Bei Allfacebook (empfehlenswertes Blog) habe ich von einer Untersuchung durch das Karlsruher Internet Startup echobot gelesen. Untersucht wurden im April 2012 125’000 Unternehmen darauf, ob sie auf ihrer Startseite eine Verlinkung zu ihren Social Media Kanälen aufweisen. Resultat: Die wenigsten verlinken, und wenn sie es tun, dann nicht auf alle Profile.
Dies entspricht auch meinen Beobachtungen aus Benchmark-Analysen für Kunden oder Recherchen zum Buch PR im Social Web. Allfacebook zieht daraus diesen Schluss: “Dass nur jedes zehnte Unternehmen einen Link zur Facebook Page auf der Homepage integriert hat, zeigt sehr deutlich, dass die Bedeutung des Facebook Marketings noch längst nicht in allen Unternehmen wahrgenommen wird.”
Aus meiner Erfahrung gehe ich da einen Schritt weiter uns sehe folgende drei Gründe:
- Die Einbindung eines Social Media-Kanals sei es nur als Logo oder gar als Stream kostet Geld. Oft sind die Seiten für eine weitere, noch so kleine, Investition zu alt, stossen an technische Grenzen oder die Anbieter haben die Entwicklung der Seite eingestellt und sind entweder “längst über alle Berge” oder nicht mehr bereit, sich mit einem alten System zu beschäftigen. Noch vor dem Schritt ins Social Web sollten die technischen Gegebenheiten der Heimbasis geklärt werden. Ich habe bereits mehrfach erlebt, dass lange geduldete Defizite der Homepage manifest werden und es klar wird, dass ein Relaunch der Website längst überfällig ist.
- Die Profile Facebook & Co. sind in einem Stadium, in dem sie noch nicht so weit sind, als dass sie durch eine Einbindung auf die Startseite offizialisiert werden können. Das kann daran liegen, dass die Betreiber noch in einer Übungsphase sind und noch etwas zuwarten möchten, bis sie etwas mehr Sicherheit erlangt und sich die Abläufe eingespielt haben. Dies kann aber auch interne Gründe haben: Die Facebook-Seite wurde aus einem Bereich des Unternehmens heraus von Change Agents gestartet und die Überzeugungsarbeit nach oben und nach unten ist noch im Gang. Ein zu frühes Einstellen auf der Startseite könne wichtige Entscheider vor den Kopf stossen.
- Die Einbindung wurde schlicht und ergreifend vergessen, weil wir PR-Leute zwar sehr geübt sind, Themen zu finden und aufzubereiten, auf der Vermarktungsseite sind wir oft noch schwach. Eine der Veränderungen der PR im Social Web ist es, dass wir uns stets bewusst sein müssen, dass wir – im Gegensatz beispielsweise zur Medienarbeit – unsere Inhalte künftig selber vermarkten müssen: integriert, crossmedial und vernetzt.
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass sich ein Teil der technikaffinen B2B-Unternehmen (in dem Umfeld bewege ich mich) generell ungern mit einem Relaunch der Website bschäftigt. Sie geben Geld aus für klassische Pressearbeit inklusive Onlinekanal selbstverständlich, scheuen aber den Aufwand, sich mit ihrem in die Jahre gekommenen Webauftritt auseinanderzusetzen, weil da der GF Zeit invesieren muss und die ist knapper als Geld. Sind Marketingleute bei den Unterehmen implementiert, kommen die einfach nicht weiter. Bei den GFs provoziere ich oft Schmerzenslaute, wenn ich wieder mal anmerke, dass wir uns mit dem aktuellen Stand der Home viele Möglichkeiten verschenken: “Ja, wissen wir, aber viele Projekte, Umzug, Sommerferien, Winterferien usw. usf.”
Ohne einen vernünftigen und bestenfalls schönen “Landeplatz” scheint mir ein Engagement auf einzelnen Kanälen nicht besonders sinnvoll, machen die Kunden aber mitunter auch. Das erhöht immerhin den Druck, über kurz oder lang das Thema Website anzugehen und dann auf die Social-Web-Aktivitäten zu verlinken.
Danke, Astrid, genau so sehe ich das aus. Erst die Gäste einladen, wenn die Wohnung geputzt ist … ;-)
Ein weiteres Argument für Firmen, die überwiegend oder ausschließlich über Ihre Website verkaufen: Potenzielle Kunden sollen keine unnötigen Absprungziele bekommen, über die sie den Bestellprozess verlassen und möglicherweise nicht zurückkehren.
Unsere Social-Media-Präsenzen sind übrigens auf der Homepage verlinkt :)
Ich kann mir gut vorstellen, dass viele Firmen vermeiden wollen, dass potentielle Kunden abspringen, sobald sie die Homepage erreicht haben. Allerdings denke ich, dass das zu kurzsichtig gedacht ist, kann man doch mit den Social Media Kanälen die Leute mit guten Inhalten “bei der Stange” halten und dazu animieren, die Homepage immer wieder zu besuchen und vor allem Vertrauen zu gewinnen.
NB: Zu meiner Schande muss ich allerdings gestehen, dass ich lange auch zu jenen gehört habe, die schlicht und einfach vergessen haben, auf unsere Social Media Kanäle zu verlinken. Inzwischen habe ich dies aber nachgeholt, und wir verlinken inzwischen auf alle Netzwerke, in denen wir aktiv sind.
An den Absprung wegen Social Media hatte ich noch nicht gedacht. Ich finde aber die Überlegung, in Social Media zu investieren und aus Angst vor Absprüngen nicht auf der Website stattfinden zu lassen, unsinnig. Die verschiedenen Kanäle sollten sich crossmedial ergänzen und vermarkten, damit eine starke und konsistente Online-Präsenz entsteht. Dreh- und Angelpunkt bleibt aber die Website, evt. mit Blog und im Idealfall mit guter Usability und jede Menge Joy of Use. Externe Links sollten in einem neuen Fenster aufgehen, dann bleibt die Website sichtbar.
Hallo Frau Schindler, vielen Dank für die Verlinkung und Behandlung unseres Artikels. Aus eigener Erfahrung habe ich teils ähnliche Erfahrungen gemacht:
1) Bei unserer Untersuchung waren Unternehmen aus ALLEN Branchen vertreten. Dies wurde von der Presse oft übersehen. Viele Maschinenbauer oder Handwerker sind in Ihrer PR oder ihrem Marketing noch nicht so weit. Allerdings glaube ich nicht, dass es an der alten Homepage liegt – die Einbindung über einen einfachen Link oder ein Widget ist ja doch sehr leicht. Faulheit spielt evtl. aber eine Rolle ;-)
2) Den zweiten Punkt finde ich sehr richtiig. Viele Unternehmen denken “mit 50 Followern kann ich mich noch nicht an die Öffentlichkeit trauen – das ist eher peinlich als hilfreich” – ich halte diese Einstellung für falsch, da es vom Verstecken des Accounts ja auch nicht mehr werden.
3) Zu Ihrem Dritten Punkt möchte ich sagen, dass wir hier nur Startseiten untersucht haben. Ich kann mir durchaus vorstellen, dass ich vielen Pressebereichen Links zu Twitter, Facebook und Co. angebracht sind – nur eben hat die PR Abteilung oft keinen Einfluss auf die Gestaltung der Startseite.
… wir haben die Studie übrigens bewusst zuerst an die Presse gegeben und werden später noch eine Pressemitteilung dazu veröffentlichen. Danke aber für den Link auf unsere Homepage.
Falls Sie oder Ihre Leser übrigens Lust haben, den Echobot mal auszuprobieren, können Sie bei mir oder über unsere Homepage gerne einen Testaccount anfordern.
Danke für diesen umfassenden Input. Faulheit wollte ich niemandem unterstellen, kann das aber nachvollziehen. Punkt 3 ist wichtig, ich habe für Kunden schon Benchmark-Analysen gemacht und bei den meisten untersuchten Seiten sah es auch auf der Medienseite nicht besser aus. Drehen wir das doch um in einen Tipp: Verlinken Sie Präsenzen nicht nur auf der Startseite, sondern auch auf der Medienseite. In diesem Sinne herzlichen Dank für die Ergänzung und für das Angebot, Echobot auszuprobieren.