Seit einigen Jahren teile ich regelmässig Leseempfehlungen in meinen sozialen Netzwerken. Content Curation, also das Sammeln, Kuratieren und Teilen von relevanten Inhalten, ist ein Job, der mir in Fleisch und Blut übergegangen ist. Doch wie funktioniert das ganz praktisch? Wie organisiere ich meine Quellen und wie laufen meine Routinen? Heute gebe ich Einblick in meine Praxis mit Tipps und Empfehlungen für Tools. Weiter unten im Beitrag habe ich das Zusammenspiel auch in einem Schaubild aufbereitet. Es ist also alles da, wenn Sie selber kuratieren möchten, müssen Sie nur noch etwas Zeit und Passion für Ihr Thema mitbringen.
Warum ich kuratiere? Ich will und muss an meinen Themen dran bleiben, damit ich meine Kunden optimal beraten und den Unterricht nahe an der Aktualität gestalten kann. Darum lese ich sehr viel. Der nächste Schritt, nämlich das Wesentliche festzuhalten und die Fundstücke zu teilen, ist dann nicht mehr weit. Und ja, es geht auch um Aufmerksamkeit und Reichweite, schliesslich biete ich mit meiner Beratung eine Leistung an, die sonst nicht sichtbar ist.
Auch meinen Kunden rate ich zu Content Curation, weil es kaum ein Unternehmen schafft, mit ausreichend eigenem Content regelmässig online präsent zu sein. Was Content Curation ist und was es für Unternehmen bedeutet, habe ich bereits früher in einem Blogbeitrag erklärt. Das ist jetzt zwar schon eine Weile her, ich bin aber mehr denn je davon überzeugt, dass Content Curation in jede Content-Strategie gehört.
Content Curation ganz konkret
Ich arbeite mit Kunden an diesem Thema, werde aber auch immer wieder gefragt: “Wie machst du das?” Es gibt einige Tools für die Distribution, dann fehlen aber meist die Inhalte. Heute öffne ich, was für viele eine Blackbox ist. In der Blogparade von Kerstin Hoffmann habe ich zum Thema Personal Branding bereits einen ersten Einblick in meine Routine gegeben.
Meine bevorzugte Zeit für Content Curation ist der frühe Morgen. Dann arbeite ich mit dem Tablet, auf dem ich alle notwendigen Apps installiert habe – dazu später mehr. Bereits mit dem ersten Kaffee öffne ich meine Quellen und beginne zu lesen. Dabei gibt es Tage, an denen mir gleich zahlreiche interessante Beiträge ins Auge springen. Dann gibt es auch tagelange Flaute. An solchen Tagen liefert mein RSS-Reader reihenweise Beiträge mit reisserischen Titeln und aufgeblähten Texten. Und natürlich gibt auch Tage, an denen ich keine Zeit zum Lesen finde. Auch diese Phasen lassen sich überbrücken, wie Sie im Verlauf dieses Beitrags erfahren.
Gerne lese ich auch unterwegs auf dem Smartphone. Ich bin immer wieder überrascht, wie produktiv Wartezeiten auf Bus und Tram, vor einem Meeting oder vor einem Schalter genutzt werden können. In solchen Momenten lese ich dann allerdings eher auf Twitter und LinkedIn und in ausgesuchten Facebook-Gruppen. Feedly habe ich zwar auf meinem Android Phone installiert, der Screen ist für das Handling aber oft zu klein. A propos Handling: Ob auf dem Tablet oder mit dem Smartphone bewährt es sich je länger je mehr, die Teasertexte zu diktieren, statt mühsam auf der Minitastatur zu schreiben. Für die Spracherkennung ist allerdings die Verbindung mit dem Internet Voraussetzung.
Von beiden Geräten lassen sich die Inhalte auch gut weiter teilen. Lesen, Kuratieren und Teilen erfolgen also in einem Arbeitsgang. Wie das im Detail geht lesen Sie in den folgenden drei Schritten. Für die Beschreibung der Plattformen und Tools finden Sie zur besseren Lesbarkeit nachgestellt ein eigenes Kapitel.
Schritt 1: Quellen sichern
Gleich zu Beginn: Ohne ein Set an Quellen, die regelmässig neue Beiträge liefern, wird Kuratieren ein mühsames Unterfangen. Dabei verhält es sich wie mit einer guten Zeitung oder einem angesehenen Fachmagazin: Sie sind zwar Garanten für Qualität, aber nicht immer ist das was drin steht aus der eigenen Optik relevant. Was hilft, ist mit einer grossen Quellenvielfalt zu arbeiten, und die lässt sich organisieren:
-
- Feedly: Schon kurz nach meinem Einstieg ins Internet habe ich begonnen, RSS-Feeds zu abonnieren. Angefangen habe ich mit dem Google Reader. Als dieser im Sommer 2013 dicht machte, wechselte ich zu Feedly und importierte meine damaligen Quellen. Einige sind geblieben, viele sind neu. Das Quellenset verändert sich stetig. Blogs verschwinden und neue tauchen auf. Entdecke ich interessante Beiträge in anderen Blogs, Newslettern oder bei der Recherche, füge ich die Quellen bei Feedly hinzu. Das ist ein Prozess, der sich verinnerlicht hat.
Auch das Lesen nach Keywords mit Google Alerts wird unterstützt, aber damit arbeite ich eher zurückhaltend. Veraltete Quellen fliegen raus – Feedly Pro ermöglicht, nach inaktiven Accounts zu filtern.
- Feedly: Schon kurz nach meinem Einstieg ins Internet habe ich begonnen, RSS-Feeds zu abonnieren. Angefangen habe ich mit dem Google Reader. Als dieser im Sommer 2013 dicht machte, wechselte ich zu Feedly und importierte meine damaligen Quellen. Einige sind geblieben, viele sind neu. Das Quellenset verändert sich stetig. Blogs verschwinden und neue tauchen auf. Entdecke ich interessante Beiträge in anderen Blogs, Newslettern oder bei der Recherche, füge ich die Quellen bei Feedly hinzu. Das ist ein Prozess, der sich verinnerlicht hat.
-
- Newsletter: Für Newsletter habe ich einen eigenen Mailaccount. Das hält mir die Geschäftsmail von Ablenkung frei. Zur Kommunikationsszene lese ich die Werbewoche und Persönlich Weekly. Nicht wegzudenken ist für mich der Social Media Watchblog, der zweimal pro Woche versendet wird. Darüber hinaus erhalte ich auch Newsletter mit Resultaten aus Refind und Nuzzel. Bei Refind handelt es sich um Bookmarks von anderen Benutzerinnen, bei Nuzzel sind es Beiträge, die von mehreren Lesern geteilt werden. Zu beiden Angeboten erfahren Sie im Verlaufe dieses Beitrags mehr.
-
- Web und Social Media: Beim Kleinreport schaue ich regelmässig vorbei, weil mir die Seite besser liegt als der Newsletter. Dann überprüfe ich mehrmals täglich kurz Twitter, mindestens täglich auch LinkedIn. Auf beiden Netzwerken teile ich nicht nur Beiträge, sie leben auch vom Dialog. Ich finde das wichtig zu verstehen: Soziale Medien sind nicht einfach ein Kanal, der bespielt wird, sondern ein Ort, wo ein Austausch stattfindet. Broadcast ist hier verpönt. Bei Twitter habe ich Listen angelegt, die es möglich machen, auch einmal selektiv und damit fokussiert zu lesen. Das kann ich nur empfehlen, sonst wird’s schnell einmal zuviel. Und übrigens: In Feedly kann man auch Twitter Feeds anlegen, allerdings empfiehlt sich das nur für Accounts, die nicht hyperaktiv unterwegs sind.
-
- Events und Treffen: Jeder Mensch weist den Weg zu interessanten Quellen, eigenen oder dritten. Darum setze ich auch gerne auf persönliche Empfehlungen aus Gesprächen oder in Referaten.
Schritt 2: Lesen und Kuratieren
Meist ist der frühe Morgen der beste Moment zum Lesen, weil ich dann noch die nötige Ruhe und vor allem Aufmerksamkeit habe. Die Reihenfolge, ob ich erst die Newsletter oder Feedly lese, variiert. Kuratieren beginnt mit Scannen und dann mit Lesen.
Bei Feedly habe ich 313 Quellen abonniert. Für den besseren Überblick arbeite ich mit Kategorien: Online-Kommunikation, Employer Branding, Digitalisierung, Medien, Marketing sind nur einige davon. In der Regel lasse ich mir nur die Titel anzeigen und lese demnach erst einmal nur die Schlagzeilen. Das ist übrigens ein hervorragendes Training, um schlagkräftige Titel zu erkennen. Weniger aktive Quellen schaue ich mir in der Magazin-Ansicht an, so wird mir neben dem Bild auch die Autorin und der Anriss ausgegeben. Neben der Quelle und dem Titel ist nämlich auch der Autor ein Selektionskriterium. Der Entscheid über lesen oder weiterscollen erfolgt blitzschnell und kompromisslos. Dessen müssen wir uns als Schreiberinnen und Schreiber immer bewusst sein. Mit der Zeit entwickelt man ein recht gutes Gespür für nützliche Beiträge.
Ich habe mir bei Feedly zwar viele Quellen gesichert, setze mich aber nicht unter Druck, sie alle zu lesen. Vieles fällt der fehlenden Zeit zum Opfer, es braucht auch Mut zur Lücke. Zudem tauchen wichtige und lesenswerte Beiträge auch anderswo wieder auf, “if the news are important they will reach me” funktioniert. Die Option “später lesen” nutze ich praktisch nicht – aufgeschoben ist in diesem Falle eben doch meist aufgehoben, da mache ich mir schon gar nichts mehr vor. ;-)
Die wichtigsten Newsletter lese ich praktisch täglich, wenn nicht am Morgen, dann irgendwo unterwegs. So bin ich auch im Bild, was bei Refind und Nuzzel läuft.
Ausgewählte Beiträge schaffen es in den dritten Schritt, und zwar sofort, denn frisch nach dem Lesen ist auch klar, mit welchem Argument und mit welcher Begleitinformation der Beitrag geteilt wird. Diese paar Sätze müssen sogleich folgen. In der Feedly-Version für Teams gibt es dafür ein eigenes Insights-Feld, auch können Textstellen markiert werden.
Schritt 3: Teilen
Tools helfen, die Schwankungen zwischen ertragreichen Tagen und solchen, an denen es nichts zu teilen gibt oder keine Zeit zum Lesen vorhanden ist, auszugleichen.
-
- Social Pilot ist für mich ein praktischer Helfer, der zwar Geld kostet, aber wertvolle Dienste leistet. So habe ich für jedes Netzwerk hinterlegt, an welchen Tagen und zu welcher Zeit ich Beiträge teile. Mit Social Pilot bereite ich sowohl meine kuratierten Fundstücke wie auch eigene Blogbeiträge für Twitter, LinkedIn und Xing (Update: Per 1. April 2019 hat Xing die API eingestellt, Xing wird also nicht mehr unterstützt). Das ist ebenso praktisch wie gefährlich. Gefährlich wird es dann, wenn Sie Kanäle über ein Tool bespielen und es versäumen, sich regelmässig auch dort zu bewegen. Sie müssen verstehen, welche Themen laufen, welche Gespräche stattfinden und wie die Nutzer mit Ihren Inhalten interagieren.
-
- Gute Beiträge hinterlege ich beim Social Bookmarking-Dienst Diigo. Was für die einen Evernote oder Pocket leisten, ermöglicht mir Diigo. Und was für Sie vielleicht das Eselsohr in einem Buch ist, sind Social Bookmarking-Angebote im Internet. Social sind sie dann, wenn die gespeicherten Lesezeichen für jedermann einsehbar und verfolgbar sind. Seit September 2010 speichere ich in meinem Profil, worauf ich später wieder im Zugriff haben möchte. Zentral sind die Keywords. Ausgesuchte Beiträge erscheinen auch auch auf meiner Homepage, bei diesen erläutere ich dann auch mit ein bis zwei Sätzen, was sie lesenswert macht. Alle zwei Wochen greife ich dann im Newsletter jeweils drei Leseempfehlungen auf. Sie sehen, wie das zusammenspielt? Einmal lesen und verarbeiten, dann mehrfach nutzen.
-
- Wissensmanagement bei Refind funktioniert mit dem Zugang zu Themen und Persönlichkeiten. Hier speichere ich aber auch ganz bewusst Highlights, die ich weiter teilen möchte. Im Gegensatz zu Diigo bietet Refind die Möglichkeit, Bookmarks im Weekly Digest als Newsletter zu abonnieren – ein Profil bei Refind ist dafür nicht notwendig. Die wöchentliche Selektion geht automatisch und ohne weitere Eingriffe an Abonnenten raus. Das Sichern von Bookmarks läuft gleich wie bei Diigo über ein Browser-Plugin oder auf mobilen Geräten über die “Teilen-Funktion”. Auch Beiträge, die man bei Twitter mit gefällt mir markiert, können automatisch importiert werden. Für mich ist das keine Option, weil ich das “gefällt mir” oft einfach als Zustimmung nutze.
-
- Auf Facebook bin ich mittlerweile mit fachlichen Themen nur noch zurückhaltend unterwegs. Meine Fanseite habe ich mangels Reichweite eingestellt. In meinem privaten Feed sprechen meine Leserinnen auf andere, eher persönliche Beiträge an. Wenn ich noch Inhalte teile, dann in den Fachgruppen, in denen ich mich bewege.
- Bis 2018 habe ich fast vier Jahre lang bei Scope die Box Online-PR bespielt. Dann hat Scope per 14. Dezember 2018 den B2C-Dienst eingestellt. Diese Nachricht hat mich nicht erschreckt, aber darin bestätigt, wie wichtig es ist, nicht nur auf einen Kanal zu setzen, sondern divers zu arbeiten.
Plattformen und Tools für Content Curation
Aktuell arbeite ich mit einen Toolset, wie ich es in der Grafik unten aufgezeichnet habe. Die roten Pfeile stehen für das Aggregieren und die blauen für das Distribuieren. Diese Tools stelle ich in der Folge gerne kurz vor.
Alle hier vorgestellten Anwendungen bieten auch eine Teamfunktion, diese ist allerdings kostenpflichtig.
Feedly ist eine Anwendung, in der von der Benutzerin abonnierte Blogbeitrtäge und News aggregiert werden. Abrufbereit sind sie in verschiedenen Webbrowsern und via App auf mobilen Geräten mit iOS und Android. Der Dienst ist cloudbasiert, das bedeutet, dass Beiträge, die auf einem Gerät gelesen wurden, auch auf allen anderen Geräten als gelesen markiert werden. Die Inhalte können vom Benutzer mit Anmerkungen versehen und direkt aus Feedly mit anderen geteilt werden. In der kostenlosen Basisversion können bis zu 100 Quellen in maximal 3 Feeds (Kategorien) angelegt werden. Der Leistungsumfang in der Pro-Version ist erheblich grösser: unbegrenzte Anzahl Quellen, schnellere und bessere Suche, mehr Share-Möglichkeiten usw. Zudem können inaktive Quellen einfach angezeigt und gelöscht werden. Feedly bietet eine eigene Lösung für Teams an.
Social Pilot ist ein Tool, mit dem Beiträge in sozialen Netzwerken geplant und publiziert werden können. Pro Netzwerk kann ein eigener Zeitplan hinterlegt werden. Beiträge werden dann entweder via Warteschlage zum nächsten freien Zeitpunkt publiziert, sie können aber auch terminiert werden. Praktisch ist die Kalenderfunktion mit einem Überblick über die Postings für alle Kanäle an einem Tag oder einer Woche. Social Pilot ist für Teams ausgelegt, wobei die Grösse der Teams unter anderem für den Preis entscheidend ist. Das Tool unterstützt mehrere URL-Shortener und das Teilen geht problemlos über Browser-Plugins oder Sharing-Funktion auf mobilen Geräten. Mit dem Support von Social Pilot habe ich sehr gute Erfahrungen gemacht. Es bringt übrigens auf der Pricing-Seite ganz unten den Preis- und Leistungsvergleich zu Konkurrenten wie Hootsuite, Buffer usw.
Refind ist eine Bookmarking-Plattform, auf der angemeldete User Personen, Organisationen oder Themen folgen können. Der Zugang läuft über einen Twitter- oder Facebook-Account, wodurch das eigene Netzwerk eingebunden wird. Hier können private Leselisten angelegt werden. Mit der Gruppenfunktion kann man Links gemeinsam mit Freunden, Mitarbeiterinnen oder einer Community sammeln. Jeder User kann einen eigenen Newsletter anbieten, der Weekly Digest wird automatisch wöchentlich verschickt. Angepasst werden kann die Anzahl der Beiträge und die Farbe. Beiträge lassen sich bei Refind via Browser-Plugin oder die Sharing-Funktion auf mobilen Geräten teilen. Refind ist übrigens ein Schweizer Startup, gegründet von Dominik Grolimund, der schon Caleido, Wuala und Silp aufgebaut hat.
Diigo ist ein Dienst, mit dem sich Lesezeichen (Bookmarks) speichern und mittels Begleittexten und Tags organisieren lassen. In den Beiträgen können mit einem Markierungswerkzeug und mit “Sticky Notes” Anmerkungen gemacht werden. Diigo eignet sich dank seiner Gruppenfunktion für die Teamarbeit, dafür muss allerdings Mindestens das Standard-Angebot gelöst werden. In der Grundfunktion ist Diigo kostenlos, es enthält allerdings Werbung und nach 1’000 Bookmarks ist Schluss.
Nuzzel bezeichnet sich als das Nachrichtenüberwachungs- und Recherchetool der nächsten Generation für PR-Profis. User verknüpfen hier ihre sozialen Profile auf Twitter, Facebook und LinkedIn und binden so ihr Netzwerk mit ein. Sie erhalten eine Benachrichtigung, wenn Nachrichten und Seiten in einer zuvor festgelegten Häufigkeit im eigenen Netzwerk geteilt werden. Diese Benachrichtigungen erfolgen via Push von der App oder per Newsletter. So sind Sie immer im Bild, welche Nachrichten im eigenen Netzwerk gerade häufig geteilt werden und populär sind. Auf diese Weise entdecke ich auch immer wieder interessante Blogs, die ich dann wiederum bei Feedly abonnieren kann. Nuzzel nutze ich in der kostenlosen Version; wenn Sie die Team-Funktion nutzen wollen, ist Nuzzel kostenpflichtig.
Natürlich gibt es für das Kuratieren nicht den einen richtigen Weg. Prozesse müssen erst erprobt und eingespielt werden. Deshalb interessiert mich Ihre Sicht. Wenn Sie kuratieren, wie packen Sie das an? Mit welchen Tools arbeiten Sie? Teilen Sie Ihre Erfahrungen und Tipps gerne im Kommentarfeld.
Hallo,
toller Artikel!
Ich nutzte Data Mining für das “kuratieren”. Ich kuratiere nicht wirklich, sondern informiere mich zu gewissen Themen und dann schreibe ich irgendwann Artikel dazu – ich bin Blogger. Ziel meines Blogs ist aber weniger der Lesegenuss, als das Wissensmanagement – ich schreibe, um mein Wissen zu dokumentieren und stelle es der Öffentlichkeit zur Verfügung. Das hat viele positive Effekte: das Wissen ist bündig dokumentiert, ich kann es überall nachschlagen, ich kann es mit Links in Gesprächen referenzieren, ich rekapituliere mein Wissen regelmäßig.
Kommen wir zu Data Mining. Ich bin noch nicht in sogenanntes Natural Language Processing eingearbeitet, aber ich kenne mit dem Term-Frequncy-Inverse-Document-Frequency-Verfahren eine Berechnungsmethodik, um Schlagworte zu identifizieren und zu bewerten. Wenn ich z. B. als Bewerber ein Unternehmen kennenlernen möchte, dann lese ich die ganze Homepage automatisch aus und fasse sie im Format Link-Schlagworte zusammen. Oder in Bezug auf Twitter habe ich eine Liste von Hashtags und das Datum der letzten Analyse. Mein R-Script sucht dann alle neuen Tweets und extrahiert alle Links, sodass diese aufgerufen und beschlagwortet werden und letztlich als HTML-Datei ausgespuckt werden. Das Format ist dann Hashtag-Link-Schlagworte, wobei die Schlagworte in der Größe proportional zur relativen Wichtigkeit sind. Man kann das auch so arrangieren, dass die Anzahl der Schlagworte auf die Länge des Artikels hinweist.
Das ist also das, was bei Ihnen der Feed ist, mit dem Unterschied der Beschlagwortung (und Hashtagzuordnung). Man sieht dann anhand der Schlagworte schnell worum es gehen könnte und erhält einen Einblick, um originelles Material zu erkennen. Das vereinfacht die Auswahl und ist m. E. viel effektiver und effizienter als Titel.
Dann lese ich also die Artikel zu gewissen Themen oder die Zusammenfassung von einzelnen Seiten. Wenn das Thema für mich neu ist, verschafffe ich mir erstmal einen Überblick über die Schlagworte bevor ich selektiere. Dann fange ich an Artikel, die interessant sein könnten zu lesen und die originellen Anteile zu extrahieren. Ich notiere dann im Format Artikel/URL – originelle Aussagen. Diese Sammlung verwende ich irgenwann in einem Artikel, wenn ich meine ein Thema erfassen zu können. Basiert mein Artikel auf solchen Quellen, werden diese auch refferenziert, sodass Kuration entsteht.
Meine Artikel verbreite ich (derzeit) manuell über Gruppenbeiträge, Kommentare, Foren und Posts – eher in der Diskussion, als Reichweitenmaximierend. Aber ich arbeite gerade an gewisser Automatisierung. Twitteruser, die Schlagworte benutzen, die in meinen Artikeln relevant sind, werden gelistet. Dann gucke ich wie viele meiner Artikel für jeden User relevant wären. Ist ein User an vielen Artikeln interessiert, schreibe ich ihm eine Blogempfehlung mit Link zur Übersichtsseite – das ganze funktioniert mit wenig manuellen Eingriffen. Ich habe auch vor ein Tweetportfolio zu verwalten, dass dann regelmäßig geupdatet wird, aber automatisch gepostet wird, sodass meine Presenz angemessen ist.
Ich wollte dir / Ihnen mal zeigen, wie so eine Beschlagwortung ungefähr aussieht. Ich habe technologisch gewisse restriktionen, sonst wäre es schöner, aber es ist schon sehr nützlich.
Hier der Link: https://marius-a-schulz.de/2019/01/26/we-alliance-twitter-link-scrapping-summary/ .
Mit freundlichen Grüßen,
Marius Alexander Schulz.
Vielen Dank, das ist ja nun ein etwas anderer, vielmehr datenbasierter Ansatz im Eigenbau. Er zeigt auch, dass die Techniken, um zu gutem Content zu kommen, ein Stück weit auch eine Sache des persönlichen Approaches sind.
Wenn die Persönlichkeit mit einfließt ist das grandios.
Für mich ist das Thema so interessant, weil es ja zu einem gewissen Grad ein konkretes Beispiel für Digitalisierung ist. Digitalisierung soll ja in Zukunft Menschen entlasten und Mehrwert bilden, also wine Synthese aus den Eigentümlichkeiten von Mensch und Maschine hervorbringen.
Mein Ansatz eignet sich für “Newcomer”-Entdeckung, Trendanalyse, Ausslassungsdetektion (Was fehlt in der Diskussion?) und Stimmungsanalyse. Der Selektionsprozess erfolgt mit mehr Hinweisen auf den Inhalt (Titel, Schlagworte, Struktur, Länge und Sentiment sind denkbar). Der Mensch sollte dann die Lesererfahrung und die Originalität unter die Lupe nehmen und Anmerkungen erfassen. Weiterhin wäre es möglich das Linksharing auszuwerten (Engagement, Rating, Reaktionssentiment) und in das Kuratieren einfließen zu lassen. So werden eventuell auch weitere Informationen kreiert, wie z. B. Hinweise darauf, wie vielen Leuten ein kuratierter Artikel gefällt.
Wenn ich also Ihre genauen Anforderungen und Bedürfnisse kennen und verstehen würde, könnte man eventuell Tools entwickeln, die Sie unterstützen. In der Informatik arbeitet man heute mit kleinen Innovationen und iteriert funktionierende Lösungen bis hin zur Marktreife: Erzeugen, Abliefern, Feedback, Erzeugen, … Das sind die agilen Methoden.
Vielleicht ist das ja für Sie oder Ihre Leser relevant? Vielleicht fällt Ihnen noch was ein? Spinnen Sie mit :-)
Mit freundlichen Grüßen,
Marius A. Schulz.
Hallo Marius,
Dein Ansatz geht über Content Curation hinaus. Content Curation bezieht sich auf das detektieren von interessanten Inhalten, die der eigenen Expertise entsprechen, diese erweitern. Die Selektion wird durch den Experten vorgenommen. Geht man soweit, dass dies durch “Maschinen” stattfindet, leidet die Authentizität. Dann begeben wir uns auf ein Level der Automatisierung, das bereits durch Tools vorgenommen werden kann, aber wo sollte hier der Mehrwert für den Leser liegen? Es geht nicht darum Inhalte zu finden, die möglichst viele Interaktionen aufweisen, sondern möglichst interessant sind. Das ist m.E. Qualität anstelle von Quantität.
Ein Indikator dafür, wie sehr ein kuratierter Artikel Lesern gefällt, sind Analyse-Daten die von Social-Media-Netzwerken selbst (z.B. Twitter Analytics) ausgegeben werden oder durch z.B. Google Analytics für Blogbeiträge erhoben werden können.
Was allerdings ein gravierender Punkt ist, der Content Curation überhaupt erst sinnvoll und zielführend macht ist das Teilen von Inhalten. Die User/Follower müssen die Inhalte auch wahrnehmen und dabei führt meines Erachtens nach kein Weg an Tools vorbei, die Content Curation unterstützen. Denn nach dem Sammeln kommt das Teilen.
Wir nutzen dafür Blog2Social. Mit diesem Tool können wir unsere Beiträge und fremde Inhalte direkt auf Social Media teilen und deren Veröffentlichung planen. Sich auf ein einziges Netzwerk dabei zu beschränken ist ebenfalls nicht ratsam, da man nur durch eine umfassende SoMe-Marketing-Strategie auch tatsächlich die gesamte Zielgruppe erreicht. Nicht jeder ist nur auf Facebook oder nur auf Twitter erreichbar. Hier bietet es sich definitiv an, auch andere Netzwerke, wie Instagram oder Pinterest mit in die Curation einzubinden.
Beste Grüße,
Bastian Rappl
Hallo Bastian Rappl,
Du bist der Meinung, dass der Experte im Zentrum von Content Curation steht und das sehe ich genauso, aber wie kann man den Experten bestmöglich unterstützen?
Frau Schindler nutzt Feeds und selektiert vor anhand der Titel. Hier geht es um das Informationsparadoxon – man kennt die Qualität erst nach dem Lesen. Analytics Tools erlauben hier mehr Informationen im Vorhinein zu erwerben – Schlagworte, Struktur des Artikels, Sentiment (positiv, negativ, Emotionen). Das erleichtert die Entscheidungsfindung, ob man einen Artikel überhaupt liest.
Bei der Verbreitung der kuratierten Artikel erlauben Analytics Kennwerte zur Resonanz zu prüfen. Wenn Sie z. B. einen wöchentlichen Newsletter haben, können Sie vorher prüfen, wie einzelne Posts angekommen sind – Sie kuratieren dann unter den Artikeln mit der besten Resonanz und erhalten so Fokus und können effizienter und effektiver Arbeiten.
Ich möchte Ihnen also widersprechen, es geht nicht um Quantität vs. Qualität, sondern um Quantitätsauswertung, um Qualität zu ermöglichen – das wäre eine Mensch-Maschine-Kooperation. Das ist typisch für die Digitalisierung, dass Mensch und Maschine sich in gelungenen Anwendungen gegenseitig ergänzen.
Mit freundlichen Grüßen,
Marius Schulz.