Sollen Corporate Twitter-Accounts, also Accounts von Firmen, Verbänden oder Medien, ihre Follower Re-Followen? Bei Verbänden könnte man zusätzlich die Einschränkung machen, dass sie das Followen auf ihre Mitglieder beschränken (sollten diese überhaupt als solche erkennbar sein).
Die eine Meinung sagt, dass Followen eine Art von Zuhören ist, und das gehört auch bei Twitter mit dazu. Dem steht die andere Meinung gegenüber, wonach Corporate Twitterer Körperschaften sind und dass – insbesondere bei Medien – das Followen nicht angesagt ist.
Diese Frage habe ich im November 2009 in einer twtpoll-Umfrage in englischer und in deutscher Sprache gestellt. Die Teilnehmer beider Umfragen haben prozentual identisch geantwortet. Zwei Drittel, also 67%, sagen ja, während 33% es nicht für angezeigt halten, dass ein Corporate Twitter Account Follower hat. (Englisch, Deutsch).
Die Mehrheit schliesst sich also der Meinung an, dass Re-followen angesagt ist. Es geht hier um die Bereitschaft zuzuhören. Ich spreche hier bewusst von Möglichkeit, denn die rasche Vergänglichkeit der Nachrichten gehört zur Charakteristik von Twitter. Niemand liest alle Tweets, das ist die Realität. Followen kann also auch rein taktische Gründe haben. Ein Unternehmen legt offen, mit wem es sich beschäftigt. Wenn ich einen Corporate Account entdecke, bei dem bei «following» eine blanke 0 steht, orte ich die Broadcast-Mentalität aus den alten Medien. Die Nachricht wird vom Sender zum Empfänger geschickt und damit basta.
Twitter ist ein zweiseitiger Kommunikationsprozess. Dies ist aber noch kein Dialog. Erst wenn bei der sprachlich vermittelten Interaktion im Verlauf ein Rollentausch (vom Kommunikator zum Rezipienten und umgekehrt) stattfindet, sprechen wir von einem Dialog (Quelle Prof. Ansgar Zerfass). Sonst haben wir es mit einem Monolog zu tun, und der macht nach meiner Einschätzung in Twitter die Mehrheit der tweets aus. Für einen echten Dialog ist Twitter mit 140 Zeichen zu beschränkt. Twitter eignet sich aber hervorragend , um neue Kontakte und Quellen zu erschliessen, die dann andernorts, sei es im Blog, in einer Social Community oder sogar bei einem Event ausgebaut werden. Darum wird Twitter auch nie eine Einzelmassnahme bleiben sondern sollte als Beschleuniger in der Corporate Communications in die Gesamtkommunikation integriert werden.