Der HealthShare Award ist eine Auszeichnung für kreative und innovative Social Web-Kommunikation im Gesundheitswesen. Und kreativ darf hier durchaus verstanden werden als “mit einfachen Mitteln viel bewegen”. Seit 2012 wird er in zwei Kategorien verliehen: als klassischer Jurypreis und als Publikumspreis. Sechs Kreativ- und Online-Kommunikationsprofis sitzen in der Fachjury. 2017 hat sie insgesamt fünf Preise an vier Projekte verliehen. Den Crowd Cup verleiht die DocCheck Community, die nach Angaben der Veranstalter mehr als eine Million User umfasst. Hinter dem HealthShare Award steht die DockCheck AG in Köln. Und das sind die Preisträger:
Down Syndrome Answers
Wenn werdende Eltern erfahren, dass ihr Kind Down-Syndrom hat, sind zunächst einmal schockiert und verunsichert. Und sie stehen unter enormem Zeitdruck. Oft haben die Eltern nur wenige Tage Zeit zu entscheiden, ob sie ihr Kind behalten wollen oder nicht. Um diese schwierige Frage zu beantworten, nutzen Sie häufig Google. Die Kampagne von FCB Toronto und der Kanadische Down-Syndrom-Gesellschaft hat die 40 bei Google am häufigsten gestellten Fragen aufgegriffen. Diese hat sie in Videos beantworten lassen von Menschen, die selbst mit Down-Syndrom leben. Auch Experten kommen dabei zu Wort. Entstanden sind berührende Beiträge.
Die Kampagne Down Syndrome Answers von FCB Toronto und der Kanadischen Down-Syndrom-Gesellschaft hat beim HealthShare Award einen der beiden Jurypreise geholt. Die Kampagne hat übrigens auch in Cannes einen goldenen Löwen gewonnen.
Ausreden können tödlich sein
“Jährlich sterben in Deutschland 25’999 Menschen an den Folgen einer Darmkrebserkrankung. Dabei kann man kaum einer Krebsart so leicht vorbeugen. Durch Früherkennung könnten nahezu alle Darmkrebsfälle verhindert oder geheilt werden”. Das hält die Felix Burda Stiftung auf ihrer Website fest und organisiert darum seit 2002 jedes Jahr im März den Darmkrebsmonat.
Vergangenes Jahr startete die Stiftung eine Kampagne unter dem Namen „Ausreden können tödlich sein“ und hat dafür einen Kinderchor auf die Bühne geholt. Doch was so kindlich froh daher kommt nimmt eine hässliche Wendung. Das Video wurde zum Social-Media Hit und auf YouTube fast 360’000 mal aufgerufen. 423 Kommentare unter dem Video zeigen, dass der Film bewegt – und polarisiert. So sagt zum Beispiel Sandra Speicher: “Makaber aber dennoch genial gemacht. Dadurch, dass der Text kein 0815 Mist ist, erweckt er Aufsehen und animiert vielleicht zum Nachdenken und Handeln.”
Für diese Werbe- und PR-Kampagne zum Thema Darmkrebs holte sich die Felix Burda Stiftung den anderen Jury-Preis.
Projekt Grenzenlos
Das Projekt Grenzenlos ist ein “Herzensprojekt, von Betroffenen für Betroffene”. Dabei geht es darum, Menschen, die von einer sichtbaren oder unsichtbaren Krankheit betroffen sind, Mut zu machen. Es soll aber auch Kraft spenden, das Selbstbewusstsein steigern und für Aufklärung sorgen. Saskia Frietsch, selber von er schweren Krankheit betroffen, und Patrick Pasing haben das Projekt 2016 ins Leben gerufen und 2017 am HealthShare Award gleich zwei Auszeichnungen geholt: den Crowd Cup und den Blogger Award.
Sabrina ist erst 18 Jahre alt und leidet an einem Hypoplastischen-Linksherzsyndrom, einer der seltensten und komplexesten Herzfehler den es gibt. Sie erzählt ihre Geschichte ebenso wie Benny (27), der an Darmkrebs erkrankt ist und Ilka, die mit einer Gesichtsspaltung zur Welt gekommen ist. Saskia Frietsch und Anna Franz haben sie fotografiert. Die Fotos zeigen, dass Perfektion relativ ist und Schönheit dadurch zu etwas Grenzenlosem wird. Die beiden tragen ihr Projekt in die sozialen Medien, auf Instagram haben sie über 21’000 Abonnenten.
Dieses Fotoprojekt von Saskia Frietsch und Patrick Pasing beeindruckte sowohl die Online Community als auch die Fachjury. Dafür hat es gleich zwei Auszeichnungen geholt: nämlich den “Crowd Cup“ und den Bloggerpreis.
Me an My ED
Christie Begnell klärt in ihrem Blog Me any My ED über Essstörungen (Eating Disorder ED) auf und holte dafür im Rahmen des HealthShare Awards den zweiten Blogger-Preis. Mit Hilfe von Online-Tools zeigt sie Auswege aus der Krankheit und schafft Aufmerksamkeit und Verständnis für das Thema. Offenbar macht sie ihre Sache gut, denn der Blog wird weltweit von Ärzten genutzt, um ihren Patienten zu helfen.
Christie weiss, wovon sie spricht, die 25jährige Australierin hat selber eine Essstörung durchlitten und festgestellt, wie schwierig es ist, darüber mit ihrem Umfeld zu sprechen. Heute nutzt die Künstlerin ihr Talent, um Zusammenhänge verständlich zu machen. Auf Instagram hat sie einen Account eröffnet und wurde positiv überrascht wieviel Betroffene oder Angehörige sich in ihrer Community bewegen. Heute hat sie fast 24’000 Abonnenten.
Was mir an den ausgezeichneten Kampagnen gefällt? Sie sind nicht Grosskonzernen im Pharma und Gesundheitsbereich gemacht und an grosses Geld gebunden. Alle Kampagnen zeigen Menschen, die aus eigener Betroffenheit im Social Web aufgestanden sind, um anderen zu helfen. Mit einem Video, einem Blog, Instagram oder Facebook. Genau das ist es, was das Social Web für mich so wertvoll macht. Wer ein echtes Anliegen und die damit verbundene Passion und Ausdauer mitbringt, kann über sein direktes Umfeld hinaus viel erreichen.
Hier gibt es mehr Informationen zum HealthShare Award und zu Auszeichnungen aus den Vorjahren.