Der CommTech Index Report 2024/25 zeigt deutliche Unterschiede bei der Digitalisierung und der Nutzung von KI in der Kommunikationsbranche. Die Schweiz nimmt bei der Nutzung von KI und den Investitionen in neue Technologien eine führende Rolle ein. Deutschland und Österreich agieren konservativer, setzen stärker auf Prozess- und Kosteneffizienz und zeigen grössere Bedenken bei der Umsetzung. Branchen- und länderspezifische Unterschiede sowie unterschiedliche Herangehensweisen von Kommunikationsabteilungen und PR-Agenturen prägen den digitalen Wandel massgeblich.
Der Digitalindex stagniert bei 45 von maximal 100 Punkten. Er hat sich also im Vergleich zum Vorjahr nicht verändert. Dies muss nicht bedeuten, dass die Kommunikation in ihrer Entwicklung stehen geblieben ist. Vielmehr machen sich hier die Auswirkungen der künstlichen Intelligenz bemerkbar, die sich in rasantem Tempo ausbreitet. Dies hat zu einer gewissen Ernüchterung und auch zu mehr Demut bei der Einschätzung des Reifegrades des eigenen Unternehmens geführt. Ein ähnliches Ergebnis hat auch schon die ZHAW-Trendstudie 2024 zur Schweiz zum Thema “Kommunikation in der digitalen Transformation” gezeigt.
Im Ländervergleich liegt die Schweiz mit 49 Punkten klar an der Spitze, Österreich liegt mit einem Indexwert von 44 nur knapp hinter Deutschland mit 45 Punkten. Laut der Medienmitteilung haben insbesondere die grossen PR-Agenturen erkannt, dass GenAI ihr traditionelles Geschäftsmodell bedroht, und deshalb massiv investiert. Dadurch konnten sie ihren Indexwert von 44 auf 48 steigern und die Gesamtheit der Unternehmen überholen.
CommTech Index Report Aufbau und Methodik
Der CommTech Index Report 2024/25 ist eine umfassende Trendstudie, die sich mit dem Stand und der Entwicklung der Digitalisierung in der Unternehmenskommunikation beschäftigt. Nach der ersten Erhebung im Jahr 2023 wurde die Online-Befragung im Jahr 2024 zum zweiten Mal durchgeführt – erstmals mit einer Ausweitung auf die Schweiz und Österreich. Die Ergebnisse wurden am 27. November 2024 in Hamburg im Rahmen des zweiten CommTech Summits einem Fachpublikum vorgestellt.
Der CommTech Index Report 2024/25 basiert auf 352 Interviews zwischen Juni und August 2024. An der zweiten Online-Befragung haben Kommunikationsmitarbeitende aus Deutschland (74 %), Österreich (15 %) und der Schweiz (11 %) teilgenommen.
77 % der Befragten arbeiten in Kommunikationsabteilungen von Unternehmen, 23 % in PR-Agenturen. Mit einem Anteil von 79 % verfügt die Mehrheit der Teilnehmerinnen über mehr als 10 Jahre Berufserfahrung. Nach Positionen aufgeschlüsselt sind 3 % Berufseinsteiger, 36 % Berufserfahrene, 20 % im mittleren Management, 25 % im gehobenen Management und 15 % in der Geschäftsführung tätig.
Die Altersverteilung ist wie folgt: 13 % zwischen 18 und 34 Jahren, 41 % zwischen 35 und 49 Jahren und 45 % über 50 Jahre. Was das Geschlecht betrifft, so sind 55 % der Teilnehmenden Frauen, 43 % Männer und 1 % divers.
Insgesamt wurden 28 Fragen gestellt. In diesem Beitrag werte ich eine Auswahl der Ergebnisse aus, die nach thematischen Schwerpunkten und aus verschiedenen Perspektiven geordnet sind. Ein besonderes Augenmerk gilt den schweizerischen Besonderheiten, den Unterschieden zwischen PR-Agenturen und Kommunikationsabteilungen sowie zwischen Branchen und Industrien. Der Bericht ist so aufgebaut, dass Sie nicht linear lesen müssen, sondern von Thema zu Thema springen können. Das Inhaltsverzeichnis verschafft Ihnen einen Überblick.
Für umfassende und vertiefende Informationen verweise ich auf den kommentierten Bericht, der von Mitgliedern des Lenkungskreises der AG CommTech erstellt wurde. Hier zum kostenlosen Download.
Digitalisierungsgrad und Offenheit für CommTech
Die Mehrheit der Befragten geht davon aus, dass sich die Arbeitsweise durch CommTech stark verändern wird – sowohl für die Organisation als Ganzes als auch für die einzelnen Mitarbeitenden. Die grössten Auswirkungen werden in den Bereichen Content-Produktion, Medienbeobachtung, Social Listening sowie Projektmanagement erwartet.
Regionale Unterschiede: Die Schweiz zeigt die höchste Bereitschaft zur Digitalisierung. 70 % der Schweizer Kommunikationsabteilungen arbeiten bereits mit Pilotprojekten, verglichen mit 58 % in Deutschland und 41 % in Österreich. Deutschland setzt stärker auf Prozess- und Kosteneffizienz und führt neue Technologien langsamer ein. In Österreich erfolgt die Adaption von Technologien selektiver und stärker branchenabhängig.
Kommunikationsabteilungen vs. PR-Agenturen: PR-Agenturen sind proaktiver und technologieaffiner, während Kommunikationsabteilungen konservativer agieren. 73 % der Agenturen evaluieren regelmäßig neue Plattformen, bei den Abteilungen sind es nur 63 %.
Branchenspezifische Unterschiede: Die Industrie und das verarbeitende Gewerbe liegen bei der Digitalisierung zurück, während die Medienbranche (IMK) führend bei der Technologieadaption ist. Mehr dazu lesen Sie weiter unten.
Die Mehrheit der Kommunikationsabteilungen befindet sich noch in einer durchschnittlichen Phase der Digitalisierung, mit nur wenigen Innovatoren, die umfassende CommTech-Strategien implementiert haben. Besonders die Branchen Finanzen, Versicherungen und Handel zeigen eine höhere Bereitschaft zur frühen Adaption, während der öffentliche Sektor und verarbeitendes Gewerbe deutlichen Nachholbedarf aufweisen.
Einsatz und Akzeptanz von generativer KI
Schon jetzt wird generative KI in vielen Bereichen eingesetzt, vorwiegend für die Textproduktion (90 %), die Themenrecherche (70 %) und die Erstellung von Briefings (45 %). Die meisten Befragten sehen darin einen hohen Nutzen, 71 % sagen sogar, dass sich dadurch ihre Arbeitsweise verbessert hat.
Die folgende Tabelle zeigt die Anwendungsbereiche der generativen KI und ihre Gewichtung nach Branchen.
Intensive Nutzung in der Schweiz: 95 % der Schweizer Befragten dürfen generative KI wie ChatGPT am Arbeitsplatz nutzen, in Deutschland sind es 86 % und in Österreich 73 %. In der Schweiz wird KI häufiger für strategische Aufgaben wie die Erstellung von Kommunikationskonzepten eingesetzt (49 %).
Kommunikationsabteilungen vs. PR-Agenturen: PR-Agenturen nutzen generative KI breiter und kreativer, insbesondere für die Bildproduktion (28 %) und Recherche (70 %). Kommunikationsabteilungen konzentrieren sich stärker auf die Textproduktion (90 %).
Branchenspezifische Unterschiede: Der Finanzsektor und die Medienbranche (IMK) sind führend beim Einsatz von generativer KI. Der öffentliche Sektor zeigt sich dagegen zurückhaltend und setzt KI vor allem für einfache Aufgaben ein.
Regionale Unterschiede: In Deutschland herrscht trotz breiter Nutzung eine grössere Skepsis, insbesondere bei Datenschutzfragen. In Österreich wird KI ähnlich wie in Deutschland eingesetzt, jedoch selektiver und zurückhaltender.
Die Ergebnisse zeigen: Während generative KI bereits breite Anwendung findet, variieren die Nutzungsschwerpunkte und das Vertrauen in die Technologie stark je nach Branche, Organisationstyp und Region.
Investitionsbereitschaft und Budgetverteilung
Die Ausgaben für KI-Tools, Schulungen und Prozessautomatisierung werden in den nächsten 12 Monaten stark ansteigen. Besonders viel Geld wird in KI-Tools (75 %), Schulungen (62 %) und Owned Media (50 %) investiert.
Rund 30 % der Befragten geben 6 bis 10 % ihres Budgets für Technologien aus, während nur 8 % mehr als 25 % des Budgets dafür aufwenden.
Die folgende Tabelle zeigt die Anteile der Budgets, die für Technologien aufgewendet werden, aufgeschlüsselt nach Ländern, aber auch nach Berufserfahrung.
Grosse Bandbreite: 24 % der befragten Schweizer investieren 11 bis 25 % ihres Budgets in neue Technologien. Deutschland liegt mit 30 % der Befragten, die nur 6 bis 10 % ihres Budgets investieren, deutlich zurück. Österreich zeigt eine ähnliche Verteilung wie Deutschland.
PR-Agenturen investieren mehr in Schulungen (62 %) und kollaborative Lösungen (39 %). Kommunikationsabteilungen legen mehr Wert auf Prozessautomatisierung und Datenanalyse.
Branchenspezifische Unterschiede: Der Finanzsektor investiert am meisten in CRM-Systeme und Medienanalysetools. Die Industrie legt den Schwerpunkt auf Prozessautomatisierung, während der öffentliche Sektor am wenigsten investiert, oft aufgrund fehlender Haushaltsmittel.
Regionale Trends: In der Schweiz wird mehr in KI-Tools und Prozessoptimierung investiert, während Deutschland und Österreich konservativer sind und mehr auf kosteneffiziente Lösungen setzen.
Berufseinsteigerinnen haben keine Vorstellung davon, wie viel Budget für Technologien aufgewendet wird (27 %). Wenn sie eine Angabe machen, liegen sie mit einem Anteil von 5 % oder weniger deutlich unter den Angaben des oberen Managements und der Geschäftsführung. Dies deutet auf Unsicherheit oder mangelnde Transparenz in den Unternehmen hin.
Hürden bei der Implementierung neuer Technologien
Der Mangel an Fachkräften mit Kenntnissen in Data Analytics, generativer KI und Technologieintegration stellt eine Herausforderung dar. Besonders schwierig ist die Rekrutierung von Fachkräften, die Data Analytics mit strategischen Kommunikationsaufgaben verbinden können.
In der Schweiz werden die Integration der verschiedenen Systeme (64 %) und der Mangel an strukturierten Daten (38 %) als die grössten Herausforderungen bei der Umsetzung von CommTech genannt.
In Deutschland sind der interne Widerstand gegen neue Technologien (34 %) und die mangelnde digitale Kompetenz im Team (57 %) stärker ausgeprägt. Auch Datenschutzbedenken spielen hier eine grössere Rolle.
Die häufigsten Hindernisse in Österreich sind fehlendes Budget und unklar definierte Prozesse. Schwierigkeiten gibt es auch bei der Auswahl der richtigen Tools.
Kommunikationsabteilungen kämpfen stärker mit der Integration von Technologien und fehlender Analysekompetenz, während PR-Agenturen Probleme bei der Auswahl geeigneter Tools und im internen Change Management sehen.
Welche Hürden gibt es beim Einsatz neuer Technologien? Die folgende Tabelle zeigt die branchenspezifischen Herausforderungen.
Die grössten Hindernisse für den Einsatz neuer Technologien sind die Integration der verschiedenen Systeme (64 %) und fehlende Kompetenzen im Team (57 %). Besonders auffällig ist das mangelnde Verständnis der IT-Abteilungen für die Kommunikationsbedürfnisse im öffentlichen Sektor (67 %) und der hohe Widerstand gegen neue Technologien in der Industrie und im verarbeitenden Gewerbe (55 %).
Branchenspezifische Unterschiede
Der CommTech Index Report 2024/25 zeigt deutliche Unterschiede zwischen den Kommunikationsabteilungen der verschiedenen Branchen. Die Analyse der Ergebnisse zeigt, dass sich die Prioritäten, Herausforderungen und der Einsatz von Technologien je nach Wirtschaftszweig stark unterscheiden.
Die wichtigsten Unterschiede zwischen den Branchen sind:
Industrie und verarbeitendes Gewerbe (I&G):
- Diese Branche weist den geringsten Digitalisierungsgrad auf. Die Investitionen in Technologie stagnieren. Der Schwerpunkt liegt auf Prozessautomatisierung (74 %) und Schulung (60 %). Sie ordnet sich eher der “späten Mehrheit” zu (48 %).
- Die grössten Herausforderungen sind die Integration verschiedener Systeme (64 %) und fehlende analytische Fähigkeiten im Team (37 %). Häufig besteht eine fragmentierte Technologielandschaft, die eine effiziente Nutzung erschwert.
Finanzen und Versicherungen (F&V):
- 54 % der Kommunikationsabteilungen der Branche sehen sich als “early adopters”. Sie haben bereits viele Kernaktivitäten digitalisiert und setzen überdurchschnittlich stark auf Technologien wie CRM-Systeme und automatisierte Medienanalysen.
- Genannt wird fehlendes Budget (von jeder vierten Person) und die Weigerung, neue Technologien in der Organisation zuzulassen (46 %), im Vordergrund. Die starke Reglementierung in der Branche führt häufig zu zusätzlichen Hindernissen bei der Einführung neuer Instrumente.
Öffentlicher Sektor:
- 67 % der Befragten ordnen sich der “späten Mehrheit” zu; der öffentliche Sektor hinkt bei der Digitalisierung hinterher und nutzt häufig veraltete Tools wie Excel. Die Integration moderner Technologien erfolgt hier langsamer und es besteht grosser Nachholbedarf.
- Der Mangel an strukturierten Daten (64 %) und unklare Prozesse (45 %) sind hier die grössten Hindernisse. Zudem fehlt häufig ein klares Verständnis der IT-Abteilung für die Anforderungen der Kommunikation.
Information, Medien und Kommunikation (IMK):
- Diese Branche nutzt generative KI am intensivsten. Hier wird besonders stark in KI-Tools (74 %) und Owned Media investiert. Die Branche legt grossen Wert auf innovative Lösungen zur Verbesserung der Content-Kreation und der Medienanalyse.
- 49 % der Abteilungen setzen generative KI für strategische Aufgaben ein. Sie sind auch führend bei der Implementierung innovativer Technologien für die Content-Erstellung.
Handel:
- Der Handel nutzt generative KI vorwiegend für die Textproduktion (90 %) und die Themenrecherche (70 %). Der Einsatz für strategische Aufgaben wie die Erstellung von Briefings (nur 30 %) ist dagegen eher zurückhaltend.
- Verstärkt wird in Paid Media und CRM-Lösungen investiert. Die Ausgaben für externe Agenturen gehen dagegen zurück (44 %). Im Fokus stehen die direkte Kundenansprache und die Optimierung der Vertriebsprozesse.
Versorgungswirtschaft und Infrastruktur (V&I):
- Diese Branche nutzt generative KI weniger intensiv, hauptsächlich für die Textproduktion und das Monitoring. Strategische Anwendungen von KI sind hier noch wenig verbreitet.
Die Ergebnisse zeigen deutliche Unterschiede zwischen den Branchen. Die Industrie und das verarbeitende Gewerbe agieren eher konservativ und prozessorientiert. Die Branchen Information, Medien und Kommunikation sowie Finanzen und Versicherungen sind technikaffiner und innovativer. Der öffentliche Sektor hingegen hat noch grossen Nachholbedarf bei der Digitalisierung und dem Einsatz moderner Technologien.
Die Unterschiede lassen sich einerseits auf regulatorische Rahmenbedingungen, andererseits aber auch auf die Verfügbarkeit von Budgets und Ressourcen zurückführen.
Die grössten Auswirkungen von Technologien, einschliesslich KI, werden in den Bereichen Content-Produktion (88 %) und Monitoring, Messung und Analyse (84 %) erwartet. Insbesondere der Handel ist sich über die Bedeutung von Monitoring-Tools vollkommen einig (100 %), während der Finanzsektor stark auf die Erstellung von Inhalten setzt (96 %).
Unterschiede zwischen Kommunikationsabteilungen und Agenturen
Der CommTech Index Report 2024/25 macht deutlich, dass es erhebliche Unterschiede in den Einschätzungen und Prioritäten zwischen Kommunikationsabteilungen (Corporate Communications) und Kommunikationsagenturen (PR-Agenturen) gibt. Die wichtigsten Erkenntnisse lassen sich wie folgt zusammenfassen:
Einfluss von CommTech:
- 67 % der Befragten aus Kommunikationsabteilungen sind sich sicher, dass CommTech ihre Arbeitsweise erheblich verändern wird. Die Digitalisierung ist der entscheidende Faktor für mehr Effizienz und bessere Datenanalysen.
- In PR-Agenturen ist man sich dessen noch mehr bewusst: 73 % der Befragten sind überzeugt, dass CommTech einen grossen Einfluss haben wird. Besonders in Agenturen mit mehr als 20 Mitarbeitenden wird CommTech bereits intensiv genutzt, vor allem im Bereich der generativen KI.
Herangehensweise an neue Technologien:
- Kommunikationsabteilungen setzen auf kontinuierliche Evaluation neuer Technologien (63 %) und führen regelmässig interne Schulungen und Workshops durch (59 %). Die Einführung neuer Tools erfolgt in kleineren Abteilungen eher konservativ.
- PR-Agenturen sind proaktiver bei der Einführung neuer Technologien. 68 % der PR-Agenturen bieten intensive Schulungen an, und 73 % evaluieren regelmäßig neue Plattformen. Grössere Agenturen (>20 Mitarbeitende) experimentieren zudem häufiger mit Pilotprojekten (61 %).
Nutzung generativer KI:
- In Kommunikationsabteilungen wird generative KI vorwiegend für die Textproduktion (90 %) und Themenrecherche (70 %) eingesetzt. In kleineren Abteilungen wird KI hauptsächlich zur Unterstützung bei der Textproduktion eingesetzt, während grössere Abteilungen KI auch für strategische Aufgaben wie die Erstellung von Kommunikationskonzepten nutzen.
- In PR-Agenturen wird generative KI vielseitiger eingesetzt: Neben Textproduktion (90 %) wird KI intensiver für Recherche, Briefing-Erstellung (45 %) und Bildproduktion (28 %) verwendet. Die Agenturen sehen hier ein höheres Potenzial für kreative Anwendungen und Effizienzsteigerung.
Investitionsstrategien:
- 54 % der Kommunikationsabteilungen planen, ihre Investitionen in Technologie zu erhöhen, insbesondere in KI-Tools und Prozessautomatisierung. Auch in Schulungen wird investiert, um die digitalen Kompetenzen zu stärken.
- PR-Agenturen investieren verstärkt in Schulungen (62 %) und Kollaborationslösungen (39 %). Grössere Agenturen setzen zudem stark auf den Einsatz von Owned Media und Content Creation. Überdies legen sie einen Schwerpunkt auf die Differenzierung durch den gezielten Einsatz von Technologie zur Steigerung der Kundenzufriedenheit.
Hürden und Herausforderungen:
- In den Kommunikationsabteilungen wird die Integration unterschiedlicher Systeme als grösste Herausforderung genannt (64 %), gefolgt von fehlenden Kompetenzen im Team (57 %). Vor allem in kleineren Abteilungen fehlt oft das technische Know-how, um neue Tools effektiv einzusetzen.
- PR-Agenturen sehen die grössten Hürden in der Auswahl der richtigen Systeme (47 %) und im Widerstand innerhalb der Organisation gegen neue Technologien (29 %). Ferner wird die fehlende Unterstützung durch Dienstleister als problematisch angesehen (7 %).
Die folgende Tabelle gibt einen Überblick über die Annäherung der Kommunikation an CommTech:
PR-Agenturen setzen stärker auf die kontinuierliche Evaluation neuer Technologien (73 %) und bieten intensivere Schulungen an (68 %) als Kommunikationsabteilungen. In der Schweiz ist die Durchführung von Pilotprojekten besonders ausgeprägt (70 %), während der Aufbau integrierter Agenturteams bei PR-Agenturen (30 %) hervorsticht.
Wo steht die Schweiz im Vergleich zu Deutschland?
Der Ländervergleich zeigt: Die Schweiz ist in der Digitalisierung der Kommunikationsarbeit führend. Schweizer Unternehmen setzen stärker auf generative KI, Pilotprojekte und investieren mehr in neue Technologien als Deutschland und Österreich:
Digitalisierungsgrad und CommTech-Nutzung
- Die Schweiz ist bei der Digitalisierung und der Einführung von CommTech insgesamt weiter als Deutschland. 70 % der befragten Schweizer Organisationen arbeiten bereits mit Pilotprojekten, in Deutschland sind es erst 58 %.
- 95 % der Schweizer Befragten haben die Erlaubnis, generative KI (wie ChatGPT, Claude, Gemini) am Arbeitsplatz einzusetzen, was auf eine grössere Offenheit gegenüber neuen Technologien hindeutet.
- In Deutschland sehen sich 44 % der Kommunikationsabteilungen als „frühe Mehrheit“ bei der Digitalisierung. Die Adaption neuer Technologien erfolgt langsamer, oft aufgrund höherer regulatorischer Anforderungen und einer grösseren Skepsis gegenüber technologischen Neuerungen.
Einsatz von generativer KI
- In der Schweiz wird generative KI intensiver genutzt, vor allem bei der Erstellung von Kommunikationskonzepten (49 % der Befragten). Der Nutzen von KI wird in der Schweiz höher eingeschätzt: 40 % der Befragten sehen einen “sehr grossen Nutzen” im Einsatz von generativer KI.
- Deutsche Kommunikationsabteilungen nutzen generative KI hauptsächlich für die Textproduktion (90 %) und die Themenrecherche (70 %). Der strategische Einsatz, z.B. zur Erstellung von Briefings, ist in Deutschland weniger verbreitet (30 %).
- Die Skepsis gegenüber der Technologie ist in Deutschland grösser: 5 % der Befragten sehen in KI sogar eine Bedrohung, in der Schweiz sind es nur 1 %.
Investitionsstrategien
- Schweizer Unternehmen investieren tendenziell mehr in neue Technologien. 24 % der befragten Schweizer Unternehmen geben an, zwischen 11 % und 25 % ihres Budgets für den Einsatz von Technologien aufzuwenden. Die Investitionsbereitschaft in KI-Tools und Prozessautomatisierung ist höher, insbesondere im Bereich Schulung und Training (62 %).
- In Deutschland investieren 30 % der Befragten 6 bis 10 % ihres Budgets in Technologien, während nur 16 % mehr als 10 % ausgeben. Der Fokus liegt hier stärker auf kosteneffizienten Lösungen und Prozessoptimierung, aber weniger auf innovativen Technologien wie generativer KI.
Hürden bei der Implementierung neuer Technologien
- Die grössten Herausforderungen in der Schweiz sind die Integration der verschiedenen Systeme (64 %) und der Mangel an strukturierten Daten (38 %). Die Befragten in der Schweiz bemängeln zudem häufig das fehlende Verständnis der IT-Abteilung für die Bedürfnisse der Kommunikation.
- In Deutschland werden Widerstände innerhalb der Organisation stärker als Problem wahrgenommen (34 %), ebenso wie fehlende Kompetenzen im Team (57 %). Der Fokus liegt hier stärker auf internen Schulungen, um das digitale Wissen der Mitarbeitenden zu verbessern.
Vorteile des Technologieeinsatzes
- Schweizer Unternehmen sehen primär die zeitliche Effizienz (87 %) und die bessere Analyse von Daten (71 %) als Hauptvorteile des Technologieeinsatzes. Die Befragten betonen auch den zusätzlichen Freiraum für strategische Aufgaben (80 %).
- In Deutschland werden ähnliche Vorteile genannt, allerdings mit etwas anderen Prioritäten: Kosteneffizienz (86 %) wird hier als besonders wichtig angesehen, gefolgt von Zeiteffizienz (81 %). Ein stärkerer Fokus liegt auf der Optimierung interner Prozesse.
Nutzung von KPI und Medienanalyse
- Die Schweizer Befragten nutzen überdurchschnittlich häufig moderne Kennzahlen wie Return on Investment (46 %) und Reputation (50 %). Es zeigt sich eine stärkere Orientierung an datengetriebenen KPIs.
- In Deutschland dominiert die Nutzung klassischer Kennzahlen wie Reichweite (86 %) und Anzahl der Veröffentlichungen (82 %). SEO-Kennzahlen und Share of Voice werden ebenfalls häufig verwendet, jedoch seltener als in der Schweiz.
Insgesamt zeigt sich, dass die Schweiz in vielen Bereichen technikaffiner ist und schneller auf neue Trends reagiert, während Deutschland vorsichtiger agiert und stärker auf Effizienzsteigerungen setzt.
Die Genehmigung zur Nutzung generativer KI am Arbeitsplatz ist in der Schweiz am höchsten (95 %), gefolgt von Österreich (85 %) und Deutschland (84 %). Auffällig ist, dass PR-Agenturen den Einsatz von KI-Tools fast uneingeschränkt erlauben (98 %), während Kommunikationsabteilungen hier etwas konservativer agieren (82 %).
Die hohen Werte haben mich überrascht. Dabei habe ich mich an die Warnung des Forschers Rainer Karger vom DFKI anlässlich der CommTech Summer School 2024 in Ingolstadt erinnert. Er sprach von “overpromising in technology and the resulting overtrust by users”. Also vom Überversprechen der Technologien (und der dahinter stehenden Konzerne) und dem daraus resultierenden Übervertrauen der Nutzer.
Wir befinden uns mitten in einer Transformation. Die KI scheint uns mit ihrer rasanten Entwicklung vor sich herzutreiben. Es muss uns gelingen, die Balance zwischen mutigem Voranschreiten und einem sensiblen und verantwortungsvollen Umgang mit den neuen Möglichkeiten zu finden. Als Anwenderinnen, aber vor allem auch als Unternehmen, für die wir arbeiten.
In diesem Sinne bin ich heute schon gespannt auf die Ergebnisse des CommTech Index in einem Jahr.
tl;dr: wichtigste Erkenntnisse
Durch den Einsatz von Kommunikationstechnologien erwarten die Befragten vor allem eine Einsparung von Zeit (87 %), Freiräume für strategische Aufgaben (80 %) und bessere Datenanalysen (71 %). Kosteneffizienz und höhere Mitarbeiterzufriedenheit werden ebenfalls als wichtige Vorteile genannt.
Grosses Potenzial orten die Befragten in der Datenanalyse (90 %) und wenig überraschend wird KI als wichtige Technologie für die Zukunft gesehen (81 %). Auch die Automatisierung von Prozessen ist aus Sicht der Befragten eine wichtige technologische Entwicklung (73 %).
Im Vergleich zum Vorjahr hat sich der Digital-Index nicht verändert, er verharrt bei 45 von maximal 100 Punkten. Ist das ein schlechtes Ergebnis? Nein. Es zeigt vielmehr, dass mit der generativen KI die Herausforderungen, die digitale Transformation in der Kommunikation zu gestalten, noch einmal drastisch gestiegen sind. Das sollte dazu führen, dass die Einschätzung des eigenen Reifegrads deutlich nüchterner ausfällt als bisher.
Sind die neuen Technologien eher eine Bedrohung oder eine Chance? Es ist schön zu sehen, dass die Befragten die Technologien überwiegend als Chance sehen. Dies gilt insbesondere für KI und Prozessautomatisierung, während Technologien wie Metaverse und Blockchain eher neutral bewertet werden.
Die Digitalisierung und der Einsatz von CommTech werden die Kommunikationsbranche stark verändern. Die Befragten sehen grosse Potenziale in der Effizienzsteigerung, Datenanalyse und Automatisierung. Sie stehen jedoch vor Herausforderungen bei der Umsetzung und der Entwicklung von Fachkompetenzen. Strategische Investitionen und die Förderung digitaler Kompetenzen sind entscheidend, um den Wandel erfolgreich zu gestalten.
Der CommTech Index Report 2024/25 zeigt: Die Schweiz ist Vorreiterin bei der Nutzung von Technologien wie KI und der Digitalisierung der Kommunikationsarbeit, mit einer höheren Investitionsbereitschaft und Experimentierfreude als Deutschland und Österreich. Während Deutschland stärker auf Prozess- und Kosteneffizienz setzt, bleibt Österreich oft zwischen den Ansätzen der beiden Nachbarn.
Q&A zum CommTech Index Report 2024/25
Die wichtigsten Fragen und Antworten zum CommTech Index Report 2024/25:
Welche Länder zeigen im CommTech Index Report die grössten Fortschritte bei der Digitalisierung der Kommunikationsbranche?
Die Schweiz führt mit 49 Punkten und zeigt die höchste Bereitschaft zur Digitalisierung, gefolgt von Deutschland (45 Punkte) und Österreich (44 Punkte). Schweizer Unternehmen arbeiten häufiger mit Pilotprojekten (70 %) und investieren mehr in neue Technologien wie generative KI.
Wie unterscheiden sich Kommunikationsabteilungen und PR-Agenturen im Umgang mit neuen Technologien?
PR-Agenturen sind technologieaffiner und proaktiver. Sie evaluieren häufiger neue Plattformen (73 % vs. 63 %) und nutzen generative KI kreativer, z. B. für die Bildproduktion (28 %). Kommunikationsabteilungen konzentrieren sich stärker auf Prozessautomatisierung und Textproduktion.
Welche Herausforderungen erschweren den Einsatz von CommTech in Unternehmen?
Die grössten Hürden sind die Integration unterschiedlicher Systeme (64 %), fehlende digitale Kompetenzen im Team (57 %) und das Fehlen strukturierter Daten (38 %). Regionale Unterschiede zeigen, dass in Deutschland interne Widerstände (34 %) und Datenschutzbedenken stärker ausgeprägt sind.
Wie wird generative KI in der Kommunikationsbranche eingesetzt und wo liegen die Schwerpunkte?
Generative KI wird vor allem für die Textproduktion (90 %), Themenrecherche (70 %) und Briefingerstellung (45 %) eingesetzt. In der Schweiz wird KI zudem häufiger für strategische Aufgaben wie die Erstellung von Kommunikationskonzepten genutzt (49%).
Welche Vorteile und Investitionsprioritäten sehen die Befragten beim Einsatz neuer Technologien?
Die wichtigsten Vorteile sind Zeitersparnis (87 %), strategische Freiräume (80 %) und bessere Datenanalysen (71 %). Die Investitionen konzentrieren sich auf KI-Tools (75 %), Schulungen (62 %) und Prozessautomatisierung, wobei PR-Agenturen stärker auf kreative und kollaborative Lösungen setzen.