In meinem ersten Beitrag zu Corporate Blogs habe ich ein paar Auftritte vorgestellt, die in der Szene noch nicht so fleissig besprochen werden. Via Kommentare habe ich von Stefan den Tipp bekommen, mir den Blog der Berliner Volksbank anzusehen. Weil ich die Kommunikation in der Finanzbranche und insbesondere der Bankenwelt bisher noch eher als zurückhaltend wahrgenommen habe, habe ich mir dieses Blog gerne genauer angeschaut.
Der Blick in die Bankenwelt
Für ein Institut, das zu einer zahlen- bis buchstabenlastigen Branche gehört, sticht bei der Berliner Volksbank zunächst die intensive Bildsprache ins Auge. Knackige Titel, eine klare Orientierung über Autor, Kategorie und Kommentare, sowie kurze Anrisse machen Appetit auf mehr. Die Bank öffnet den Themenkreis über rein fachliche Inhalte hinaus: Rubriken wie Bank & Leute aber auch Kultur & Sport zeigen den Willen des Finanzinstituts, sich aus der Schalterhalle hinaus in den Alltag seiner Kunden zu begeben. Jeder Beitrag kann vom Leser bewertet, geteilt und kommentiert werden. Und dass dieses Angebot zum Dialog gut genutzt wird, zeigt die teils stattliche Anzahl von Kommentaren, die auch zu einem aktiven Austausch führen … auch wenn dem Glück teils mit Gewinnspielen nachgeholfen wird. Ich erachte dies, wohldosiert eingesetzt, als legitimes Mittel, die schweigende Mehrheit etwas aus dem Busch zu locken.
Dass die Bankenwelt noch sehr zaghaft im Social Web unterwegs ist, zeigt der Beitrag Banken im Social Web von Facebook.biz unter anderem mit einer anschaulichen Grafik. Die Berliner Volksbank belegt hier nicht nur punkto Qualität (Engagement der Nutzer) sondern auch Quantität (Anzahl Fans/Follower) einen Spitzenplatz. Immer wieder genannt wird auch die ähnlich gut geratete Fidor-Bank, die ihren Blog auf Video in einen eigenen YouTube-Channel verlegt hat. Auch Thomas Mavridis ortet in seinem Blog ein Manko, hebt aber als löbliches Beispiel den Auftritt der Deutschen Bank hervor. Im Interview mit Uli Pecher, dem Global Head of Emerging & Social Media wird klar, wie die Deutsche Bank via Social Media den Dialog mit den Stakeholdern intensivieren will. Ein Schlüssel zum Erfolg ist sicher das Storytelling.
Checkliste für den Blogpost
Ein Beitrag soll fehlerfrei, in einer lebendigen und anschaulichen Sprache geschrieben und inhaltlich relevant sein. So weit, so gut. Aber was bedeutet das wirklich? An welche Punkte ist zu denken? Die folgende Checkliste hilft bei der Kontrolle vor der Veröffentlichung und damit sie immer zur Hand ist, steht sie auch am Ende dieses Beitrages als pdf zum Download bereit:
Der Beitrag …
- hat einen aussagekräftigen Titel
- kommt schnell zum Punkt
- arbeitet mit Storytelling und erzeugt Bilder im Kopf
- führt mit Zwischentiteln durch den Text (bei längeren Beiträgen)
- ist mit anderen Blogs/Seiten verlinkt (eigene und externe)
- verzichtet auf Fachjargon und Fremdwörter (falls nötig, dann verlinkt)
- enthält, soweit sinnvoll, Bild(er) und/oder Filmbeiträge
- legt die Quelle von fremden Elementen offen
- enthält am Ende eine Handlungsanweisung an den Leser
- ist mit aussagekräftigen Schlagwörtern (Tags) versehen
- wurde sorgfältig prüfgelesen (Vertipper, korrekte Links)
- hat einen optimierten Permalink (sprechend, Umlaute korrigiert)
- wird zum richtigen Zeitpunkt publiziert.
Alles bestens, alles gut? Nein, denn die „Vermarktung“ des ganzen Blogs und jedes einzelnen neuen Beitrages ist entscheidend für den Erfolg. Denn Sie können nicht erwarten, dass die Menschen in Strömen auf Ihre Seite kommen, bloss weil Sie sich die Mühe gemacht haben, einen neuen Beitrag zu veröffentlichen. So wie Sie den Bratwurststand schon von weitem riechen oder die frisch gebackenen Waffeln der Eisdiele selbst willensstarke Menschen in die gewünschte Richtung lotsen, muss auch ein Blog verlockende Signale aussenden.
Veni, vidi … oder er kam, sah und las
Der erste Schritt zur Verbreitung ist mit dem fünften Punkt aus der Checkliste bereits gemacht: Der Blog ist mit anderen Blogs/Seiten verlinkt. Punkt. Und darum geht es im Social Web. Darum, dass nicht jeder sein eigenes Dasein fristet, sondern dass sich Menschen auch auf der Ebene von Texten vernetzen. Unternehmen können in ihrem Blog für ihre Anspruchsgruppen und Partner eine Bühne bauen und den Scheinwerfer auf sie richten. Indem sie ihre Beiträge verlinken drücken sie Wertschätzung aus, schenken anderen Menschen und Organisationen Aufmerksamkeit, zeigen, dass sie zuhören (niemand würde auf einen Beitrag verlinken, die er nicht gelesen hat) und sie stützen sich breiter ab.
Mit dem Publizieren ist es also noch nicht getan, weitere Möglichkeiten, einen Beitrag publik zu machen sind die Folgenden:
- Twitter: Tweet mit einem knackigen Anriss worum es geht und Link auf den Post.
- Information der genannten Personen und Unternehmen entweder durch eine Erwähnung im Tweet (@), Direct Message (DM), Mail oder Facebook-Nachricht.
- Facebook-Fanseite: Kurzer Anriss und Link zum Blogbeitrag. Dieser kann sowohl aufzeigen, was zum Beitrag bewogen hat, aber auch Fragen stellen und zum mitdiskutieren anregen. Hier ist gut zu wissen, dass Kommentare nicht zwingend im Blog, sondern auch gerne via Facebook und Twitter gemacht werden.
- Sie haben in sich in Ihrem Beitrag hauptsächlich auf eine bestimmte Organisation/Marke/Person bezogen? Dann beziehen Sie sich in Ihrem Beitrag in Facebook, soweit vorhanden, mit Mention (@) auf die entsprechende Seite und werden somit auch dort sichtbar.
- Xing und LinkedIn: Absetzen einer Statusmeldung mit Link. Möglich ist auch ein Hinweis auf den Beitrag in Fachgruppen – soweit er zum Thema der Gruppe passt.
- Anteasern des Beitrags im Newsletter.
- Ablage in Social Bookmarking (Diigo, Delicious, Mr. Wong), damit der Beitrag auch über die dort vergebenen Tags wieder aufgefunden werden kann.
- Enthält der Beitrag Bilder und/oder Videos können diese auf den Mainstream-Plattformen im eigenen Profil deponiert und möglichst breit verschlagwortet (Tags) werden. Für die Bilder empfehle ich Flickr, für Video YouTube. Gleiches gilt für Präsentationen, die in Slideshare hochgeladen und in den Blog eingebettet werden können.
- Falls Sie in hin und wieder in fremden Blogs kommentieren, könnte ein Link auf die eigene Sichtweise des Themas angebracht sein. Vorausetzung hierfür ist, dass die Verlinkung zu Ihrem Blog einen Mehrwert zum bereits Gesagten bietet, sonst wird er als Spam gewertet.
Alle diese Massnahmen dienen dazu, den Beitrag publik zu machen. Wird er von der Community als relevant empfunden, dann wird er auch schneeballartig verbreitet. Damit dies geschieht muss sich der Schreiber, beziehungsweise das Unternehmen, als Absender von wertvollen und nutzwertigen Inhalten profilieren. Nutzwertig bedeutet übrigens nicht zwingend geballtes Fachwissen, sondern auch eine gute Portion Unterhaltung, der Weg dazu ist Storytelling.
Zur Architektur des Blogs gehört die Möglichkeit, Beiträge zu teilen oder via Social Bookmarks abzulegen. Wie viele von diesen Möglichkeiten angeboten werden, ist Ermessensache. Ich habe mich in diesem Blog zu Gunsten eines möglichst leichten Auftritts für eine zurückhaltende Lösung entschieden und übernehme die Distribution selber.
Habe ich zur Verbreitung etwas vergessen? Wer ergänzt die Liste? Auch freue ich mich weiterhin über Beispiele von gut gemachten Corporate Blogs.
Download: Blogpost Checkliste für die Qualitätskontrolle vor der Publikation.
Tolle Übersicht zu Corporate Blogs, herzlichen Dank. Was mir insbesondere bei der Checkliste noch fehlt resp. was ich noch interessant fände, wäre der Punkt “Design/Gestaltung” und was Sie dazu sagen. Soll sich das Corporate Blog optisch wesentlich von der Corporate Website unterscheiden und eher emotional getrieben auftreten oder gibt es hierzu keine Tipps/Richtlinien, die empfohlen werden können?
Danke & herzliche Grüsse
Guter Punkt, viele Dank. Ich denke, dass das auf die Zielsetzung ankommt. Wenn eine bestimmte, und unter Umständen neue Zielgruppe angesprochen werden soll, dann kann der Blog durchaus dazu passend daher kommen. Ich würde allerdings darauf achten, dass Grundelemente des CD’s (Logo, Firmenfarbe, Firmenbezeichnung) dennoch klar sichtbar werden. Zudem gilt es sicherzustellen, dass die gegenseitige Erreichbarkeit von Website und Blog gesichert sind. Gelungen finde ich die Lösung von http://www.yellostrom.de/ (Website) mit einem klar frischen und unverkrampften Blogauftritt http://bloghaus.yellostrom.de/
Besten Dank, das trifft auch ziemlich meinen Eindruck. CD-Grundelemente müssen zwingend übernommen werden, jedoch dürfen sie in einem Blog grundsätzlich etwas freier interpretiert werden. Die Zielsetzung ist schon die, die selben Ansprechgruppen auf eine frischere, emotionalere Weise und mit einem anderen thematischen Zugang anzusprechen. Spannend auf jedenfall. Danke für das gute Beispiel.