Snapchat ist im Mainstream angekommen und hat sich auch seinen Platz an der kommenden re:publica #rpTEN in Berlin gesichert. Unternehmen experimentieren, Online-Marketer und Snapchat-Berater strömen in das soziale Netzwerk mit den vergänglichen Bildern (einige werden sich damit brüsten, dass sie bereits jahrelange Erfahrung aufweisen, schliesslich gibt es Snapchat schon sein September 2011 ;-). Was sollten Unternehmen bedenken, wenn sie sich auf die Jagd auf neue Zielpublika machen in der Hoffnung hier zu schaffen, was ihnen auf Facebook nicht gelungen ist, nämlich die Generation Y endlich zu erreichen und zu binden. An der kommenden re:publica gibt es gleich mehrere Gelegenheiten, sich mit Snapchat auseinanderzusetzen.
Ephemeral Media heissen sie übrigens, diese flüchtigen und vergänglichen Medien. Diese Bezeichnung macht das Chat-Angebot mit Kurzvideos und Selfies, die Regenbogen kotzen, doch schon etwas salonfähiger. Natürlich gibt schon verschiedene Bücher, darunter der Best-Downloader Snap Me if You Can von Phlipp Steuer, Seminare und Fachgruppen auf Facebook und auch an der kommenden Republica ist Snapchat ein Thema.
Ok, ich nehme mich nicht aus. Auch ich experimentiere mit Snapchat, weil ich besser verstehen will, was den Reiz und das Potenzial dieses Angbots ausmacht, das irgendwo zwischen Broadcast und Bilder-Live-Chat liegt. Schliesslich muss ich in der Lage sein, für meine Kunden eine Einschätzung abzugeben und ich will diese neue Form der Kommunikation einordnen können. So sehr ich den Spassfaktor und den Unterhaltungswert von Snapchat im Privatgebrauch sehe, für Unternehmen mache ich einige entscheidende Grenzen aus:
- Die Beiträge sind nach maximal 24 Stunden wieder verschwunden, welcher Aufwand rechtfertigt sich da?
- Wer sonst noch dabei ist sieht man nicht (doch, selbstverständlich kann man auch hier sein ganzes Adressbuch hochladen um fündig zu werden). Aber eigentlich gilt: interessante Personen muss man sich ausserhalb von Snapchat suchen.
- Neue Freunde kann man nur hinzufügen, wenn man den genauen Namen oder den Snapcode zur Hand hat. Übrigens ein zentrales Thema für Unternehmen und ein Votum für eine klare Namensgebung durch alle Plattformen von Twitter über Instagram bis hin zu Snapchat durch. @flyswiss zum Beispiel hebt unter diesem Namen auch auf Twitter und Instagram ab.
- Wer zum Influencer auserkoren werden könnte sieht man bei Snapchat selber nicht. Es gibt keine Transparenz über Views, Likes, Shares, Follower oder mehr, wie man sich das bei Instagram und Twitter gewöhnt ist.
- Beiträge können nicht geliked oder geteilt werden, wenn es zugelassen ist, kann man immerhin mit einem Chat Feedback geben, die Interaktion ist also limitiert.
Vieles, wovon man ausgehen könnte, dass es die Community in Schwung bringt, fehlt. Und trotzdem boomt Snapchat. Insbesondere die fehlende Transparenz über die Snapchat-Community ist ein äusserst geschickter Schachzug. Wer seine Reichweite vergrössern will kommt nicht darum herum, sich ausserhalb des Netzwerks zu profilieren. Darum haben sehr viele Snapper mittlerweile ihre Social-Media-Avatars mit dem Snapcode ausgetauscht. Für eine prominente Sichtbarkeit von Snapchat ist also gesorgt. Natürlich kann man noch weiter gehen, so druckt beispielsweise Burberry seinen Snapcode auf Parfumflaschen.
Ich habe experimentiert, herumgefragt und lange gedacht, dass ich dafür einfach nicht zur Zielgruppe gehöre. Bis ich gemerkt habe: Die Gestaltungs-Möglichkeiten sind limitiert, die ganze Kraft von Snapchat kommt aus der Kreativität jener, die Beiträge gestalten. Es braucht ein Faible für die Bildgestaltung sei es mit Fotos oder Videos, die Fähigkeiten Geschichten einfach zu erzählen und ein feines Gespür dafür, was ankommt. Man muss also erst einmal lernen, wie man mit Snapchat umgeht und verstehen, dass sich Snapchat mit neuen Funktionalitäten noch laufend weiter entwickelt. Wer es einmal begriffen hat, stimmt diesem Tweet von Fabian zur anstehenden Re:publica in Berlin zu:
Die Zahl der “Snapchat für Dummies” Vorträge auf der #rpTEN ist dieses Jahr erschreckend groß.
Leute, entdeckt Snapchat einfach selbst. ??
— Fabian Pimminger (@i_am_fabs) 23. April 2016
Aber eben, aller Anfang und so … Da hilft es, erst einmal auch zuzuhören, zu fragen und zu hinterfragen und mit den eigenen Gehversuchen abzugleichen. Auf meine Nachfrage hat Fabian mir dann netterweise auch die Liste der Veranstaltungen an der #rpTEN zum Thema herausgesucht, die ich hier gerne teile:
- Endlich Snapchat verstehen – Hands on für Einsteiger
- Let’s snap it: How Organizations can use Snapchat
- Snapchat für Erwachsene
- Hauptsache authentisch? Instagram, SnachChat & Co. entzaubert
- Happy Snapping mit Philipp Steuer
Wer nächste Woche nicht in Berlin dabei sein kann, verfolgt den Live-Stream, liest bei #rpTEN auf Twitter mit und wichtige Beiträge kann man immer auch später noch auf YouTube nachschauen.
Mich interessieren aus beruflicher Perspektive die Auftritte von Unternehmen, Medien und Organisationen auf Snapchat. Wie packen sie ihre Themen an? Mit welcher Kontinuität sind sie dabei? Wie schaffen sie es, ihr Publikum zu binden? Einige schaffen es überzeugend, ihrem Publikum mit snackable Content den Blick hinter die Kulissen frei zu geben und sie teilhaben zu lassen. Sind die Geschichten gut gemacht, schaffen sie auf Dauer eine enorme Nähe.
Ich teile hier die Snapcodes aus meiner Liste und freue mich auch über eure Tipps. Die Zusammenstellung entspricht übrigens nicht durch’s Band meinen persönlichen Interessen, sondern ich achte aus professioneller Neugier auf eine gewisse Vielfalt.
Im weissen Haus gehe ich schon seit einiger Zeit ein und aus, das Bistum Münster überrascht mich mit einer frischen, aufgeschlossenen Art. Zu meinen Favoriten gehört Richard Gutjahr, er ist ein Profi, ein Perfektionist und er weiss, wie man mit der Kamera umgeht. Gäbe es eine Kategorie Newcomer würde ich Cornelia Caviglia mit ihrem phyisosnap auf die erste Position setzen. Grandios wie sie Themen aus der Physiotherapie anschaulich und verständlich umsetzt und sich damit als KMU profiliert.
Es ist gilt übrigens das Gleiche wie mit einem Blog: Von manchen Abos habe ich längst vergessen, dass ich sie mal in meinen Feed-Reader gepackt habe, weil seit Ewigkeiten keine neuen Beiträge mehr erschienen. Bei Snapchat fällt mir jetzt beim Durchsehen meiner Liste das Gleiche auf, nur ist hier eben Ephemeral die Krux. Wenn ich einige Tage nicht auf Snapchat war, entgehen mir sämtliche Posts, die in der Zwischenzeit geschaltet wurden und wieder verschwunden sind, egal wie genial sie waren – Viralität funktioniert auf Ebene der Beiträge nicht.
Und nun? Wer beruflich mit der Online-Kommunikation zu tun hat soll sich Snapchat mit Offenheit und Interesse nähern – und dann von Fall zu Fall entscheiden, welcher Einsatz Sinn macht, oder eben auch nicht. Weder verschliessen ist der richtige Weg, noch blind auf einen weiteren Kanal aufspringen. Auch darum freue ich mich auf die Tage in Berlin wo ich alte und neue Gesichter entdecke und solche und andere Themen diskutieren kann.
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Ein Kommentar zu “Snapchat an der #rpTEN in Berlin und in aller Munde”