigkeit, Prozesse zu hinterfragen und anzupassen.
Dafür definieren Sie Rollen, welche den operativen Betrieb sicherstellen und durch den Chef vom Dienst (CvD) geleitet werden. Mehr zu den Rollen lesen Sie im Handlungsfeld Menschen. Für die strategische Ausrichtung sollten Sie ein Strategieteam bilden, dieses Team ist weiter unten beschrieben.
Veränderungen im Unternehmen
Jetzt öffnen wir den Blick auf die Unternehmensebene, denn die Art und Weise, wie Themen und Inhalte im Unternehmen entstehen, aufbereitet und verbreitet werden, verändert sich in zweierlei Hinsicht:
- Die Kommunikation wird für Projekte frühzeitig(er) an den Tisch geholt (Inside-Out).
- Die Kommunikation identifiziert zusammen mit den Fachbereichen Themen von gesellschaftlicher Relevanz, setzt sie auf die Agenda und bereitet sie mit den Themenverantwortlichen und Expertinnen auf (Outside-in).
Die Dutch Police betreibt einen zentralen und 10 regionale Newsrooms.
Analysieren Sie darum auf Unternehmensebene die fachlichen Weisungsbeziehungen im Organigramm, die sogenannten dotted lines. Prüfen Sie den Anpassungsbedarf im Hinblick auf den Newsroom, indem Sie unter anderem folgende Fragen beantworten:
- Steht das Management hinter dem Newsroom? Spricht es auch Zeit für die Entwicklung und personelle und finanzielle Freiräume für den Aufbau?
- Wie ist die Kommunikation organisiert? Zentral? Dezentral über Standorte und Länder hinweg? Wie funktioniert die Zusammenarbeit? Welche Befugnisse hat sie?
- Mit wem arbeitet die Kommunikation im Unternehmen zusammen? Denken Sie dabei an Themen wie Interne PR, Employer Branding, Investor Relations, Corporate Social Responsibility, Public Affairs, Medienarbeit und natürlich auch ans Marketing.
- Wer gehört für die Bespielung der strategischen Themen ins Boot? Welche Unternehmensbereiche und Abteilungen spielen eine Rolle? Welche Experten können beigezogen werden? Beachten Sie, dass diese Experten nicht unbedingt mit den Abteilungsleiterinnen gleichzusetzen sind.
Stützen Sie diesen Prozess breit ab, suchen Sie das Gespräch mit den Unternehmensbereichen und rechnen Sie genügend Zeit ein, um immer wieder zu erklären, was eine Newsroom ist und was er bringt. Sie erinnern sich? Diese Fragen haben Sie sich selbst und Ihrem Team ganz am Anfang des Prozesses gestellt.
Strategieteam
Der Newsroom arbeitet operativ, ausgerichtet an Themen und Kanälen. Das Strategieteam übernimmt die strategische Planung, Steuerung und Kontrolle und entscheidet über personelle und Budget-Fragen. Zudem legt es die strategischen Themen fest, überwacht deren Umsetzung und kontrolliert Qualität und Einhaltung der Governance. Weiter legt es der Geschäftsleitung Rechenschaft ab.
Mitglieder sind im Minimum die leitenden Personen aus Kommunikation und Marketing sowie der Leiter Newsroom oder CvD als Bindeglied zur Redaktion. Den Vorsitz übernimmt der Head Corporate Communications beziehungsweise jene Person, welche die gesamte Kommunikation verantwortet.
Prozesse
Dieses Thema sollte Sie in der Planung intensiver beschäftigen. Wenn der Newsroom die gewünschten Effekte von mehr Agilität und Effizienz bringen soll, kommen Sie nicht darum, die heutigen Prozesse zu hinterfragen, zu optimieren und allenfalls neu aufzubauen. Sie werden mit hoher Wahrscheinlichkeit neue Gefässe für Austausch und Koordination schaffen. “Bedeutet das noch mehr Zeit in Sitzungen?”, werden Sie sich fragen. Die Antwort lautet: Eher nein, vielmehr ändern sich die Abläufe und die Effizienz der Sitzungen.
Die im Newsroom gängigen Abstimmungen erfolgen regelmässig, zu einem festen Termin, mit immer gleicher Agenda, pünktlichem Beginn und zeitlich limitiert.
Erst dann stellt sich eine Routine ein, die einen schlanken Sitzungsverlauf erst möglich macht. Dies erfordert von der CvD, welche die Sitzung leitet, Disziplin und das Geschick, die wesentlichen Informationen abzuholen und am richtigen Ort zu vertiefen, ohne abzuschweifen.
Die folgenden Sitzungen sind in den meisten Newsrooms üblich, wobei es Abweichungen bei der Häufigkeit der Durchführung gibt. Keine Abstriche sollten Sie bei der Regelmässigkeit machen. Wie oft Sie Sitzungen einberufen, hängt von der Grösse und vom gewünschten Output Ihres Newsrooms ab. Bedenken Sie aber: Sie sparen vermutlich nicht mehr Zeit, wenn Sie sich monatlich für zwei Stunden zusammensetzen, als wenn Sie sich wöchentlich für einen kurzen Austausch treffen. Denn wenn man sich nach langer Zeit wieder einmal trifft, ist die Gefahr gross, dass die Sitzung mit Themen überfrachtet wird.
Sie werden beobachten, dass die Sitzungen in der folgenden Aufzählung von innen nach aussen aufgebaut sind. Das bedeutet, dass sich je nach Sitzung der Teilnehmerkreis über die Kommunikationsabteilung hinaus vergrössert. Alle Angaben sind Richtwerte, die Sie für Ihre Bedürfnisse prüfen und anpassen.
Tagesmeeting
Alternative Bezeichnungen: Morgenlage, Daily, Daily Desk
Tagesaktuelle und zeitkritische Themen im Redaktionsteam
- Turnus: täglich Montag bis Freitag
- Zeit: ab 8.30 Uhr
- Dauer: 10 – 15 Minuten
- Leitung: CvD
- Themen:
- Blick auf den Vortag
- Monitoring-Resultate aus Medien und Social Media
- Tagesplanung: Themen und Termine des Tages
- (Krisenkommunikation)
- Teilnehmende Pflicht: CvD, Themenchefin, Kanalchef
- Teilnehmende fakultativ/nach Bedarf: Marketing, Redaktorinnen, Publisher Fachverantwortliche
- Tools: Monitoringtool, Themenplan, Konferenzcall für externe Mitarbeitende
Diese Sitzung baut auf die Wochensitzung auf
Wochenmeeting
Alternative Bezeichnungen: Redaktionskonferenz, Themenkonferenz, Wochensitzung, Wochenmeeting, Weekly
Themen-Abstimmung mit einem erweiterten Kreis von Mitarbeitenden/Funktionen, die nicht im Newsroom sitzen
- Turnus: wöchentlich, montags
- Zeit: ab 9.00 Uhr
- Dauer: 30 bis 45 Minuten
- Leitung: CvD
- Themen:
- Monitoring: Rückblick auf die Woche und das Wochenende aus Medien und Social Media
- Redaktionsplanung: Blick auf (neue) Themen und Priorisierung für die Woche
- Blick auf die Kapazitätsauslastung
- Teilnehmende Pflicht: CvD, Themenchef, Kanalchefin, Redaktionsteam, Kanalteam
- Teilnehmende fakultativ/nach Bedarf: Marketing, Redaktoren, Publisher, Fachverantwortliche
Tools: Monitoringtool, Themenplan, Redaktionsplan
Partnerkonferenz
Alternative Bezeichnungen: Monthly, Quarterly, Jour fixe
Erweiterte Planungssitzung mit den Fachbereichen und Abteilungen
- Turnus: monatlich oder quartalsweise, Datum im Voraus festgelegt
- Zeit: nach Bedarf
- Dauer: 60 Minuten
- Leitung: Leiter Newsroom
- Themen:
- Status-Abgleich mit Jahresplan und Zielen
- Erfolgskontrolle und Outcome
- Monitoring-Resultate aus Medien und Social Media, die von strategischer Bedeutung sind
- Ausblick auf die Periode bis zur nächsten Sitzung (Monat/Quartal), ausgehend von den strategischen Themen
- Themen-Pitches der Business-Partner mit Thema und Kernbotschaft. Ziele: Was und wen soll die Kommunikation erreichen? Timing: Wann soll die Info publiziert werden? Zuständigkeit: Wer ist Ansprechperson im Bereich?
- Teilnehmende Pflicht: CvD, Themenchefin, Kanalchef, Marketing, Businesspartner
- Teilnehmende fakultativ/nach Bedarf: Redaktoren, Publisher, Fachverantwortliche
Tools: Erfolgskontrolle, Monitoringtool, Themenplan, Redaktionsplanung
Planungskonferenz des Strategieteams
Alternative Bezeichnungen: Jahresplanung/Strategiekonferenz
Strategie und Themenschwerpunkte für die Gesamtplanung, abgeleitet von den unternehmerischen Zielen
- Turnus: jährlich (evt. sind mehrere Sitzungen nötig)
- Zeit: nach Bedarf
- Dauer: nach Bedarf
- Leitung: Leiterin Newsroom
- Themen:
- Auswertung der Erfolgskontrolle
- Rückblick auf das Jahr und Besprechung von Learnings
- Blick auf das Umfeld und Megatrends
- Definition der strategischen Themen
- Planung von Kampagnen, Events und thematischen Schwerpunkten
- Teilnehmende Pflicht: Strategieteam inkl. CvD, je nach Zusammensetzung des Strategieteams ergänzend Themenchef, Kanalchefin, Marketing, Businesspartner
- Tools: Erfolgskontrolle, Themenplan, Jahresagenda
Abläufe, die es zu klären gilt
Die Arbeitsteilung zwischen Themen und Kanälen, die Verstärkung der integrierten Kommunikation von PR und Marketing, aber auch der stärkere Einbezug von Abteilungen und Fachbereichen fordert auch die Klärung von Abläufen. Diese Fragen sollten Sie klären und dazu die Prozesse anlegen:
- Wer wacht darüber, dass die Content-Strategie eingehalten wird?
- Wie funktioniert das Themen-Management: Wer trägt zur Entscheidung bei, was auf die Agenda kommt? Wie können auch kurzfristige Themen im Newsroom aufgegriffen werden?
- Wie sollen Themen-Pitches von Business-Partnern aufgebaut sein? Welche Anforderungen müssen sie erfüllen zum Beispiel mit Informationen zu Thema, Zielgruppen, Nutzen für die Stakeholder, Beitragenden, Terminen usw.? An wen werden sie eingereicht? Wer entscheidet über die Aufnahme von Themen?
- Wie funktionieren die Produktionsprozesse? Werden externe Anbieter beigezogen? Braucht es Unterstützung im Unternehmen ausserhalb des Newsrooms?
- Wie funktionieren die Freigabeprozesse? Gelten sie für sämtliche Inhalte inklusive Social Media oder gibt es hier eine ‘Freigabe light’ (zum Beispiel das Vier-Augen-Prinzip zwischen Themen- und Kanalverantwortlichen)? Wie laufen diese Prozesse für Fremdsprachen?
- Wie hören Sie heute zu? Gibt es ein Monitoring, das sicherstellt, dass Themen von aussen auch nach innen in den Newsroom getragen werden? Wie wird mit Corporate Listening sichergestellt, dass ‘das Ohr’ bei den Anspruchsgruppen und der öffentlichen Berichterstattung bleibt? Wer übernimmt das Issues Management?
- Wie wird die Qualität sichergestellt? Das bezieht sich nicht nur auf sprachlich einwandfreie Beiträge, sondern auch auf Aspekte wie Scanbarkeit der Beiträge durch Einsatz von Textdesign, Suchmaschinenoptimierung, Anwendung der richtigen Formate in den Kanälen usw.
- Wer wacht über die Einhaltung der Governance?
- Wie wird sichergestellt, dass die Mitarbeitenden im Newsroom fachlich auf dem neusten Stand sind?
- Wer definiert die KPIs und wie wird der Erfolg gemessen? Wie wird überdies sichergestellt, dass die Resultate einerseits operativ zurück in den Newsroom und anderseits in die strategische Planung einfliessen?
- Wie sind die Archivierungsprozesse aufgebaut? Wo ist der Content abgelegt? Was wird archiviert? Wo liegen Bilder? Textdokumente und Versionen? Gibt es Richtlinien für die Ablage und Verschlagwortung?
Erfinden Sie das Rad nicht neu, sondern prüfen Sie, welche Prozesse bereits vorhanden sind, für den Newsroom aber nochmals überdacht und angepasst werden müssen. Denken Sie diese entlang der 4 Handlungsfelder des Newsrooms durch.
Es ist – gerade in den Anfangszeiten – nicht unüblich, dass die Prozesse des Newsrooms nicht von allen im Unternehmen verstanden oder respektiert werden. Gelingt es Stakeholdern im Unternehmen kraft ihrer Position ihre Themen an den Kernprozessen vorbei ins Redaktionsprogramm zu drücken, entstehen sogenannte Bypassing-Prozesse. Diese gilt es unter allen Umständen zu vermeiden, denn sie sind Gift für den Newsroom, warnt Michael Blum, Newsdesk-Manager im BKW-Newsroom.
Schnittstellen
Der Newsroom bedeutet eine Öffnung und Erweiterung der Kommunikation. Überlegen Sie sich deshalb noch in der Planungsphase, mit welchen Bereichen, Abteilungen oder Sektionen im Unternehmen Sie zusammenarbeiten werden. Dabei steht diese Frage im Zentrum: Wo im Unternehmen entsteht Content und wie spielen diese Stellen heute zusammen?
Organisatorische Schnittstellen
Prüfen Sie in Bezug auf organisatorische Schnittstellen den Einbezug von diesen Stakeholdern:
- Management, Vorstand
- Regionen, Länderorganisationen, Niederlassungen
- Unternehmens-Segmente, Abteilungen
- Forschung und Entwicklung
- Produktion, Fertigung, Logistik
- Overhead wie Human Resources, Finanzen, Legal & Compliance
- Marketing, Sales, Customer Relationship Management
Prüfen Sie diese Schnittstellen, insbesondere im Hinblick auf die Abdeckung der folgenden überdachenden Themen: Media Relations, Public Affairs, Lobbying, Corporate Social Responsibility. Und natürlich auch im Hinblick auf die integrierte Aufbereitung der strategischen Themen. Hinter jeder Schnittstelle verbergen sich auch Daten, die Sie für die Kommunikation nutzen können. Wie? Hier sagt Joert Hoewner wie Data Storytelling funktioniert.
Inhaltlich-thematische Schnittstellen
Dann gibt es neben den organisatorischen auch inhaltlich-thematische Schnittstellen, bei denen Sie klären sollten, welche Leistungen der Newsroom abdeckt. Dabei geht es insbesondere um die Rolle des Newsrooms bei
- politisch tätigen Organisationen mit Public Affairs und Lobbying
- Kampagnen und Campaigning
- E-Commerce, Online-Shop und Social-Selling
- Bewerbungen zu Awards
- Branchen-Events, Befragungen und Studien
Diese Schnittstellen sind nicht abschliessend und in jedem Unternehmen je nach Organisation und Tätigkeit wieder anders gewichtet.
Governance
Fast jede Organisation hat einen Prozess für Finanzen, Rechnungswesen, Beschaffung, Personalwesen und so weiter. Am ersten Arbeitstag eines Mitarbeiters trifft er sich mit der Personalverantwortlichen, erhält Einführungsunterlagen, hat ein erstes Gespräch mit der Vorgesetzten, lernt die neue Arbeitsstelle und beim ersten Mittagessen die Arbeitskollegen kennen.
Auch die Kommunikation, in welcher der Newsroom angesiedelt ist, benötigt einen rechtlichen und faktischen Ordnungsrahmen. Dazu gehören Richtlinien, Standards und Vorgaben, welche die Qualität und Leistung sichern.
Zu den Instrumenten der Content Governance können unter anderem gehören:
- Inhaltliche Arbeitsabläufe
- Redaktionsleitbild und redaktionelle Richtlinien
- Stilrichtlinien zu Design der Kommunikationsmittel und Bilder
- Sprachleitfaden
- Styleguides
- Tone of Voice, Sprachregelung
- Taxonomien zur Organisation von Content (Ordner, Schlagwörter)
- Sicherstellung der DSGVO
- Archivierungsstandards
- Richtlinien zum Umgang mit Agenturen und freien Mitarbeitenden (z.B. Texterinnen)
- Transparenzrichtlinien zur (bezahlten) Zusammenarbeit mit Influencern
- Spielregeln für den Umgang im Grossraumbüro (Telefonate, Essen, Clean Desk Policy usw.)
- Spielregeln für die Newsroom-Sitzungen (Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit, Vorbereitung)
Je grösser der Newsroom, desto wichtiger ist es, Grundlagen verbindlich zu klären und zu regeln. Das erspart Zeit für Diskussionen und erleichtert es jedem neuen Teammitglied, sich einzuarbeiten.
Handlungsfeld Menschen
Rollen
Im Idealfall sind Mitarbeitende in der Kommunikation in einer Funktion angestellt, die ihren Fähigkeiten entspricht. Ihr Aufgabengebiet ist definiert und in einem Pflichtenheft mit Anforderungsprofil hinterlegt und geregelt. Sie sind Teil einer Organisation mit Vorgesetzten, allenfalls auch Mitarbeitenden, die sie selbst führen, und mit einer Lösung für die Stellvertretung. Soweit so gut und zumindest innerhalb der Kommunikationsabteilung hoffentlich auch klar.
Mit dem Newsroom kommt ergänzend zu den Jobprofilen eine weitere Ebene dazu: Die Rollen. Die DNA des Newsrooms, der nach Themen und Kanälen unterscheidet, fordert ein Umdenken bei der Verteilung der Aufgaben. Das Denken in Rollen soll dazu führen, dass deren Träger aus der ihnen zuvor zugewiesenen Perspektive handeln.
Der innere Kreis: Das Newsdesk
Folgende drei Rollen sind in jedem Newsroom anzutreffen, wobei sich die Bezeichnungen unterscheiden können, die ich in Klammern gesetzt habe. Natürlich werden die Rollen nach Fähigkeiten und nicht nach Geschlecht verteilt, ich habe mir erlaubt, diese in der Folge zu mischen.
- Chefin vom Dienst CvD (Tageschefin): Sie übernimmt die operative Koordination, hat den Gesamtüberblick über das redaktionelle Tagesgeschäft, ist Bindeglied zwischen Themen und Kanälen und Brücke zum Strategieteam. Sie leitet die Redaktionssitzungen, amtet hier aber idealerweise weniger als Chefin, sondern als Moderatorin. Bei Uneinigkeit liegt jedoch die letzte Entscheidung bei der CvD. Diese Rolle kann, muss aber nicht in Personalunion mit der Chefredaktion vergeben werden.
- Themenchef (Themenverantwortlicher, Content-Manager, Themen-Koordinator, Corporate Journalist, Themenowner): Er hat die Gesamtverantwortung über alle Newsroom-Themen, wie sie in der Content-Strategie festgelegt sind. Er stimmt diese integriert in der Kommunikation sowie inhaltlich mit den Fachbereichen ab und bringt auch die Aussensicht mit ein. In grösseren Newsrooms führt er das Team der Themenverantwortlichen, die sich durch vertiefte Beschäftigung, interne Vernetzung und externes Monitoring eine Expertise zu den ihnen zugeteilten Themen erarbeiten.
- Kanalchefin (Kanalverantwortliche, Channelmanagerin, Media Managerin, Production Managerin): Sie bringt die Bedürfnisse der Kanäle ein. Das bedeutet, dass sie weiss, in welchen Kanälen sich die Stakeholder bewegen und welche Inhalte und Formate besonders gut ankommen. Sie bereitet die Inhalte kanalgerecht auf, achtet also auf die passende Ansprache, Länge und Form. Sie kümmert sich auch um die Weiterentwicklung von Formaten und Kanälen.
Das Kernteam im Newsroom besteht aus CvD, Themenchef sowie Kanalchefin und wird in manchen Unternehmen auch unter dem Begriff Newsdesk zusammengefasst.
Während die Rollen zu Themen und Kanälen fest vergeben werden, wird die Rolle des CvDs oft rotierend zugeteilt. Dafür macht ein wöchentlicher Wechsel Sinn. Auch im bereits beschriebenen Newsroom von SRF teilt der CvD (dort als Leiter Decision Desk bekannt) den Job im Wochenturnus mit zwei weiteren leitenden Kollegen. In der Regel wird die Rolle des CvD an Mediensprecher vergeben, weil sie bereits eine hohe inhaltliche Kompetenz, Vernetzung im Unternehmen und Vermittlungskompetenz gegenüber den Medien mitbringen. Bedenken Sie bei der Vergabe der Rollen auch, dass Sie nicht nur die Stellvertretung, sondern auch einen allfälligen Pikettdienst regeln. Anforderungen an einen CvD sind Verhandlungsgeschick und Standfestigkeit, die Gründe hat mir Michael Blum vom BKW-Newsroom im Gespräch erklärt.
Weitere Rollen des Newsrooms
Gelöst werden muss die Übergabe der Inhalte vom Themen- an das Kanaldesk (resp. Mediendesk). Sie sollten also die Verantwortlichkeiten bei der Aufbereitung der Inhalte klar regeln. Das lösen Sie, indem Sie die Rollen detailliert beschreiben, sodass sie zu Ihrem Unternehmen und Ihrer Content-Strategie passen. Arbeiten Sie dafür als Hilfestellung entlang der 4 Handlungsfelder des Newsrooms.
Wieviele Rollen ergeben in einem Newsroom Sinn? Der Mobiliar-Newsroom ist mit den fünf klassischen Rollen gestartet und hat im Februar 2022 auf die rollenbasierte Organisation mit mehr, dafür kleineren und granularen Rollen umgestellt.
Lesen Sie zur Vertiefung auch zum Umgang mit Positionen und Rollen zwischen Hierarchie und rollenbasierter Organisation.
Die klare Definition der Rollen bedeutet aber nicht, dass stur danach gearbeitet wird. Sie bilden den Rahmen für agiles Arbeiten, was zum Wesen des Newsrooms gehört. Will heissen, wenn im Newsroom klar wird, dass an einer Stelle eine Blockade wegen Überlastung entsteht, können Sie dies über weniger ausgelastete Kollegen ausgleichen. Der regelmässige Austausch im Newsroom und die Dokumentation im Planungsboard (mehr dazu in Handlungsfeld Infrastruktur) macht ungleiche Auslastungen frühzeitig sichtbar. Dass die kollegiale Zusammenarbeit und das gegenseitige Aushelfen zur Normalität gehören, muss Teil der Kultur sein. Wenn das bisher nicht der Fall ist, müssen Sie zuallererst daran arbeiten. Das ist Teil des Change-Prozesses, bei dem die Führung gefordert ist.
Ob bei den folgenden Aufgabenfeldern von Rollen gesprochen werden kann, sei dahingestellt. Meist fallen sie ja mit den Funktionen und Kompetenzen der Mitarbeitenden zusammen. Ich liste sie auf, damit Sie bei der Evaluation prüfen können, welche Fertigkeiten Sie sonst noch benötigen und entscheiden, ob Sie diese Aufgaben intern oder extern vergeben:
- Leiter Newsroom (Chefredaktor, Head of Newsroom): Je nach Grösse des Newsrooms fällt diese Rolle mit der Leiterin Corporate Communications, dem Kommunikationschef oder dem CvD zusammen. Der Leiter Newsroom ist verantwortlich für die strategische Planung, die Einhaltung der Governance und die Sicherstellung der Qualität von Output und Prozessen. Zudem ist er Teil des Strategieteams, das im Handlungsfeld Organisation vertieft wird.
- Community Managerin: Wenn Sie auf Social Media aktiv sind, sollten Sie nicht nur Meldungen pushen, sondern mit der Community, die Sie aufbauen, in Dialog treten. Für Rückfragen, aber auch für Konfliktsituationen sollten Sie eine Community Managerin bestimmen, die die Bewegungen in den Kanälen überblickt und je nach Situation aktivierend oder deeskalierend wirkt.
- Production Coordinator, Producer, Publisher: Wenn Sie mit verschiedenen Formaten arbeiten und zum Beispiel bei Ihnen im Haus Videos produzieren oder mit Infografiken arbeiten wollen, benötigen Sie Kolleginnen mit besonderem Fachwissen. Die unterschiedlichen Bezeichnungen geben schon einen Hinweis, wo jeweils das Gewicht liegt.
- Marketingverantwortliche: Diese Funktion ist in der Regel schon gegeben. Der Newsroom wird in grösseren Organisationen nicht das gesamte Aufgabenfeld des Marketings übernehmen, sondern eine Schnittstelle zur Marktkommunikation bilden.
- Business Partner, Fachbereiche, Bereichsleiter: Auch diese Stellen sind im Unternehmen gegeben. Um den Austausch mit dem Newsroom zu institutionalisieren, empfehle ich, in den Fachabteilungen verantwortliche Personen zu benennen, welche eine Koordinationsfunktion innerhalb der Abteilung übernehmen und die Schnittstelle zum Newsroom sicherstellen. Sie sollten in regelmässigen Abständen im Newsroom begrüsst werden. Mehr dazu lesen Sie im Handlungsfeld Organisation.
Fähigkeiten
Der Newsroom verfolgt verschiedene Ziele, in der Regel geht es
- organisatorisch um die Verbesserung der Zusammenarbeit über mehrere Abteilungen hinweg und die Nutzung von Synergien,
- inhaltlich um das Besetzen von strategischen Themen und das Agenda-Setting mit Outside-In-Perspektive,
- distributorisch um die Verstärkung der Vermittlungskompetenz und die fachgerechte Aufbereitung der Inhalte für Medien und Kanäle und
- technologisch um die Verbesserung der Effizienz durch den Einsatz von digitalen Tools und Hilfsmitteln, sowie die Entwicklung von neuen Formaten.
Allein diese vier Ziele zeigen, dass alle Beteiligten im Newsroom ihre Fähigkeiten auf den Prüfstand stellen müssen, auch wenn sie zum Beispiel als Mediensprecher ihre angestammten Aufgaben grösstenteils behalten. Prüfen Sie also ausgehend von den Zielen und den definierten Rollen, welche Fähigkeiten und Kompetenzen im Team fehlen. Überlegen Sie, ob Sie diese im Team aufbauen oder extern einkaufen. Dabei hilft Ihnen diese Überlegung:
- Handelt es sich um eine einmalige Massnahme wie zum Beispiel das Anlegen eines Filters für Instagram oder die Produktion eines Corporate Anthems oder den Vor- und Abspann für Kurzvideos? Dann holen Sie sich besser Fachleute von aussen.
- Handelt es sich um repetitive Aufgaben wie zum Beispiel die Aufbereitung von Bildern für Instagram mit dem immer gleichen Filter und die Produktion von kurzen Filmsequenzen? Dann bauen Sie diese Kompetenz intern auf. Dies vor allem auch dann, wenn Sie zeitlich unabhängig und agil arbeiten wollen.
Viele Kommunikationsabteilungen haben mittlerweile Kollegen im Team, die sich in der Bild- und Videobearbeitung auskennen. Reicht für den Weg dahin eine Schulung des bestehenden Teams? Oder werden bei Neueinstellungen die Anforderungsprofile angepasst? Stellen Sie jeden personellen Wechsel auch in Bezug auf die im Newsroom verlangten Fähigkeiten auf den Prüfstand.
Sehen Sie, wenn Sie einen Newsroom aufbauen, auf jeden Fall Weiterbildungs- und Förderprogramme für jene Kompetenzen vor, die Sie künftig noch stärker benötigen. Schaffen Sie ein Qualifizierungsprogramm für Mitarbeitende, die in den Newsroom wechseln. Reservieren Sie dafür auch einen Posten im Budget.
Change Management
Eine meiner fünf Thesen zum Newsroom lautet: “Der Ansatz Content first verändert Prozesse, die vor Silos nicht halt machen dürfen. Köpfe verändern kommt vor Möbel rücken, der Newsroom ist ein Change-Prozess.” In der Tat ist nicht damit getan, neue Rollen zu definieren, diese müssen – wie im Theater – erlernt und verinnerlicht werden. Sehen Sie also in den Massnahmen vor, dass diese Rollen richtig vermittelt werden, damit ihre Träger sie verstehen und annehmen. Das braucht Zeit.
Prof. Christoph Moss drückt das in seinem Fachbuch zum Newsroom noch dramatischer aus: „Die Änderung von Kommunikationsstrukturen, Machtverhältnissen, architektonischen Zuschnitten, Arbeitszeiten oder Inhalten ist ein tiefgreifender Veränderungsprozess.“
Was kann sich denn konkret mit dem Newsroom verändern? Je nachdem, wie konsequent Sie in ihn umsetzen, sind dies:
- Strukturen und Abläufe: Sie entwickeln Kommunikationsmassnahmen gemeinsam mit anderen Abteilungen und produzieren über Strukturen und Hierarchien hinweg. Silos in der Organisation, aber auch fehlender Wille oder Mut von Mitarbeitenden, Veränderungen mitzutragen, sowie Egoismus und Machthunger sind Bremsklötze bei der Einführung des Newsrooms.
- Kultur und Zusammenarbeit: Die bessere Transparenz, die Arbeitsteilung zwischen Themen und Kanälen und die Bildung von ad hoc-Projektteams ausgehend von Kompetenzen und nicht von Funktionen verändern die Zusammenarbeit. Wissen ist Macht und Abgrenzung war gestern, heute geht es um Ergänzung und Teilen, ganz nach Aristoteles: “Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile.”
- Aufgabengebiete: Wer gestern noch für das Mitarbeitermagazin oder die Kundenzeitschrift verantwortlich zeichnete, ist morgen ‘nur’ noch entweder für die Inhalte oder für die Produktion verantwortlich. Dafür müssen sich Mitarbeitende, die bisher „alles“ gemacht haben, spezialisieren. Entweder auf Themen oder auf Kanäle. Oft bedeutet die Neu-Organisation im Newsroom, dass Aufgaben und Positionen gegen neue eingetauscht werden. Sorgfältig gehegte Gärtchen werden abgeschafft. Mitarbeitende, die über Jahre die gleichen Aufgaben in ihrer gewohnten Routine erledigt haben, tun sich mit der Veränderung schwer. Neben den spezifischen Kompetenzen müssen auch Denkhaltung und Mindset stimmen: Wie sind die Mitarbeitenden gegenüber Veränderungen eingestellt? Sind sie bereit, Neues zu lernen und Wissen zu teilen?
- Räume und Arbeitsplätze: Möglicherweise ziehen Sie in einen Open Space, weil Sie den Informationsfluss verbessern wollen. Sie verabschieden sich von fest zugeteilten Arbeitsplätzen, um den informellen Austausch mit immer wieder anderen Kolleginnen zu aktivieren. Mit der Digitalisierung kommen neue Tools für die Projektorganisation und Zusammenarbeit ins Spiel. Mitarbeitende, vor allem jene, welche im Newsroom sitzen, müssen erfassen, dass mit dem Newsroom-Start für sie ein neues Arbeitszeitalter anbricht. Diese Haltung aufzubauen, braucht Zeit und viel Kommunikation. Je grösser die Transparenz darüber ist, was läuft und wer an welcher Arbeit dran ist, desto agiler funktioniert die Zusammenarbeit.
Was können Sie tun? Rechnen Sie genügend Zeit ein. Zeitdruck ist der Feind von Veränderungsprozessen, die sich nicht erzwingen lassen.
- Binden Sie das Kommunikationsteam frühzeitig in die Konzeption des Newsrooms ein und sichern Sie dessen Mitsprache.
- Nehmen Sie Bedenken und Ängste ernst, hören Sie zu, sammeln Sie die Kritikpunkte.
- Diskutieren Sie die Painpoints. Das können Fragen sein zu künftigen Prozessen, Zuständigkeiten, Ressourcen usw. Erfahrungsgemäss drückt der Schuh dann aber doch am meisten am Fuss jedes Einzelnen: Wo sitze ich künftig? Werde ich in Ruhe arbeiten können? Darf ich meine Yucca-Pflanze mitnehmen?
- Sehen Sie Sprechstunden vor, sorgen Sie für Ansprechpersonen und einen Feedback-Kanal.
- Feiern Sie Meilensteine: Jede erfolgreiche Veränderung und Verbesserung gibt Grund, einmal einen Kuchen zu teilen oder ein Glas Bier zu heben.
Roland Berger bezeichnete im Focus von Mai 2019 die Neuaufstellung der Unternehmenskommunikationen als Dreikampf. Wenn Sie die drei Felder Kommunikation, Digitalisierung und Organisationsentwicklung anschauen, können Sie in etwa abschätzen, wo die Spannungsfelder entstehen.
Sie tun gut daran, diese zu kennen, dann können Sie die Themen intern auch gezielt angehen. Was es braucht, ist Kommunikation, Kommunikation und nochmals Kommunikation. Aber auch den Mut loszulassen und loszulegen. Dann hilft es aber, zuerst in einem Piloten oder Newsroom Light zu arbeiten und den Kreis immer weiter zu öffnen. Entwicklungen werden beobachtet, reflektiert und bei Bedarf wird der Kurs korrigiert. Stellen Sie sich aber auch darauf ein, dass Sie auf diesem Weg, trotz aller Bemühungen, auch Kollegen verlieren werden.
Interne Kommunikation
Die direkt betroffenen Mitarbeitenden werden den Newsroom dann begrüssen, wenn ein gemeinsames Verständnis vorhanden ist, was er ist, was er zu leisten vermag und welche Verbesserungen er im Alltag bringt. Damit wird klar, dass eine ansprechende architektonische Lösung mit Stehtisch und Big Screen, so verlockend sie sein mag, nicht das Erste ist, womit Sie sich beschäftigen.
Der Newsroom muss sich aber auch im gesamten Unternehmen eine Position und Anerkennung aufbauen. Erst wenn die verschiedenen Abteilungen verstehen, wie der Newsroom funktioniert und welche Leistung er für sie erbringen kann, werden sie ihn unterstützen. Je früher die Kommunikation in Massnahmen und Projekte eingebunden wird, desto besser kann sie wiederum arbeiten. Und nochmals: Auch hier vermögen Stehtisch und Big Screen allein keinen bleibenden Eindruck zu schaffen.
Für den Aufbau der Akzeptanz des Newsrooms sollten Sie Folgendes tun:
- Überlegen Sie sich, wie Mitarbeitende, die nicht direkt im Newsroom sitzen, in den Prozess eingebunden werden können.
- Laden Sie die Abteilungen und Fachbereiche in den Newsroom ein, schaffen Sie ein Gefäss für den regelmässigen Austausch. Gehen Sie nicht davon aus, dass die Verantwortlichen schon nach der ersten Sitzung den Mechanismus des Newsrooms verstehen und Feuer und Flamme sind.
- Gehen Sie nicht dogmatisch vor, wenn jemand Themenvorschläge und Ideen in den Newsroom bringt. Zeigen Sie zuerst Offenheit, bringen Sie dann aber den Themenpitch in einen Prozess, der allen das Leben erleichtert.
- Sprechen Sie regelmässig darüber, was der Newsroom leistet: im Intranet, aber gerne auch an Veranstaltungen.
Damit haben wir das Handlungsfeld der Menschen abgeschlossen. Aber noch nicht ganz, denn im Handlungsfeld Output besprechen wir, wie Sie Ihre Zielgruppen erreichen. Diese sitzen im Dreieck zwischen Themen, Kanälen/Touchpoints und Formaten.
Handlungsfeld Output
Themen
Eines der starken Argumente für den Aufbau eines Newsrooms ist, dass die Kommunikation durch die integrierte Zusammenarbeit und frühzeitige Abstimmung planbar wird. Ziel ist es, dass das Team nicht – getrieben durch den Alltag – Themen ‚verwurstet‘, die gerade ‚aufpoppen‘. Vielmehr geht es darum, ein strategisches Themenmanagement aufzubauen und durch Planung Freiraum zu schaffen. Das erlaubt es, mit ‚Agenda Setting‘ selbst Themen zu setzen, aber auch mit ‚Agenda Surfing‘ aktuelle Themen aufzugreifen und die Outside-In-Perspektive zu leben. Damit also ein Themenplan als Vorstufe zum Redaktionsplan überhaupt greift, müssen die strategischen Themen erst festgelegt sein. Dafür gibt es verschiedene Herangehensweisen, die sich nicht immer ganz scharf trennen lassen, wie ich in verschiedenen Diskussionen festgestellt habe. Hier aber trotzdem ein Versuch:
- Kommunikationskonzept: Dieses bildet mit der Kommunikationsstrategie das Dach über der Kommunikation und macht Aussagen zu den Kernbotschaften (Inside-Out) und strategischen Themen (Inside-Out und Outside-In). Es kann auf Teilthemen fokussieren wie zum Beispiel Interne PR, Employer Branding, Financial & Investor Relations, Public Affairs & Lobbying usw.
- Content-Strategie: Sie legt fest, wie die Content-Arbeit des Unternehmens mit den Geschäftszielen und den Bedürfnissen der Stakeholder verbunden wird. Dabei macht sie nicht nur Aussagen zur Gestaltung der Inhalte an allen verfügbaren TouchPoints (über die klassischen Kommunikationsmittel hinaus), sondern auch zur Informationsarchitektur, Usability, SEO, Prozessen und zur Governance. Zur Vertiefung empfehle ich Ihnen den Content Strategy Quad von Christina Halvorson.
- Newsroom-Konzept: Dieses leitet sich aus dem Kommunikationskonzept und/oder der Content-Strategie ab. Seine Basis sind die 4 Handlungsfelder der Newsrooms: Menschen, Output, Organisation und Tools, wie sie in diesem Beitrag vertieft sind. Es klärt die Ziele des Newsrooms und seine Rolle in der Organisation.
Lesen Sie hier, wie die Telekom ihre Themenstruktur mit Clustern und Projekten aufgebaut hat. Falls Sie verschiedene Planungsgrundlagen haben, überlegen Sie sich, diese in einem Themenhaus (oder Kommunikationshaus) zusammenzuführen. Dieses Instrument macht Aussagen zu Kommunikationszielen, strategischen Themen, Verknüpfung mit Metathemen von allgemeinem gesellschaftlichem Interesse, sowie Fokusthemen. Und es hilft Ihnen – wenn Sie es bei der Redaktionssitzung vorliegen oder im Newsroom ausgehängt haben – den Themenfokus nicht zu verlieren. Der Mobiliar-Newsroom hat die Content-Strategie im Themenhaus zusammengefasst und auch der Implenia-Newsroom baut auf dieses Tool. Auch die BLS nutzt in ihrem Newsroom ein Themenhaus, um den Fokus zu halten. Wie man ein Themenhaus aufbaut, lernen Sie auch bei der Krebsliga Schweiz.
Eine der grössten Schwierigkeiten ist es, den Perspektivenwechsel zu wagen und anzufangen, Themen auch Outside-in zu denken. Dafür hat Sascha Stoltenow von Script Communications den Thementrichter entwickelt, ein Werkzeug, das hilft, Themen besser aus dem Kontext heraus zu entwickeln.
Die Themen, die Sie entwickelt haben, ordnen Sie Mitarbeitern zu. Dabei können Mitglieder im Newsroom als Themenverantwortliche in einem Tandem mit Fachverantwortlichen arbeiten. Wer ein Thema verantwortet, muss ein hohes Mass an Selbstorganisation und Eigenverantwortung an den Tag legen. Bei der Themen-Recherche und Informationsbeschaffung müssen einerseits die Wahrung der Betriebsgeheimnisse und rechtliche Rahmenbedingungen bedacht werden. Zudem gilt es, die Unternehmensstrategie und Kommunikation mit gesellschaftlich relevanten Themen (Megatrends) zu verbinden und anschlussfähig zu machen. Hier ist der Perspektivenwechsel eine Daueraufgabe, denn der Fisch muss letztlich dem Köder schmecken. Bei jedem einzelnen Beitrag sollten Sie also alle diese Punkte mit Ja beantworten können:
Der Beitrag
- ist einem strategischen Thema zuzuordnen (mehr zu strategischem Themenmanagement),
- bezieht Position und transportiert explizit oder implizit Werte und Haltungen des Unternehmens,
- bringt der Leserin einen echten Mehrwert und Nutzen (wahlweise von Wissenszuwachs über Enablement bis zu reiner Unterhaltung),
- passt zur Konsumsituation der Zielgruppe und ist auch auf mobilen Geräten gut zu lesen,
- bedient auch oberflächliche und schnelle Leser mit Textdesign und Illustrationen,
- befriedigt die Ansprüche der Leser an Logik, Leserfreundlichkeit und Verständlichkeit.
Themenverantwortliche recherchieren zu Themen, graben etwas tiefer und bleiben durch Monitoring, Fachlektüre und den Besuch von Events über Entwicklungen im Bild und erkennen Trends. Sie
- tragen mit der Fokussierung auf ein Thema zum Branding bei.
- bauen Vertrauen auf durch Kontinuität und Konsistenz ihrer Beiträge.
- arbeiten effizient durch die geplante Nutzung von Themen und der Verbindung zu Stories, Kampagnen und Themendossiers.
- wissen, dass sie ein Thema nicht mit einem einzigen Longread erschlagen, sondern verschiedene Beiträge in unterschiedlichen Formaten liefern müssen.
- verstehen, durch umsichtige Planung Agenda Setting zu betreiben.
- schaffen Aktualität durch Agenda Surfing.
- stützen sich breit ab, indem sie auch auf andere Quellen verweisen und diese verlinken.
- sichern Relevanz und damit Glaubwürdigkeit durch die Verbindung von Unternehmensthemen mit Metathemen.
- verstehen, dass sie zwar für ihre Leser schreiben, jedoch auch SEO, weil die Beiträge von den Suchmaschinen gefunden werden müssen.
Und, um nochmals auf das Thema der Outside-In-Perspektive zurückzukommen: Themenverantwortliche müssen auch evaluieren, zu welchem Anteil eigens erstellter Content mit kuratierten Inhalten angereichert werden kann.
Einen Blick wert ist das Content Command Center der Heilsarmee Schweiz. Das Kommunikationsteam fokussiert konsequent zuerst auf Themen und setzt den Story-First-Ansatz um.
Zielgruppen
In meinen fünf Thesen zum Newsroom habe ich geschrieben: “Zwischen Themen und Kanälen hat die Orientierung an Zielgruppen keinen Platz mehr.” Zwar können Sie, wenn Sie beispielsweise über Facebook Ads schalten, die Zielgruppe erschreckend genau definieren.
Aber Halt! Lösen Sie sich von diesem Zielgruppendenken, denken Sie stattdessen kanalübergreifend: Was sind die Gewohnheiten der Mediennutzung Ihrer Anspruchsgruppe? Und machen Sie sich Gedanken zu den Themen, die Ihre potenziellen Kunden interessieren könnten. Das heisst: Die Zielgruppe im alten Sinn ist passé, im Newsroom arbeiten Sie mit Interessengruppen.
- Wen wollen wir mit unseren Botschaften erreichen?
- Für welche Themen interessieren sich unsere Zielgruppen?
- Warum sollen sie sich genau für unsere Beiträge Zeit nehmen? Welche Interessen haben oder vertreten sie? Welchen Nutzen bieten wir ihnen?
- In welchen Kanälen und an welchen Touchpoints bewegen sie sich?
- Welche Formate bevorzugen sie? Mögen Sie Textbeiträge? Snack Content? Fotos und Infografiken oder eher Audio und Video?
- Wann und wo konsumieren sie unsere Inhalte? Auf dem Arbeitsweg? Im Büro? Am Wochenende?
- Auf welchem Wissensstand und sprachlichem Niveau holen wir sie ab? Lassen sich unsere Inhalte leicht erklären oder sind sie doch eher komplex?
Kanäle und Touchpoints
Sie haben mit Sicherheit eine Website, vermutlich haben Sie vor einer halben Ewigkeit mal eine Präsenz bei Facebook aufgebaut, die inzwischen etwas ins Stocken geraten ist. Dafür probieren Sie im Moment gerade vielleicht LinkedIn aus. Twitter kennen Sie vom Hören-Sagen, es hat sich Ihnen aber nie erschlossen, wie das Netzwerk funktioniert. Zudem sind Sie unsicher, ob Sie die Kundenzeitung ganz durch eine Online-Publikation ablösen sollen. Der Aufbau des Newsrooms ist die ideale Chance, um alle Ihre Kanäle und Touchpoints auf den Prüfstand zu stellen. Denken Sie dabei breit. Listen Sie auf, wo Sie überall aktiv sind:
- Online Owned Media: Website, Blog, Online-Magazin, Shop
- Social Media: Soziale Netzwerke, Bewertungsplattformen
- Media Relations
- Corporate TV
- Intern: Intranet, Mitarbeiterzeitschrift
- Events und Messen
- Markenpflege und Werbung
- Sponsoring und Merchandising
- usw.
Gehen Sie alle Kanäle und Touchpoints durch und stellen Sie diese kritisch infrage:
- Sind die Angaben in den Profilen aussagekräftig und in Bezug auf Themen und Gestaltung wiedererkennbar und konsistent?
- Ist die Posting-Frequenz regelmässig und ausreichend?
- Trägt der Kanal zur Erreichung der Ziele bei? Welchen Nutzen bringen die Beiträge den Besuchern?
- Sind die Inhalte geplant und zahlen sie auf die Content-Strategie und die strategischen Themen ein?
- Wie verhält sich der Aufwand zum Ertrag? (Verfolgen Sie das Pareto-Prinzip und konzentrieren Sie sich auf jene Kanäle, bei denen Sie mit 20 % des Aufwandes 80 % der Resultate erreichen.)
- Gibt es Kanäle und Touchpoints, die verwaist sind?
Definieren Sie für jeden Kanal seine Rolle im Kommunikationsmix und wen er erreichen soll. Während die einen Kanäle für erklärende Beiträge geeignet sind, sind andere eher zur Unterhaltung gemacht. Ordnen Sie Ihre Inhalte ein: Sind sie eher funktional oder emotional? Tief- oder eher vordergründig? Je nachdem, ob es um reine Information, Wissensvermittlung, Emotion oder Sinngebung geht: Jeder Kanal und Touchpoint hat seine eigenen Stärken und Schwächen. Mirko Lange hat zu diesem Thema mit der Content Maturity Matrix einen praktischen Reifetest für Unternehmen entwickelt.
Betrachten Sie alle Kanäle und Touchpoints ganzheitlich, bringen Sie Online mit analogen Publikationen und Events zusammen. Der Newsroom bringt zwei grosse Vorteile:
- Kanalverantwortliche achten darauf, dass Inhalte kanalgerecht aufbereitet sind in Bezug auf Tonalität, Formate, Frequenz und Publikationszeit.
- Er schafft Transparenz zur Bespielung der Kanäle, begünstigt damit das Cross Media Publishing und hilft, das Silodenken zu beerdigen.
Der Newsroom stellt auch sicher, dass COPE (Create Once Publish Everywhere) richtig angewendet wird. Dabei handelt es sich um eine Content-Management-Philosophie, die darauf abzielt, dass Inhalte einmal geplant, recherchiert und erstellt, dann aber in verschiedenen Varianten in unterschiedlichen Kanälen verwendet werden. Das bringt uns zu den Formaten.
Formate
Jeder Mensch hat andere Nutzungsgewohnheiten, wie er Inhalte konsumiert. Je nach Tag, Tageszeit oder Rolle, in der er sich befindet, aber auch je nach der Absicht seines Konsums, können diese bei ein und derselben Person weit auseinander klaffen. Diesen unterschiedlichen Bedürfnissen werden Sie mit wechselnden, sich ergänzenden Formaten gerecht. Formate helfen Ihnen aber auch, Ihren Content zu inszenieren, Aufmerksamkeit zu erzeugen und ihn von anderen Angeboten abzuheben.
Schauen Sie sich in dieser Grafik an, wie viele Content-Formate es gibt:
Hand aufs Herz, mit wie vielen arbeiten Sie wirklich? Denken Sie noch immer in der Dimension der Pressemitteilung oder öffnen Sie mit anderen Formaten wie einem Online-Magazin, Podcasts oder Webinaren den Kreis und erreichen und damit neben neuen Stakeholdern auch (recherchierende) Journalistinnen? Nein, die Pressemitteilung ist nicht tot, aber es braucht heute aus mehreren Gründen deutlich weniger davon als früher. Das ist Ihre Chance, die vorhanden Ressourcen besser einzusetzen. Alles in allem eine strategische Überlegung, die Sie für Ihre Organisation machen sollten.
Je nachdem, ob Sie eher informativ, interaktiv oder dialogisch unterwegs sind, steuern Sie das nicht allein über den Inhalt, sondern auch über die Formate. In der Regel geben die Kanäle die Formate vor. Schauen Sie also auch unter diesem Aspekt die Content Maturity Matrix von Mirko Lange nochmals an und überlegen Sie, wie bei Ihnen Kanäle und Formate heute zusammenspielen. Erarbeiten Sie daraus Ihr Potenzial, um im Kampf um die Aufmerksamkeit wirklich den Unterschied zu machen. So betrachtet, kommt der richtigen Wahl der Formate eine strategische Bedeutung zu.
Ich möchte Ihnen mit den drei folgenden Formaten die Augen öffnen; überlegen Sie sich, welche Rolle sie in Ihrem Kommunikationsmix einnehmen könnten:
- Live Video: Sie erzeugen Aufmerksamkeit und Beat Hürlimann von Horizont Swiss bringt Argumente, warum Sie lieber heute statt morgen damit loslegen sollten.
- Whitepaper: Die Agentur Kuble hat ein Blueprint zu Employee Advocacy erarbeitet, welches auf clevere Weise Digital und Print verbindet.
- Podcasts: Viele Menschen sind auf dem Arbeitsweg, beim Joggen oder in der Küche übers Ohr besser erreichbar. Lesen Sie, was ein Podcast ist und was Sie dafür brauchen.
Dann überdenken Sie zum Schluss nochmals, was crossmediale Kommunikation in Ihrem Unternehmen bedeutet und wie Sie COPE bei sich möglichst breit anwenden könnten. Das klappt nämlich dann gut, wenn Sie auch die Formate variieren. Ein Meister seines Fachs ist übrigens Gary Vaynerchuck. Er weiss jeden seiner Auftritte zu vermarkten: Mit Bildern auf Instagram, Mitschnitten auf Video, Podcasts, Beiträgen im Blog – und natürlich ist er auch auf Snapchat und Tiktok, wo er 3,1 Mio. Follower hat (Stand März 2020).
Handlungsfeld Infrastruktur
Raum
Newsrooms, wie wir sie zum Beispiel von Siemens oder von der Mobiliar kennen, glänzen mit einem nach allen Standards eingerichteten Raum. Solche Bilder, so schön sie auch sind, können Unternehmen, die einen Newsroom evaluieren, durchaus abschrecken. In vielen Fällen sind die räumlichen Verhältnisse im Unternehmen ohnehin schon am Limit. Oder es ist von vornherein klar, dass der Weg, bis ein Budget für einen Umbau und die Einrichtung gesprochen wird, steinig bis ganz versperrt sein wird. Und so stellt sich auch zurecht die Frage: Warum benötigt die Kommunikation für ein paar kurze Abstimmungen pro Woche einen solchen Raum? Da erfüllt jedes Sitzungszimmer mit Beamer den Zweck doch genauso?
Warum ein eigener Raum? Reicht nicht ein Sitzungszimmer?
Die Frage ist berechtigt, doch wird ein Sitzungszimmer, das womöglich ohnehin schon überbelegt ist und jedes Mal gebucht werden muss, den Newsroom in seiner Entwicklung entscheidend hemmen. Ich habe diese Frage, die in vielen Unternehmen für Diskussionsstoff sorgen dürfte, Evelyne Künzle, Leiterin Strategie & Projekte Unternehmenskommunikation bei der Mobiliar Versicherung, gestellt:
“Mit dem Newsroom wollten wir primär unsere Reaktionsfähigkeit deutlich erhöhen. Das bedeutet konkret: Sehr unkompliziert erreichbar zu sein und rasch mit den verantwortlichen Fachkräften Lösungen entwickeln zu können. Der Newsroom-Prozess ist genau darauf ausgerichtet. Der Newsroom-Tisch macht den Prozess sicht- und spürbar. Und er bewährt sich: Wer ein Anliegen hat, kommt direkt in den Newsroom und fragt nach dem Chef vom Dienst. Die benötigten Kommunikationsspezialisten können sich sofort dazustellen und beraten. So kann das Thema innert kürzester Zeit besprochen und eine Lösung gefunden werden. Das wäre nicht möglich, wenn wir zuerst noch ein Sitzungszimmer suchen (die sind bei uns in der Regel ausgebucht) und alle Experten dorthin schicken müssten. Der Newsroom ist auch dank der regelmässigen Meetings mit den Business-Partnern ein Treffpunkt für all jene geworden, die sich mit Kommunikation auseinandersetzen. Und die Unternehmenskommunikation ist dank des Newsrooms am Puls des Geschehens. Das wirkt sich auf die Qualität der Inhalte aus.”
Wenn Sie also keine Möglichkeit haben, einen Newsroom zu ‘bauen’, dann sollten Sie zumindest ein Sitzungszimmer direkt bei der Kommunikationsabteilung beanspruchen, das nur durch den Newsroom genutzt wird. Oder eine andere Lösung suchen, die denselben Zweck erfüllt. Ein Kunde von mir hat beispielsweise einen etwas grösseren Eingangsbereich, in dem sonst nur noch die hauseigene Bibliothek steht, zum Newsroom umfunktioniert. Alles, was es benötigte, war ein Stehtisch und eine weisse Wand, an die Inhalte projiziert werden können. Dieser Ort wird zwar von allen Mitarbeitenden gut frequentiert, dass immer wieder Kollegen durch den Raum gehen wird aber nicht als störend angesehen. Im Gegenteil, so ist der Newsroom ins Zentrum des Interesses gerückt, die Besprechungen werden transparent gemacht und wer sich für die Themen interessiert, bleibt auch einmal ein Weilchen stehen und hört zu. Wieder ein anderer Kunde hat seinen Newsroom in die Küche verlegt, wo bereits ein langer Tisch stand.
Sie sehen, Ihrer Kreativität sind also (fast) keine Grenzen gesetzt, schreiten Sie Ihre Räume ab und wer weiss, vielleicht sehen Sie schon bald eine Lösung, die es wert ist, einfach auch einmal ausprobiert zu werden.
Wer sitzt alles im Newsroom?
Siemens und die Mobiliar haben eine integrierte Lösung. Das heisst, dass der Stehtisch für die Besprechungen in den Raum integriert ist, in dem CvD, Themen- und Kanalverantwortliche und weitere Services arbeiten. Während die einen Unternehmen die drei leitenden Personen an ein Newsdesk setzen und die anderen Mitarbeitenden im Open Space thematisch passend zueinander platzieren, setzen andere auf Free Seating. Die immer wieder andere Sitzweise wirkt sich dynamisierend auf den fachlichen Austausch aus. Allerdings werden solche tiefgreifenden räumlichen Veränderungen nicht von allen Mitarbeitenden gleich gut angenommen. Denken Sie also nicht nur in der Dimension von Tischen und Stühlen, sondern auch von Veränderungen. Dazu haben Sie bereits unter Change Management einiges gelesen.
Wenn Sie für ein grösseres Team planen, überlegen Sie sich ausgehend von der Organisation:
- Wie können Unternehmenskommunikation und Marketing räumlich näher zusammengebracht werden?
- Wenn die Raumverhältnisse knapp sind: Wer muss zwingend im Newsroom sitzen, wo werden alle anderen Kollegen platziert? Und wie wird sichergestellt, dass bei einer solchen Lösung die internen Abstimmungsprozesse über die Sitzungen hinaus trotzdem flüssig laufen?
- Wie lassen sich Aussenstellen wie die Kommunikation der Länderorganisationen und Niederlassungen sinnvoll in den Newsroom einbinden?
Raumbedürfnisse evaluieren
Denken Sie für die Definition der räumlichen Anforderungen alle Bedürfnisse entlang der 4 Handlungsfelder des Newsrooms durch:
- Besprechungs’raum’: für den unkomplizierten Austausch. Raum steht in Anführungszeichen, weil es sich hierbei nicht um einen geschlossenen Raum handeln muss, im Gegenteil.
- Arbeitsplätze: für das gesamte Team entweder mit fester Platzzuteilung oder mit Desksharing und Clean Desk Policy (CDP). Bei der CDP werden die Arbeitsplätze täglich neu belegt. Da in der Regel ohnehin kaum je alle Mitarbeitenden gleichzeitig vor Ort sind, kann die Anzahl der Arbeitsplätze tiefer sein als der Headcount. Das spart Geld, aber auch Platz, der dann wiederum für das Newsdesk genutzt werden kann. Die Coronakrise hat in diesem Thema einiges in Bewegung gebracht.
- Temporäre Arbeitsplätze: für Kolleginnen von Aussenstellen, die den Newsroom besuchen
- Rückzugsorte: Geschlossene Räume
- für bilaterale, oftmals auch vertrauliche, Gespräche,
- für Wissensarbeiter, die in Ruhe und konzentriert arbeiten müssen (z. B. Übersetzer, Redenschreiberinnen)
- Kaffee-Ecke: Eine Begegnungszone für die Erholung und den informellen Austausch
Besuchen Sie andere Newsrooms, sprechen Sie mit deren Leiterinnen und lassen Sie sich inspirieren. Suchen Sie im Netz nach Newsroom-Tour und Sie werden sehen, dass verschiedene Anbieter solche Besichtigungen organisieren.
Einrichtung
Bevor Sie den Innenarchitekten rufen oder ins nächste Möbelhaus fahren, überlegen Sie sich, was Sie alles benötigen:
- Sitzungstisch: Der wurde in vielen Newsrooms zum Stehtisch umfunktioniert; die Sitzungen werden so dynamischer und ganz natürlich kürzer, weil niemand stundenlang stehen will. Wenn Sie an diesem Tisch auch umfassende Planungen abwickeln wollen, die auch mal länger dauern, überlegen Sie sich die Anschaffung eines höhenverstellbaren Tisches. Dieser Tisch kann auch für ad hoc-Besprechungen und als temporärer Arbeitsplatz genutzt werden.
- Big Screen: Ein ausreichend grosser Monitor stellt sicher, dass alle Anwesenden die projizierten Informationen gut lesen können. Überlegen Sie sich, welche Informationen wirklich nützlich sind. Das können sein: Medienecho, neuste Veröffentlichungen in eigenen Kanälen und auf Social Media, Themenplan. Beachten Sie, dass die Zeit für die meisten Sitzungen sehr knapp bemessen ist. Überfrachten Sie die Teilnehmenden nicht mit Informationen auf dem Bildschirm, sondern zeigen Sie nur das, was für den Moment wirklich relevant ist. Stellen Sie sicher, dass die Teilnehmenden die Inhalte des Screens auch auf ihrem eigenen Rechner abbilden könnten. So verfügen sie über die notwendigen Informationen für die Vorbereitung der Sitzung und für ihre Arbeit.
- Videokonferenz-Ausrüstung: Nicht immer sind alle Mitglieder des Newsrooms vor Ort, sie wählen sich von da, wo sie gerade sind, in die Besprechung ein. Auf die gleiche Weise werden auch Aussenstellen und Ländervertretungen in den Kommunikationsprozess eingebunden.
- TV-Studio: AXA Winterthur hat den Newsroom so konzipiert, dass er mit wenigen Handgriffen zum Corporate TV-Studio umgebaut werden kann. Bereits vorgesehen ist nicht nur das Hintergrundbild, sondern auch die passende Ausleuchtung. In einem solchen Newsroom gehören eine Videokamera mit Stativ und Mikrofone zur Grundausstattung.
- Pinnwand: Auch wenn heute viel digitalisiert ist, manchmal sind Karten, die man beschriften und immer wieder verschieben und gruppieren kann, Gold wert. So hilft Metaplan als Methode, um konzeptionelle Teilfragen zu erarbeiten. Die Mobiliar hat zwar ihre Themen und Redaktionspläne digitalisiert, baut aber auf ein Kanban-Board, um das sich das Team gruppiert, um die Fortschritte der Arbeit zu besprechen und Flaschenhälse zu identifizieren.
- Arbeitsplätze: Gerade in einem Grossraumbüro ist die Gefahr der Ablenkungen durch einen andauernd hohen Lärmpegel gross. Darum lohnt es sich Spezialistinnen beizuziehen, die sich auskennen mit Licht, Schallschutzmassnahmen, ergonomischen Arbeitsplätzen usw.
- Rückzugsorte: separate Sitzungszimmer oder Sitzkojen mit Licht und Schallschutz ermöglichen Besprechungen im kleinen Kreis, ungestörtes Arbeiten und Telefonate (nach Wunsch und dank Schallschutz auch mit Aufzeichnung), die niemanden im Grossraumbüro stören.
Natürlich werden Sie diese Planung ausgehend von Ihren Ressourcen gestalten und mit etwas Fantasie finden Sie auch kostengünstige und dennoch taugliche Lösungen. So sind zum Beispiel im Newsroom von Geberit Lateralschränke als Stehtisch für die Newsroom-Besprechungen eine pragmatische Lösung, die gut funktioniert.
Arbeitsinstrumente und Tools
So viel möchte ich in diesem Kapitel vorwegnehmen: Ein Tool kann den persönlichen Austausch nicht ersetzen! Und verfallen Sie nicht der Versuchung, mit der Evaluation der Tools zu beginnen, bevor Sie geklärt haben, welche Aufgaben und Prozesse Sie damit unterstützen wollen. Dazu zitiere ich gerne die beiden Autorinnen aus Think Content: “Kein Tool kann Wunder vollbringen, sondern nur nachstellen, was Sie sich überlegt haben.”
Denken Sie Ihre Bedürfnisse anhand der 4 Handlungsfelder des Newsrooms und den Erklärungen in diesem Beitrag durch.
Zu Tools im weiteren Sinne gehört übrigens auch die Methodenkompetenz. Dafür kann ich die Toolbox Kommunikationsmanagement von Prof. Ansgar Zerfaß und Sophia Charlotte Volk von der Uni Leipzig wärmstens empfehlen. Sie haben in ihrem Fachbuch 44 verschiedene Methoden für die Analyse, Planung, Umsetzung und Steuerung der Unternehmenskommunikation vorgestellt. Mehr über das Buch erfahren Sie in meiner Rezension.
Checkliste zur Tool-Evaluation
Stellen Sie sich vor der Beschaffung diese Fragen:
- Welcher Prozess wird durch den Einsatz des Tools besser oder überhaupt erst möglich?
- Welche Kernfunktionen soll das Tool abdecken? Bleiben Sie beim Wesentlichen, denn die Eier legende Wollmilchsau werden Sie kaum finden. Und falls Sie sie doch finden, schreiben Sie es bitte ins Kommentarfeld, ich bin gespannt. :-)
- Welche Vorgaben gibt es aus der IT, damit neue Tools überhaupt genutzt werden können?
- Ist das Tool teamfähig? Wer muss auf das Tool zugreifen können? Wie viele Lizenzen werden benötigt?
- Kann es ein Tool aus der Cloud sein oder ist eine Installation auf dem unternehmenseigenen Server gewünscht?
- Soll das Tool geräteübergreifend auf dem Desktop, aber auch auf einer Smartphone-App verfügbar sein?
- Gibt es das Tool in dieser Form schon oder steht die Programmierung einer eigenen Lösung im Vordergrund? (Ich habe dazu eine klare Meinung: Versuchen Sie, wenn immer möglich, fertige Lösungen einzusetzen, die Sie an Ihre Bedürfnisse anpassen können. Solche Lösungen sind in der Regel erprobt und werden auch weiterentwickelt. Da führt uns doch gleich zur nächsten Frage:)
- Wir haben ein Tool, das wir favorisieren: wann wurde es zum letzten Mal aktualisiert? Ist eine Weiterentwicklung geplant? (Der Verkäufer des Tools wird Ihnen diese Frage selbstverständlich bejahen. ;-) )
- Gibt es für das Tool eine Demoversion? Sind Ansprechpersonen erreichbar, die beim Aufbau zur Seite stehen können?
- Haben wir bereits eine Anwendung in Gebrauch, welche für die Aufgabe ebenfalls eingesetzt werden kann? (Und nein, damit meine ich nicht, dass Sie Excel auch für den Redaktionsplan nutzen sollen. Damit stossen Sie sehr schnell an Grenzen.)
- Wie viele Tools haben wir aktuell in Gebrauch und auf welche Akzeptanz stossen sie? Ergibt es Sinn, zuerst aufzuräumen, bevor etwas Neues eingeführt wird?
Wenn Sie sich also auf die Suche nach dem passenden Tool machen, schreiben Sie eine Liste von Problemen, die es lösen oder Aufgaben, die es abnehmen soll. Tools können sein:
- Arbeitsinstrumente
- Digitale Anwendungen
- Geräte und Apparaturen
Ich zähle in der Folge einige Anwendungsgebiete auf. Nachdem Sie die Fragen vor der Beschaffung gelesen haben, werden Sie verstehen, dass ich hier keine verbindlichen Empfehlungen machen kann.
Arbeitsinstrumente
Sie finden dazu im Teil Governance eine ausführliche Liste. Es handelt sich vor allem um Unterlagen, die vermeiden sollen, dass die ewig gleichen Fragen gestellt und diskutiert werden. Vor allem aber sollen sie eine effiziente Zusammenarbeit und die Konsistenz im Auftritt über alle Kanäle und Touchpoints hinweg sicherstellen.
Je mehr Fachleute in der Kommunikation mitarbeiten, desto grösser ist die Gefahr, dass durch die unterschiedliche Gestaltung von Inhalten die einheitliche Wirkung verloren geht. Dazu ein Beispiel: Auch wenn verschiedene Fotografen zu einem Corporate Instagram-Kanal beitragen, so sollte er doch in seiner Gesamtgestaltung konsistent sein. Was ich damit meine, zeigt der Bildausschnitt aus dem Instagram-Account der Deutschen Telekom wunderbar.
Zur Steuerung gehören also alle Anleitungen und Richtlinien, die Content klar ausrichten und ihn rechtlich unbedenklich, für die Stakeholder relevant und für die Suchmaschinen auffindbar machen. Dazu gehören auch Themen, die nicht unbedingt in den Kernkompetenzen liegen, oder wenn, dann nicht im Alltags-Fokus. Sie zu definieren, schafft eine schnelle Orientierung und Klarheit, auch bei der Einführung von neuen Teammitgliedern.
Digitale Anwendungen
Darunter ist jegliche Software zu verstehen, welche die Planung und Umsetzung von Content, aber auch die räumlich und zeitlich unabhängige Zusammenarbeit ermöglicht und erleichtert. Ob diese in der Cloud läuft oder auf dem Server installiert sein muss, haben Sie mit der Erarbeitung der Checkliste zur Tool-Evaluation festgelegt. Folgende Aufgaben können Sie mithilfe eines digitalen Tools lösen:
- Monitoring: Beobachten Sie die Berichterstattung über Ihr Unternehmen oder Ihr Umfeld in Print, digitalen Medien und Social Media mit einem Monitoringtool. Was Social Media Monitoring ist und welche Anbieter es gibt, hat Stefan Evertz im Monitoringmatcher erarbeitet.
- Themenplan: Behalten Sie Ihre strategischen Themen im Auge. Mit dem bereits erwähnten Thementrichter nutzen Sie ein Instrument, das es Ihnen erleichtern soll, die Outside-In-Perspektive einzunehmen und relevante Themen zu definieren. Ein Themenplan ist eine mittel- bis langfristige Angelegenheit; hier parkieren Sie auch Ideen und Quellen, welche Sie später bei der Umsetzung wieder benötigen. Was den Themenplan vom Redaktionsplan unterscheidet, habe ich in diesem Beitrag beschrieben. Hier finden Sie meine Review zu fünf Tools für die Content-Steuerung im Newsroom.
- Redaktionsplan: Die strategischen Themen brechen Sie herunter in Storys und Beiträge. Der Redaktionsplan deckt also ganz praktische Fragen zur Umsetzung ab. Was ist der Titel des Beitrags? Worum geht es? Legen Sie gerne auch fest, welches Ziel der Beitrag verfolgt bzw. welchen Nutzen er den Leserinnen bringt. Wer schreibt? Gibt es Multimedia-Material dazu? Für welchen Kanal wird der Inhalt aufbereitet? Und natürlich setzen Sie Termine: für die Erstvorlage, für die Freigabe und für die Publikation. Wer den Redaktionsplan befüllt, sollte im Newsroom-Team geklärt werden. Übernimmt das eine Person oder arbeiten alle Themenmanager mit?
Mirko Lange hat mit Scompler eine Cloud-Lösung entwickelt, welche den Themen- und Redaktionsplan umfassend abdeckt. Viele Newsrooms arbeiten aber auch mit Trello, eine niederschwellige und dynamische Lösung, aus der von überall zugegriffen werden kann. Anfang 2022 habe ich sieben Redaktionstools vorgestellt, die mir über die vergangenen Monate besonders aufgefallen sind. - Digital Asset Management (DAM): Damit speichern und verwalten Sie an einem zentralen Ort alle Ihre digitalen Inhalte wie Fotos, Grafiken, Videos, Tondateien, Logos und Corporate Anthems sowie Textbausteine. Das DAM wird auch Media Asset Management genannt.
- Content-Management-Systeme (CMS): Dieses ermöglicht die Erstellung, Organisation und Gestaltung von digitalen Inhalten. Verwendet wird es nicht nur für Webseiten, sondern auch für Newsletter. Das System wählen Sie je nach Zweck der Seite. Eine Website, ein Blog oder Online-Magazin oder ein Shop stellen ganz unterschiedliche Anforderungen an die Organisation des Contents.
- Erfolgskontrolle: Messen und beobachten Sie, wie Ihre Inhalte konsumiert werden. Dazu gehören die Schlüsselzahlen zu den Zugriffen auf die Website, der Konsum des Newsletters, aber auch KPIs aus Social Media. Lesen Sie in diesem Beitrag, was unter Social Media und Web-Analytics zu verstehen ist, er verlinkt auch auf Anbieter. Erst wenn Sie die verfügbaren Daten systematisch auswerten, finden Sie den Weg zur Data driven PR. Einen Blick in die Praxis werfen Sie einen Blick auf die datengetriebene Erfolgskontrolle von Implenia.
- Kommunikation: Wenn Ihr Team dezentral und zeitversetzt arbeitet und selten gleichzeitig im Büro ist, ist es sinnvoll, zur Entlastung der Mail andere Kommunikationstools einzusetzen. Slack bewährt sich, weil es auch die Konversationen in Gruppen, in Themen-Threads und den Upload von Dokumenten zulässt. Für Videokonferenzen eignen sich Zoom, Skype, Gotomeeting oder Google Hangouts. Wichtig ist dabei auch die Möglichkeit, den Bildschirm zu teilen.
- Tools zur Visualisierung: Sie werden Anwendungen benötigen, mit denen Sie Bilder bearbeiten, Videos schneiden, einfache Infografiken erstellen und Beiträge vertonen können. Auf der Seite newsroom.tools finden Sie eine Zusammenstellung von Anwendungen.
- Community Management: Auch der Aufbau von Communities auf Facebook, Instagram oder Twitter ist eine der Aufgaben des Newsrooms. Mit Anwendungen wie Tweetdeck oder Hootsuite sehen Sie, wo diese Gespräche stattfinden – und natürlich auch, indem Sie sich in diesen Netzwerken bewegen und aktiv beteiligen.
- Content Curation: Sie möchten eigene Inhalte mit Drittinhalten erweitern? Dann ist Content Curation für Sie ein Thema. Ich habe an anderer Stelle den Prozess beschrieben, wie ich ihn selbst handhabe, und Tools dazu empfohlen.
Mittlerweile gibt es verschiedene Lösungen, welche spezifisch für den Newsroom konzipiert wurden. Die einen setzen eher auf die Planung, andere auf Konzeption und Produktion und wieder andere auf Analytics und Monitoring. Sie werden also nicht darum herumkommen, die Angebote mit Ihren Bedürfnissen und Prozessen abzugleichen.
Der bereits genannte Bundesverband deutscher Pressesprecher hat in seiner Studie 2018 erhoben, wie Kommunikationstools heute genutzt werden:
Noch ganz in den Anfängen stehen wir mit dem Einsatz von Künstlicher Intelligenz. Dazu hat Marcus Fetzer in seiner Masterarbeit entlang von 17 Aufgabenfeldern den Einsatz von KI in der Unternehmenskommunikation überprüft und fünf Fähigkeiten lernender Algorithmen ausgemacht, die im Newsroom eingesetzt werden können.
Geräte und Apparaturen
Denken Sie nochmals alle Bedürfnisse entlang der 4 Handlungsfelder des Newsrooms durch. Sie entdecken im ganzen Beitrag Werkzeuge, die Sie für den Newsroom evaluieren müssen. Ich fasse sie hier zusammen:
- Fotokamera: für Ihre Illustrationen auf Facebook, Instagram aber auch in Ihrem Blog und Online-Magazin
- Videoausrüstung: Kamera, Stativ und externes Mikrofon oder lediglich eine Fotokamera mit Videofunktion, je nach Anforderungen an die Videos, die Sie erzeugen und die Mobilität, die Sie wünschen (z. B. Live-Videos von unterwegs)
- Mikrofon und Aufnahmegerät: Für Tondokumente und Podcasts
- Licht: für die Ausleuchtung des Corporate-TV-Studios, für das passende Licht bei Videokonferenzen und Webinaren. Ich habe mir dafür Key Light Air von Elgato beschafft, die Lampe steuere ich am Computer über eine App
- Greenscreen: Eine grüne Leinwand, mit der Sie in der Postproduktion von Videos den Hintergrund austauschen können
- Grossbildschirm: für die Anzeige von Resultaten aus dem Monitoring, neu erschienenen Beiträge oder dem Redaktionsplan auf dem Big Screen
- Tischmikrofon und Videokamera: für Telefonkonferenzen und interaktive Online-Meetings
- Kaffeemaschine und Kühlschrank: Nicht vergessen, die Begegnungszone sorgt für Entspannung im Newsroom auch in hektischen Zeiten
Einige Geräte haben Sie vermutlich bereits, diese sollten Sie auf die Tauglichkeit für die anstehenden Aufgaben überprüfen.
Jetzt geht‘s los! So starten Sie:
Sie haben jetzt sehr viele Anregungen mitgenommen. Wichtige Punkte aus diesem Beitrag habe ich für sie in der folgenden Präsentation zusammengefasst:
So, dann lösen Sie sich erst einmal von diesem umfassenden Beitrag und suchen Sie die Antworten nur mithilfe des Modells. Wenn Sie unsicher sind, ob Sie ein Thema genügend umfassend erarbeitet haben, schlagen Sie es in diesem Beitrag wieder nach. Wenn Sie merken, dass der Prozess doch nicht so läuft, wie Sie sich das vorgestellt haben, weil in jedem Unternehmen Menschen mit Interessen und viel Politik vorhanden sind, dann melden Sie sich. Ich berate und begleite Sie gerne.
Ich bleibe am Thema dran, indem ich weiterhin Newsrooms besuche. Dazu freue ich mich übrigens über jeden Tipp für gute Beispiele. Ich werde mich auch weiterhin entlang der vier Handlungsfelder mit dem Thema auseinandersetzen. Diesen Beitrag werde ich deshalb sporadisch überarbeiten und erweitern.
Noch mehr Lesestoff
Wenn Sie sich noch weiter mit dem Thema auseinandersetzen wollen, dann empfehle ich Ihnen noch folgende Quellen:
- Fachbeitrag, den ich für das Upload Magazin geschrieben habe.
- In der 5. Ausgabe des Magazins Corporate Newsroom von Mai 2021 des Tool-Anbieters Dirico habe ich die vier Handlungsfelder mit Praxisbeispielen vorgestellt. Blog von Dirico.
- Gerne empfehle ich auch das Handbuch Corporate Newsroom, in welchem der Toolanbieter dirico auf 250 Seiten Strategien, Tipps und Werkzeuge für eine erfolgreiche Transformation präsentiert. Ich habe mit einem Gastkapitel zu den vier Handlungsfeldern des Newsrooms zu diesem Werk beigetragen. Das E-Book kann kostenlos bezogen werden.
- Manuela Marra leitet den Newsroom der Schweizer Paraplegiker-Stiftung, sie teilt 7 wertvolle Tipps zum Aufbau eines Newsrooms.
Die 4 Handlungsfelder des Newsrooms sind übrigens eine Weiterentwicklung meines Kommunikationswürfels, der für eine integrierte, crossmediale und vernetzte Kommunikation steht – eine Grundanforderung jedes Newsrooms. Auch dieses Denkwerkzeug leistet Ihnen wertvolle Hilfe bei der Konzeption und Umsetzung Ihrer Kommunikation. Ich habe es darum in die Zusammenfassung eingeschlossen.
Und noch zwei Videos: Die 4 Handlungsfelder des Newsrooms habe ich im Juli 2020 im #D2M-Talk mit Thorsten Ising und Björn Negelmann vorgestellt. Im Oktober 2020 war ich zum Thema Barkeeperin der Denk-Bar am ersten NWSRM Barcamp von Imory.