Totgesagte leben länger: Warum mir Bloggen wichtig ist. Mein Beitrag zur #Blogparade

Ist der Blog ein Medium von gestern? Zu dieser Frage hat Meike Leopold, Fachexpertin und mehrfache Buchautorin zur #Blogparade geladen, wobei sie natürlich das Blog geschrieben hat ;-). Bis heute haben über vierzig Autorinnen und Autoren in die Tasten gegriffen. Allein dieses Resultat zeigt: Die Blogger-Szene lebt, allfälligen Unkenrufen zum Trotz. Meike hat uns gebeten, unser Gedanken, Ideen und Beobachtungen zu diesem Thema aufzuschreiben. Ausgestattet hat sie uns mit einer ganzen Serie von Fragen.

Wohl an, dann lege ich doch mal los! Die anderen Beiträge der Blogparade habe ich übrigens bewusst noch nicht gelesen, um ganz frei und unbeeinflusst zu antworten. Ich freue mich aber schon darauf, danach den einen oder anderen Beitrag zu lesen und bin gespannt, was alles zusammengekommen ist.

Warum bloggst du?

Wenn ich aktiv zuhöre, gehören immer ein Stift und ein Blatt Papier dazu. Meine Gedanken kann ich am besten ordnen, wenn ich sie schriftlich festhalte. Der Blog ist für mich der Raum, in dem ich meine Erkenntnisse vertiefen und Ideen weiter entwickeln kann. Ich blogge also für mich. Na ja, natürlich nicht nur für mich, sondern vor allem für Sie, die Sie hier gerade diese Zeilen und vielleicht auch weitere Beiträge in diesem Blog mehr oder weniger regelmässig lesen. Bei jedem einzelnen Blogbeitrag, den ich verfasse, habe ich übrigens meine Leserin und meinen Leser vor meinem geistigen Auge. Ich blogge, weil ich mein Wissen und meine Erfahrungen teilen will – und auch als Dankeschön für alle, die auf gleiche Weise ihr Wissen teilen und mich damit ein Stück schlauer machen.

Sag mir, was dich dabei antreibt

Lebenslanges Lernen, vermutlich. Der Wille und die Lust, Wissen immer weiterzuentwickeln, zu vertiefen und zu strukturieren. Aber um ganz ehrlich zu sein: Das Benzin im Motor ist das Feedback, das ich von meinen Leserinnen und Lesern erhalte. Besonders freue ich mich über fachliche Diskussionen.

Kennst du den “inneren Schweinehund”? Falls ja, wie überwindest du ihn und behältst deinen Blog lebendig?

Ja klar, kenne ich ihn. Wie ich ihn überwinde? Sehr pragmatisch: Ich führe einen Redaktionsplan und verknüpfe damit Aufgaben, die ich terminiert habe. Inhaltlich belebe ich den Blog, indem ich andere Blogs, Fachmagazine und Newsletter lese und auf Social Media, allen voran LinkedIn und Twitter, aktiv bin, wo ich viele neue Impulse erhalte. Ich erhalte übrigens auch beim Hören von Podcasts immer wieder Inspiration und Denkfutter und nehme dann spannende Fährten auf.

Welche Vorteile bringt dir das Bloggen?

Das sind viele und vor allem auch solche an die ich, als ich 2009 startete, nicht gedacht hatte. In der Startzeit war der Blog für mich die Möglichkeit, alles, was ich nicht in 140 Zeichen auf Twitter ausdrücken konnte, detaillierter auszuführen. Der Blog bringt mir generell Sichtbarkeit und dadurch neue Kontakte, Impulse aus Diskussionen über Fachthemen, Rezensionsexemplare der neusten Fachliteratur, Anfragen für Referate und neue Kunden. Er hält mich fachlich à jour. Das klingt jetzt vielleicht etwas eigenartig, weil ich ihn ja selber schreibe. Aber damit ich schreiben kann, gehe ich in die Recherche und spreche mit Kolleginnen und Kollegen. Das bringt mir sehr viel. Ich freue mich, dass mir für diesen fachlichen Austausch immer mehr Türen offen stehen.

Deine Erfolge: woran misst du die?

Ich erhebe tatsächlich jeden Monat die Zahlen zum Blog und zum Newsletter um die Entwicklung zu messen – das Bauchgefühl allein reicht nicht. So sehe ich auch, was wirklich ankommt. Zu den Erfolgen habe ich ja bereits etwas gesagt.

Gibt es auf deinem Blog Dialog? Wie sieht der aus?

Im Grossen und Ganzen wird im Blog sehr zurückhaltend kommentiert. Ich habe zwar Share-Buttons im Blog, diese werte ich aber nicht aus. Aus Erfahrung weiss ich aber, dass es nicht unüblich ist, dass Leserinnen und Leser nicht im Blog selber kommentieren. Ich teile meine Beiträge auf Social Media und die Gespräche finden woanders statt: auf Twitter, LinkedIn, immer öfter auch durch direkte Antworten auf den Newsletter und hoffentlich bald, sehr bald wieder an Veranstaltungen mit direkten Begegnungen.

Wie können wir Blogger*innen und noch besser untereinander vernetzen?

Das Social Web sollte ein Geben und ein Nehmen sein. Ich bedaure es, dass im Gegensatz zu den Anfangszeiten nur noch selten auf andere Blogs verlinkt wird. Blogs waren die Vorläufer der Suchmaschinen, über die Verlinkungen fanden die Leserinnen und Leser zu weiteren spannenden Quellen. Das ist leider ziemlich ins Hintertreffen geraten. Barcamps bieten auch eine gute Möglichkeit zur Vernetzung. Wenn ich aber ehrlich bin, reicht mir da die Gemeinsamkeit des Bloggens nicht, es sollte auch auf thematischer Ebene einen Berührungspunkt gegeben sein. Natürlich ist es auch prima, wenn wir immer wieder andere Beiträge teilen und damit andere Autor*innen sichtbar zu machen.

Ist das Blog ein Medium von gestern?

Ja sicher, meiner ist mit dem Start 2009 sogar von vorgestern :-). Nein, im Ernst: Ein Blog ist ein hervorragendes Instrument zum Austausch und zur Weiterentwicklung von Wissen. Natürlich kommt es auf das Thema an, was ich aber immer öfter höre ist, dass der Blog in der internen Kommunikation im Social Intranet ein gerne genutztes Mittel ist, um Erfahrungen auszutauschen und Ideen auf den Prüfstand zu stellen.

In der externen Kommunikation bietet der Blog die Möglichkeit regelmässig Themen lesbar, verständlich, durch Bilder anregend und mit Textdesign übersichtlich und – im Vergleich zu Social Media – auf einer eigenen Plattform aufzubereiten. Das ist zumindest in meinem Fall so: Mir macht kein Plattformbetreiber Auflagen. Die Beiträge sind teilbar und können so auf Reise durch die Netzwerke gehen.

Schreiben in einem Blog mehrere Autoren, erhalten sie dort über ihr Profil ihren eigenen kleinen Blog. So können sich zum Beispiel Mitarbeitende unter dem Dach ihres Arbeitgebers gut zu ihrem Thema profilieren.

So gesehen sage ich nein, der Blog ist kein Medium von gestern, man sollte sich aber schon bewusst sein, mit welchen Zielen man ihn verfolgt. Unter diesem Gesichtspunkt war der Strategiewechsel von Daimler Ende 2019 schon interessant: Das Unternehmen ist vom Blog auf das Magazin umgestiegen.

Welche Zukunft siehst du für das Bloggen? (nehmen junge Menschen Blogs überhaupt noch wahr oder nutzen sie?)

Ich sehe eine grosse Zukunft für gut gemachte Beiträge deren Inhalte einen echten Mehrwert bringen. Ich glaube, dass viele Menschen Blogbeiträge lesen, ohne sich dessen bewusst sein. Die Mehrheit abonniert vermutlich keine Blogs, entdeckt aber über ihr Netzwerk immer wieder Artikel. Dass dieser aus einem Blog kommt, realisieren sie vielleicht nicht einmal. Aber müssen Sie das überhaupt? Was zählt sind relevante Inhalte, wie das Gefäss dazu heisst, ist eigentlich sekundär, darauf zielt wohl auch die nächste Frage.

Müssten wir den Begriff des Bloggens heute vielleicht viel weiter fassen?

Ja, das denke ich, absolut. Ich ertappe ich selber dabei, dass ich beim Wort Blog eine Sammlung von Texten, angereichert um Bilder und Grafiken vor mir sehe. Eigentlich kann man doch jede (hobby)-journalistisch gemachte Publikation mit regelmässig neuen Beiträgen für einen thematisch interessierten Leserkreis dazu zählen. Warum also nicht auch Videoblogs, Fotoblogs, Vlogs auf YouTube oder Podcasts? Meist ergänzen sich die Kanäle ohnehin. Nicht unter Bloggen einordnen würde ich Profile auf Instagram, TikTok oder auch Beiträge auf LinkedIn Pulse.

Ist Bloggen eher ein Mindset und weniger ein Medium?

Bloggen in zunächst eine Tägikeit und das Medium dazu ist der Blog. Es gehört zum Blog dazu, dass die Persönlichkeit der Autor*innen und damit auch das Mindset zum Ausdruck kommen. Das hängt natürlich auch direkt mit der Motivation zusammen, warum man ein Blog betreibt.

Überlegst du, auf ein anderes Medium umzusteigen und/oder mehr auf den Social Media zu posten? Wenn ja, warum?

Nein, mir ist es wohl in meinem Blog wie er ist: Als CMS WordPress mit dem Gutenberg Editor, gehostet auf einem Server in der Schweiz. Mit meiner eigenen Domain mcschindler.com habe ich für meinen Blog ein festes Zuhause. Ich probiere aber immer wieder mal aus, zum Beispiel Linkedin Pulse und früher auch immer wieder mal auf medium.com.

Welche Antworten hast du für Leute, die Blogs verbal immer wieder „beerdigen“ wollen oder nicht verstehen, was ihren (Mehr-)Wert ausmacht?

Ich bin keine Evangelistin: Wenn sie verstanden haben, was ein Blog genau ist (und das ist nicht selbstverständlich) und sie bleiben nach Abwägung der Argumente bei der Meinung, dass er für sie keinen Wert hat, dann lasse ich sie in ihrem Glauben. Ich halte einen Blog, ein Online-Magazin oder eine regelmässig aktualisierte Rubrik auf der Website nicht zuletzt auch aus SEO-Überlegungen für sinnvoll. Das klappt natürlich nur, wenn dahinter eine Content-Strategie liegt.

Ich danke Meike Leopold fürs Anstossen dieser Blogparade #LiveLoveBlog und gehe jetzt mal rüber in ihren Blog start:talking um zu lesen, was andere geschrieben haben.

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