In diesem Blog teile ich mein Wissen, meine Erfahrungen und meine Fundstücke. Information und Inspiration erhalte ich aus zahllosen Quellen und von einer Handvoll Menschen, die unseren Beruf prägen und weiterentwickeln. Dr. Kerstin Hoffmann, im Web bekannt als PR-Doktor, ist eine davon. Sie ist nicht nur ein Profi in digitaler Kommunikation, sie führt auch vor, wie man sich online und offline perfekt profiliert. Sie ist im Gespräch und sie ruft zum Mitmachen auf, so zum Beispiel in ihrer kürzlich ausgerufenen Blogparade für Personenmarken und Markenbotschafter zu ihrem persönlichen Kommunikationsmix.
Vergangenes Jahr ging sie, neben ihren vielen Kanälen und zahlreichen Büchern, noch einen Schritt weiter. Auf ihrem YouTube Channel ist sie – wie es Achtung¡-Chef Mirko Kaminski ausdrückt – zur Anchor Woman in eigener Sache geworden. Kerstin kenne ich, seit ich mich online bewege. Also Grund genug, wieder einmal das Gespräch zu suchen. Schriftlich zwar, aber wir sehen uns dieses Jahr auch wieder persönlich an Kommunikationsevents.
Wann immer eine Diskussion zu PR, Social Media und Contentstrategien im Gang ist, ist PR-Doktor nicht weit. Kerstin: Wann schläfst du?
Zu viel der Ehre. Ich empfinde dich auch als sehr aktiv, und ich glaube, das liegt zu einem guten Teil daran, dass wir beide im Netzwerk sehr nahe aneinander sind und dementsprechend viel von den jeweiligen Aktivitäten sehen. Es gibt mittlerweile so viele Diskussionen und auch Konferenzen, dass man gar nicht mehr den kompletten Überblick behalten kann. Ich verlasse mich daher auch, über mein eigenes Monitoring und das Abo bestimmter Kanäle hinaus, darauf, dass über mein Netzwerk die wirklich relevanten Entwicklungen eher früher als später bei mir ankommen.
Davon abgesehen denke ich aber, dass es sich auszahlt, wenn man viele Jahre lang konsequent und einigermaßen regelmäßig publiziert, mitdiskutiert und vor allem auch persönlich mit Leuten spricht. Dann denken die Leute, wenn bestimmte Fragen aufkommen, auch daran, dich zu fragen und in Gespräche mit einzubeziehen. Ein großer Teil auch meiner Social-Media-Kommunikation ist ja übrigens öffentlich gar nicht zu sehen, sondern besteht aus privaten Gesprächen etwa in Messengern und per Privatnachrichten.
Zum Schlafen: Ich schlafe so gut wie jede Nacht zwischen sieben und acht Stunden. Regelmäßige Erholungsphasen, Offline-Zeiten und Sport an der frischen Luft sind die Basis dafür, dass ich mein zwar sehr erfüllendes und spannendes, aber auch manchmal etwas herausforderndes Arbeitspensum mit vielen Dienstreisen gut schaffe.
Erzähl mir doch bitte, wie du deine Kommunikation über die Jahre entwickelt hast.
Eigentlich hat das schon Ende des letzten Jahrtausends angefangen. Da war ich, noch als Journalistin, Mitglied der sehr großen Journalisten-Community jonet. Hier waren die Leute, die die ersten Online-Präsenzen von Magazinen und Tageszeitungen aufgebaut und ein bisschen auch die deutsche digitale Medienlandschaft entwickelt haben. In diesem Umfeld war es ganz selbstverständlich, gemeinsam – etwa über Mailinglisten – an der Wissensvermehrung zu arbeiten, sich auszutauschen und zu bloggen. Das habe ich dann eben auch getan, und so hat sich mein eigenes Bloggen ergeben. Mein „PR-Doktor“ wird übrigens in diesem Mai 2018 zehn Jahre alt. Streng genommen sind zehn Jahre noch kein echtes Jubiläum. Aber in diesen digitalen Zeiten ist das schon lange, zumal ich es wirklich geschafft habe, es durchgehend zu bespielen. Nicht immer habe ich meine auch derzeitige Idealfrequenz von einem Artikel in der Woche durchgehalten – aber doch über sehr lange Strecken.
Seit etwa 2008 habe ich sukzessive die Präsenzen in sozialen Netzwerken auf- und ausgebaut. In den vergangenen Jahren ist mein persönliches Facebook-Profil zu so etwas wie dem Zentrum einer Kommunikation auf externen Plattformen geworden. Aber natürlich habe ich immer auch Neues ausprobiert und hat sich mein Kommunikationsmix über die Jahre gewandelt. Google+ spielt beispielsweise für mich heute kaum noch eine Rolle. Dafür hat LinkedIn in den letzten ein, zwei Jahren sehr schöne neue Möglichkeiten entwickelt, Inhalte zu teilen und mit anderen zu diskutieren – oder beispielsweise auch Videos direkt hochzuladen. Multimediale Formen, auf Instagram, aber vor allem auch auf YouTube sind für mich viel wichtiger geworden.
Ich komme ja aus dem Schreiben, und die Schriftform spielt bei mir immer noch eine große Rolle. Aber damit allein ist es längst nicht mehr getan.
Vergangenes Jahr ist nun auch ein kleines, feines Studio dazugekommen, in dem du Wissensbeiträge auf Video aufzeichnest. Wie ist es dazu gekommen?
Ja, das hat sich eigentlich auch wieder nach und nach entwickelt. Anfangs habe ich YouTube, wie viele andere, vor allem konsumierend verwendet. In dem Maße, in dem sich meine Vortragstätigkeit gesteigert hat, gab es dann auch mehr und mehr Vorträge mit mir auf YouTube – zunächst vor allem von Veranstaltern hochgeladen.
Irgendwann habe ich festgestellt, dass fast jeder neue Interessent, der hier anrief, sich schon mindestens ein oder zwei Videos von mir angeschaut hatte. Die Leute haben dann schon eine gute Vorstellung davon, wie ich ticke, wie ich mich persönlich anfühle. Das hat ja auch mit Selektion zu tun: Wem mein Habitus und mein Vortragsstil nicht gefallen, der findet das schon im Vorfeld heraus und meldet sich gar nicht erst. Es führt also letztlich dazu, dass hier bei uns im Büro fast nur noch Wunschkunden anrufen. Zudem ist das Feedback auch aus dem Netzwerk, dass Menschen es sehr schätzen, wenn ich mein Wissen in gesprochenem Wort und Bild teile, nicht nur schriftlich im Blog. Nicht alle Zuschauer sind ja potentielle Kunden, sondern es geht immer darum, Wissen mit vielen Menschen zu teilen, sich in Diskussionen einzubringen und zur Wissensvermehrung im Netzwerk beizutragen.
Da war der Schritt zu einem eigenen Video-Konzept nicht mehr so weit; und dann braucht man natürlich auch das entsprechende professionelle Equipment. Nach ersten Aufnahmen in unseren Büros haben wir einen bis dahin wenig genutzten Raum zu einem ständigen Studio umgebaut. Das steht alles immer sofort bereit, wir müssen nicht immer erst alles aufbauen, und die Akustik ist durch entsprechende Schalldämpfung auch besser als im normalen Büro.
Was hat es gebraucht, bis die Produktion dieser Filme vom Experiment zum Prozess wurde?
Das ist auch wieder eine Frage der Sichtweise. Die ersten Versuche habe ich schon vor drei oder vier Jahren mit meinem guten Freund Gerd Schröder, dem die Multimedia- und Videoproduktionsfirma Kreative Kommunikationskonzepte gehört, gemacht. Von ihm habe ich sehr viel gelernt, und ich bekomme immer noch Tipps und Feedback von ihm.
Anfang 2017 haben mein Mann und Büropartner Ulrich und ich dann begonnen, hier unser eigenes Studio einzurichten. Das passte wirklich ideal, weil Ulrich sich gerade als Coach und Psychotherapeut beruflich neu ausgerichtet hat und auch sowieso für seinen Bereich ein E-Learning-Programm mit Videos aufbaut. Es war also für mich ein Glücksfall, dass er die Zeit und vor allem auch das technische Interesse hatte und hat, mit mir zusammen wirklich jedes Details auszuklügeln. Davon konnte ich dann auch zeitlich profitieren. Ich muss ja neben meiner regulären Arbeit schon schauen, wie ich das alles unterbringe. Wir teilen uns also das Studio, aber ich muss nur meine Inhalte erarbeiten, das Storyboard machen, die Videos einsprechen und dann vielleicht noch den Schnitt finalisieren. Sonst würde ich das rein zeitmäßig gar nicht schaffen.
Ich bin beeindruckt, wie du deine Online Reputation aufgebaut hast, aber sag mal Kerstin, was bist du denn nun mehr: Mensch oder Marke?
Danke. – Nun, das ist ja eigentlich gar kein Widerspruch. Im Grunde genommen ist ja jeder Mensch eine Personenmarke, in dem Sinne, dass er oder sie von anderen mit ihren spezifischen Eigenschaften und ihrer Wirkung als Ganzes wahrgenommen wird. Selbst im Familienkreis betreiben wir eigentlich „Personal Branding“ im Sinne von Imagepflege, nur natürlich meistens nicht so bewusst. Von der Personenmarke sprechen wir in der professionellen Kommunikation, aber im Grunde bedeutet das auch nichts anderes, als dass jemand mit der Summe seiner oder ihrer Aktivitäten von anderen wahrgenommen und beurteilt wird. Ich denke, das gelingt umso besser, je weniger man sich dafür verstellen muss. Das ist ja dann auch übrigens viel weniger anstrengend.
Ich finde zudem, man arbeitet am glücklichsten und erfülltesten, wenn dies im Einklang mit den eigenen Werten geschieht und wenn man mit Menschen zusammenfindet, die ähnliche Werte vertreten. Natürlich treten im beruflichen Bereich andere Facetten der Person in den Vordergrund als im privaten Kreis. Am besten trifft es der Spruch: „Ich zeige öffentlich nicht alles, was ich bin. Aber alles, was ich von mir zeige, bin ich.“
Zur digitalen Kommunikation höre ich von Berufsleuten immer wieder das Argument: „Keine Zeit“ – oft entsetzt hervorgebracht, als ob ich dafür etwas könnte. Geht es dir auch so? Was antwortest du da?
Ich habe da keinen Missionsdrang. Das soll ja jede/r für sich selbst entscheiden. Ich antworte dann gerne: „Am meisten Zeit und Aufwand sparen Sie, wenn Sie sich im Badezimmer einschließen und mit niemandem reden. Aber auf diese Weise gewinnen Sie dann halt auch keine Kunden.“
Nein, aber im Ernst: Digitale Kommunikation stellt uns schon vor neue Aufgaben, und die Anforderungen an kurze Reaktionszeiten und ständige Verfügbarkeit sind oft sehr hoch. Das soll man gar nicht wegreden, und Bedenken sollte man ernstnehmen. Nur so kann man Menschen dabei helfen, die für sie richtige und tragbare Vorgehensweise zu entwickeln. Digitale Kommunikation, und dazu gehören eben auch Social Media, ist Teil der professionellen Kommunikation, und die muss man entsprechend budgetieren – mit Zeit und mit Geld. Wenn man nicht mehr Ressourcen hat als zuvor, dann gilt es, die vorhandenen Ressourcen neu zu verteilen. Das ist, sowohl für einzelne Personenmarken als auch in Unternehmen, ein ständiger Prozess, der sich immer weiterentwickelt. Es gibt nicht die eine, allein und für immer seligmachende Vorgehensweise.
Wenn sich jetzt jemand wirklich die Zeit nehmen will, wie soll er/sie am besten starten?
Er oder sie könnte sich fragen: Wann habe ich einmal einen ganzen Tag Zeit, um mir in Ruhe eine eigene Strategie zu überlegen – vielleicht mit einem Coach oder Berater, vielleicht mit einer Kollegin oder einem Freund gemeinsam. Zu dieser Erarbeitung gehört dann auch ein Zeitplan, idealerweise mit fest in den Kalender eingetragenen regelmäßigen Terminen. Vielleicht kann ich mir einmal in der Woche eine Stunde und dann vielleicht zusätzlich an den anderen Tagen noch je eine Viertelstunde freihalten, um die eigene Personenmarkenstrategie voranzubringen und weiterzuentwickeln.
Das ist dann nicht überwältigend viel und fühlt sich nicht erdrückend an. Es ist klar „budgetiert“, und man kann damit schon eine Menge erreichen. Diesem Raster folgt man dann nicht sklavisch, sondern gewährt sich selbst Freiraum und Flexibilität. Dann wird sich meiner Erfahrung nach das richtige Maß – und das ist für jeden Menschen anders – mit der Zeit von selbst auf ganz natürliche Weise herauskristallisieren.
Ich danke Kerstin Hoffmann für dieses Gespräch.
Vielen Dank für das spannende Interview! Für mich bringt es drei Erkenntnisse auf den Punkt:
1. Digitale Kommunikation kann viel Spaß machen. Im Sinne von “Spaß bei der Arbeit”.
2. Wenn man den Arbeitscharakter digitaler Kommunikation ernst nimmt, lässt sich der Aufwand besser begründen und einplanen.
3. Ohne ein Gespür für die eigenen Werte geht man in der Flut der Informationen unter, die man selbst publiziert.
… und Glückwunsch an Kerstin Hoffmann zum Jubiläum!
Liebe Kathrin Schirmer,
sehr prägnant auf den Punkt gebracht, was mir wichtig ist. Danke – auch für den Glückwunsch. ;-)
Vielen Dank für dieses tl;dr – passt :-)