Lesen Sie hier den Beitrag zum neusten Digital 2024 Global Report, auch mit Resultaten aus der Schweiz, Deutschland und Österreich.
Das Internet und Social Media wachsen weiter, aber langsamer. Die Nutzerinnen setzen mehr auf Qualitätszeit und scheinen digitale Angebote bewusster zu nutzen nach dem Motto: “weniger ist mehr”. Social Media mutieren immer mehr zu Suchmaschinen. Die Ausgaben für digitale Werbung sind deutlich gestiegen und gehen durch die Decke. Damit holen sie sich ein dickes Stück vom Gesamt-Werbekuchen, ein Drittel geht auf Social Media. Nur hatte Meta dummerweise ein Problem mit der Berechnung der Werbe-Reichweite und hat sie Ende 2022 nach unten korrigiert.
Das sind Themen, die der Digital 2023 Report aufnimmt. Neben globalen Daten liegen auch Zahlen für die Schweiz, Deutschland und Österreich vor.
Digital 2023 Report in Kürze
Aufbau des Reports
Der über 450 Seiten starke Digital Report ist wie folgt aufgebaut, Seitenzahl in [ ]:
- Globale Headlines [9]
- Grundlegende Daten zur Weltbevölkerung [14]
- Internet [27]
- Social Media [159]
- Mobile [318]
- E-Commerce [351]
- Digitales Marketing [400]
- Weitere Informationen [447]
In diesem Beitrag greife ich Schwerpunkte heraus und referenziere mit [ ] auf die jeweiligen Seiten des Reports.
Die Reihe Global Digital Reports wird von Kepios in Zusammenarbeit mit We Are Social und Meltwater veröffentlicht. Der Report Digital 2023 setzt sich mit den wichtigsten Trends und Themen auseinander, welche die digitale Welt im Jahr 2023 und darüber hinaus prägen werden.
Die Schlagzeilen
Im Vorwort zum Hauptreport Digital 2023 hebt Simon Kemp von Kepios diese Themen besonders hervor:
- Die deutliche Veränderung bei den weltweiten Nutzerzahlen im Internet
- Ein signifikanter Rückgang bei verschiedenen Onlineaktivitäten
- Einblicke in die sich verändernden Vorlieben für Social-Media-Plattformen
- Veränderungen bei den Geräten, mit denen die Menschen auf digitale Inhalte und Dienste zugreifen
- Unerwartete Veränderungen im Online-Suchverhalten der Weltbevölkerung
- Das weitere massive Wachstum der digitalen Werbung
Sie finden den Hauptreport mit über 450 Seiten am Ende dieses Beitrags.
Video mit den 10 Top-Trends
In diesem kurzen Video stellt Simon Kemp, CEO von Kepios, die 10 wichtigsten Trends gleich selbst vor:
Daraus habe ich fünf Trends für Sie zusammengefasst:
Online-Zeit gesunken
Die typische Internetnutzerin hat die Zeit, die sie im Durchschnitt online verbringt, in den vergangenen 12 Monaten um 20 Minuten pro Tag reduziert. Das entspricht einem Rückgang von fast 5 % im Vergleich zum Vorjahr.
Social Media wächst
Die Prognosen über den Niedergang der sozialen Medien seien völlig aus der Luft gegriffen, sagt Kemp. Die Zahl der Social-Media-Nutzer wächst, Anfang 2023 sollen es weltweit 4,76 Milliarden sein. Der typische Social-Media-Nutzer im erwerbsfähigen Alter verbringt heute noch mehr Zeit mit sozialen Plattformen, nämlich über zweieinhalb Stunden pro Tag. (Damit Sie keine falschen Schlüsse ziehen: lesen Sie diesen Beitrag bis zum Ende)
Soziale Plattformen als Suchmaschinen
Ein immer grösserer Anteil der weltweiten Suchaktivität verlagert sich auf Social Media. Etwa die Hälfte der Nutzer gibt an, in sozialen Plattformen aktiv nach Marken und deren Inhalten zu suchen. Der Boom der TikTok-Suche hat bereits die Aufmerksamkeit von Google-Managern und der Medien auf sich gezogen. Die neuesten Daten deuten jedoch darauf hin, dass Instagram das bevorzugte Ziel junger Menschen sein könnte, wenn sie nach Dingen suchen, die sie kaufen möchten.
Meta korrigiert Werbereichweite nach unten
Meta hat die Daten zur Anzeigenreichweite Ende 2022 noch einmal überarbeitet. So zeigen die Zahlen einen signifikanten Rückgang. Diese wurden in den Meta-eigenen Tools auf globaler Ebene für die Anzeigenplanung veröffentlicht. Die jährliche potenzielle Reichweite ist bei Facebook um 6 % und bei Instagram um satte 11 % gesunken. Simon Kemp betont, dass diese Zahlen nicht auf einen Rückgang der Nutzung der Plattformen insgesamt hinweisen, denn die Gesamtbasis aktiver Nutzer beider Plattformen wächst weiter.
Werbekuchen: Ein Drittel für Social Media
Auf Social-Media-Plattformen entfällt inzwischen ein Drittel der Ausgaben für digitale Werbung. 2019 war es noch ein Viertel. In absoluten Zahlen haben sich die weltweiten Ausgaben für Social-Media-Anzeigen seit dem Ausbruch von Covid-19 mehr als verdoppelt und werden 2022 schätzungsweise 226 Milliarden US-Dollar erreichen.
Weltweiter Status quo der Digitalisierung
Weltweit gibt es inzwischen 5,16 Milliarden Internetnutzerinnen, somit sind 64,4 % der Weltbevölkerung online. Gemäss der vorliegenden Daten ist die Zahl der weltweiten Internetnutzer in den vergangenen zwölf Monaten um 1,9 % gestiegen. Allerdings dürfte das tatsächliche Wachstum aufgrund von Verzögerungen bei der Datenmeldung höher ausfallen, als diese Zahl vermuten lässt. Dass über ein Drittel der Weltbevölkerung nicht online ist, zeigt die Dimension der digitalen Kluft (engl. Digital Divide).
Inzwischen gibt es weltweit 4,76 Milliarden Social-Media-Nutzer, was knapp 60 % der gesamten Weltbevölkerung entspricht. Das Wachstum der Social-Media-Nutzer hat sich allerdings in den vergangenen Monaten verlangsamt. Der diesjährige Nettozuwachs von 137 Millionen neuen Nutzern entspricht einem jährlichen Wachstum von nur 3 %.
Betrachtet man die jährliche prozentuale Zunahme der Internet-Nutzerinnen [31], sieht man, dass sich die Kurve merklich verflacht, ja fast stagniert. Während der Zuwachs ab Januar 2013 bis 2014 noch 10,3 % betrug, sind es von Januar 2022 bis 2023 gerade noch 1,9 %. Das ist der tiefste Wert im Zehnjahresvergleich.
Acht Länder überschreiten die Nutzungsrate von 99 %. Überraschend ist der Befund, dass die Internetnutzung in Nordamerika unter jener in der Europäischen Union und im Vereinigten Königreich liegt. Gemäss Analyse der International Telecommunication Union ITU sind 91,8 % der Bevölkerung der USA heute online, das Land liegt damit auf der globalen Rangliste gerade mal auf Platz 45. Ausserdem entfallen auf Nordamerika nur 6,7 % der gesamten Internetbevölkerung der Welt.
Obwohl die digitalen Trends in den USA immer Auswirkungen auf den Rest der Welt haben, ist es wichtig zu beachten, dass die digitalen Gewohnheiten in den Vereinigten Staaten selten repräsentativ für die in anderen Ländern sind. Es ist daher von entscheidender Bedeutung, sich mit den Daten des jeweiligen Landes zu befassen, um zu verstehen, was bei den spezifischen Zielgruppen, die man zu erreichen und anzusprechen hofft, wirklich läuft. Dafür gibt es eine ganze Reihe von Länderreports.
In China liegt die Rate der Internetnutzung bei über 70 %. Dennoch sind fast 375 Millionen Menschen im ganzen Land noch nicht online. Sie sind die zweitgrösste, nicht vernetzte Bevölkerungsgruppe der Welt.
Das langsamere Wachstum der Nutzerzahlen erschwert das von den Vereinten Nationen angestrebte Ziel einer universellen Internetanbindung bis 2030 – vor allem, wenn man bedenkt, dass 2,85 Milliarden Menschen auf der Welt noch immer offline sind.
Der Blick in die D-A-CH-Länder
Wie nutzen Menschen in unterschiedlichen Regionen digitale Geräte und Dienste im Jahr 2023? Dazu ist für jedes Land ein eigener Bericht erschienen.
Schweiz
Wichtigste Fakten zur Verbreitung und Nutzung der digitalen Technologien in der Schweiz Anfang 2023 (Vergleiche beziehen sich auf das Vorjahr)
- 8,63 Mio. Internetnutzer = 98,4 % Internetdurchdringung = + 0,7 % (Anfang 2023) [17, 18]
- 7,29 Mio. aktive Social-Media-Nutzer = 83,1 % der Gesamtbevölkerung (Januar 2023) [17]
- 10,60 Millionen aktive Mobilfunkanschlüsse = 120,9 % der Gesamtbevölkerung = + 1,2 % (Anfang 2023) [17, 18]
- Verbrachte Zeit pro Tag [24]
- Internet: 05:38 Std., -2 % oder -7 Minuten, davon 45 % mobil [26]
- Social Media: 01:43 Std., +10,8 % oder +10 Minuten
- Medien (digital und Print): 01:38 Std. (unverändert)
- Podcasts: 00:38 Std. (unverändert)
Fragt man nach der beliebtesten Social-Media-Plattform, werden die Folgenden genannt [56]:
- WhatsApp 35,1 %
- Instagram 17,6 %
- Facebook 12,8 %
- TikTok 5,4 %
- Pinterest 3,2 %
- LinkedIn 3,1 %
- Snapchat 2,9 %
- Telegram 2,8 %
- Twitter 2,8 %
- Facebook Messenger 2,0 %
Die effektive Nutzung sieht dann aber wie folgt aus:
Die folgende Grafik zeigt, wie viel Traffic (Besucherinnen) die einzelnen Social-Media-Plattformen auf Webseiten Dritter bringen. Dies durch Anklicken von Links, die auf Social-Media-Plattformen veröffentlicht wurden, unabhängig vom genutzten Gerät.
Zahlen zu den einzelnen Social-Media-Plattformen gibt es in der Schweizer Präsentation hier:
- Facebook [61]
- YouTube [64]
- Instagram [66]
- TikTok [67]
- Messenger [68]
- LinkedIn [69]
- Snapchat [70]
- Twitter [71]
- Pinterest [72]
Ich empfehle für vertiefte Informationen auch den Bericht zu lesen.
Fakten zu E-Commerce in der Schweiz gibt es ab [78ff]. Online-Shopping erfreut sich zunehmender Beliebtheit, die Kunden suchen sich aber aus, wo sie den virtuellen Einkaufswagen füllen. Kriterien sind [81]:
- Kostenfreie Lieferung 61,3 %
- Coupons und Discounts 37,9 %
- unkomplizierte Rückgabebedingungen 33,4 %
Resultate zu Digital Marketing gibt es ab [93ff]. Marken werden mehrheitlich über Suchmaschinen gesucht (59 %), eine Rolle spielen aber auch Preisvergleichsseiten (36,6 %), Produkt-/ und Markenwebsites (28,0 %) und an vierter Stelle Soziale Netzwerke (27,7 %) [96]. 2022 wurden von 100 Werbefranken ganze 67.5 in digitale Plattformen investiert [97]. Die Online-Werbeausgaben sind in allen Kanälen im zweistelligen Bereich gewachsen [99ff].
Weiterführende Informationen:
Deutschland
Wichtigste Fakten zur Verbreitung und Nutzung der digitalen Technologien in Deutschland Anfang 2023 (Vergleiche beziehen sich auf das Vorjahr)
- 77,53 Mio. Internetnutzer = 93,1 % Internetdurchdringung = – 0,09 % (Anfang 2023) [18]
- 70,9 Mio. aktive Social-Media-Nutzer = 85,1 % der Gesamtbevölkerung (Januar 2023) [17]
- 119,6 Millionen aktive Mobilfunkanschlüsse = 143,6 % der Gesamtbevölkerung = + +0,5 % (Anfang 2023) [17, 18]
- Verbrachte Zeit pro Tag [26]
- Internet: 05:12 Std., -3,1 % oder -10 Minuten, davon 47,8 % mobil [32]
- Social Media: 01:41 Std., +13,5 % oder +12 Minuten
- Medien (digital und Print): 01:38 Std., +22,5 % oder +18 Minuten
- Podcasts: 00:46 Std., +35,3 % oder +12 Minuten
Fragt man nach der beliebtesten Social-Media-Plattform, werden die Folgenden genannt [58]:
- WhatsApp 40,1 %
- Instagram 17,0 %
- Facebook 13,1 %
- TikTok 7,2 %
- Pinterest 2,4 %
- Telegram 2,0 %
- Twitter 2,0 %
- Discord 1,2 %
- Facebook Messenger 1,2 %
- Signal 1,2 %
Nicht unter den Top 10 sind LinkedIn oder Snapchat. Die effektive Nutzung sieht wie folgt aus:
Auch in Deutschland geht die Strategie auf, mit Links auf Facebook, Twitter, Instagram & Co Besucherinnen auf die eigene oder Dritt-Websites zu ziehen. LinkedIn hat hier mit 1,16 % im Vergleich mit der Schweiz und Österreich ein grösseres Gewicht.
Zahlen zu den einzelnen Social-Media-Plattformen gibt es in der Präsentation zu Deutschland hier:
- Facebook [64]
- YouTube [67]
- Instagram [69]
- TikTok [70]
- Messenger [71]
- LinkedIn [72]
- Snapchat [73]
- Twitter [74]
- Pinterest [75]
Ich empfehle für vertiefte Informationen auch den Bericht zu lesen.
Fakten zu E-Commerce in Deutschland finden Sie ab [75ff]. Die wichtigsten drei Gründe, warum Kunden beim Online-Shopping einem Anbieter den Vorzug geben, sind die gleichen wie in der Schweiz. Allerdings weicht die Gewichtung teils deutlich ab. Coupons, Discounts und Rücknahme sind für deutsche Konsumentinnen klar wichtiger [88]:
- Kostenfreie Lieferung 59,2 %
- Coupons und Discounts 44,5 %
- unkomplizierte Rückgabebedingungen 39,4 %
Resultate zu Digital Marketing sind ab [100ff] aufbereitet. Marken werden in Deutschland noch stärker über Suchmaschinen gesucht als in der Schweiz (65,1 %). Auch hier stehen an zweiter Stelle die Preisvergleichsseiten (38,1 %). Soziale Netzwerke folgen mit 31 % bereits an dritter Stelle (in der Schweiz Rang 4). Damit folgt Deutschland dem globalen Trend, dass Social Media zu Suchmaschinen mutieren, deutlicher [103]. Bei der Werbung ist der Anteil von 61,7 %, der in die digitalen Plattformen fliesst, fast 6 % tiefer als in der Schweiz [104]. Die Online-Werbeausgaben sind auch in Deutschland in allen Kanälen im zweistelligen Bereich gewachsen, mit einem Höchstwert von +21,4 % auf Social Media [105ff].
Weiterführende Informationen:
Österreich
Wichtigste Fakten zur Verbreitung und Nutzung der digitalen Technologien in Österreich Anfang 2023 (Vergleiche beziehen sich auf das Vorjahr)
- 8,43 Mio. Internetnutzer = 94,2 % Internetdurchdringung = + 0,2 % (Anfang 2023) [17, 18]
- 7,34 Mio. aktive Social-Media-Nutzer = 82 % der Gesamtbevölkerung (Januar 2023) [17]
- 13,07 Millionen aktive Mobilfunkanschlüsse = 146 % der Gesamtbevölkerung = + 1,7 % (Anfang 2023) [17, 18]
- Verbrachte Zeit pro Tag [24]
- Internet: 05:22 Std., -5,8 % oder -20 Minuten, davon 47,5 % mobil [30]
- Social Media: 01:34 Std., +3,3 % oder +3 Minuten
- Medien (digital und Print): 01:28 Std., -13,7 % oder -14 Minuten
- Podcasts: 00:36 Std., -2,7 % oder -1 Minute
Fragt man nach der beliebtesten Social-Media-Plattform, werden die Folgenden genannt [56]:
- WhatsApp 38 %
- Instagram 17,1 %
- Facebook 14,1 %
- TikTok 4,6 %
- Telegram 2,6 %
- Snapchat 2,5 %
- Twitter 2,5 %
- Pinterest 2,2 %
- Facebook Messenger 1,4 %
- Discord 1,3 %
Auch in dieser Liste fehlt LinkedIn unter den ersten zehn. Die Nutzung sieht effektiv so aus:
Facebook, Twitter, Instagram, Pinterest und YouTube, das sind auch in Österreich die Traffic-Lieferanten auf andere Websites. In Österreich generiert Facebook 9 % weniger Traffic als in der Schweiz. Grundlage für die Werte sind angeklickte Links, die auf Social-Media-Plattformen veröffentlicht wurden, und zwar unabhängig vom genutzten Gerät.
Zahlen zu den einzelnen Social-Media-Plattformen gibt es in der Präsentation, hier:
- Facebook [61]
- YouTube [64]
- Instagram [66]
- TikTok [67]
- Messenger [68]
- LinkedIn [69]
- Snapchat [70]
- Twitter [71]
- Pinterest [72]
Ich empfehle für vertiefte Informationen auch den Bericht zu lesen.
Fakten zu E-Commerce in Österreich gibt es ab [79ff]. Die Österreicher sind mit den gleichen Argumenten für einen Shop zu gewinnen, wie die Schweizer und Deutschen Kundinnen. Bei der kostenfreien Lieferung erzielen sie im Vergleich die grösste Zustimmung [82]:
- Kostenfreie Lieferung 61,5 %
- Coupons und Discounts 43,8 %
- unkomplizierte Rückgabebedingungen 43,6 %
Resultate zu Digital Marketing gibt es ab [94ff]. 64 % der Nutzer geben den Namen der Marke, die sie suchen, in eine Suchmaschine ein. Auf Preisvergleichsseiten orientieren sich 35,5 % und auch in Österreich folgen soziale Netzwerke mit 28,9 % schon an dritter Stelle [97]. Eine vergleichsweise grosse Zurückhaltung ist bei Online-Werbung zu beobachten: 2022 wurden 24,7 % aller Werbegelder in digitale Plattformen investiert, damit fällt Österreich deutlich ab [102]. Zwar sind auch in Österreich die Online-Werbeausgaben in allen Kanälen gewachsen, aber klar weniger als in der Schweiz und in Deutschland [103ff].
Weiterführende Informationen:
Ausgesuchte Themen vertieft
Weniger Online-Zeit
Die wichtigste Nachricht des Digital 2023 Reports ist wahrscheinlich, dass die Zeit, die wir online verbringen, im Vergleich zum Vorjahr um fast 5 % zurückgegangen ist. Der typische Nutzer hat die Zeit, die er im Internet verbringt, innert eines Jahres um 20 Minuten pro Tag reduziert.
Während Internetnutzer im erwerbsfähigen Alter vor einem Jahr im Durchschnitt noch fast 7 Stunden pro Tag online waren, sind es gemäss der neusten Erhebung noch 06:37 Stunden pro Tag. 2013 waren es noch 06:09 Stunden. Ob der Rückgang fortschreitet, ist unklar, die Zahlen blieben über die letzten drei Monate stabil.
Zur Erinnerung: Die Schwankungen nach Ländern können beträchtlich sein. So liegt die Nutzung in der Schweiz im gleichen Zeitraum bei 05:38, in Österreich bei 05:22 und in Deutschland bei 05:12 Stunden [42].
Der Rückgang der Online-Zeit bedeutet jedoch nicht, dass das Internet in unserem Leben weniger wichtig ist. Vielmehr deutet er darauf hin, dass die Menschen digitale Technologien überlegter und zielgerichteter nutzen. Mit anderen Worten: Die Menschen geben der Qualität den Vorzug vor der Quantität.
Was die Welt im Internet tut
Menschen gehen hauptsächlich ins Internet, weil sie etwas suchen. Dazu zeigt der Digital 2023 Report eine interessante Erkenntnis: Immer mehr Menschen nutzen auch soziale Plattformen, um Informationen zu suchen und Neues zu entdecken. Wir haben das in den Reports zu den D-A-CH-Ländern schon gesehen, der Global Report zeigt das ab Seite [412ff] auch gesplittet nach Altersgruppen.
Nachgesagt wird diese Art der Nutzung, insbesondere TikTok. Nicht im Report festgehalten, aber bekannt ist, dass Twitter gerade bei Journalistinnen für die Recherche beliebt ist. Wie weit das weiter möglich sein wird, steht in den Sternen. Das Netzwerk befindet seit der Übernahme durch Elon Musk im Umbau. Etwas weniger im Gespräch ist Instagram, gemäss Report nutzen gerade jüngere Menschen die Plattform zur Inspiration durch Produkte, die sie kaufen könnten.
Weitere Gründe für die Nutzung des Internets sind:
- mit Freunden und Familie in Kontakt bleiben (57,8 %)
- sich über Nachrichten und aktuelle Ereignisse auf dem Laufenden halten (50,9 %);
- Videos, Fernsehsendungen oder Filme ansehen (49,7 %).
Die Gründe sind mehr oder weniger stabil geblieben, auch wenn es während Corona eine kleine Verschiebung gab. In jener Zeit genossen Nachrichten und aktuelle Ereignisse höchste Priorität. Das hat sich nach Abklingen der Pandemie wieder zugunsten der Beziehungspflege verschoben. Diese Verschiebung ist auch im Länderreport für Österreich deutlich sichtbar.
Beim Zugang halten sich Social Media und Apps für Chat und Nachrichtenaustausch die Waage. Dieser Befund ist nur logisch, wenn man die Hauptgründe zur Nutzung des Netzes ansieht.
Digitale Werbung geht durch die Decke
Der Bericht kommt immer wieder darauf zu sprechen, was die Pandemie nachhaltig verändert hat. Während Menschen während des Lockdowns notgedrungen Online-Kanäle für den Einkauf nutzten, haben sie heute wieder die Wahl. Die Entwicklung von Onlineumsätzen lässt vermuten, dass sie die Mischung aus Online- und Offline-Einkäufen im stationären Handel bevorzugen werden. [362, 366]
Die grösste Nutzniesserin der durch die Lockdowns verursachten Konsumveränderungen ist die digitale Werbewirtschaft.
2022 beträgt der Anteil digitaler Werbung am gesamten Werbekuchen 73,3 %. In absoluten Zahlen sind die digitalen Werbeeinnahmen in den vergangenen drei Jahren um gewaltige 78 % gestiegen, von knapp 375 Mrd. USD im Jahr 2019 auf über 667 Mrd. USD im Jahr 2022. Von 2020 auf 2021 gab es ein Plus von 33 % [416].
Grösste Gewinner der Umstellung auf digitale Werbung dürften die Plattformen der sozialen Medien sein. Die Analyse von Statista zeigt, dass der Anteil der sozialen Medien an den weltweiten Ausgaben für digitale Werbung von etwa einem Viertel im Jahr 2019 auf mehr als ein Drittel im Jahr 2022 gestiegen ist. Zu diesem Befund passen die Gedankenspiele von Dominik Ruisinger. Er schreibt: “Social Media wird bei Zielgruppen, die nicht Generation Z oder Y heissen – und das ist zumindest bei uns die grosse Mehrheit –, nur noch eine vornehmlich werblich geprägte Nebenrolle spielen.” Wir bewegen uns also zunehmend in einem Spagat zwischen “Ad Media” und “Algo Media” – mit Social hat das nicht mehr viel zu tun.
Aller Unkenrufe zum Trotz: Social Media lebt
Trotz des eingangs beschriebenen Rückgangs der insgesamt im Netz verbrachten Zeit verbringen die Menschen mehr Zeit denn je mit der Nutzung sozialer Medien. Dies steht in klarem Widerspruch zu den anhaltenden Vorhersagen über den bevorstehenden “Untergang” von Social Media. Die weltweiten Nutzerzahlen steigen nämlich weiter an.
Die Analyse von Kepios zeigt, dass die Zahl der weltweiten Nutzerinnen sozialer Medien seit Beginn der Pandemie um fast 30 % gestiegen ist. Das entspricht einem Zuwachs mehr als einer Milliarde neuer Nutzer über drei Jahre. Der Corona-Effekt lässt sich auch hier ablesen. Das jährliche Wachstum war zwischen 2020 und 2021 fast doppelt so hoch wie in den vorangegangenen zwölf Monaten. Zwischen 2021 und 2022 setzte sich es sich mit einer zweistelligen Rate fort.
Das Wachstum ging auch in den vergangenen zwölf Monaten weiter, hat sich jedoch drastisch verlangsamt. Die weltweite Rate von plus 3 % ist die niedrigste, die je in einem Digital Report gemeldet wurde. Man könnte jetzt in Versuchung kommen, den Untergang dennoch heraufzubeschwören. Das scheint aber nicht angebracht, wenn man im Report weiter liest.
Allerdings gibt es auch ein Wachstum bei der Zeit, die auf Social Media verbracht wird; auch wenn es zur Vorperiode nur drei Minuten mehr sind. Diese Zunahme hat umso mehr Gewicht, wenn man bedenkt, dass die Gesamtzeit, die mit dem Internet verbracht wird, rückläufig ist. Der Anteil der sozialen Medien an der gesamten Online-Zeit ist so hoch wie nie zuvor: Fast 4 von 10 Minuten, die online verbracht werden, sind auf Aktivitäten in den sozialen Medien zurückzuführen.
So gesehen scheint der Anstieg der Ausgaben für Werbung in sozialen Medien also gerechtfertigt.
Die Autoren des Digital 2023 Report orten für die falschen Prognosen, Fehlinformationen zu sozialen Netzwerken, die auf unbegründete Annahmen und unzureichende Faktenüberprüfung, selbst bei etablierten Medien, zurückzuführen sind.
Some of this misinformation relates to unfounded assumptions and poor fact checking, but – increasingly – we’ve noticed a trend towards willful misrepresentation of the facts, even in more reputable media.
Digital Report 2023 (Kepios, Meltwater, we are social)
Sie versprechen, in den folgenden Abschnitten die neuesten Daten aus einer Reihe seriöser Quellen zu untersuchen und die Wahrheit über die tatsächlichen Aktivitäten der Nutzerinnen in den sozialen Medien vermitteln. Dies erfolgt ab Seite [182]. Machen Sie sich gerne Ihr Bild aus eigener Perspektive.
Wie viel Zeit User in den verschiedenen Apps verbringen, zeigt die folgende Grafik:
Gekommen, um zu bleiben, ist das Streaming. Mehr als 9 von 10 Internetnutzern im erwerbsfähigen Alter in den grösseren Volkswirtschaften der Welt streamen bereits Fernsehinhalte und Filme über das Internet [97, 99]. Dass Streaming ein grosses Thema ist, zeigt sich auch in der hohen Nutzungsdauer von gut 23 Stunden bei YouTube.
Beeindruckend ist, dass TikTok-User noch mehr Zeit auf der App verbringen, Tendenz im Vergleich zu YouTube (-2,3 %, -32 Min.) massiv zunehmend (+19,7 %, +3:51). Interessant zu beobachten wird die Nutzungszeit von Twitter sein, bis dato scheint sich die Übernahme durch Elon Musk nicht negativ ausgewirkt zu haben.
Der Aufstieg von TikTok erstaunt nicht, er war und ist auch ein Dauerbrenner in den Medien. Anders in den Medien kommentiert wurde Facebook: dem Netzwerk wird schon länger der Untergang vorausgesagt. Umso überraschender dürfte es darum sein, dass Facebook mit fast 20 Stunden pro Monat an dritter Stelle der von data.ai ermittelten durchschnittlichen Verweildauer pro Nutzer liegt.
Social Media konsolidieren
Wer nutzt welche Social-Media-Plattformen? Hierzu hält GWI ein paar interessante Zahlen bereit. Dazu ist anzumerken, dass YouTube als Videoplattform eingestuft wird und darum in dieser Zusammenstellung nicht erscheint.
In einer jüngeren Zielgruppe ist Instagram das beliebteste Netzwerk. Instagram hat 2022 einen Zickzack-Kurs hingelegt und sich vom Foto- zum Video- (Reels-)Netzwerk entwickelt, um TikTok Paroli zu bieten. Inzwischen hat Instagram-Chef Adam Mosseri im Herbst angekündigt, dass mit dem Reichweiten-Boost für Reels Schluss sein soll. Es wird also interessant sein, zu beobachten, wie sich die Nutzung verändert.
Der Report Digital 2023 vermittelt sehr viele interessante Grundlagen und Anregungen für die strategische Social-Media-Planung. Er legt dieses Jahr sogar noch ein Brikett drauf, mit der Untersuchung der Überschneidungen zwischen den Social-Media-Zielgruppen.
Zudem räumt er auf mit dem weitverbreiteten Glauben, dass die Menschen ihre alten Favoriten zugunsten neuerer Social-Media-Plattformen “aufgeben”. Gezeigt wird dies mit folgendem Beispiel von weltweiten Nutzerinnen zwischen 16 und 64 Jahren:
- 82,5 % der TikTok-Nutzer nutzen immer noch jeden Monat Facebook
- 84,3 % der Telegram-Nutzer nutzen auch WhatsApp jeden Monat
- 60,7 % der Snapchat-Nutzer nutzen auch Twitter jeden Monat.
Die klare Erkenntnis ist, dass die Menschen nach wie vor jeden Monat ein breites Portfolio an verschiedenen Social-Media-Plattformen nutzen.
Das bedeutet im Umkehrschluss aber nicht, dass Unternehmen auf allen Hochzeiten tanzen müssen. Der Report wird hier deutlich: “Wenn Sie Ihre potenzielle Reichweite erhöhen wollen, bringt es keinen Vorteil, auf allen Social-Media-Plattformen vertreten zu sein. Vielmehr wird eine Präsenz auf nur einer oder zwei der wichtigsten Plattformen fast die gesamte erforderliche Reichweite erzielen. Ein Mix aus Facebook und YouTube hätte beispielsweise bereits das Potenzial, jeden Monat mehr als 9 von 10 Internetnutzern im erwerbsfähigen Alter ausserhalb Chinas zu erreichen.”
Das muss man erst einmal sinken lassen… und die eigenen genutzten Kanäle analysieren.
Welches potenzielle Publikum mit Werbung auf welchen Plattformen erreicht werden kann, zeigt der Report hier:
- Facebook [221]
- Instagram [240]
- TikTok [257]
- Twitter [292]
- LinkedIn [273] und in diesem DeepDive
Es lohnt sich also, soziale Medien zumindest einmal pro Jahr gründlich zu durchleuchten. Schliesslich geht es um den Entscheid, wie Ressourcen zielgerichtet eingesetzt werden. Grundlagen dazu finden Sie in diesem Beitrag: Twitter im Umbruch: wie weiter? Eine Analyse und Grundlagen für den Entscheid
Fun Facts
Wer hat die Schnauze vor: Katze oder Hund?
Traditionell ans Ende jedes Digital Reports gehört diese Gegenüberstellung:
Katzen mögen das Internet beherrschen, aber Hunde haben neue Wege gefunden, um ein wachsendes digitales Publikum für sich zu gewinnen. Google spuckt für Hunde 450 Mio. mehr Resultate aus als für Katzen. Auf Instagram, TikTok und Twitter haben sie die Schnauze vorn. Katzen machen es sich derweil auf Wikipedia gemütlich. purrr …
404 geht auch so
Per Zufall entdeckt und richtig gut gelöst finde ich diese Seite. Sie wurde mir gezeigt, nachdem ich eine URL falsch eingegeben habe:
Report Digital 2023 Präsentation
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