Finden Sie auch, dass Startups irgendwie etwas Magisches anhängt? Diese Unternehmen sind jung, agil, digital. Ihre Business-Modelle, Arbeitskultur und Arbeitsweise heben sich von dem ab, was wir aus klassischen Unternehmen kennen. Mir ist in der Vergangenheit in Gesprächen aufgefallen, dass sich verschiedene Beratungsangebote auf PR für Startups spezialisiert haben. Das hat mich hellhörig gemacht. Mit dem inflationär verwendeten Begriff der Startups habe ich mich bisher ohnehin schwer getan. Darum habe ich gefragt: Was genau ist ein Startup und ist PR für Startups wirklich komplett anders?
Aus den Gesprächen habe ich die neun grössten Herausforderungen herausgearbeitet und mit Tipps für Startups und begleitende Agenturen ergänzt.
Das Echo auf meinen Tweet zeigt, dass das Thema so manchen unter den Nägeln brennt. Und so viel vorab: Es herrscht keine absolute Klarheit, was ein Startup überhaupt so ganz genau ist.
Acht Perspektiven
Gesprochen haben ich mit je vier Frauen und Männern aus der Schweiz und aus Deutschland. Sie alle bringen Erfahrungen mit Startups aus ihrer heutigen oder einer früheren Tätigkeit mit, sei es in Agenturen, als Accelerator, Business Angel oder als Plattform. In alphabetischer Reihenfolge sind dies:
- Cédric Bollag, Gründer von GlobalTechBox.com in Zürich und Host der “StartupShow” auf YouTube
- Tilo Bonow, Gründer und Geschäftsführer von Piabo, der PR-Agentur der europäischen Digitalwirtschaft in Berlin
- Dr. Marie-Christine Frank, Gründerin von Drei Brueder PR, Think Tank für digitale Kommunikation und Strategie-Beratung in Köln
- Carina Goldschmid, PR-Expertin, CEO und Chief Storytelling bei Startup Communication in München
- Michaela Krause, Gründerin und CEO von Laika, Kommunikation für Startups und Technologieunternehmen in Berlin
- Meike Neitz, Gründerin und Inhaberin der Kommunikationsberatung Die Zukunftsmanufaktur in Köln und Buchautorin Einstieg in die PR – Das Workbook
- Roland Panter, Head of Communications bei Companisto, der Crowdfunding-Plattform für Startups in Berlin
- Stefan Steiner, Co-Managing-Director bei Venturelab in Zürich, St. Gallen und Lausanne
Sie alle haben mir in kurzen Telefongesprächen ihre Perspektive zu PR für Startups gegeben und mir geholfen, Ordnung ins Thema zu bringen. Vielen Dank an alle, auch dafür, dass ich dieses Wissen hier mit Ihnen teilen darf.
Wann ist eine Gründung ein Startup?
Unter einem Startup verstehen alle etwas, aber bei weitem nicht alle das Gleiche. Es war mir also am Anfang der Gespräche wichtig, mit der Frage “Was ist für dich/Sie ein Startup” den Begriff zu klären.

Dass das nötig ist, hat mir Michaela Krause bestätigt: “Startup wird als Begriff sehr inflationär verwendet, ich kenne sogar PR-Agenturen mit klassischem Geschäftsmodell, also ohne skalierbare Leitung, die sich als Startup bezeichnen.” Für Cédric Bollag ist die Perspektive wichtig: “Für die Definition muss man auch unterscheiden, wer ein Startup anschaut. Medien bewerten jede junge Firma schnell einmal als Startup. Aus Venture-Capital- und damit aus Investoren-Sicht ist der Begriff Startup irrelevant, da wird eher auf das Potenzial geschaut.”
Start up bedeutet zu Deutsch “in Betrieb setzen”, es geht also um neu gegründete Unternehmen, darin waren sich alle einig. Aber nicht jede Neugründung ist auch ein Startup, dafür muss ein Unternehmen mehrere Eigenschaften aufweisen. Deshalb habe ich die Antworten in folgende sich ergänzende Kriterien aufgebrochen:
Alter
Ein Unternehmen kann fünf bis sieben Jahre nach der Gründung als Startup bezeichnet werden, natürlich ergänzt um die weiteren Kriterien. Weil nicht jede Neugründung sofort in den Markt geht oder bis sie den ‘Proof of Concept’ erbracht und die Finanzierung gesichert hat, kann es auch mal länger dauern. Und manchmal auch schnell: Wird ein Startup von einem Konzern aufgekauft, verliert es diesen Status.
Geschäftsmodell und Charakteristik

“Ein Startup fällt durch ein disruptives Angebot und hohe innovative Kraft auf”, sagt Dr. Marie-Christine Frank. Dabei müsse es sich nicht um eine grundsätzliche Neuheit handeln, sagt Cédric Bollag: “Die Idee muss innovativ und schnell skalierbar sein. Dabei kann man durchaus alte Konzepte neu aufsetzen oder Neues mit Altem verpacken.”
Innovativ, digital und Tech sind drei Begriffe, die in den meisten Gesprächen gefallen sind. Aber auch Agilität und Flexibilität streicht etwa Tilo Bonow als typische Charakteristika für ein Startup heraus, “weil sich gerade in der Anfangszeit das Geschäftsmodell noch im Wochenrhythmus ändern kann.” Und er ergänzt: “Ein Startup hat zunächst einmal eine Idee, mit der es im Markt den ‘Proof of Concept’ machen muss. Denn meist geht es um etwas Neues, was es so noch nicht gibt, oder um ein bestehendes Konzept, das komplett digitalisiert wird. Darum weiss man oft nicht, ob das Geschäftsmodell, mit dem man gestartet ist, funktioniert.”
Wachstum durch Skalierbarkeit

Tempo ist alles! Ein junges Unternehmen, das nicht den unbedingten Willen aufbringt, schnell wachsen zu wollen, kann sich nicht als Startup bezeichnen. Für Roland Panter bewegen sich die Gründer mit einer skalierbaren Geschäftsidee in einem Wachstumssegment.
Erwartet wird gemäss Tilo Bonow kein klassisches, organisches Wachstum über Jahre, sondern ein Hockeystick. Es werde also nicht über den Faktor Mensch skaliert, sondern durch eine technologische Infrastruktur. Dazu bringt er als Beispiel Facebook: “Ob das soziale Netzwerk 50 Accounts eröffnet oder 150, ist komplett irrelevant, weil das vollständig auf der technischen Basis abläuft.”
Cédric Bollag sieht das Ganze aus Sicht der Investoren: “Startups, die Venture-Capital suchen, müssen die Bereitschaft mitbringen, schnell sehr gross zu werden.” Damit schlägt er den Bogen zur Finanzierung.
Finanzierung

Gemäss Tilo Bonow sind Startups in 95% der Fälle fremdfinanziert und er vergleicht: „Ein Friseurmeister geht zur Sparkasse und holt sich 100’000 Euro. Ein Startup bekommt sein Kapital anfangs von Investoren: Business Angels oder Venture Capital-Unternehmen. So gibt es Startups, die noch keinen Cent Umsatz gemacht und trotzdem Millionenbewertungen erhalten haben. “Wenn Kapitalgeber von Team, Timing, Technologie und erster Traktion im Markt überzeugt sind und glauben, dass es signifikante Marktanteile erobern kann, investieren sie auch.”
Cédric Bollag schiebt nach: “Ein Venture Capital-Unternehmen, also ein Risiko-Kapitalgeber, interessiert sich dann für Startups, wenn sie das Potenzial zu einer Unicorn-Bewertung – also eine Milliarde oder drüber – aufweisen und zudem international schnell skalierbar sind.”
Damit sind wir weit weg vom gerne gezeichneten Bild der Garage, in der die Gründerinnen mit wenig Mitteln, dafür aber umso mehr Herzblut und endloser Arbeit an ihrer Idee tüfteln. Wir sehen aber, wie wichtig Investoren als Wachstums-Treiber sein können.
Was macht PR für Startups anders?

Soviel gleich vorweg: Vom Mecano und vom Handwerk her unterscheidet sich PR für Startups nicht von der Kommunikation für andere Unternehmen. Stefan Steiner verdeutlicht: “Auch hier muss definiert werden, wer wie angesprochen werden kann. Geht es um B2B oder soll die Kommunikation den Endkunden erreichen? Reicht klassische Medienarbeit oder eignen sich Social Media besser?”
Anders sind – wie nicht anders zu erwarten – die Rahmenbedingungen. Die folgenden Aussagen meiner Gesprächspartnerinnen und -partner treffen auf sehr viele, aber bei weitem nicht alle Startups zu. Eine differenzierte Betrachtung ist also angesagt:
Start auf der grünen Wiese
Startups starten immer mit einer Innovation und das lässt sich PR-technisch besser vermarkten, vorausgesetzt, es handelt sich um eine echte Neuheit. Allerdings bedeutet das zuerst einmal Aufbau- und Erklärungsarbeit. Dazu Tilo Bonow: “Ein Startup kennt per se niemand, weil es eine Neugründung ist: Keiner weiss, was es tut, wie das Geschäftsmodell funktioniert und wer die handelnden Personen sind. Da fängt man ja quasi mit einem weissen Blatt Papier an.”
Neuigkeitswert
Vor allem in den Medien stossen Startups in der Regel auch auf grösseres Interesse. Wenn man sich dieses Label anheftet, adressiert man gemäss Meike Neitz eine eigene Gruppe von Medien, die sich nur um dieses Thema kümmern. “Selbst die grösseren Zeitungen haben Gründerserien gestartet. Da kann man mit relativ hoher Sicherheit davon ausgehen, dass man da schon mal aufgenommen wird.” Sie nennt eine ganze Reihe Beispiele, die ich unten in den Quellen verlinkt habe. Das war allerdings nicht immer so. Tilo Bonow berät seit mehr als 15 Jahren Startups: “Als ich 2006 Journalisten für MyVideo.de angerufen habe, erhielt ich zur Antwort: Rufen Sie in sechs Monaten nochmals an, falls es das Unternehmen noch gibt.”
PR-Greenhorns
Startup-Gründer haben oft einen tieferen Wissenstand, was PR überhaupt ist und wie Medienarbeit funktioniert. “Als Agentur muss man sehr viel Beratungsleistung erbringen und es gibt einen sehr grossen Erklärungsbedarf, warum man etwas tut oder auch nicht und auf welchen Erfahrungen das beruht”, sagt Michaela Krause. Auch Meike Neitz stellt oft einen plumpen Umgang und forschen Ton mit Medienschaffenden fest.
Knappe Ressourcen
Gerade in der Anfangszeit verfügen Startups über zu wenig Personal und finanzielle Mittel, um auch richtig in die Kommunikation investieren zu können. Michaela Krause verdeutlicht das: “Je nach Grösse des Startups arbeitet man direkt mit dem Gründer zusammen, was in der Zusammenarbeit dazu führt, dass man an allen Ecken und Enden häufig Probleme mit den zeitlichen Ressourcen hat.” Tilo Bonow arbeitet mit seiner Agentur Piabo PR darum nur nur mit Startups ab einer A-Runden-Finanzierung, die den ‚Proof of Concept‘ schon erbracht haben und bereits eingeführte Strukturen und Prozesse aufweisen. Mit neuen Startups teilt Piabo Wissen über den Blog und über Social-Media Kanäle, als Mentor und auf Events.
Stakeholder & Community
Klar sind Journalistinnen als Stakeholder wichtig, aber zuerst müssen die Hausaufgaben gemacht sein. Information und Vertrauensaufbau ist insbesondere bei Venture-Capital-Unternehmen zu leisten, aber auch bei potenziellen Mitarbeitern. Tilo Bonow sagt das so: “Das Thema Employer Branding ist ganz stark auf dem Tisch: Wer will bei einem Unternehmen arbeiten, das er noch nicht kennt und auch nicht weiss, ob es das morgen noch gibt? Hier muss eine ganz andere Art von Vertrauen aufgebaut werden. Natürlich gilt es auch Kunden zu überzeugen, die oft schon eine Lösung haben, zum Beispiel ein Konto bei einer Grossbank: Warum also sollten sie noch ein Konto bei einem Startup eröffnen? Last but not least muss man die Startup-Community kennen und ihre Eigenheiten, das Zusammenspiel und den Mechanismus in der Branche verstehen.”
Strukturen und Prozesse
Ein Startup hat in der Regel noch keine etablierten Strukturen, es ist als Unternehmen noch nicht ausgeformt und das hat Folgen für die Zusammenarbeit. Da spielt gemäss Tilo Bonow auch die Geschwindigkeit mit: “Die Unternehmen wachsen sehr schnell, das gibt auch Wachstumsschmerzen bei den Strukturen und Prozessen.”
Veränderung ist Programm
Die Geschäftsmodelle und Produkte können sich sehr schnell ändern und ‘Trial und Error’ liegt in ihrer Natur. “Nicht einfach, wenn man bedenkt, dass eine Positionierung normalerweise über drei bis vier Jahre angestrebt wird”, gibt Michaela Krause zu bedenken. Das beobachtet auch Tilo Bonow: “Geschäftsmodelle, Produkte oder Teamkonstellationen ändern sich, neue Produkte werden noch entwickelt und ständig verändert. Da muss man agil und flexibel sein.”
Daten, Daten, Daten
“In Startups wird stärker Data-driven gearbeitet”, stellt Tilo Bonow fest und zeigt die Folgen für die Zusammenarbeit auf: “Startups sind oftmals mehr fixiert und fokussiert auf Zahlen und KPIs. Viele klassische Agenturen arbeiten aus dem Bauch heraus mit Journalisten, die sie kennen. Messbarkeit ist wichtig und auch die Antwort auf die Frage, wie Massnahmen auf die Ziele einzahlen.”
Medienarbeit ja, aber nicht nur

Ist PR für Startups mit Medienarbeit gleichzusetzen, wie es viele Antworten vermuten lassen? Gerade wegen ihrem Exoten-Bonus, ihrem hohem Neuigkeitswert und im Hinblick auf die knappen Ressourcen macht Medienarbeit für viele Startups durchaus Sinn. Aber nicht nur.
Roland Panter erweitert: “Es gibt auch immer politische Kommunikation, weil man in diesem Bereich sehr oft in die Regulierung rein muss. Wir sprechend dann von Dimensionen, in denen es darum geht, Gesetze zu verändern oder neue Gesetze zu schaffen. Da wird stark Lobbyismus betrieben.” Tilo Bonow sieht das gleich: “Public Affairs ist ein wichtiges Thema, wenn man an all die neuen Themen wie FinTech, Blockchain, Mobility, Scooter etc. denkt. Das sind Themen, die die Politik ganz stark betreffen und auf die man vorbereitet sein muss.”
Cédric Bollag bringt wieder die Perspektive der Investorinnen ein: “Ich würde einem Startup in den ersten Jahren, in denen es noch in der Entwicklung ist, davon abraten massiv Geld für die PR auszugeben. Allerdings stellt sich die Frage, wann man damit beginnt, über die Medienarbeit hinaus potenziellen Kapitalgebern zu erklären, was man tut und wofür man steht.”
Meike Neitz geht das Hands-on an: “Wenn die Gründer eine gewisse Persönlichkeit haben, dann spielt auch Personal Branding eine grosse Rolle. Diese sind dann auch stark auf LinkedIn unterwegs oder mit eigenen Artikeln auf medium. Gerade für Startups, die noch nicht so viel Budget haben, um die Social Media Kanäle auch mit Werbung zu bedienen, ist PR eine sehr, sehr gute Möglichkeit um Aufmerksamkeit zu generieren.”
Gerade bei Tech-Startups sind Social Media gemäss Tilo Bonow ein riesen Thema. “Es braucht zielführende Reichweite und nachhaltige Beziehungen zu Key Opinion Leaders, um eine Community aufzubauen.”
Es geht also nicht nur um klassische Medienarbeit. “Natürlich möchte jeder in der Presse stattfinden, aber auch hier gibt es Unterschiede”, gibt Tilo Bonow zu bedenken,” vor allem weil die Tech-Presse normalerweise sehr international und dadurch auch durch die englische Sprache geprägt ist.”
Herausforderungen und Tipps zur Lösung
Mein Vorbehalt gegenüber Startups kommt auch aus Begegnungen, bei denen mir mit bedeutungsschwangerem Blick und vielen Anglizismen die Innovationskraft einer Idee geschildert wurde. Nur habe ich dann jeweils, trotz Nachfragen, das Geschäftsmodell nicht verstanden. Damit bin ich offenbar nicht allein.
Geschäftsmodell erklären

Dr. Marie-Christine Frank hakt hier ein, wenn sie sagt: “Machen Sie für andere verständlich, was Ihr Startup überhaupt tut.” Damit will sie sagen, “dass die Startups sich oft mit komplexen Materien beschäftigen, die den Gründern selbst nicht immer klar sind. Die Herausforderung für Kommunikatoren besteht darin, diese komplexen oder digitalen und innovativen Geschäftsmodelle so zu übersetzen, dass die Zielgruppe, Verbraucher, Kunden, die Medien etc. verstehen, was sie tun und wo der Mehrwert ist.” Stefan Steiner unterstützt das: “Ein Startup sollte in der Lage sein, eine Geschichte so einfach zu erzählen, dass sie jeder versteht. Meist sind die jungen Gründer, etwas überspitzt ausgedrückt, ‘Super-Nerds’, die von der ETH oder EPFL kommen und die wissenschaftlich hervorragend auf ihrem Gebiet unterwegs sind. Dieses muss aber stark vereinfacht werden, damit die grosse Masse drauskommt.”
Bevor Sie sich also Gedanken machen, über welche Kanäle die bahnbrechende Idee verbreitet werden könnte, sollten Geschäftsmodell und Angebot verständlich und nachvollziehbar formuliert werden.
Kreativität mit Augenmass

Carina Goldschmid kommt auf die Markenbekanntheit zu sprechen: “Wenn etablierte Marken wie BMW ein neues Modell vorstellen, kann der Journalist damit sofort etwas anfangen. Bei den Startups ist das in der Regel nicht der Fall, weil sie sehr kreative Namen haben, aus denen man auch nicht ableiten kann, was sie anbieten. Journalisten können am Anfang die Ernsthaftigkeit oder den Problemlösungscharakter von Startups nicht einschätzen. Die Marke muss mit viel mehr Fakten, Zahlen und Beweisen unterfüttert werden, wie bei einer etablierten Marke, die schon für sich selber steht. ”
Bedenken Sie schon bei der Wahl des Firmennamens, dass er das Angebot verständlich macht. Wenn das nicht möglich ist, fügen Sie eine entsprechende Ergänzung in Form einer Byline oder eines Slogans dazu.
Stakeholder erkennen und ansprechen
Cédric Bollag adressiert die Ansprache: “Jedes Startup muss in seinem Bereich herausfinden, wer die Stakeholder sind und für diese eigenen Content vorbereiten.” Und er rät:
“Bereiten Sie die eigene Story in Social-Media und im Internet gut auf. Hier werden Sie auch von Journalisten gefunden. In Videos sehen diese beispielsweise, was das Unternehmen tut. Es kommt vor, dass Medien direkt für ein Exklusiv-Interview anfragen. Positionieren Sie sich online mit Ihrem Fachwissen in Ihrem (Nischen-)Bereich.
Medienarbeit ist lernbar
Gemäss Meike Neitz fehlt vielen das Grundverständnis, wie man mit Journalisten umgeht: “Wo beginne ich? Wie packt man PR richtig an?” Die Antwort auf dieses Thema fällt länger aus, darum hat sie ein Workbook für die Umsetzung geschrieben, das Sie am Ende dieses Beitrags verlinkt finden. Ein paar Tipps gibt sie aber schon vorab:
“Lernen Sie, wie man Journalisten anspricht. Richten Sie auf der Website einen Pressebereich ein, in dem Sie hochauflösende Fotos und Logos einstellen. So müssen Sie nicht jedes Mal grosse Anhänge verschicken.” Und lesen Sie das Buch von Meike Neitz. ;-)
Kultur aufbauen und pflegen
“Die Kommunikationsarbeit in das Unternehmen hinein, also kulturbildende Öffentlichkeitsarbeit, wird häufig unterschätzt. Das Kulturthema hängt sehr stark mit den Gründerpersönlichkeiten zusammen”, sagt Roland Panter
Als Gründer übernehmen Sie in der Kommunikation eine Schlüsselrolle, Sie prägen die persönliche Kommunikation mit dem Team und zentralen Stakeholdern. Rechnen Sie dafür Zeit ein und stellen Sie sicher, dass Ihre Vision und Mission verstanden werden. Können Sie das nicht selber leisten, sollten Sie sich frühzeitig kommunikative Unterstützung holen, mit der sie im engen Austausch sind.
Bescheidenheit trotz Hype
“Fast alle Startups kommen in den Zyklus vom Aufschwung zum Abschwung, was zu einer kritischen Berichterstattung führt.” beobachtet Roland Panter. “Am Anfang werden sie hochgejubelt, dann erreichen sie ihre Ziele nicht und das Echo wird auf einmal sehr kritisch. Nach der Bugwelle, die man am Anfang sehr einfach erzeugen kann, kommt nach ungefähr fünf bis sechs Jahren eine Zeit, in der keiner mehr darüber berichten will. Dann werden die Anforderungen an die Kreativität in der Medienarbeit sehr hoch, denn gefragt sind Informationen mit Nachrichtenwert.”
Lassen Sie sich von einer ersten Euphorie in Medien und Blogs zwar motivieren, aber bleiben Sie auf dem Boden. Auch ein Startup muss irgendwann seine ‘Licence to operate’ beweisen. Planen Sie Ihre Kommunikation entlang strategischer Themen und versetzen Sie sich dabei immer auch in die Perspektive Ihrer Stakeholder.
Passendes Agenturmodell finden
“Auf der finanziellen Seite ist es so, dass Startups wohl andere Agenturmodelle brauchen, gerade am Anfang in Form von Projektarbeit oder Testprojekten”, sagt Michaela Krause und fügt an: “Wir beobachten in der Regel nicht, dass sich Startups für ein bis zwei Jahre bei einer Agentur verpflichten, weil sie oft selber nicht wissen, wie sie ein Jahr in die Zukunft schauen.” Geld ist auch für Stefan Steiner ein Thema: “Mangelnde Ressourcen sind für eine klassische PR-Agentur eine Herausforderung, wenn sie mit klassischen Startups arbeiten. Sie müssen sich anpassen und eine andere Kostenstruktur bieten.”
Wenn Sie als Startup von einer Agentur ein Entgegenkommen in Form von tieferen Ansätzen oder besseren Zahlungskonditionen erwarten, müssen Sie das von Anfang an ansprechen. “Wir sind ein Startup, wir haben kein Geld” kommt schlecht an, denn Agenturen leben nicht von Freundschaftsdiensten. In einer vertrauensvollen und engen Zusammenarbeit können gemeinsam Lösungen für die Überbrückung von Finanzierungslücken gefunden werden.
Trotz knapper Ressourcen Verbindlichkeit schaffen
Startups kämpfen in der Regel mit Ressourcenproblemen und oft ist der CEO der Flaschenhals. Das braucht Agilität und Flexibilität in der Zusammenarbeit. Dennoch betont Michaela Krause, dass es wichtig ist Verbindlichkeiten zu schaffen. “Es ist wichtig, von Anfang an die Erwartungen zu formulieren.”
Stecken Sie also das Feld von Anfang an ab und sagen Sie, was die Agentur vom Management braucht, damit sie gute Arbeit leisten kann. Kommunikation ist Aufbauarbeit, die erst durch Konsistenz und Kontinuität greift. Nehmen Sie das Management immer wieder in die Pflicht.
Von Anfang an gross denken
Kommen wir nochmals zum Wachstum. “Wenn man richtig gross werden will, muss man von Tag eins international denken”, rät Tilo Bonow. Dessen sollten sich alle Player bewusst sein: “Der Partner muss auch darauf fokussiert sein, dem Business wachsen zu helfen und das Unternehmen auf den Markt zu bringen.” Und er ergänzt:
“Schreiben Sie kein 58-seitiges Konzept, das Sie nach sechs Monaten präsentieren. Gefordert sind schnelle Resultate. Es gibt keine Zeit, ein halbes Jahr an einem Kommunikationskonzept zu feilen, weil sich in dieser Zeit das Geschäftsmodell unter Umständen schon dreimal geändert hat.”
Startups tragen mit ihrem Angebot zum digitalen Wandel bei und disruptive Angebote verändern auch unser Konsumverhalten. Umso wichtiger ist es, dass sie eine Stimme haben, erklären können, was sie tun und Transparenz schaffen. Darum ist PR für Startups zwar nicht einfach, aber unglaublich interessant und wichtig.
Quellen zum Thema
Die folgenden Quellen stammen aus den Gesprächen und meiner Recherche, für alle, die sich vertiefen möchten:
Bundesverband Deutsche Startups- Inside Magazin, Blog des Bundesverbands Deutsche Startups
- Gründerszene Magazin
- Deutsche Startups, News für Gründer und Investoren
- Startup Valley, Fachzeitschrift
- Süddeutsche Zeitung, Serie Gipfelstürmer
- Frankfurter Allgemeine, Die Gründer
- Startups.ch, ein Fachblog für Neugründer
Startups, die mangels Budget selber anpacken wollen und müssen, empfehle ich das Workbook Einstieg in die PR mit zahlreichen Tipps und Checklisten für die Praxis von Meike Neitz.
Welche Erfahrungen machen Sie mit der PR für Startups? Teilen Sie die Einschätzungen meiner Gesprächspartnerinnen und -partner? Fehlt noch etwas Wichtiges? Möchten Sie eine Quelle ergänzen? Auf Ihr Feedback freue ich mich.
Danke für deinen Artikel und die verschiedenen Sichtweisen
Gerne, Stefan, und danke fürs Mitmachen.
Gut zu wissen, dass ein Startup nur fünf bis sieben Jahre nach der Gründung so genannt wird. Das bedeutet, dass wir uns auch so langsam aus dieser Phase raus bewegen. Wir wachsen auch immer weiter und seit letzter Woche lasse ich auch die Lohnabrechnung extern machen.
Danach spricht man von einem Scaleup oder ganz einfach auch von einem KMU.
Im Business Fuss zu fassen finde ich fast wichtiger, wie sich als Startup zu positionieren.
Vielen Dank für diesen Beitrag über Herausforderungen im Start Up. Der Hinweis, Trotz knapper Ressourcen Verbindlichkeit zu schaffen, ist sehr gut. Ich habe kürzlich gegründet und z.B. eine Beratung für Lohnabrechnungen hinzugezogen, um keine Fehler bei diesem wichtigen Thema zu machen.