Capgemini Consulting hat eine Studie zum Thema Social Media-Nutzung durch Schweizer Unternehmen durchgeführt. Im Focus waren insgesamt 57 führende Schweizer Unternehmen aus sechs Industrien, darunter befinden sich – logischerweise – etliche klingende Namen. Repräsentativ ist die Studie nicht, als Temperaturmesser reicht sie jedoch alleweil und ich publiziere sie auch, weil Erhebungen zum Schweizer Markt im Moment noch Mangelware sind. Interessant ist die Studie aber auch deswegen, weil im letzten Teil verschiedene Unternehmen vorgestellt werden, die in ihrem Approach der Nutzung von sozialen Medien als Best Practice qualifiziert werden. Und solche Beispiele sind es, die allen anderen Akteuren im Markt helfen, sich zu orientieren und Ideen und Impulse zu bekommen.
Als Orientierung wertvoll sind die Startfolien zum Verständnis von Social Media sowie die funktionsübergreifende Wirkung von Social Media auf sieben Bereiche, die auch durchaus bei der Konzeption als Hilfe für die Strukturierung hilfreich sein dürften (Ich empfehle Folie Nr. 5 zu genauerem Studium).
Das sind die wichtigsten Erkenntnisse aus der Studie – und natürlich darf heute zu keiner Studie mehr die obligate Infografik fehlen, welche visuell orientierten Menschen den raschen Durchblick verschafft:
- Die untersuchten Unternehmen haben eine hohe Präsenz auf den Plattformen – im Durchschnitt ist ein Unternehmen auf rund 3 von 4 untersuchen Plattformen vertreten. Gefragt wurde nach Blog, Twitter, YouTube und Facebook. Der Grossteil der Unternehmen (ca. 73 Prozent) weist allerdings nur eine geringe Nutzungsintensität auf.
- In der Nutzung an der Spitze mit 77% und auch im Zuwachs führend (+12%) liegt Twitter. Erwartet hätte ich Facebook, das mit 61% Rang zwei belegt.
- Absolut ernüchternd ist dieses Resultat: „53% der befragten Unternehmen geben als Motivation zur Nutzung von Social Media an, den Trend von Social Media nicht verschlafen zu wollen.“ Das klingt für mich eher nach me-too wie „wir haben verstanden, welches Potential in der Arbeit mit sozialen Medien liegt und wollen dieses für uns nutzen.“ Fairerweise ist hierzu zu sagen, dass in der Präsentation zur Studie die Originalfragen nicht aufgeführt wurden.
- Die Inhalte der Unternehmensauftritte sind meist auf Marketing beschränkt, das Potenzial für andere Einsatzfelder wie bspw. Recruiting und aktiver Kundenservice bleibt weitestgehend ungenutzt.
- Unternehmen aus der Telekom-, Medien- und Entertainmentindustrie sind bei der Social-Media-Nutzung führend, Life-Science bildet die Industrie mit der geringsten Nutzung.
- Facebook steht im Fokus aller Unternehmen, was sich durch eine weit überdurchschnittliche Nutzungsintensität äussert. Zu hoffen bleibt, dass sie in ihre Strategie eine solide Online-Heimbasis (Website oder Blog) eingeplant haben.
Was folgt ist eine interessante Zusammenstellung der Nutzung nach Branchen sowie die bereits eingangs erwähnten Best Practice-Beispiele. (Nachtrag 6. Juli, 17.45h: Capgemini hat mich gebeten, diesen Beitrag auf die gekürzte Slideshare-Präsentation zu verlinken.)
Und dieses Fazit ziehen die Initianten der Studie: “Es zeigt sich zusammengefasst, dass Schweizer Unternehmen hinsichtlich der Adoption von Social Media noch sehr zurückhaltend sind. Die Studie zeigt, dass viele Unternehmen auf den gängigsten Plattformen zwar präsent sind, deren Potenzial jedoch nur unzureichend ausschöpfen. Eine klare unternehmensweite Strategie zum Einsatz von Social Media ist bisher nur bei wenigen Unternehmen zu erkennen.”
Hallo Frau Schindler,
vielen Dank für Ihren Post und Ihre interessanten Gedanken zu unserer Social Media Studie. Gerne möchte ich noch einen Punkt herausstreichen (bzw. in Teilen berichtigen):
Die bisher wenigen zum Schweizer Markt durchgeführten Social Media Studien haben allezu Interviews mit Verantwortlichen der Unternehmen geführt. Dabei kamen für uns, wie bei der von Ihnen im 3. Bullet Point aus unserer Einleitung zitierten Studie (Bernet), teils zu unserer Erfahrung widersprüchliche Aussagen als Ergebnis heraus. Dabei beziehe ich mich insbesondere auf den hohen Anteil der Unternehmen, die angeben eine Social Media Strategie zu verfolgen.
Dies motivierte uns, nun einmal die tatsächlichen Aktivitäten der Unternehmen auf vier Plattformen (Twitter, Youtube, Facebook und Xing) zu untersuchen. Anders als im globalen Vergleich (gemäss der Burson-Marsteller Studie, wie in ihrem zweiten Bullet Point zitiert) ist in der Schweiz die Nutzung von Facebook führend vor Twitter – ihre Erwartungshaltung wurde also durch unsere Studie klar bestätigt. Die von Ihnen angesprochene me-too Einstellung der Unternehmen sehe ich aber dennoch auch durch unsere Studie bestätigt, denn wer einfach nur auf den Plattform präsent ist, ohne sie wirklich aktiv zu nutzen, der kann keine klare eigenständige Strategie verfolgen!
Hallo Herr Wurzer
Danke für diese Präzisierung. Aus Gesprächen mit Berufskollegen entnehme ich, dass momentan dieses “me too” vollzogen, aber noch selten gelebt wird. Unternehmen brauchen Zeit, bis auch die Online-Kommunikation Teil der Prozesse und zu einer Selbstverständlichkeit geworden ist.