Am 8. Oktober findet in Zürich die Konferenz über die nächste Generation der Finanzdienstleister, die Finance 2.0, statt. Ich habe dazu Marc P. Bernegger von Next Generation Finance Invest , welche die Konferenz als Kompetenzpartner begleiten, ein paar Fragen gestellt:
“Der Markt für Finanzdienstleistungen werde sich in den nächsten Jahren grundlegend verändern”, steht in der Ankündigung zur Finance 2.0. Wie sehen diese Veränderungen konkret aus?
Nach Branchen wie Handel oder Verlagswesen hat die digitale Revolution nun nach einiger zeitlicher Verzögerung auch die Finanzbranche erreicht. Neue und einschneidende Entwicklungen sind: mehr Effizienz und grössere Transparenz, aber auch bestehende Geschäftsmodelle und Wertschöpfungsketten, welche durch disruptive Ansätze aufgebrochen werden.
Sind Schweizer Banken, Versicherungen und Finanzdienstleister auf diesen Wandel vorbereitet? Wo stehen sie im internationalen Vergleich?
Die Schweiz war früher ein Vorreiter auf dem Gebiet, insbesondere in den Anfangszeiten des Online-Bankings. Seither hat man sich allerdings auf den damaligen technologischen Errungenschaften ausgeruht und sich nicht
mehr wirklich um Innovationen gekümmert. Dies im Gegensatz zu anderen Ländern, wo sich in den vergangenen Jahren viel mehr bewegt hat. In der letzten Zeit scheint allerdings auch hierzulande das Bewusstsein gewachsen zu sein, die neuen Möglichkeiten der digitalen Welt besser auszuschöpfen, was auch das grosse Interesse an der Finance 2.0-Konferenz bestätigt.
Bankkunden sind den Umgang mit Online-Angeboten und Social Media gewohnt. Werden die Banken heute den Ansprüchen schon gerecht? Wo hapert’s?
Verglichen mit anderen Branchen steht man hier sicher noch in den Kinderschuhen. Social Media wird immer noch oft mehr als Gefahr denn als Chance gesehen und dementsprechend passiv verhalten sich die meisten Finanzinstitute. Dies erstaunt umso mehr, da es mittlerweile diverse Beispiele von internationalen Konzernen in anderen Industrien gibt, welche durch das Forcieren Ihrer Social Media-Aktivitäten den ROI nachweislich deutlich steigern konnten; ein gutes Beispiel dafür ist der Schmuckanbieter Tiffany.
Internet-Finanzportale schiessen wie Pilze aus dem Boden. Wie behalten Anleger bei dieser Dynamik noch den Überblick? Welches sind die grössten Hürden, die von Finanzinstituten genommen werden müssen, um die Zukunft zu meistern?
Analog zu anderen Branchen, welche ihre Geschäftsmodelle in den letzten Jahren durch die neuen Möglichkeiten des Internets teilweise fundamental ändern mussten, stehen heute auch Finanzinstitute vor einer ähnlichen Ausgangslage. Im Zentrum steht dabei die Frage, wie lange man sich weiter an bestehende Modelle klammern möchte und wann man den mutigen Schritt nach vorne macht, sich den Veränderungen stellt und die Wertschöpfungsketten anpasst.
Die Bedürfnisse bei Finanzgeschäften sind sehr verschieden und individuell und diese Liste der NZZ gibt einen guten ersten und aktuellen Überblick, um sich mit der Thematik auseinanderzusetzen.
An wen richtet sich die Konferenz und welches sind die Highlights?
Die Finance 2.0-Konferenz richtet sich an alle Personen, welche sich für Innovationen und technologische Neuerungen in der Finanzbranche interessieren und mehr darüber erfahren möchten, welche Entwicklungen der Industrie bevorstehen. An der Konferenz diskutieren Experten über Entwicklungen und stellen innovative Lösungen für altbekannte Dienstleistungen – Zahlungsverkehr, Sparen, Anlegen, Finanzierung – vor.
Die Anmeldungen zeigen, dass die Gäste aus allen möglichen Bereichen stammen, d.h. von
Entscheidungsträgern in grossen Banken oder kleinen Finanzboutiquen, über Investoren, Startups, Journalisten, Leuten aus der Forschung, … Dieser Mix wird sicher für einen spannenden Austausch sorgen.
Marc P. Bernegger ist Partner bei Next Generation Finance Invest, die auch einen Blog zum Thema betreiben. Zuvor hat der Internet-Unternehmer unter anderem usgang.ch (gekauft von Axel Springer) und amiando (WEF Global Technology Pioneer, gekauft von Xing) mitbegründet und aufgebaut.