Universalcode 2020: Content + Kontext + Endgerät = Digitaler Journalismus.

UVK_KR_Universalcode_Umschlag_160414.inddWie fordert die Digitalisierung Medien, Journalismus und Kommunikation, worauf kommt es wirklich an und wohin gehen die Entwicklungen? Der erfahrene Journalist Christian Jakubetz hat zum digitalen Journalismus einen kompakten Ratgeber mit Anleitungen und Trends verfasst. Damit richtet er sich an seine Berufs-Kollegen, aber auch an Kommunikatoren, welche auf der Schwelle zur Digitalisierung stehen. Sie alle fordert er auf, nicht weiter zu zögern. Mit konkreten Tipps und Beispielen hilft er ihnen auf die Sprünge.

Berufsleute, die noch etwas Mühe damit bekunden, sich von der traditionellen Arbeitsweise zu lösen, lesen das Buch von vorn nach hinten. Fortgeschrittene, die sich bereits mit den Möglichkeiten der digitalen Medien befasst haben, steigen eher weiter hinten ein, wo es um Visionen und Trends geht. Für alle gilt gemäss Jakubetz: “Journalismus ist inzwischen immer auch digital”. Aufgabe der Journalisten ist es heute mehr denn je, in der Masse von Informationen zu sortieren und einzuordnen. Damit sie das tun können, müssen sie in der Lage sein, sich im gesamten Informations-Universum von klassisch bis online und digital zu bewegen.

Was ist digitaler Journalismus?

Oft sei auch die Rede von “Crossmedia” oder auch von transmedialem Journalismus, in dem Inhalte über mehrere Kanäle aufgebaut werden. Jakubetz ist der Meinung, dass dies den digitalen Journalismus nicht trifft, genauso wenig wie die Bezeichnung Online-Journalismus. Letzteres bedeute erst mal “die Verbindung klassischer journalistischer Darstellungsformen mit online-typischen Möglichkeiten der Interaktion und Kommunikation”.

Digitaler Journalismus leistet mehr, denn er bezieht Datenjournalismus genauso mit ein wie Multimedia-Reportagen. Bereits hier ahnt der Leser, dass noch einiges an Handwerk notwendig ist, um diesen neuen digitalen Journalismus richtig zu betreiben. Allerdings warnt der Autor angesichts der schier endlosen Möglichkeiten auch gleich: “Es ist ökonomisch unsinnig und journalistisch fragwürdig, für jeden Beitrag alles zu produzieren, was die Technik hergibt.”

Video, Audio, Fotos: So geht’s

Viel Platz räumt Christian Jakubetz den verschiedenen Techniken vom Bewegtbild bis zu Fotos ein. Er holt den Leser ab, mit den ersten Schritten in der Praxis zum gelungenen Dreh und zeigt ihm, was er für einen guten Ton tun muss. Er weist aber auch darauf hin, dass Produktionen für die sozialen Medien auch ohne Ton funktionieren müssen. Das klingt zunächst paradox, hat aber zumindest zwei Gründe: Einerseits lässt sich so der Spagat mit der Mehrsprachigkeit gut lösen. Zudem erfolgen allein bei Facebook 85% aller Videoaufrufe ohne Ton. Zur Länge der Videos sagt der Autor: “Während Videos für feste Sendeplätze eine vorgegebene Länge haben, dauern sie in den sozialen Medien so lange, wie die Geschichte sie trägt.”

Zudem gibt er zum Video eine Faustregel an die Hand, die zumindest für Redaktoren nicht unbekannt klingt: “Es braucht mindestens das Zehnfache der eigentlich geplanten Länge des Beitrags”. Zudem sollte jede Sequenz mindestens zehn Sekunden dauern, so bleibt genügend Raum zum Schneiden. Unter dem Titel: “Fotos mehr als Knipsen” listet er, was zu tun und was zu unterlassen ist, um wirklich gute Bilder zu produzieren.

Zumindest was das Equipment anbelangt, ist vieles leichter geworden. Neben dem Smartphone braucht es nur noch wenige Zusatzgeräte, um als Journalist oder auch als Unternehmenskommunikator einsatzbereit zu sein. Allerdings warnt der Autor auch: “Wer einfach nach draussen geht, einen Rucksack voller Equipment, aber keine Idee, kein Konzept für seine Geschichte in der Tasche, wird zuverlässig scheitern.”

Journalisten sind gefordert

Das Berufsbild wird sich zwangsläufig ändern. “Smartphones sind zu Mini-Computern und Kommunikationszentralen in einem geworden. Sie zu beherrschen, gehört zu den Berufsgrundlagen von allen, die irgendwas mit Medien machen.” Beim Handwerk kommt die Funktion als Moderator einer digitalen Gesellschaft inklusive Echtzeit-Kommunikation dazu. Journalisten müssen Sachverhalte und Vorgänge öffentlich machen, das ist an und für sich nichts Neues, allerdings werden sie zunehmend zu “Lotsten in der Informationsflut”. Es muss ihnen gemäss Jakubetz gelingen, journalistische Inhalte so zu gestalten, dass sie zum Teilen motivieren. Damit unterstützen sie die Meinungsbildung in der Gesellschaft, dadurch steigt aber auch der Anspruch an die Recherche. Jakubetz bemängelt zudem: “Bislang wird häufig noch viel zu lange abgewartet, bis Themen und Diskussionen aus den sozialen Medien in den klassischen Sendungen und Produkten aufgegriffen werden.”

Die Aufgaben werden – gleich wie in der Unternehmenskommunikation auch – komplexer. “Guter Journalismus in neuer Form kann entstehen, wenn von den inhaltlichen Aufgabenstellungen abhängig, unterschiedliche Teams gebildet werden und Autoren, Grafiker und Produktionstechniker auf Augenhöhe zusammenarbeiten.” Zum Ausdruck kommt im Kampf um die Aufmerksamkeit auch das Konkurrenzverhältnis zwischen Medien und Unternehmen oder Organisationen. “Sportler, Vereine, Firmen oder auch Parteien versuchen, die Menschen direkt an sich zu binden und mit Informationen zu versorgen”. Für Christian Jakubetz ist das “interessensgesteuerte Kommunikation”, welche dem gesamtgesellschaftlichen Auftrag zumindest der Öffentlich-Rechtlichen zuwiderläuft.

Trends und Entwicklungen bis 2020

Christian Jakubetz wagt in seinem Buch nur zaghafte Prognosen: “Es ist unsinnig zu glauben, man könne ernsthaft Prognosen abgeben, die über einen Zeitraum weniger Jahre hinausgehen. … Sehr viel schwieriger wird es, wenn es um das Detail, also die Zukunft einzelner Geräte oder Kanäle geht.” Deswegen vermeidet er es im Buch auch weitgehend, diesbezüglich konkret zu werden, was ich bedaure. Dennoch gibt er Anschub: “Etwas anderes als multimedialer Journalismus ist im Jahr 2020 kaum noch denkbar – selbst dann, wenn er (der Journalist) eigentlich nur Texte schreiben will. Zudem macht er die drei wichtigsten Veränderungen aus, die uns schon heute bereits erreicht, sich im Redaktionsalltag aber offensichtlich noch zu wenig etabliert haben:

  1. Die Bedeutung linearer Programme bzw. linear strukturierter Medien sinkt zunehmend.
  2. Die Position von Journalisten sowie das Verhältnis von Journalisten und Konsumenten zueinander wird sich radikal verändern.
  3. Wir werden immer mobiler.

Dieses Buch ist eine gute Grundlage, um das Thema Digitalisierung im Journalismus zu vertiefen. Es liest sich leicht, die Erklärungen sind nachvollziehbar. Für alle, die Appetit auf mehr haben, listet der Autor im Anhang auch die aktuellen Angebote in der Aus- und Weiterbildung.

Informationen zum Thema gibt es unter www.universalcode2020.de und hier den Blick ins Buch.

Universalcode 2020: Content + Kontext + Endgerät
Autor: Christian Jakubetz
Broschiert, 208 Seiten
Verlag: UVK (1. Auflage)
Sprache: deutsch
ISBN: 978-3-7398-0042-4
Preis: SFR 20.90, EUR 24.99 (Ohne Gewähr)

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