Ein gesegneter Newsdesk für das Erzbistum Köln

Newsroom Newsdesk Erzibsum Köln
Michael Kasiske, CvD Newsdesk Erzbistum Köln

Ich habe schon zahlreiche Newsrooms besucht und noch über einige mehr geschrieben, nie zuvor jedoch über ein Newsdesk, das kirchlich gesegnet wurde. Michael Kasiske ist der CvD am Newsdesk im Erzbistum Köln, er hat mir meine Fragen zu den Vorbereitungen und dem Betrieb beantwortet. Denn tatsächlich war der Newsdesk bereits einige Monate in Betrieb, bevor er am 5. September offiziell eröffnet und von Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki und Generalvikar Dr. Dominik Meiering gesegnet wurde. Eine Kommunikationszentrale für die Kirche? Ja klar, warum nicht und für mich überdies ein sehr schönes Beispiel, dass der Newsroom im Kopf beginnt. Die Antworten von Michael Kasiske zeigen: Schon kleine Umstellungen können Arbeitsabläufe vereinfachen und eine enorme Verbesserung der Resultate bewirken.

Anfang September wurde der Newsdesk des Erzbistums Köln eingeweiht und gesegnet. Zuerst: Herzlichen Glückwunsch zum Start verbunden mit meiner ersten Frage: Wie haben Sie sich auf den Start Ihres Newsrooms vorbereitet?

Wir waren bei IKEA einkaufen. Das war tatsächlich einer unserer Programmpunkte. Wir sind mit dem neu zusammengestellten Team zu dem Möbelhaus gefahren und haben in Ruhe einige Kleinigkeiten für unseren neuen Raum besorgt. Das war super für das Team. Für alle Mitarbeitenden war der Umzug eine grosse Umstellung, da sie vorher meistens in Einzelbüros gearbeitet haben und es keine so enge Zusammenarbeit gab. Auch das Konzept für den Newsdesk haben wir gemeinsam erstellt und unter anderem die Workflows sehr detailliert besprochen, so dass diese zum Start allen bekannt waren.

Heute arbeiten 13 Mitarbeiter im Kölner Maternushaus in einem Teamraum. Wie funktioniert die Zusammenarbeit in der neuen Organisationszentrale?

In dem Raum ist eine völlig neue Zusammenarbeit entstanden. Wir sind viel enger zusammengerückt. Deswegen mussten aber auch einige ganz alltägliche Dinge geklärt werden. Warmes Mittagessen darf zum Beispiel nicht am Arbeitsplatz sondern nur im Besprechungsbereich gegessen werden. Heute noch ist es schwierig die Balance zu halten, auf der einen Seite im Team Spontanität zu fördern und auf der anderen Seite nicht ständig die anderen in ihrer Konzentration zu stören.

Der Newsdesk ist die Organisationszentrale der gesamten Kommunikation des Erzbistums Köln. Wir koordinieren alle Anfragen von Journalisten und sind für Themen und Kanäle verantwortlich. Schon nach drei Monaten wird deutlich, welches Potential in der Struktur und dem Team steckt und dass wir noch viele spannende Geschichten der katholischen Kirche multimedial aufbereiten und erzählen werden.

Wurden Sie von anderen Newsrooms inspiriert? Falls ja von welchen und was haben Sie mitgenommen?

Unter anderem haben wir uns den Newsroom der Welt in Berlin und den im Katholischen Medienzentrum in Zürich angeschaut. In Berlin war faszinierend, wie ruhig es in dem Raum war, obwohl dort über hundert Menschen sassen. Im Medienzentrum in Zürich haben wir unter anderem gesehen, wie dort die Steuerung der Themen vom Nutzerverhalten beeinflusst wurde.

Medienarbeit, Social Media, ein Blog und gleich zwei Videokanäle: Sie bereiten Ihre Botschaften multimedial und mit mobilen Angeboten auf. Welche Fertigkeiten dürfen in einem Newsroom unter keinen Umständen fehlen?

Humor erleichtert die Zusammenarbeit sehr und schafft kreative Freiräume. Wichtig ist bei allen Beteiligten die Fähigkeit, die Botschaft der Organisation und die Bedürfnisse der Menschen miteinander zu verbinden. Diese Grundlage der PR muss einfach jeder Mitarbeitende drauf haben. In der katholischen Kirche ist es ausserdem natürlich wichtig, selbst eine positive Beziehung zur Kirche zu haben, um die Begeisterung der anderen nachvollziehen zu können.

Können Sie uns etwas zu Ihrer Planung verraten? Wie legen Sie Themen fest? Welches sind Ihre Schwerpunktthemen?

Zum Erzbistum Köln gehören rund 2 Millionen Katholiken, 60.000 Mitarbeitende und 800 Kirchen. Daher gibt es sehr viele Anfragen von Journalisten, die zunächst einmal einen Teil der täglichen Ressourcen benötigen. In der Verwaltung (dem Generalvikariat) entstehen viele Projekte und Ideen, die kommunikativ umgesetzt werden müssen. Auch unser Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki setzt natürlich selbst Schwerpunkte. Er hat zum Beispiel die Aktion Neue Nachbarn ins Leben gerufen, die Flüchtlingshilfe im Erzbistum Köln. Für uns ist es wichtig uns dann noch Freiräume zu schaffen, um in der Kommunikation selbst Ideen zu entwickeln. Wir wollen noch stärker auf aktuelle Themen reagieren und so die Stimme der Kirche in der Gesellschaft öfter erklingen lassen. Ausserdem schauen wir natürlich, welche Fragen die Menschen im Internet haben und welche Antworten oder Geschichten der Kirche dazu passen.

Redaktionsplanung, Monitoring, Erfolgskontrolle: Das alles schafft man ja nicht ohne Hilfsmittel. Welche Tools setzen Sie ein?

Unser wichtigstes Tool ist eine Planungssoftware in der wir die Themen, Termine und die Planungen der Kanäle für alle Mitarbeitenden transparent darstellen. Diese haben wir lange gesucht und schliesslich mit einem Tool für Redaktionen einen Kompromiss gefunden. Für unser Monitoring arbeiten wir mit unterschiedlichen Dienstleistern zusammen. Derzeit führen wir ein CRM-Programm ein und auf dem Plan steht auch noch eine Content-Management Software.

„Organisationskommunikation ist heute keine Einbahnstrasse mehr, sondern lebt immer häufiger vom Dialog“ steht in Ihrer Medienmitteilung zum Start. Wie kurbeln Sie den Dialog an?

Kirche lebt von der Beteiligung der Menschen. Daher ist es ein Ziel auf allen Plattformen mit den Menschen ins Gespräch zu kommen oder sie sogar zum Engagement in der Kirche zu motivieren. Im Rahmen der Aktion-Neue-Nachbarn engagieren sich inzwischen 20.000 Menschen in der Flüchtlingshilfe.

Was denken Sie, macht Ihre Kommunikation gegenüber der Kommunikation von Unternehmen anders?
Kardinal Woelki besucht das Newsdesk

Die Kommunikation des Erzbistums Köln ist sehr vielfältig: uns beschäftigen lokale Themen wie der Neubau einer Schule ebenso wie bundesweit rezipierte politische Impulse von Kardinal Woelki oder Anfragen zum Glauben. Dies ist auch ein deutlicher Unterschied zu der Kommunikation von Unternehmen. Denn ein grosser Teil unserer Themen, wie die Frage nach einem Leben nach dem Tod oder der Geborgenheit in Gottes Hand sind Themen, die jeden Menschen ganz existentiell betreffen. Deswegen haben alle an der Kommunikation Beteiligten zu diesen Themen auch immer eine eigene Position und viele Emotionen.

Am 5. September hat Kardinal Woelki das Newsdesk eingeweiht und gesegnet. Heisst das, dass nun alles fertig ist, wie es sein muss?

Natürlich nicht. Inzwischen läuft das Alltagsgeschäft am Newsdesk sehr gut, aber es bleibt auch noch viel zu tun. Als agiles Team wollen wir auch gar nicht fertig werden, sondern immer wieder unsere Arbeit reflektieren und so weiter verbessern.

Welchen Tipp geben Sie anderen Organisationen mit, die ihre Kommunikation neu organisieren wollen?

Neben aller Planung des Newsdesks ist es vor allem wichtig, die Mitarbeitenden zu der Arbeit in der neuen Organisationsform zu motivieren. Mit einem motivierten Team lassen sich dann die meisten Herausforderungen lösen.

Ich danke Michael Kasiske für dieses Gespräch.

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